Echte Wölfe und blöde Fragen

  • @Sus.scrofa - hier ist noch mal das "offizielle" Video, wie man sich bei Begegnungen mit HSH in freier Weide am besten verhalten sollte:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.

    Da kann man am besten sehen, wie sehr das eigene Tun vom Verhalten der Hunde abhängen sollte.

    Man darf z. B. nicht vergessen, dass auch bei HSH die Reizschwelle nach einer harten Nacht mit Beutegreifern deutlich niedriger liegen kann, deshalb ist als pauschaler Rat ein sehr vorsichtiges und umsichtiges Verhalten gegenüber den HSH die bessere Variante.

    LG, Chris

  • @Chris2406: Danke! Wollte das halt man von jemandem hören, der das Verhalten besser abschätzen kann. Ich habe nämlich überlegt, aber da ich mich in Sachen Hunderasse ja deutlich verkleinert habe, war es mir dann am Ende zu heiß, es drauf ankommen zu lassen. Bei den Größenverhältnissen wäre das Versuchsergebnis für meine Hündin evtl. permanent gewesen. Dann werd ich's wohl beim nächsten Mal wieder so händeln.

    @nepolino: Ich hab's halt schon anders erlebt, damals aber mit eigenem großen Hund. Ich hab Respekt mit Tendenz zum Schiss vor den Viechern. Und meine Fußhupe kläfft in komischen Situationen gern mal. Da weiß man ja auch nicht, wie die drauf reagieren.

  • Ach du schande, bei der Situation in dem Video mit dem Hund, krieg ich ja schon die Krise. Hätt ich Frieda da abgeleint, wär die mit Karacho in Panik abgerauscht. :flucht:

    Aber immerhin, warnen die viel und machen nicht wirklich was. Bei meiner ersten Begegnung war sofort "Beschädigungsabsicht" angesagt. Das war aber ein HSH mit überfordertem Halter und nicht in einer Herde, also auch unfair das zu vergleichen.

  • Dann werd ich's wohl beim nächsten Mal wieder so händeln.

    Ich würds bei mir fremden HSH auch so machen, wenn ich mit Hund unterwegs wäre. Denn im schlimmsten Fall gibts Verletzte oder noch schlimmer und der Schäfer hat mächtig Probleme, weil er den Hund ggf. dort wegnehmen muss und dann womöglich einer der erfahreneren Hunde im Herdenschutz fehlt. Sowas muss man ja nicht herausfordern.

    Wir normalen HH wissen doch nur zu gut, von wie vielen Faktoren eine gute Hundebegegnung abhängen kann.

    Ich kann Dir für meine eigenen Beiden sagen, dass die den Unterschied zwischen einem angeleinten, einem ruhig neben dem Halter mitlaufenden und hier und dorthin sausendem Hund im Freilauf schon sehr gut erkennen und auch in deutlichen Abstufungen darauf reagieren. Nur hier ist halt auf jeden Fall noch der Zaun dazwischen. Auf Menschen sind meine Hunde sehr gut und ausführlich und bis auf Schneeschuhwanderer (es wollte sich merkwürdigerweise keiner in Wintermontur schmeissen bisher :lol: ) auch auf alle möglichen Freizeitaktivitäten sozialisiert, so dass so etwas für sie schon absolut normal ist.

    LG, Chris

  • Ich glaube, bei uns wäre schon ein Problem, dass sich die Herdis nicht ohne Probleme mit einem Teil der Hütis vergesellschaften ließen. Für zwei davon, wäre nämlich klar, dass das IHRE Schafe sind und die fänden die Herdis garantiert nicht "duldenswert". Während Eskalation evtl. noch mit Management verhindert werden kann, stelle ich mir einen Umtrieb da weniger entspannt vor.

  • Nocte, hast ja recht. aber ob ich als wanderer durch eine Kuhherde laufen würde? ich glaube nicht! sind sa schon Leute durch kühe zu Schaden gekommen, die Kühe so alleine werden auch vorsichtiger. Ich hoffe deine Kühe haben Hörner (wegen der Wölfe)

  • Nocte, hast ja recht. aber ob ich als wanderer durch eine Kuhherde laufen würde? ich glaube nicht! sind sa schon Leute durch kühe zu Schaden gekommen, die Kühe so alleine werden auch vorsichtiger. Ich hoffe deine Kühe haben Hörner (wegen der Wölfe)

    Wer durch die Kuhherde marschiert, ist vermutlich lebensmüde. Das Streichel-und Fütterproblem haben meine Schafe - die sind klein und süß und schreien auf Grund dieser Tatsache scheinbar, dass sie als Kuscheltier auf die Weide gestellt wurden. Die sind halt kaum so groß, wie ein mittelgroßer Hund.

