Echte Wölfe und blöde Fragen
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mittendrin -
27. Juli 2013 um 09:58 -
Geschlossen
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Sorry für den Doppelpost, ich bekomme das mit dem Zitieren noch nicht so hin.
Ich hätte gern Nocte und ihre/seine Textpassagen zur Wertschätzung von Tieren in der Nahrungsgewinnung zitiert, da ich dem voll zustimmen möchte, ähnliches steht ja auch in meinem langen Post oben.Ansonsten lese ich hier interessiert die Informationen der wirklich kompetenten Leute, danke dafür! (Wenn ich jetzt schreibe, einfach nur Angstmachen gilt nicht, fühlen sich bestimmt wieder welche angesprochen.
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Hi,
Interessiert dich dieses Thema ? Dann schau doch mal hier *.
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Es ist ein bekanntes Problem, daß die Ökosystemdienstleistungen der Kulturlandschaft nicht oder nur marginal honoriert werden.
Deswegen kann es keine von der allgemeinen Wertschätzung für den Kultur/Natur-Landschaftserhalt losgelöste Betrachtung des Wolfsproblemes geben. Es ist aber symptomatisch für die Problemlösungskompetenz, daß alles auf höhere Zäune, nachts einstallen oder HSH reduziert wird. Sowas wie betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen und Zwänge, die jeder kleiner Industrieklitsche zugebilligt werden, spielen bei den Wünschen an die Landwirtschaft plötzlich keine Rolle.
Chris geht bezüglich des Aufwandes, ihre Rinder zu schützen, in eine enorme Vorleistung, die von allen Landwirten zu fordern einfach unrealistisch ist.
Es wäre tragisch, wenn die Verbesserung der Lebensbedingungen einer Tierart mit der dramatischen Verschlechterung für andere (Nutz)-Tierarten erkauft werden sollte.
Von den Verschlechterungen der Habitate anderer wilder Pflanzen und Tiere ganz zu schweigen....
Ja, da frage ich mich manchmal, ob der Preis nicht zu hoch ist, ob wir den Wolf nicht mythisch überhöhen, als ob er uns Absolution von langanhaltender Entfremdung von unseren natürlichen Lebensgrundlagen erteilen soll.
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Ja, da frage ich mich manchmal, ob der Preis nicht zu hoch ist, ob wir den Wolf nicht mythisch überhöhen, als ob er uns Absolution von langanhaltender Entfremdung von unseren natürlichen Lebensgrundlagen erteilen soll.
Das hat was, meiner Meinung nach. Der aktuelle Trend geht ungebrochen weiter in Richtung Naturentfremdung - dazu passen romantische Wildnisverklärungen und boomender Veganismus samt zugehöriger Geringschätzung des Lebens von Nutz- und Haustieren. Interessant auch, dass der viel heimlichere Luchs niemals so überhöht wurde - der bietet wol zuwenig Projektionsfläche.
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Es geht mir wirklich eher um die "wirtschaftsoptimiert Denkenden" Vertreter ihrer Zunft, die dies sehr rücksichtslos oder auch gedankenlos umsetzen.
Ich kenne eigentlich keinen Arbeitnehmer oder Betrieb, der es sich leisten könnte, NICHT wirtschaftsoptimiert zu denken. Diese Gedanken- und Rücksichtslosigkeit zieht sich doch durch alle Branchen durch und wird von den meisten Privat-Menschen auch genauso gelebt. Das ist nun nichts, was die Landwirtschaft als Alleinstellungsmerkmal hat. Ich finds bei allen doof - aber, um beim Thema Natur und Land zu bleiben, frage ich mich z. B., warum nicht die, die nicht von ihrem Land leben müssen, einfach mal mit gutem Beispiel vorangehen. Und statt raspelkurz gemähter, gedüngter und gespritzter Golfrasen-Fläche im Garten mit exotischen Pflanzen, die unseren Insekten oft gar nichts nützen, naturnahe Randstreifen als Mini-Biotope im Garten anlegen. Nicht alles Herbstlaub in den Grüncontainer schütten, sondern auch mal was liegen lassen. Die Totholzstapel im Garten tolerieren und einheimische Blütenmischungen bevorzugen und nicht die in kommerziellen Gewächshäusern unter Energie-Aufwand hochgezogenen schicken Blümchen. Liest man hier im Forum im Garten-Thread, kann man da schon Ansätze erkennen: Die Schnecken fressen den Salat, die Blattläuse gehen an die Rosen, was mach ich gegen Löwenzahn im Rasen und die Blätter von Nachbars Baum landen im meinem Garten. Die typische Frage ist da: Was kann ich dagegen tun? Und zwar schnell und effektiv. Da fängt es im Kleinen schon an. Da liegt die Verantwortung für Natur und Co bei jedem, aber jeder findet für sich sein Argument, warum ausgerechnet er natürlich nicht die Schnecken von Hand absammeln kann oder auf andere Schneckenabhalte-Maßnahmen umsteigt, die ohne Gift auskommen. Auch die Freizeit-Bürger trampeln manches Mal so sehr durch die Natur und richten dabei so viel Schaden an, dass ich mir manches Mal wünschen würde, ein Sachkunde-Nachweis für Natur-Aufenthalte wäre Pflicht in diesem Land. Auch da ist Gedanken- und Rücksichtslosigkeit im Spiel und zwar zu Hauf.
