Fressen erst mit Erlaubnis wirklich so schlecht?

  • N`Abend,
    ich bin doch etwas verwirrt. Ich habe mich Heute Morgen mit einer Frau unterhalten die selber drei Hunde hat und auch schon ihr ganzes Leben mit Hunden verbracht hat. Ihr Mann ist wohl auch Hundetrainer.


    Nun kamen wir auf das Thema "Hund richtig füttern". Es ging nicht darum was der Hund frisst sondern wie. Donald frisst erst mit Erlaubnis. Vorher sitzt er vor dem Futternapf und wartet. Das habe ich ihm beigebracht und heute kann er es so gut das ich sogar das Haus verlassen kann ohne das er dran geht. Darauf bin ich eigentlich sehr stolz!


    Nun meinte die Frau aber zu mir das solch eine extreme Kontrolle (ihre Worte) das Vertrauen des Hundes in den Menschen zunichte machen würde. Und tatsächlich ist es so das Donald sich wenn er zum Beispiel einen Kauknochen hat und ich zu ihm gehe seinen Kopf drüber beugt und mich anstarrt. Jetzt nicht unbedingt fixiert aber doch nicht wirklich freundlich. Aber wegnehmen kann ich ihm alles. Das Kommando "Aus" sitzt gut. Nur hindere ich alle anderen Menschen ihm etwas wegzunehmen. Das ist mir immer noch zu heikel.


    Ich habe das immer darauf geschoben das es ein Rest seines früheren Verhaltens ist. Er hat immer sein Futter verteidigt. Mit ALLEN Mitteln. Das war wohl weil er sich nichts mehr in seinem Leben sicher war (Worte meines damaligen Trainers). Er ist in jungen Jahren sehr viel rumgereicht worden...


    So was ist nun? Liege ich falsch und sollte ihn nicht mehr so extrem kontrollieren oder liegt die Frau bzw. ihr Mann falsch? Was meint ihr?

  • Hallo,


    bei uns läuft es mit dem Futter aus dem Napf genau so - ich stelle das Ding ab und Hund wartet, bis ich mein OK gebe. Das kann "sofort" sein, oder auch erst nach einer Weile. Und für mich ist das auch wichtig. Es ist ein blödes (vielleicht sogar zu-weit-hergeholtes) Beispiel, aber mal angenommen, beim Napf abstellen fege ich eine Reißzwecke o.ä. von der Arbeitsplatte und sie landet im Futter. Wenn ich einen Hund habe, der direkt losprescht hat der das Teil vielleicht inhaliert bevor ich wirklich Zeit habe mich zu bücken.


    Außerdem lege ich keinen Wert darauf, dass mir ein hungriger Hund ohne bse Absichten, aber mit gebleckten Zähnen in den Unterarm springt weil ich beim Abstellen des Futters nicht schnell genug vom Napf weg bin.


    Dass diese Praxis das Vertrauen meiner Hündin in mich zerstört, kann ich nicht feststellen. Auch Kaukram kann ich wegnehmen und eintüten, wenn das grad nötig sein sollte. Wenn ich es einrichten kann bekommt sie dafür dann etwas anderes (eine kurze Spieleinheit, einen Kuschelmoment, was eben gerade gut und passend erscheint).


    Ich verstehe nicht unbedingt, inwieweit reine Kontrolle ein Vertrauen trüben soll.
    "Vertrauen" entsteht für meine Begriffe aus Verlässlichkeit. Mein Hund soll wissen, dass ich nicht willkürlich handele und mein Tun soll für sie möglichst vorhersehbar und allem voran fair sein. Und solang ich so handele (vorhersehbar, konstant und fair) wird das Tier wegen einer vorangestellten Wartezeit dieses gewonnene Vertrauen nicht verlieren?
    Nochmal als Beispiel: Mein Hund weiß, wenn Frauchen den Napf hinstellt, dann darf er da früher oder später ran. Es war bisher immer so, und so wird es auch bleiben.



