Zucht mit MDR1 -/- und MDR1 +/+?

  • Wie gesagt, beim Collie gibt es sehr viele betroffene Hunde. Und ein Zuchthund besteht nicht nur aus Mdr1. Bevor ich mich über ein +/- aufrege, schaue ich lieber nach anderen Krankheiten. Nicht zuletzt muss ja auch das Wesen und das Äußerliche passen.


    ...vom Handy getippt

  • Zitat

    Trotzdem kann ich irgendwie nicht verstehen, dass man Hunde, die noch MDR -/- Träger sind weiterhin eine Zuchtzulassung gibt. Natürlich verkleinert das den Genpool, stimmt. Doch so wird man immer wieder damit argumentieren und somit auch mit -/- weiterzüchten können. Meine Meinung...


    solange sichergestellt ist, dass zukünftig keine -/- Hunde mehr entstehen - wo ist das Problem?
    Eine solche Denkweise ist sehr kurzsichtig und hat mit langfristigem Zuchtdenken nichts zu tun. Ein -/- Hund kann in allen anderen Punkten ein weit besserer Vererber sein als ein +/+ Hund.


    Im Gegenteil - evtl. ist der +/+ Hund Träger einer Erbkrankheit, die man noch gar nicht kennt oder auf die man zumindest nicht untersuchen kann. Sollen sich nun diese Gendefekte deutlich vermehrt ausbreiten weil man aus kurzfristigem "Panikmache" aufgrund Unwissenheit im Bereich Tierzucht, Genetik, Vererbung durchaus wertvolle Zuchttiere aus der Zucht ausschliesst?

  • Von den Importzuchthunden aus den USA wird beim Aussie nur ein ganz kleiner Teil getestet. Daher kommen immer mal wieder -/- Hunde nach Deutschland. Natürlich muss langfristig das Ziel sein, dass alle Hunde +/+ sind, aber alle -/- Hunde aus der Zucht zu verbannen, ist der falsche Weg. Wenn man mal nicht nur auf 5 Generationen schaut, sondern auf 10 oder gar 15 ist der Genpool eh nicht gewaltig und wenn man dann zB noch die Gefahr von Epilepsie im Auge behält, ist MDR im Moment ehr die kleinere und gut zu kontrollierende Baustelle beim Aussie.

  • Mal ein Beispiel - vor Jahren hatte ich mit einem Züchter gesprochen, der zwei Deckrüden hatte. Der eine war vWD-Träger (Bluterkrankheit), der andere war vWD-frei.


    Er meinte damals auch, dass es einige Leute gibt, die es nicht verstehen können, warum er den vWD-Träger zur Zucht nimmt. Aber er lässt seine Welpen von diesem Rüden noch untersuchen bevor er die Welpen abgibt und das Ergebnis kommt in die Ahnentafel, so weiss jeder was bei seinem Welpen Sache ist. Entsprechend kommt die Info in den Kaufvertrag mit dem Hinweis, was bei einem zukünftigen Zuchteinsatz zu beachten ist - also nur vWD-freie Zuchtpartner usw.
    Der Rüde stand zudem nur sehr ausgewählten wenigen Hündinnen bzw. Züchtern zur Verfügung.


    Sein zweiter Rüde war "gesund" ..... erst Jahre später wurde festgestellt, dass dieser Rüde MA-Träger ist. Morbus Addison ist eine Krankheit für die es keinen Gentest gibt, deren Vererbung man bis heute noch nicht zu 100% geklärt hat - man geht zwar von einem autosomal rezessiven Erbgang aus, aber das ist nicht gesichert.


    Feststellen ob ein Hund wirklich Addison-Träger ist, kann man nur, wenn seine direkten Nachkommen an MA erkranken :verzweifelt:


    Festgestellt wurde dies nachdem dieser Rüde in einem Wurf MA-Nachkommen hatte. Eine Tochter dieses Rüden hat in einem Wurf mit dem Rüden, der der Vater der Hündin des vorher erwähnten Wurfs war, ebenfalls MA-Nachkommen gezeugt.
    Interessant dabei ist, dass der zweite Rüde, der offensichtlich ebenfalls MA-Träger ist, ein Import-Rüde von einem anderen Kontinent ist - der zur Blutauffrischung sprich Genpool-Erweiterung und damit Minimierung des Risikos von Erbkrankheiten importiert wurde :dead: .



