Er hasst fremde Menschen

  • Zitat

    ...was übrigens ein Phänomen ist, dass du bei ganz vielen Hunden antriffst, die fremde Menschen ablehnen/ Angst vor diesen haben...

    Stimmt, haben wir auch ;)

    Vielleicht klingt das jetzt ein bißchen großkotzig, aber wähle einfach die Menschen aus, mit denen Dein Hund Kontakt haben darf. Und das nach einem ganz einfachen Kriterium: diejenigen, die bereit sind, sich an Deine Anweisungen zu halten.

    Bei allen anderen unterbinde den Kontakt weiterhin.

    Ich kann es Dir nur aus eigener Erfahrung berichten: von meiner ganzen Familie ist es nur eine Einzige, die sich tatsächlich um unsere Hündin "bemüht" hat. Für den Rest ist sie die blöde Furie - seit nunmehr drei Jahren. Von meinen Freunden ist es ebenfalls genau einer Person, die selbst einen Hund hat.

    Wirklich bemüht haben sich merkwürdigerweise eher oberflächliche Gassibekanntschaften. Wart, ich überschlag mal kurz so in etwa: Roberto, Vroni, Petra, Marina. Ein paar mehr gibt es, die mit ihr reden und sie ansehen, ohne dass sie bellt. Im Gegenteil, sie sucht sogar Kontakt, wird aber nicht bedrängt. Klappt super.

    Auch die Leute, die sie ignorieren sind absolut okay.

    Und den Rest? Den brauchen wir nicht wirklich. Vielleicht großkotzig, wie gesagt - aber wir fahren gut damit ;)

  • Zitat

    Jedoch bezweifle ich, dass jeder HSH ein Menschenfreund wird.

    Im Türkei Urlaub , wo ich als Kind war, gab es einen Kangal, der das Hotel bewacht hat.
    Ein kleines Familienhotel, jeder konnte mit dem Hund kuscheln und abends sind wir mit ihm Spazieren gegangen durchs Dorf.
    Den konnte auch ruhig mal einer von uns halten :D

    Die Türken im Dorf hatten nen Mordsrespekt vor dem Kalb :D
    Aber dieser Hund war äusserst menschenfreundlich...eine Ausnahme?

  • Zitat

    Nera und Lillymaus: schön zu hören, dass wir nicht alleine sind :)
    Wie löst ihr das?

    hier hat sich ja in der Zwischenzeit schon einiges getan :) aaalso, Lilly läuft an der Straße sowieso nicht frei, dort wird sie dann einfach an der kurzen Leine gehalten.. auf Freilaufflächen versuchen wir, die Situation abzuschätzen. es funktioniert ganz gut, wenn ich sie - kurz bevor die fremden Menschen an uns vorbeigehen - ablenke, indem ich ihr ein Leckerli gebe.. habe ich ein schlechtes Gefühl, leine ich sie lieber an oder führe sie am Halsband dort vorbei.. meine Eltern leinen sie in so einer Situation auch lieber an..

    neulich habe ich mich am Ufer auf eine Bank gesetzt, wo auch eine Gruppe Angler war.. Lilly hockte direkt vor der Bank und einer der Angler ist an uns vorbei und wollte am Wasser seine Angel werfen.. Lilly hat das nicht gefallen, sie ist hin und hat ihn verbellt, weil es ihre Badestelle ist.. natürlich hab ich sie auch gleich abgerufen, aber sie hat die ganze Zeit noch komisch zu dem Angler rübergeschaut (ich gehe bei ihr daher nicht davon aus, dass sie es aus Unsicherheit gemacht hat, - eben weil der schon an uns vorbei war - sondern einfach aus Territorialtrieb).. sie ist auch in anderen Situationen eifersüchtig / besitzergreifend.. sie wird frech, wenn andere Hunde von ihrem (!) Halter zuerst ein Leckerli bekommen und bellt den anderen Hund dann an..
    einmal meinte sie, mein Auto verteidigen zu müssen, als eine Spaziergängerin zu nah dran vorbeigelaufen ist.. wir waren in dem Moment im Garten, etwa 20 Meter vom Auto entfernt.. das kann ich auch irgendwie nicht als Unsicherheit deuten..