    Was den Argwohn beim Kauzeug angeht, ich denke, eine große Rolle spielt da auch die Konsistenz - der Hund muss erst lernen, dass du zuverlässig bist. Vermutlich dauert das bei Hunden mit einer Vorgeschichte einfach länger.
    Ich sehe aber keinen Grund, deine Handhabung zu verändern. Wenn das die Art und Weise ist, die für dich als Halter richtig erscheint und solang der Hund dabei fair behandelt wird, so what. Es ist dein Hund, deine Haltung - und du siehst das Tier und gehst mit ihm täglich um. Entweder ist es besser geworden, seit er bei euch ist (das würde deiner Methode recht geben) und vielleicht zweifelst du gerade wirklich nur wegen der Worte einer Dritten Person, oder es gefällt dir nicht so wie es gerade läuft (dann wäre es Zeit, dein Tun zu hinterfragen).

  • Deine Worte tun meiner Seele echt gut. Ich war wirklich sehr verunsichert durch diese Frau. Ich habe in den zwei Jahren wo ich den Hund habe so viel mit ihm durchgemacht das ich auf solche Andeutungen/Behauptungen sehr unwirsch reagieren kann.


    Also wenn ich dieses Gespräch außer acht lasse bin ich von meiner Methode überzeugt. Nur möchte ich gerne ein Feedback von anderen HH haben. Auch deine Beispiele finde ich gut gewählt. Ich bin auch eine HH die sich über solche Sachen gedanken machet. Auch wenn mich einige deswegen belächeln...


    Zu seiner immernoch leicht vorhandenen Unsicherheit wenn er was zu Fressen hat und man sich nähert; Es ist nicht so das ich einen Biss befürchte. Nicht mehr. Das war einmal. Und genau deswegen war ich immer von meiner Erziehung in dem Punkt überzeugt. Denn immerhin versucht er mich nicht mehr zu beissen und lässt sich alles (von mir) wegnehmen.

  • Hallöchen.


    Bei uns läuft es ähnlich ab. Ich stelle den Napf hin , die Hunde warten bis ich ,,Go,, sage und dann dürfen sie Fressen. Allerdings nur bei Tamina und Sammy. Als ich Sammy bekommen habe , war er extrem Aggressiv wenn es ums Fressen ging. Damals (vor 2 Jahren , da war er schon 7 Jahre alt) musste ich ihn die erste Zeit in den Flur sperren. Sah so aus ; Ich mache das Futter fertig , gehe in den Flur , schließe hinter mir die Tür , stelle den Napf hin , geh wieder ins Wohnzimmer , lasse Sammy in den Flur und musste DIREKT die Tür schließen, sonst hätte es übel für mich ausgesehen. Nach 1-2 Wochen hatte ich die Schnauze voll und er wurde erst 3 Monate aus der Hand gefüttert , und danach fingen wir an das er wieder aus dem Napf fressen durfte , aber NUR wenn ich go gesagt habe. Mittlerweile darf ich auch an sein fressen dran ohne Angst haben zu müssen.


    Bei Mia ist es aber genau andersrum irgendwie. Ich habe sie bekommen als sie 3 Jahre alt war (also vor einem Jahr). Habe es bei ihr natürlich auch so gemacht. Erst absitzen dann darf sie fressen. Nur sie ist so ein Sensibelchen das sie danach nicht mehr gefressen hat. Ich dachte gut , vielleicht will sie mich verarschen oder sowas , zieh ich das mal durch. Sie hat fast eine Woche nichts gegessen. Sie ist immer total verängstigt weg gelaufen und wollte nichts fressen. Vielleicht lag es an mir , ich weiß es nicht. Doch ich habe es bei ihr sein lassen. Bei uns sieht es nun so aus. Ich stelle zwei Näpfe hin , Tamina und Sammy müssen warten , wenn ich go sage dürfen sie dran und direkt stelle ich Mias Napf an ihren Platz und sie frisst.

  • Zitat


    Also wenn ich dieses Gespräch außer acht lasse bin ich von meiner Methode überzeugt.
    [...]Das war einmal. Und genau deswegen war ich immer von meiner Erziehung in dem Punkt überzeugt. Denn immerhin versucht er mich nicht mehr zu beissen und lässt sich alles (von mir) wegnehmen.



    Siehst du, und ich finde, das ist es auch, was zählt. Dein Hund und du, ihr müsst damit klarkommen.
    Und wenn dein Hund dir sein Futter heute nicht mehr neidet, egal ob grundlos oder nicht, dann spricht es doch dafür dass ihr einen guten Weg gefunden habt.


