Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Mich würde interessieren, wie die Skandinavier das machen - die leben in derselben EU, limitieren ihren Wolfsbestand sehr nachdrücklich und haben keine Probleme? Es scheint also doch vor allem am Willen der nationalen Regierungen zu liegen - die EU ist mehr ein Schutzschild, wenn man da eben nichts unternehmen will?

    Das ist keine EU-Frage, alle diese Länder haben die Berner Konvention unterzeichnet - und agieren in deren vorgegebenem Rahmen. Es ist der Entscheid der Deutschen Regierung, den Wolfsschutz so absolut und auf Kosten anderer Tierarten und der betroffenen Bevölkerung zu betreiben - es wäre auch anders möglich. Also nix verstecken hinter internationalem Abkommen - andere Länder regulieren den Wolf völlig im Rahmen des Erlaubten. Ausrotten tut ihn niemand.

  • naijra

    Na ja, wenn man sich durchliest, was Chris zu Finnland verlinkt hat, dann stimmt das, was Du schreibst, so nicht :ka:

    und ich verstehe die deutschen Regelungen so, dass man versucht, die Vorgaben der EU einzuhalten. Da der Erhaltungszustand des Wolfes bei uns in DE aber derzeit absolut nicht gefährdet ist, müsste es meiner Meinung nach möglich sein, die strengen Regeln etwas aufzuweichen ( wobei ich schon das Gefühl habe, dass der Schutz des Wolfs wirklich über allem steht und die Vernichtung von Existenzgrundlagen von Menschen, die von und mit Nutztieren leben, da untergeordnet werden.....)

  • Soweit ich das alles bisher vestanden habe, reguliert sich der Bestand an Wölfen selbst, wenn sie flächendeckend Territorien haben.

    Vielleicht bin ich zu naiv, aber ich habe noch nie von wölfischen Doppelterritorien gelesen.

    Ich meine, dass man die Tierart "Wolf" nicht wie zum Beispiel Wild regulieren kann. Beziehungsweise, denke ich, dass die "Regulation" also die Entnahme von Tieren eher dazu führen wird, lose wilde Wolfs"gruppen" zu etablieren.

    Die Aufzeichnungen von Bloch und Radinger zeigen auf, dass wenn Wölfe erschossen(entnommen) werden, es oftmals die erfahrenen und wichtigen Tiere im Sozialgefüge sind.

    Die andere Seite hat McChris ja grad auf den letzten Seiten gut geschildert und mit Links untermauert.

    Wir haben seit 2000 Wölfe!

    Viele Tierhalter haben zugeschaut und abgewartet. Und es schauen immer noch viele zu.

    Der Satz hier von "weiss grad nicht": "Stell dein Pferd in eine Koppel mit hohem Zaun, und wenn umliegend schlecht gesichertes Vieh steht, ist das Tier dann sicher.", zeigt doch auf, wie es steht.

    Ja, wenn man Schafe im Knotenzaun nachts im Wolfsterritorium unbeaufsichtigt stehen hat, können die morgends alles tod sein.

    So traurig das ist, es werden Menschen die Tierhaltung aufgeben müssen, weil sie die Tiere nicht mehr schützen können. Und das ist nicht in jedem Fall gerecht und toll, sondern schmerzhaft und traurig.

    Die politisch verantwortlichen lassen die Menschen leider gefühlt im "Regen stehen".

    Ich lebe hier inmitten von im Jahr 2018! bestätigten 6 Wolfrudeln das "älteste" bestätigte Rudel ist seit 2011 ansässig und Luftlinie 10 Km.

    Hier gibt es oft "Durchzieher", mehr Infos finde ich nicht, nur private Handy Bilder von Welpen aus dem Nachbarort (von Tierarzt) und Jägerberichte, Berichte aus meinem Wohnort, wo der Wolf im Garten war und mit ziemlicher Sicherheit die Aussagen meiner Hunde, dass manchmal die Wölfe abends ZU dicht am Garten hinten sind. You tube Videos vom Wolf im Nachbarort und eine eigene Sichtung, grosser Hund, der aussah wie ein Husky, nur gösser und an der Strasse langtrabte....und neulich nachts ein schemenhaftes Bild ....

    Letztes Jahr wurden hier 3 Wölfe getötet/erschossen.

    Mein Leben ist eingeschränkter. Hatte ich früher in der Dämmerung beim Gassiegehen allemal Schiss vor Wildschweinen oder Vergewaltigern, gehe ich nun wegen Gevatter Wolf gar nicht mehr Gassie in der Dämmerung.