  • Was willste machen wenn ein Wanderweg duch das Weidegebiet läuft wo gerade ein Kuhherde auch ist? geht oft nicht anders! manchmal sind die Kühe auch so was von neugierig, die kommen plötzlich nur um zu kucken. In den Alpen gehen oft normale Straßen duch Weidegebiete, kein Zaun rechts und links

  • Besser spät als nie, aber ich kann nicht gut kurz ... :ops:

    Ich gebe zu, das war kurz und einseitig, political inkorrekt.

    Ich wollte dich (Chris) eigentlich nur loben für deinen vorbildlichen Einsatz und deine sehr vernünftige Einstellung. Und - ganz klar - es fühlen sich definitiv die Falschen angesprochen, nämlich diejenigen, die meine zugegeben polemische Kritik überhaupt nicht betrifft. Liegt wohl auch daran, dass dies der Wolfs-Thread ist und meine Kritikpunkte aber mit dem Wolf gar nichts (oder fast nichts, da diese von mir bemängelte Einstellung natürlich auch in Sachen Wolf Probleme macht) zu tun haben, insofern also OT sind. Es geht mir wirklich eher um die "wirtschaftsoptimiert Denkenden" Vertreter ihrer Zunft, die dies sehr rücksichtslos oder auch gedankenlos umsetzen.

    Ich kann kurz erklären, woher mein durchaus konkreter Groll kommt: Ich lebe auf dem Land, umgeben von Landwirtschaft und Landwirten. Es hat also nichts mit "romantischer Städtersicht" zu tun - die geht einem abhanden, wenn man tagtäglich sieht, wie sich die Landschaft rasant verändert und wie die spärliche Restartenvielfalt immer weiter verarmt. Haben wir Naturschützer früher schon eine überdüngte Löwenzahnwiese belächelt, so können wir heute froh sein, überhaupt noch einzelne Löwenzahnexemplare am Feldrand zu haben, das was früher Wiesen waren ist heute Maisacker oder fünfschürige Weidelgrasacker.

    Was die Fauna betrifft, so setzen meine Berührungspunkte, die für jahrelang angesammelten Ärger sorgen, schon weit unter Tieren wie dem Wolf an. Es geht um Kleintiere wie Reptilien und Amphibien, für die ich im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeiten Maßnahmen wie Strukturanreicherungen plane und umsetze. Wenn ich von Landwirten auf benachbarten Flächen unserer Ausgleichsflächen Klagen höre über Kröten, Eidechsen oder Schlangen, die über ihre Wiese laufen könnten - ja sorry, da komme ich dann eben auf solche Einstellungen, die ich in meinem Eingangspost hier kurz und knackig formuliert habe, gepaart mit dem Wunsch, dass es mehr Landwirte geben möge, denen klar ist, dass ihre Produktionsflächen auch Landschaft und Lebensraum sind.

    Artenvielfalt kann nicht nur in Naturschutzgebieten erhalten werden, da dies viel zu wenig und nochdazu verinselte Fläche ist. Daher müssen die Arten auch in der bewirtschafteten Kulturlandschaft erhalten werden. (Bei Interesse zu den Größenordnungen: BfN: Gebietsschutz / Großschutzgebiete / Schutzgebiete)

    Ich erlebe hier leider immer wieder im Gespräch mit einigen (!) Landwirten, dass sie nichts auf ihren Flächen (Feldflur und Wald) dulden wollen, keine Kleintiere (s. o.), keine Rehe, keine Hasen (es trifft also nicht nur Wolf und Luchs, sondern auch die Allerweltsarten), keinen Baum und keinen Strauch (Hecken schon mal gar nicht). Diese Selbstverständlichkeit, mit der alles "Störende" beseitigt wird, macht mich zornig, ja. Es schmerzt mich jeden Tag zu sehen, wie die Landschaft, in der ich lebe und die ich liebe, immer weiter industrialisiert wird, wie die Verarmung besonders innerhalb der letzten 10 Jahre rasant voranschreitet. So viele Pflanzen und Tiere, die noch vor zehn Jahren häufig waren, sehe ich nicht mehr oder nur noch extrem selten.