    Lilly ist ein Schäfer-Bulldoggen-Mix und ich glaube, dass man gewisse Dinge einfach nicht aus der Rasse rausbekommt.. sie hatte solche Tendenzen auch schon als Welpe, der Bruder ist noch schlimmer, ihre Schwester ist eher ein Angsthase bei unbekannten Dingen.. ich habe auch mal mit einer Tierärztin gesprochen, die ebenfalls einen Schäfermix mit ähnlichen Eigenschaften ;) hat - und die sagte mir auch,dass man bestimmte Sachen einfach nicht "wegtrainieren" kann...
    du beschreibst, dass dein Hund Angst hat, wenn andere Hunde sich raufen.. bei Lilly ist das etwas anders: sie geht dann dazwischen und bellt einen der beiden Hunde richtig böse an.. ich habe schon mal gehört, dass das Verhalten Schäferhund-typisch sei.. vielleicht kann ja der eine oder andere Schäfi-Besitzer was dazu sagen?

    dazu kommt, dass sie zuhause (bei meinen Eltern) wirklich die Prinzessin ist und von oben bis unten verwöhnt wird.. und wenn sie erstmal jemanden akzeptiert hat, liebt sie denjenigen abgöttisch.. sie möchte am liebsten stundenlang kuscheln und ständig dabei sein - sie ist also schon extrem menschenbezogen..

  • Zitat


    shivalein, das klingt ja echt "stressig". Habe mir auch gerade Jordans Thread durchgelesen. Könnt ihr kaum noch Besuch empfangen, wenn er tatsächlich, (fremde) Menschen nicht leiden mag?
    Wie alt ist Jordan denn?

    Jordan ist jetzt über drei. Und wenn wir Besuch bekommen geht er in den Zwinger oder im Winter an den Haken im Wohnzimmer. Man muss sich arrangieren....denn er hat ja nu auch seine guten Seiten die bei Weitem überwiegen, sonst hätte ich ihn schon lange abgegeben, ganz ehrlich....mein Nervenkostüm war schon manches Mal völlig am Boden.

  • Rabe.rudi:
    Wir gehen schon in recht menschenleeren Gegenden spazieren, dort trifft man trotz alledem zwischenzeitlich mal den einen oder anderen Menschen, mit Hund, Fahrrad, Stock oder was auch immer. Ganz vermeiden und das wäre auch nicht allzu vorteilhaft möchte ich Menschen auch nicht, er muss schließlich damit zurechtkommen und dazu müssen wir solchen Situationen ab und an auch mal ausgesetzt sein.

    Tanzwichtel: Als ich deinen Beitrag las, fand ich mich zu 100% wieder. ICH fühle mich schlecht und ich gebe dauerhaft uns die Schuld. Du hast vollkommen Recht, dass keiner das Recht hat, meinen Hund ungefragt anzufassen oder gar meine Anweisungen zu übergehen. Es liest sich, wie du schon sagst, von wegen irgendwelcher „Energien“ für mich noch sehr utopisch, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass das funktioniert.
    Ich glaube, dass ich schon den wichtigsten Schritt getan habe und zwar den Hund so zu akzeptieren, wie er ist. Anfangs dachte ich „ich habe einen Menschenhasser“, allerdings wurde mir klar, dass dies nicht der Fall, sondern genetische Veranlagung ist. Ich musste tatsächlich viel umdenken, umwerfen und mich selbst darauf einstimmen, dass ich unseren Kuschelhund, aber nicht den von jedermann an der Leine führe.

