Orientierung am Halter

  • Nein, das stimmt nicht. Meinen Bungee habe ich mit 14 Monaten bekommen und er
    fand Menschen total überflüssig. Er kam alleine gut klar. Und ich habe nicht über Futter
    gearbeitet, sondern ihm sein Verhalten so unbequem gemacht, dass er es sich anders
    entschieden hat.


    Ich glaube allerdings auch nicht, dass es Hunden nur ums Futter geht bzw. ging als sie
    sich dem Menschen anschlossen.


    Ein Problem ist eine Keksbeziehung auch nicht, muß jeder selbst entscheiden. Es verfälscht
    nur das Bild, der Hund orientiert sich weniger am Menschen als am Futter. Es gibt durchaus
    Hunde, die dann ohne Aussicht auf Kekse ihren Menschen keines Blickes oder Gedanken
    mehr würdigen.

    • Neu

    Hi


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    • Bei Wölfen läuft tatsächlich alles übers Fütter, sowie ich zumindest gehört habe.


      Hunde sind allerdings keine Wildtiere mehr, sondern zu Haustieren geworden.
      Sie binden sich i.d.R. an ihre Menschen.


      Sie orientieren sich am Menschen, da sie Mitglied sein wollen im Familienverbund.


      D.H. du kannst also vieles über Nähe machen.


      Vorteil zum Futter ist:
      - du musst außer dir nichts dabei haben
      - du kannst auch mit satten Hunden arbeiten
      - der Hund sieht DICH als Belohnung und nicht etwas anderes

    • Wie hast du sein Verhalten unbequem gemacht?


      Ich versuche nicht, recht zu haben, mich interessiert wirklich diese Position, ohne Futter zu arbeiten.


      Wie würdest du mit einem Hund arbeiten, der wegläuft und jagt?

    • Zitat

      Ich habe bisher noch keinen plausiblen Grund gelesen, weshalb ich nicht mit Futter arbeiten sollte oder warum das hinderlich sein sollte. Der Hund muss sich sein Futter komplett erarbeiten, ich glaube, das kommt dem natürlichen Instinkt recht nah, oder?


      Ich habe ja schon mal erwähnt, dass uns die Futterbelohnung wirklich im Weg stand und ich mich dann auch recht früh davon verabschiedet habe.


      Das Problem lag vornehmlich an mir. Ich fing an, mich mit dem Futter um ganz zentrale Dinge herum zu mogeln. Das war gar keine bewusste Entscheidung, sondern passierte ganz automatisch. Ganz überspitzt gesagt: mein Hund sagte "Leck mich" und ich sagte daraufhin nur "aber, aber ... ich hab doch Kekse" :roll: Hinzu kam, dass sie - meiner Meinung nach sehr bewusst - zwischen Keksen und dem was sie eigentlich tun wollte abwägte. Waren die Kekse wichtiger als am Grashalm schnüffeln: Glück gehabt. War es wichtiger zu nem Hund zu rennen: Pech gehabt.


      An dieser Stelle habe ich in meinen Augen zwei Möglichkeiten: entweder ich fange an nach konkurrierenden Belohnungen zu suchen, fange an mich "interessant zu machen" und begebe mich damit automatisch in eine Position, in der ich der Bittsteller bin (in meinen Augen eine blöde Position, um wichtige Dinge regeln zu können). Oder ich fange an meine Bedürfnisse zu äußern und meine Interessen durchzusetzen, weil ich es nunmal so will. Das soll nicht heißen, dass man nicht mehr belohnen darf, aber es heißt eben auch nicht, dass ich in jedem Mist, den der Hund verzapft unbedingt noch etwas belohnenswertes suchen muss. Schlage ich diesen Weg ein, werde ich auch sehr wahrscheinlich nicht um Strafe herumkommen. Das muss mir halt klar sein.


      Nach dem Abschaffen der Kekse änderte sich nicht alles auf einmal zum Guten und das wars. Was aber passierte, ist, dass Konflikte auf einmal auf eine soziale Ebene kamen. Auch wenn die "Gespräche" nicht immer lustig waren, so waren es aber doch "Gespräche". Es war auf einmal ein Ding zwischen mir und meinem Hund, was vielleicht unbequemer als vorher war, aber mir die Arbeit auf der anderen Seite erleichtert hat.