Was ich damit sagen will, ist: Es ist leicht, einen riesengroßen Teil der Bevölkerung dieses Landes von der Verantwortung von der Natur freizusprechen und diese Verantwortung allein den Landwirten, offiziellen Stellen und Naturschutzverbänden aufzudrücken. Richtig ist das aber nicht. Diese Verantwortung tragen wir alle.
Es ist ein bekanntes Problem, daß die Ökosystemdienstleistungen der Kulturlandschaft nicht oder nur marginal honoriert werden.
Die Vertrags-Naturschutzmaßnahmen, bei denen Landwirte Entschädigungszahlungen für Ertragseinbussen und erhöhten Arbeitsaufwand bekommen, sind mit ihrer Antragsflut und den sehr unflexiblen Bestimmungen teilweise so kompliziert, dass sich die Antrags-Verordnungs-fristgerechte Meldungs-Dokumentations-geplagten Landwirte nur sehr ungern freiwillig noch mehr Papierkram aufladen, der ebenfalls wieder Arbeitskraft und - zeit bindet.
Wer das nicht glauben mag, kann sich hier beim KULAP mal die Sache mit den Entschädigungen für Hecken-Gehölze anschauen:
Förderung von Agrarumweltmaßnahmen in Bayern - StMELFWenn ich hier mit meinem alten Ford 2000 im Kriechgang um unsere Büsche und Bäume rummähe, schaffe ich in der Zeit, in der der Landwirt nebenan seine Futterfläche von 6 ha mäht und für den Ladewagen gleich schwadet, grad mal einen halben Hektar. Nicht nur wegen der alten Gerätschaften, sondern auch wegen der Kurbelei, um um Bäume und Büsche drumrumzumähen.
Es gibt in einigen Bundesländer ja schon Bestrebungen, das Ganze etwas einfacher zu gestalten, mit der s. g. ergebnisorientierten Honorierung im Grünland. Da wird nicht im Vorfeld mit Merkblättern um sich geworfen und kleinschrittigst vorgeschrieben, wann wie welche Maßnahme stattzufinden hat, sondern da erfolgt die Honorierung von Naturschutzmaßnahmen in Form von artemreichen Grünland anhand des Ergebnisses. Mittels Zeiger-Pflanzen und Kennzahlen, wieviele davon auf der Fläche wachsen müssen, wird dann die Honorierung berechnet. Wie der Landwirt das erreicht, bleibt ihm überlassen.
Wir bräuchten also eine andere Stoßrichtung der Agrarpolitik. Echte Landschaftspflege, der Erhalt und die Förderung von artenreichen Kulturlandschaftslebensräumen ist ungeheuer wertvoll und wir alle, unsere Gesellschaft, somit der Staat sollte dies entsprechend wertschätzen und zwar ganz konkret durch eine gute Bezahlung derjenigen, die dies mit ihrer Arbeit umsetzen
Ja, das wäre ein guter Ansatz. Das dauert nur leider alles immer ewig, bis aus ersten guten Ansätzen dann auch wirklich machbare Sachen entstehen.
Ich finde schon, dass diese komplexe Thematik sehr eng mit dem Wolf zusammenhängt. Und vieles an der Wolfsbefürworterei stört mich genau deshalb so sehr, weil man den Wolf in Sachen Biociversität einfach nicht isoliert betrachten darf.
Extensive Weidewirtschaft schafft Oasen für Tier- und Pflanzenarten, die sonst nirgends mehr einen Platz finden. Sprich, die Natur wird durch diese Art der Weidewirtschaft erhalten und gefördert. Kommt der Wolf in diese durch unsere Tiere erhaltene Natur zurück und wir können unsere Tiere nicht mehr wirklich vor ihm schützen und müssen die Weidewirtschaft aufgeben, gibt es an den meisten Standorten kaum eine Alternative der Bewirtschaftung, die Flächen würden rasch verbuschen und wertvoller Lebensraum für auch andere geschützte Arten als immer nur Wolf, Wolf, Wolf ginge verloren.
Ich habe hier vor kurzem das erste Braunkehlchen gesehen und mich darüber gefreut wie Bolle. Hier brüten Feldlerchen, leben zahlreiche Amphibien und Ringelnattern, wachsen Arnika, Bärwurz, Blutwurz und zahlreiche "unspektakuläre" Pflanzenarten. Geht man hier spazieren, sind die einzigen Randstreifen, in denen jetzt noch die Heuschrecken und Co zirpen, unsere Altgrasstreifen. Von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird aber in erster Linie, dass die Skifahrer nicht mehr direkt den Abhang runterfahren können. Soviel zur Wertschätzung.Hier bei uns sähe das - dramaturgisch wertvoll jetzt mal absichtlich polemisch - so aus, wenn ich meine Tierhaltung aufgrund eines in Zukunft vielleicht nicht mehr machbaren Herdenschutzes aufgeben müsste:
Tschüß Arnika, Willkommen Wolf. Schad wärs.LG, Chris
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Ich möchte wirklich zu gern, mal einen der Wolfsfanatiker sehen, wenn er einen Weidebetrieb hätte und es seine! Schafe sind, die gerissen werden, wenn es seine! Weiden sind, die er aufgeben muss, wenn es seine! Verluste sind, die seine wirtschaftliche Existenz ins Wackeln bringen.