    Da der Erhaltungszustand des Wolfes bei uns in DE aber derzeit absolut nicht gefährdet ist, müsste es meiner Meinung nach möglich sein, die strengen Regeln etwas aufzuweichen ( wobei ich schon das Gefühl habe, dass der Schutz des Wolfs wirklich über allem steht und die Vernichtung von Existenzgrundlagen von Menschen, die von und mit Nutztieren leben, da untergeordnet werden.....)

    Ich verstehe das anders. Deutschland ist noch nicht flächendeckend besiedelt und so lange das nicht ist, wird die Wolfspopulation Verluste regulieren.

    Man kann ja gut die Ausbreitung sehen in den Karten

    https://www.nabu.de/tiere-und-pfla…land/index.html

    Ich finde da ist noch ganz viel Luft nach oben.

    Erstaunlich finde ich, den Weg vom Osten zum Norden hin. Das hätte ich vor 20 Jahren nicht gedacht. Ich dachte die ziehen nach unten, von Sachsen aus. Aber nein, da laufen die alle nach Hamburg....:ka:

    Warum laufen die nicht nach Bayern?

  • Noch nicht flächendeckend besiedelt ?

    Seit wann eignen sich denn alle Flächen in DE für eine Wolfsbesiedlung und wo steht, dass erst eine komplette flächendeckende Besiedlung ausreicht, um vorm Aussterben geschützt zu sein ?

    Irgendwie verstehe ich nicht, was Du damit wirklich sagen willst :ka:

    Soll sich der Wolf tatsächlich auch z. B. bei uns im Rhein-Main-Gebiet ansiedeln ? Überall Straßen, Autobahnen, Gleise, Gehöfte, Dörfer und Städte und somit so gut wie kein Rückzugsgebiet ?

  • Wie soll sich denn da irgendwas regulieren, wenn das Futterangebot z.B. über Weidetiere und Abfälle gleichbleibend üppig ist?

    Dass Wölfe solche Riesenterritorien brauchen, ist doch inzwischen auch als Expertenlegende überholt - war das nicht Sachsen-Anhalt, wo sich plötzlich mehrere Rudel ganz problemlos den Raum teilen, der angeblich nur für ein einziges ausreicht?

    Und wie soll das legendäre "Regulieren" denn gehen, sprich: Wo sollen die 30 % Nachwuchs pro Jahr denn eigentlich hin?

  • Zitat

    Ich meine, dass man die Tierart "Wolf" nicht wie zum Beispiel Wild regulieren kann. Beziehungsweise, denke ich, dass die "Regulation" also die Entnahme von Tieren eher dazu führen wird, lose wilde Wolfs"gruppen" zu etablieren.

    Die Aufzeichnungen von Bloch und Radinger zeigen auf, dass wenn Wölfe erschossen(entnommen) werden, es oftmals die erfahrenen und wichtigen Tiere im Sozialgefüge sind.

    Die Tierart Wolf IST Wild, nicht mehr und nicht weniger, ließe sich also genauso regulieren wie alles andere Wild auch. Siehe den Rest der Welt, von Skandinavien über Rußland bis Kanada/USA, wo genau das passiert, ohne dass die Verbleibenden Amok laufen.

    In einem gebe ich dir allerdings recht, nämlich, dass Einzelabschüsse nichts mehr nützen. Profi-Weidetierreißer das Rodewalder Rudel gehören komplett geschossen, schon, um das Revier für unauffälligere Rudel freizumachen (von denen es ja bisher noch eine Menge gibt)

    So irrsinnig, wie wir es jetzt handhaben, haben ja genau die Wölfe, die lernen, jeden Schutz zu überwinden, die größten Wettbewerbsvorteile, können also die meisten Jungen großziehen und in diesen Techniken anlernen.

    Dass die komplette Entnahme auffälliger Rudel sehr wohl sehr viel bringt, ist ja auch hierzulande schon bewiesen ,wenn auch illegal. Seit das Cuxland-Rudel (Jagdspezialität: Rinder in Gräben treiben und lebend anfressen) 2017 komplett "verschwunden" ist, ist in der Gegend wieder Ruhe, obwohl da längst neue Wölfe leben.

    Es geht also im Rest der Welt, es würde hier gehen - wenn der Wille vorhanden wäre.

  • Zitat

    Die Größe des Territoriums wird maßgeblich durch die Beutetierdichte (Menge der Beutetiere auf der Fläche) bestimmt. Es muss immer so groß sein, dass die Anzahl verfügbarer Beutetiere ausreicht, um das Rudel langfristig zu ernähren. Ist dies nicht der Fall, gelingt die Aufzucht der Welpen schlecht oder gar nicht. Je höher die Beutetierdichte ist, desto kleiner kann daher das Revier sein. In Mitteleuropa sind Reviergrößen von 100-350 km² Größe bekannt.