      Ich bin der Meinung, dass man sich mit Futterbelohnung oftmals eine Scheinwelt aufrecht erhält, die zu Sätzen führt, die mit "Eigentlich hört er gut, nur wenn ..." beginnen. Ich will nicht sagen: schafft die Kekse ab und alles wird gut. Aber ich behaupte: es gibt genügend Leute, die mit Futter belohnen und sich einfach gehörig in die Tasche lügen, wenn es darum geht einzuschätzen, welches Bild der Hund von ihnen hat und wie es um die Beziehung zwischen Hund und Halter bestellt ist.


      Edit: Komme ich trotzdem durchs Leben und ich bin zufrieden damit, wie es läuft, ist alles gut. Dann muss ich ja nicht unbedingt was ändern, nur weil ein dahergelaufener Vogel sagt: Kekse sind uncool. Will ich aber was anders haben, werde ich wohl oder übel etwas ändern müssen. Und das nicht unbedingt hinsichtlich der Technik, sondern vor allem hinsichtlich meiner Einstellung und meinem Verhältnis zum Hund.


      Viele Grüße
      Frank

    • Zitat

      Stimmt an der Ansprechbarkeit hapert es oft. Das war bei der Trainerin die ich bevorzuge
      der erste Punkt, der ansprechbare Hund. Der sich wenn ich ihn anspreche mir voll
      zuwendet und seinen Fokus auf mich richtet. Nicht weil er einen Keks bekommt und dabei in
      Gedanken nach wie vor woanders ist ;) .
      Darauf wird aber meist zu wenig wert gelegt und viele Halter "verschenken" das bereits bei
      ihrem Welpen, der von sich aus viel anbietet. Hinterher muß man das dann wieder erarbeiten.



      Und ab hier wird es sehr interessant :) WIE hole ich die Ansprechbarkeit zurück. Welcher Hund reagiert worauf am besten.


      Was mir bei uns momentan auffällt:
      Carons Ansprechbarkeit hatten wir uns (Anfängerfehler) erfolgreich verscherbelt :roll: Momentan muss er aber wegen einer Operation an der Leine laufen bis die Fäden raus sind. Seit 10 Tagen also bestimme ich über Ort, Tempo, Pinkelstelle, Schnüffelstelle etc, etc. An der Leine laufen bedeutet bei uns an kurzer Leine. Daher muss mir der Hund aktuell jegliche Entscheidungen überlassen.
      Nun darf er seit 2 Tagen wieder frei laufen. Interessanterweise ist er massiv besser ansprechbar. Ich dachte nach 10 Tagen an der Leine flippt der aus - nada, er reagiert viel besser. Mal sehen ob wir das halten können ;)



      Zum Thema Futterbelohnung: ich benutze es gerne zusammen mit dem Klicker. Allerdings merke ich bei mir, dass ich mich dann zu gerne darauf verlasse - und in wichtigen Momenten versagt dann das System :pfeif: (Aber das ist nur meine Erfahrung, andere haben das wahrscheinlich besser im Griff)

    • Mein Hund war definitiv total überfordert, als er früher selbst Entscheidungen getroffen hat. Was uns geholfen hat, war das Markerprinzip. Ich hab gemarkert (nahezu alles) und dann belohnt. Mit Körperspiel, Streicheln, Rennen, Buddeln, Ball, Leckerei, Tube, etc.etc. Immer das, was zum markierten Verhalten passte und immer weg vom Reiz.


      Einerseits habe ich das Gefühl, dass die variable Belohnung die Aufmerksamkeit stärkt. Der Hund weiss nicht, was ihn erwartet und wenn man es schlau anstellt und die passende Belohnung parat hat, dann reagiert der Hund eher wie gewünscht. Andererseits bringt man dem Hund so auch Alternativen bei; Er braucht nicht dem Rad nachzurennen, wenn er weiss, dass beim Anblick des Velos ein erfolgreiches Jagdspiel mit mir folgt. Das Interesse am überraschenden Spiel mit mir wird grösser und das Interesse am unerwünschten Jagen lässt nach.