Aber das ist bei einigen so.. Ich würde gern diejenigen sehen, die sich dann noch drüber freuen, wenn sie x Heuballen wegwerfen können, weil Hunde ihren Spaß auf der Folie für schöne Fotos hatten...
Oder die haufenweise Futtergras liegen lassen können, weil Plastik, Hundescheiße oder sonstiger Müll drin ist.Solange es einen selbst nicht betrifft oder die eigene Existenz nicht davon gefährdet ist, ist es leicht zu sagen "na dann schränk du dich halt ein".
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Ganz ohne Wolf, aber ein interessantes Video über ein Weideprojekt zum Erhalt der Heidelandschaft im LK CUX mit Heckrindern, Konik-Pferden und Wisenten.
NaturNah: Wildes Leben hinterm Deich | NDR.deLG, Chris
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Keine Wölfe
Gestern in den nachrichten: mehrere Pferde brachen aus einer koppewl aus und verursachten unfälle wobei mindestens ein Mensch starb die Pferde überlebten das auch nicht. Grund waren Wildschweine die die Panik verursachten.
Ich fürchte das wird teuer für den hofbesitzer (oder für die Jägerei)?
SO was in der Art passiert oft, nur wird das nicht durch die Medien ausgeschlachtet. Die Ursachen für die Panik sind vielfältig, nicht nur Hunde, alles was erschreckt -
Solche Unfälle sind schrecklich. So schon, wenn Tiere verletzt oder getötet werden, aber wenn dabei auch noch Menschen sterben, ist es einfach nur furchtbar.
Die Gefahr von Weideausbrüchen ist im Spätsommer klassischerweise erhöht - zum einen steht wachstumsbedingt nicht mehr soviel Futter auf den Flächen. Deshalb gehört in ein sorgfältig geführtes Weidetagebuch neben der täglich gemessenen Zaun-Leistung auch eine kurze Angabe über den Zustand der Futterfläche, bzw. ob bereits zugefüttert wird.
Und zum anderen ist der größte Teil der Ernte eingefahren - übrig bleibt i. d. R. der Mais und in den Maisfeldern "sammelt" sich dann so einiges an Wild. Beginnt die Maisernte oft kombiniert mit jagdlichen Aktivitäten, in einigen Regionen ist es ja schon so weit, kommen dann die Wildtiere so richtig in Bewegung. Auf den Feldern ist kaum noch Deckung zu finden, ist ja alles abgeerntet, die Greening-Zwischenfrüchte sind noch klein und die Wildtiere wissen nicht mehr wohin, da Hecken, stehen gelassene Randstreifen und Baumgruppen meist fehlen. Dazu der Straßenverkehr, der sehr viel Raum einnimmt und durch die hohen zulässigen Geschwindigkeiten kaum Reaktionszeiten läßt. Im Straßenverkehr wird nahezu automatisch davon ausgegangen, dass die Strasse immer frei zu sein hat.Um bei solchen Weideausbrüchen, die sich auch bei guten Zäunen und ausreichend Futter und Wasser je nach äußeren Umständen niemals ganz vermeiden lassen, wenigstens die finanzielle Seite in Sachen Haftung tragen zu können, gibt es die Tierhalter-Haftpflicht. Ein gut geführtes Weidetagebuch, wie es z. B. in der AID-Broschüre "Sichere Weidezäune" Sichere Weidezäune | Tierische Erzeugung | Landwirtschaft | aid-Medienshop als Kopiervorlage gibt, hilft da als Nachweis, dass man als Tierhalter seiner Sorgfaltspflicht nachgekommen ist. Die AID-Broschüre wird auch als Rechtsgrundlage für die Einschätzung der Zaun-Sicherheit genutzt und ist für jeden Tierhalter empfehlenswert.
LG, Chris
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gibt es die Tierhalter-Haftpflicht
bin da erleichtert, kann ja immer passieren!
Wie sieht denn mit Kündigungen nach Schaden aus, bei der Hundehaftpflicht kann nach einem Schaden von beiden Seiten gekündigt werden, die Versicherer tun das auch - obwohl das in einigen ÖLändern ne Pflichtversicherung ist.
WIe ist die zahlungsmoral der Versicherungen? -
Das weiss ich nicht - das sind ja verschiedene Versicherungen, die da zum Tragen kommen. Für nicht-gewerbliche Tierhalter ist die Tierhalter-Haftplicht zuständig, für gewerbliche gibts Betriebshaftpflichtversicherungen, in denen die Tierbestände mitversichert sind.
LG, Chris
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