    Es ist glaube ich unter Hundehaltern ohnehin so sehr verbreitet, dass man sich gegenseitig gern den Heiligen Gral der Hundeerziehung offenbaren will... Nur fragen die Gralshüter so gut wie niemals vorher nach, ob der betroffene Hund überhaupt Christ ist (und mit dem Teil dann auch was anfangen kann) :lol:
    Es passt halt nicht jede Methode zu jedem Hund-Mensch-Gespann...



    (Zu der 'Reißzwecke', also ich bin garantiert keine, die sich andauernd Panik wegen ihres Hundes macht und Sorgen um dessen Gesundheit ausbrütet. Aber dieses Beispiel benutze ich oft gegenüber nicht-Hundehaltern, wenn die sich wundern warum mein armer Hund warten muss. Dann verstehen sie nämlich plötzlich sofort, warum ich das so handhabe :D )

  • Schön das ich nicht alleine bin mit meiner Eistellung. :D


    LesNess
    Das du ihn sogar in den Flur sperren musstest ist extrem. Das habe ich bei meinem nicht machen müssen. Habe aber auch einmal eine Hose eingebüßt. Zum Glück nicht mehr...

  • Zitat


    LesNess
    Das du ihn sogar in den Flur sperren musstest ist extrem. Das habe ich bei meinem nicht machen müssen. Habe aber auch einmal eine Hose eingebüßt. Zum Glück nicht mehr...


    Ja das wirklich extrem und ich hatte teilweise richtig Angst und war am überlegen ihn zurück zu geben. Doch ich bin froh ihn nicht zurück gegeben zu haben sondern das ich meine Angst ins hinterste Schränkchen gepackt habe und all meine Zeit ins Training gesteckt habe. Hinterher sieht man erst was man alles schon geschafft habe.


    Also ich denke wirklich das es von Hund zu Hund und Halter zu Halter unterschiedlich ist.

  • Bei mir leben 3 Hunde. Das geordnete Fressen (mit Erlaubnis) habe ich eingeführt als der 2. Hund einzog.
    Der stürzte sich auf den Napf und atmete alles ein, ekelhaft. Es hörte sich an wie ein Schwein am Trog. Kaum hatte er alles eingesogen ging es an den Napf meiner Hündin und die hatte gerade mal angefangen gemächlich zu speisen. Mit Kontrolle lief das dann viel ruhiger ab und er wagte sich gar nicht mehr an andere Näpfe ohne vorher zu fragen. Mit dem Einzug des 3. Hundes bekam er Konkurrenz im Schnellfressen und die Gier auf andere Näpfe war wieder da. Das kleine Ding muß nun im Flur fressen und darf erst an den Napf wenn ich es erlaube. Es hat gedauert bis das saß, aber ich denke das diese Konsequenz mir die Erziehung enorm erleichtert hat.
    Sie haben kapiert das ich die Ansage mache und da kann ich ruhig und gelassen bei bleiben, denn der Raum ist begrenzt und ich habe alle im Blick. Irgendwie hat es dann draußen leichter geklappt als ich es vermutet habe, denn bei 3 Hunden kann man sich kein "Wenn und Aber" leisten. Das muß funktionieren.
    Gruß Terrortöle

  • Zitat

    Und tatsächlich ist es so das Donald sich wenn er zum Beispiel einen Kauknochen hat und ich zu ihm gehe seinen Kopf drüber beugt und mich anstarrt. Jetzt nicht unbedingt fixiert aber doch nicht wirklich freundlich. Aber wegnehmen kann ich ihm alles. Das Kommando "Aus" sitzt gut.


    Ganz ehrlich - ich würde mir Gedanken machen, inwieweit meine Hunde Vertrauen in mich und mein Verhalten haben, wenn sie anscheinend der Meinung sind, ihr Futter gegen mich beschützen zu müssen oder mich anstarren und beobachten zu müssen, wenn ich mich ihnen nähere beim Fressen.


    Und ja - meine Hunde geben mir auf Signal "Aus" problemlos was sie im Fang haben - und sei es ne tote Maus oder das stibitzte Marmeladenbrot - die Maus wurde entsorgt und ersetzt, das Marmeladenbrot durfte Little Yanti sofort nach dem Aus weiterfressen.

  • Bei uns läuft es auch so ab, Hundis müssen vorm Ok sitzen und kurz warten, zulange lass ich sie aber nicht warten, den sonst würde meine Küche noch wegschwimmen vor lauter Sabber :ops:

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