    Nera: Umdenken findet bei mir mittlerweile schon statt, denke ich. Zumindest bin ich nicht nur noch im Modus, mein Hund muss alle lieben, sondern werde schonmal leicht grantig, wenn mir erzählt wird: „das geht aber so nicht, wenn der sich so verhält, da müssen sie mehr mit ihm üben mit fremden Menschen“. Das stimmt an sich ja schon, aber die Leute stellen es sich sooo einfach vor. Deren Devise ist ganz oft, dass der Hund durch sie jetzt und gleich auf der Stelle bekehrt wird und man mir beweisen müsse, dass er das Gegenüber liebt. Ich stecke mir mittlerweile auch kleinere Ziele, vorerst möchte ich erreichen, dass es sich festigt, dass er fremde Menschen auf Entfernung duldet bzw. sie nahezu ignoriert (manchmal schaut er mich total desinteressiert an, so von wegen „ach, Frauchen, da ist doch nuuur ein Mensch, komm willste n Keks? Der ist doch total harmlos“), im weiteren Schritt will ich den Abstand verringern und erst dann gezielt mal fremde Personen für ihn (da finden sich mit Sicherheit einige nette, die sich bereit erklären würden) stellen, die einfach nur stehen, vielleicht einen Schritt auf uns zumachen, alles ohne Sichtkontakt und iiiirgendwann mit Sichtkontakt, da er es einfach ertragen muss, da ich nicht garantieren kann, dass ihn nie wieder ein Passant anstarren wird, das wird immer wieder vorkommen und er muss lernen, dass es halbwegs normal ist. Aber das ist noch weit entfernt und wichtig ist jetzt, dass wir das festigen, was er schon so toll meistert und dann gehen wir einen Schritt weiter.
    Lillymaus: genau das, was ihr mit Lilly schon könnt, möchten wir auch erreichen. Einfach ruhig, eventuell mit einer Hand am Halsband an Menschen passieren, ohne großes Bimbambrorium mit einem Fuß auf der Schlepp und die andere in der Hand. Ich bin einfach noch viel zu vorsichtig, aber ich denke mir „lieber Vor- als Nachsicht“, und bis ich ihm 100% vertrauen kann, habe ich lieber noch zwei Augen drauf, als halbherzig die Situation zu managen.
    Butch ist wahrhaftig ein kleines Schisser bei Rauferein von Hunden, die er nicht kennt. Wenn er jedoch in der Hundegruppe integriert ist, geht er wie Lilly auch dazwischen, schnappt sich oft den Störenfried, packt diesen am Nacken und zieht ihn aus der Gruppe raus :-D oder knurrt ihn an, aber ohne sich dabei selbst hochzufahren und in den Kloppemodus zu kommen.
    Shivalein:
    Ich denke mir immer: „Was ist, wenn dieser Hund in Hände geraten wäre, die das erste Mal einen Hund führen würden?“ Ich war selbst überfordert und habe schon das ein oder andere Mal an mir und Hund gezweifelt, aber immer wieder rappeln wieder uns wieder auf und fangen von vorn an und nach zwei Wochen kann ich wieder über meine deprimierte Phase lachen, denn es gibt auch bei uns durchaus richtig gute Phasen, die dann die schlechten wieder wettmachen :)

    lotuselise:
    Ja, es gibt auch bei uns nur einige von unseren Nichthundebesitzerfreunden, die sich wirklich um Butch bemühen, die anderen akzeptieren ihn eben, wenn er da ist, aber es gibt auch den ein oder anderen, der uns nicht mehr besucht. Anfangs war ich darüber traurig und wollte alles in Bewegung setzen, da Butch sich bei unseren Freunden, die er kennt, wirklich sehr toll verhält, damit das nicht noch weiter ausufert. Naja, was soll ich sagen? Besagte Person ist kurze Zeit nach Butchs Einzug und nachdem er sie einmal angebellt hat, nie wieder erschienen. Mittlerweile habe ich es akzeptiert, genau wie du.

  • ich glaub auch, das die Überforderung am Anfang einen einfach umhaut. Ich hatte z.B. noch nie solch einen Hund....und ich glaub die gibts auch nicht sooo häufig. Quasi total verwöhnt von der leichten Hundehaltung zuvor.... ;)

    Und wenn dann solch ein Kandidat ankommt, den du genauso denkst handhaben zu können wie die Hunde davor....ja das ist schon heftig.

    Es brauch ein heftiges Umdenken. Und die Verabschiedung von der Leichtigkeit. Man muss vorrausschauend werden, akzeptieren und aufhören neidisch auf andere Hundebesitzer zu kucken deren Fusselchen sich von jedem kraulen lassen können.

    Aber was kriegt man dafür alles * schmacht *

  • Und heute schon wieder :)
    Wir waren spazieren mit einem befreundeten Pärchen, die auch einen Hund haben. Wir trafen kurz vor Ende unserer Runde im Wald auf eine Gruppe von ca. 5 Frauen mit ihren Hunden. Eine Dame kannte Butch schon seit Welpenalter, also überhaupt kein Problem. Wir also inmitten dieser Gruppe, alle stürzen sich natürlich freudig aufeinander und heute denke ich mir, vertrau ihm mehr und lass ihn los. Ich habe ihn anfangs noch an der Schlepp gehalten, als das Gewusel noch nicht zu groß war. Dann beschwerte sich eine der Frauen, warum meiner an der Schlepp laufen müsste, das wäre zu gefährlich, ich solle ihn abmachen. Mein Bekannter erklärte ihr dann, dass Butch manchmal gewisse Menschen anbellt und daher an der Schlepp läuft und ich sie noch dranlasse, damit er erstmal die ersten ein, zwei Minuten alles "abchecken" kann, dann kann ich ihn nämlich ohne Probleme freilassen und weiß, dass er nicht auf die Idee kommt, jemanden anzupöbeln.
    Auf ihre Bitte habe ich ihn dann freigemacht und dann? Sie stürzte sich quasi als Erstes auf ihn, als er "nur" an ihn vorbeilief. Es ist nichts passiert und es hat ihn auch nullkommanix interessiert, aber sowas muss man doch nicht haben, wenn sie vorher schon darüber informiert wurde. Hmpf!