    KEIN Hund ist frei von Erbkrankheiten und Gendefekten - nur weiss man es bei vielen Hunden auch nicht.


    Ein bekannter amerikanischer Professor für Tierzucht sagte einmal sinngemäss bei einem Seminar für Hundezüchter "es wird Zeit, dass wir für alle Genorte einen Test haben, erst dann kann man diese unsägliche Praxis bei vielen Laien im Bereich der Vererbung/Genetik (sprich Hundezüchtern in diesem Fall) Tiere aus der Zucht auszusondern, nur weil sie an einer Stelle einen bekannten Gendefekt haben unterbinden. Kein Tier ist frei von Gendefekten, und lieber züchtet man mit einem Hund mit einem Gendefekt, den man per Untersuchung und Zuchtvorgaben gut kontrollieren kann, als mit einem Hund, der nach aussen hin gesund erscheint, aber einen Gendefekt hat, den man weder untersuchen noch kontrollieren kann".

  • hallo,


    von einer meiner hündinnen die mutter ist auch mdr -/-. die züchterin verpaart nur mit +/+ rüde, also kann nicht mehr als +/- dabei rauskommen.
    außer dem mdr wert hat die hündin gute voraussetzungen, was die vorgeschriebenen gesundheitschecks angeht. der charakter ist super, sie ist eine tolle mutter usw.


    übrigens ist auch eine breite genetische basis in den zuchtordnungen als ziel vorgegeben. ich gehöre ganz gewiss nicht zu den leuten, die den mdr defekt verharmlosen und ärgere mich auch, wenn andere dies tun. aber alle betroffenen hunde aus der zucht zu nehmen, halte ich auch für falsch. mit sorgfältiger zuchtplanung sollte bei allen rassen, die damit zu tun haben, relativ kurzfristig etwas zu machen sein. beim collie wird es mutmaßlich länger dauern als beim sheltie. bei anderen rassen habe ich da nicht so den überblick.
    man kann bei einigen rassen eindrucksvoll nachvollziehen, was passiert, wenn man, aus welchen gründen auch immer, die zuchtbasis zu klein macht.


    yane hat oben eindrucksvoll geschrieben, dass zucht mehr ausmacht, als auf einen genetischen fehler zu achten.


    lg cjal

  • Ich finde es ganz schwierig, zu dem Thema unabhängige Meinungen zu bekommen - oder die Unabhängigkeit beurteilen zu können. Ich muss sagen, angesichts diverser Qualzuchten unter "VDH-Flagge" ist mein Vertrauen in die Zucht leider erschüttert.
    Mir stößt diese Logik "besser -/- als irgendeine unerkannte Erbkrankheit" auf. Das hat für mich was wie den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben und hat für mich auch etwas Beschönigendes, so nach dem Motto: "Schlimmer geht immer - deshalb ist das jetzt nicht schlimm" (mit -/- zu züchten, sodass "nur" -/+ fällt).
    Wieso kann man nicht so herangehen, dass man vom optimalen Szenario ausgeht und das versuchen zu erreichen, statt das eine Schlimme gegen das andere Schlimme aufzuwiegen?

  • So sehe ich es auch BigJoy.
    Natürlich gibt es Erbkrankheiten, die noch nicht bekannt oder getrestet sind. Stimmt. Aber warum sollte man nicht zumindest bei den bekannten Erbkrankheiten dafür sorgen, dass man das Optimale hinkriegt?
    Geht es denn nicht darum die Gesundheit der Hunde zu verbessern? Natürlich muss auch ein Blick auf das Wesen bleiben, sicherlich. Aber dies kann man doch gut miteinander verbinden.
    Mir geht es ja nicht nur um MDR1, genau so auch bspw. um HD und vieles mehr.

  • Jede Verpaarung ist ein Kompromiss. Und ein Experiment.


    Es gibt keine Stammbäume, wo alle Hunde frei von allen erdenklichen, testbaren und untestbaren Krankheiten sind.


    Viele Grüße
    Corinna

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