    Das stammt ganz offiziell von der Dokumentationsstelle des Bundes und hieße doch wohl, in die Praxis übersetzt: Das sagenumwobene "Regulieren" klappt nur, wenn im Wolfsrevier kein einziges Weidetier mehr steht. (Wir erinnern uns: als Wolfsrevier ist angeblich flächendeckend das gesamte Land geeignet).

    Solange es noch Weidewirtschaft gibt, gibt es auch "verfügbare Beutetiere", nur der Druck auf deren Schutz wird sich potenzieren, wenn sonst nichts mehr da ist - also werden sich die Wölfe so lange vermehren, bis die Weidewirtschaft komplett tot ist?

    Oder was ist da gemeint?

  • Noch nicht flächendeckend besiedelt ?

    Seit wann eignen sich denn alle Flächen in DE für eine Wolfsbesiedlung und wo steht, dass erst eine komplette flächendeckende Besiedlung ausreicht, um vorm Aussterben geschützt zu sein ?

    Irgendwie verstehe ich nicht, was Du damit wirklich sagen willst :ka:

    Soll sich der Wolf tatsächlich auch z. B. bei uns im Rhein-Main-Gebiet ansiedeln ? Überall Straßen, Autobahnen, Gleise, Gehöfte, Dörfer und Städte und somit so gut wie kein Rückzugsgebiet ?

    Das Wölfe sich ansiedeln wollen und Terretorien in anspruch nehmen und dass es noch Terretorien in Deutschland gibt.

    Es geht mir nicht darum, was ich will oder nicht, sondern so wie ich schrieb, dass ich es verstanden habe.

    Ich kenne mich im Rhein-Main-Gebiet nicht aus.

    Gibts da andere Wildtiere? Füchse? Rehe, Schweine?

    Wenn nein, dann wird auch der Wolf dort nicht siedeln, wenn ja, wird er auch dort sein irgendwann.

  • Ich würde mir einen wesentlich pragmatischeren Umgang mit den Wölfen wünschen.

    Das Rodewalder Rudel z. B. kann nun auch nix dafür, dass es ihm so leicht gemacht wurde, Nutztiere zu reissen - die derzeitigen Tierhalter in dieser Region aber auch nicht, sind sie doch lange Zeit mit dem "der Herdenverband schützt Rinder und Pferde"-Gewaaf dazu initiiert worden, die Füße in Sachen Herdenschutz still zu halten.

    Für solche Regionen würde ich mir ein "Reset" wünschen - das bedeutet, das Rudel wird komplett entnommen (dann muss man als Jäger den Wolf auch nicht erst um eine Visiten-Karte zwecks sicherer Ansprache bitten), die Herdenschutz-Förderung nimmt beispiellose Ausmaße an, die Tierhalter der Region verpflichten sich, einen effizienten Herdenschutz zu betreiben - und zwar alle! - und dann kann man in Ruhe auf das nächste, sich ansiedelnde Rudel warten, das dann von Anfang an auf geschützte Herden trifft.

    Das ist ein immenser Lernprozeß, die Sache mit der Herdenschutz-Kultur - ich finds unfair, wenn alle dabei gemachten Fehler immer nur zu Lasten der Tierhalter gehen.

    Das hätte in meiner Variante Umgang mit dem Wolf aber nicht zu bedeuten, dass ständig irgendwo Wölfe geschossen würden, sondern es würde nur bedeuten, dass die Weidetierhalter in stark betroffenen Regionen eine 2. Chance bekommen, sich besser auf die Wölfe vorbereiten zu können.

    Aus dem niedersächsischen Landtag - könnte aber auch der Comedy-Club oder Night-Wash sein:

    Niedersächsischer Landtag - Herrmann Grupe zum Rodewalder Rüden

  • Genau so!

    Aber ich würde mir zusätzlich eine strikt durchgesetzte Obergrenzen, also regelmäßige Abschüsse wünschen. So lange die Population derart rasant wachsen darf, wird es zwangsläufig immer mehr Konflikte geben, je mehr es Wölfe gibt. Das ist einfach schiere Mathematik und wird ja auch bei allen anderen Wildarten berücksichtigt. Ausgerechnet den Spitzenprädator ohne natürliche Feinde davon auszunehmen und in einem so dicht besiedelten Land wie unserem einfach machen zu lassen, kann einfach nicht gut gehen. Egal, was man sonst tut - es geht einfach nicht.

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