  • Zitat

    Und heute schon wieder :)
    Wir waren spazieren mit einem befreundeten Pärchen, die auch einen Hund haben. Wir trafen kurz vor Ende unserer Runde im Wald auf eine Gruppe von ca. 5 Frauen mit ihren Hunden. Eine Dame kannte Butch schon seit Welpenalter, also überhaupt kein Problem. Wir also inmitten dieser Gruppe, alle stürzen sich natürlich freudig aufeinander und heute denke ich mir, vertrau ihm mehr und lass ihn los. Ich habe ihn anfangs noch an der Schlepp gehalten, als das Gewusel noch nicht zu groß war. Dann beschwerte sich eine der Frauen, warum meiner an der Schlepp laufen müsste, das wäre zu gefährlich, ich solle ihn abmachen. Mein Bekannter erklärte ihr dann, dass Butch manchmal gewisse Menschen anbellt und daher an der Schlepp läuft und ich sie noch dranlasse, damit er erstmal die ersten ein, zwei Minuten alles "abchecken" kann, dann kann ich ihn nämlich ohne Probleme freilassen und weiß, dass er nicht auf die Idee kommt, jemanden anzupöbeln.
    Auf ihre Bitte habe ich ihn dann freigemacht und dann? Sie stürzte sich quasi als Erstes auf ihn, als er "nur" an ihn vorbeilief. Es ist nichts passiert und es hat ihn auch nullkommanix interessiert, aber sowas muss man doch nicht haben, wenn sie vorher schon darüber informiert wurde. Hmpf!


    Ich bin jetzt wirklich mal gemein, wenn dich das Problem von Butch so mit nimmt und du ihm nur schlecht trauen kannst, sollte er einen Maulkorb tragen. Die Schleppleine ist überhaupt keine Hilfe, eh du ihn in Notsituationen rangefischt hast ist es zu spät.

    Ich würde mir einen Trainer suchen und bis dahin Butch mit einem Maulkorb sichern. Spielen mit fremden Hunden fällt dann allerdings aus. Aber das ist eine überschaubare Zeit.

  • Zitat

    Ich bin jetzt wirklich mal gemein, wenn dich das Problem von Butch so mit nimmt und du ihm nur schlecht trauen kannst, sollte er einen Maulkorb tragen. Die Schleppleine ist überhaupt keine Hilfe, eh du ihn in Notsituationen rangefischt hast ist es zu spät.

    Ich würde mir einen Trainer suchen und bis dahin Butch mit einem Maulkorb sichern. Spielen mit fremden Hunden fällt dann allerdings aus. Aber das ist eine überschaubare Zeit.

    Es geht ja nicht darum, dass er beißen oder schnappen würde. Es geht mir nur darum, dass er zu den Leuten hingeht und bellt. Ich habe nicht die Angst, dass er plötztlich jemandem im Arm hängt, sondern ich möchte das Verhalten einfach abbrechen können.

  • Ich habe diesen Thread gerade sehr interessiert gelesen. Eines vorweg: ich habe keinen "solchen" Hund.
    Bei Lolek kommt der Retriever durch und Hoover sind alle Menschen egal (außer sie haben was zu essen). Und ich muss gestehen: ich könnte damit auch nicht umgehen. Aber meine Ausgangssituation ist einfach auch anders - ich arbeite mit Menschen und setze die Hunde da ein. Ich wohne mitten in München und wir fahren jeden Tag Öffis... Ginge alles gar nicht.
    Hut ab vor eurem Einsatz.

    Aber das "hinter" mich habe ich mit Lolek auch geübt. Bei mir ist es eine Mischung zwischen "erlerntem Trick" und "akzeptierende Körpersprache". Ich habe das Anfangs geübt, wenn neben mir Häuser oder ein Zaun oder eine andere Begrenzung waren. Ich habe ihn rangerufen, mit Leckerli und "hinter mich" nach hinten dirigiert und ihn dann "körpersprachlich" am vorlaufen gehindert. Heute macht er es auf Kommando und auf "Körpersprache" und natürlich auch ohne Begrenzung. Aber für mich was das üben mit einer Begrenzung einfacher. Da ich weniger zu beachten hatte, konnte ich mich besser auf meine Körpersprache, den Hund und mich konzentrieren. :smile:

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