    Ich weiß, dass die Landwirte unter Druck stehen, aber ich weiß auch, dass die Zerstörung der letzten schmalen Säume, der Bach- und Waldränder, die Rodung jedes noch so kleinen Baumes oder Strauches am Feldrand nicht nötig wäre. Es ist ja OK, einen Feldschlag intensiv zu nutzen, wenn man daneben wenigstens einen Saum lassen würde und Verbundstrukturen zwischen den Feldern erhalten würde. Aber nein, es wird noch bis in den Bach hineingeackert (oder über den Wegsaum bis in das Bankett des angrenzenden Sträßchens). Mir kann niemand erzählen, dass der Landwirt pleite gehen würde, wenn er den kleinen Baum am Feldrand/Straßenrand stehen lassen würde oder wenn er darauf verzichten würde, den letzten kleinen Rain umzuackern. In meinen Augen ist dies einfach Rücksichtslosigkeit und Unachtsamkeit, und es lässt sich mit den heutigen technischen Möglichkeiten auch leicht umsetzen, also wird es gemacht. Davon abgesehen kann es ja auch nicht die Lösung sein, wenn alle um immer höhere Produktion wetteifern - siehe Milchpreis (was passiert, wenn alle ihren Milchviehbestand aufstocken? Genau). Dieses Verhalten nützt einzelnen nur kurzfristig (wenn überhaupt), schadet aber dann allen, mit vielen Kollateralschäden.

    Es geht mir nicht einmal darum, dass alles Bio sein müsste. Es geht mir darum, dass die Landwirtschaft verantwortungsvoll und nachhaltig mit ihren Flächen umzugehen hat in dem Bewusstsein, dass die Landschaft nicht nur für ihre Produktion existiert, sondern Lebensgrundlage für Tiere, Pflanzen und andere Menschen ist und dauerhaft bleiben soll. Natürlich gibt es Landwirte, die das gut machen (auch konventionell, denn dies ist eine Frage der Einstellung), aber ich erlebe leider auch diejenigen, die es nicht gut machen und/oder dumm daherreden ("jammern") und eine tierfreie Landschaft favorisieren, wo noch der letzte Hase und die wenigen Rehe zuviel sind. Und diese machen mich wütend, daher meine Aussage zu Beginn.

    Ich wäre sehr dafür, dass wirkliche landschaftspflegerische Maßnahmen und fachlich gute Beweidung staatlich üppigst subventioniert werden sollten, viel mehr als jetzt, unabhängig vom Wolf. Die Wahrnehmung der Verantwortung für die Landschaft wäre neben der Versorgung eine wichtige Aufgabe der Landwirtschaft und sollte mit allen Mitteln gefördert werden. In diesem Sinne fände ich es auch richtig, dass Weidetierhalter - egal ob Vollerwerb, Nebenerwerb oder "Hobby" (wenn es um Landschaftspflege geht) - mindestens finanziell bestens unterstützt werden sollten. Wir bräuchten also eine andere Stoßrichtung der Agrarpolitik. Echte Landschaftspflege, der Erhalt und die Förderung von artenreichen Kulturlandschaftslebensräumen ist ungeheuer wertvoll und wir alle, unsere Gesellschaft, somit der Staat sollte dies entsprechend wertschätzen und zwar ganz konkret durch eine gute Bezahlung derjenigen, die dies mit ihrer Arbeit umsetzen (da können sich jetzt die guten Tierhalter in diesem Thread angesprochen fühlen).

    Dies hat alles tatsächlich nichts mit dem Wolf zu tun, es ist ein viel allgemeineres Problem. Gerade in meiner Gegend wären Wolfsvorkommen sogar vergleichsweise unproblematisch, weil bis auf ganz wenige Ausnahmen (traditionell) keine Weidehaltung betrieben wird. Dennoch wird es, wie ich die Lage einschätze, gerade hier lange oder gar nicht zu fest etablierten Vorkommen kommen. Das "Berumdadreieck" ist bekannt? Es wäre schön, wenn ich mich irren würde. Ich weiß, dass ich mit Wölfen auf meine Hunde aufpassen müsste, aber das muss ich jetzt schon genauso (Jäger, Autos). Ich bin eben auch nicht allein auf dieser Welt und muss sie deshalb teilen mit Zeitgenossen, die mir nicht so passen - ist nun mal so.

    So, das war's jetzt von mir zu diesem Thema. Wenn es euch zu OT ist, könnt ihr es löschen oder in einen Thread "Wo sind all die Blumen (Schmetterlinge, Heuschrecken, Feldvögel etc.) hin ..." verschieben. Dann mag man weiterhin glauben, dass hier ein naturromantischer Städter und Wolfskuschler von Wölfen fantasiert.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!