    • Zitat


      Carons Ansprechbarkeit hatten wir uns (Anfängerfehler) erfolgreich verscherbelt :roll: Momentan muss er aber wegen einer Operation an der Leine laufen bis die Fäden raus sind. Seit 10 Tagen also bestimme ich über Ort, Tempo, Pinkelstelle, Schnüffelstelle etc, etc. An der Leine laufen bedeutet bei uns an kurzer Leine. Daher muss mir der Hund aktuell jegliche Entscheidungen überlassen.
      Nun darf er seit 2 Tagen wieder frei laufen. Interessanterweise ist er massiv besser ansprechbar. Ich dachte nach 10 Tagen an der Leine flippt der aus - nada, er reagiert viel besser. Mal sehen ob wir das halten können ;)


      Finde ich echt interessant! Echt erstaunlich. Da merkt man doch immer wieder, wie anders die Psyche des Hundes funktioniert als unsere. Danke für den Beitrag!


      Zitat


      Zum Thema Futterbelohnung: ich benutze es gerne zusammen mit dem Klicker. Allerdings merke ich bei mir, dass ich mich dann zu gerne darauf verlasse - und in wichtigen Momenten versagt dann das System :pfeif: (Aber das ist nur meine Erfahrung, andere haben das wahrscheinlich besser im Griff)


      Wisst ihr, was mich am clicker stört? Er ist zwar irgendwo effektiv, aber eigentlich soll ja der Hund auf meine Signale achten, sei es nun körpersprachlich oder verbal. Und mit dem click ist das schon so ne reine Konditionierung (ja ich weiß, ist es am Ende immer). Da fehlt mir so die Motivation des Hundes, auf meine Stimmung zu achten, also die Emotionalität irgendwie, der direkte Kontakt zum Hund. Ich finde, man sollte es nicht übertreiben mit dem Clicker.

    • Zitat

      Mein Hund war definitiv total überfordert, als er früher selbst Entscheidungen getroffen hat. Was uns geholfen hat, war das Markerprinzip. Ich hab gemarkert (nahezu alles) und dann belohnt. Mit Körperspiel, Streicheln, Rennen, Buddeln, Ball, Leckerei, Tube, etc.etc. Immer das, was zum markierten Verhalten passte und immer weg vom Reiz.


      Markerprinzip kenn ich nicht. Ich hab's jetzt so verstanden, dass du den Hund streichelst und dann immer dazu "Streicheln" sagst. Richtig?


      Zitat

      Einerseits habe ich das Gefühl, dass die variable Belohnung die Aufmerksamkeit stärkt. Der Hund weiss nicht, was ihn erwartet und wenn man es schlau anstellt und die passende Belohnung parat hat, dann reagiert der Hund eher wie gewünscht. Andererseits bringt man dem Hund so auch Alternativen bei; Er braucht nicht dem Rad nachzurennen, wenn er weiss, dass beim Anblick des Velos ein erfolgreiches Jagdspiel mit mir folgt. Das Interesse am überraschenden Spiel mit mir wird grösser und das Interesse am unerwünschten Jagen lässt nach.


      Das werde ich mal versuche umzusetzen, hört sich gut an.

    • Ich würde gerne weniger mit Futter arbeiten! Ich schaffs nur irgendwie nicht. Gut mein Hund ist auch nicht besonders sensibel und reagiert auch nicht besonders toll auf Körpersprache. Aber das liegt sicher auch an mir... Würde es gern anders können ;)

    • Zitat

      Markerprinzip kenn ich nicht.


      Ich markere Verhalten und Dinge mit immer demselben Wort. Durch dieses Wort weiss mein Hund, dass er das Gewünschte tut (z.B. gucken anstatt losrennen) und dass ich ihm ne erfolgsversprechende Belohnung "verspreche". Ich schwäche den Reiz der gemarkerten Dinge und "sichere" mir Aufmerksamkeit durch überraschende, entsprechende Belohnungen. Der Klicker ist auch ein Marker.

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