Der natürliche Tod - vom Aussterben bedroht?

  • Zitat

    habe letztens eine Interessenten Bericht gesehen das viele Ta nur Betäubungsspritzen setzen das der Hund KÖRPEERLICH nicht mehr auf das Gift reagiert, aber den Schmerz voll mitbekommt, nur er kann sich halt nicht äußern weil der Körper bewegungsunfähig ist.


    Aber selbst wenn das so sein sollte, was absolut nicht schön wäre, so ist es doch in ein paar Sekunden vorbei. Wenn die Alternative Tage-Wochen oder gar Monate lange Quälerei sind wäre das für mich doch das geringere Übel.
    Ansonsten denke ich auch, daß man die Entscheidung ganz individuell treffen. Manchmal kann das auch eine ziemliche Gratwanderung zwischen nicht zu früh aufgeben und leiden lassen sein.


    LG


    Franziska mit Till

  • Hallo,


    Interessantes Thema.


    Die Gefahr, aus eigener Empfindung und Unsicherheit heraus, zu früh einzuschläfern, besteht sicherlich.
    Aber auch umgekehrt, ist es nicht immer leicht, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen. Dann wartet man
    zu, hofft, beobachtet und erwartet wahre Wunderdinge.


    Man sieht es schon als grossen Erfolg an, wenn der Hund wieder ein paar Schrittchen tappsen kann, oder
    ein paar Bröckchen Futter nimmt und vergisst, wie es einst war und auch sein sollte. Das das Tier voller
    Lebensfreude kilometerweit geflitzt ist und ganze Napf-Inhalte in Sekunden inhaliert hatte...


    Schwer auch, wenn der TA einen nicht ausschliesslich im Sinne der Tiergesundheit/Lebensqualität berät,
    sondern sich an das technisch Mögliche hält.
    Aber, was nutzt die teure Arznei, wenn sie dem Tier das Leben noch um Stunden, Tage vielleicht verlängert?
    Garantiert das dem, Hund ein erstrebenswertes Rest-Dasein, oder verlängert das nicht nur den Todeskampf?


    Dann das Tier doch lieber in Würde gehen lassen und das Tier so in Erinnerung behalten, wie man es gekannt
    undgeliebt hat.
    Bei unserem Dino haben wir auch alle medizinische Möglichkeiten ausgeschöpft und in der Nachschau
    muss ich zugeben, wir haben zu lange gewartet.


    Wir sollten froh sein, dass wir die Möglichkeit haben, unsere Tiere bei grossem Leid zu erlösen. Ein Umstand,
    den ich in der Humanmedizin vermisse.
    Uns Menschen hier, werden doch fast alle Rechte und Möglichkeiten geboten. Nur das essenzielle Recht auf
    die Bestimmung über das eigene Leben und Sterben wird uns explizit vorenthalten und nötigt vielen Menschen
    einen hässlichen, gewaltsamen Tod durch Selbsttötung ab.
    Die Alternative der Lebensverlängerung um jeden Preis und der inflationäre Einsatz der Apparate-Medizin ist
    für viele Menschen keine Option, sondern ein aufgezwungenes Faktum.


    Hier muss dringend etwas getan/geändert werden.


    Beim Thema des natürlichen Sterben unserer Haustiere, muss übrigens noch etwas bedacht werden:
    Diese Art zu sterben ist nämlich genau so unnatürlich, wie die Euthanasie.
    Würden z.B. unsere Hunde, unter natürlichen Bedingungen, in einem Rudel und in freier Natur leben, wäre
    kaum ein Tier dabei, dass friedlich einschlafen würde. Die meisten würden überhaupt nicht so alt werden,
    wie die in Menschen-Obhut lebenden Hunde, kranke und schwach Tiere würden gnadenlos selektiert und
    meistens einen gewaltvollen Tod sterben.


    Wir dürfen nicht den Fehler machen, natürliches Sterben auf unsere per se unnatürliche Haltungsbedingungen
    zu projezieren.


    liebe Grüsse ... Patrick

  • hat zwar grad nix mit dem Thema zu tun aber: Ich finde es gut, dass alle hier bei Ihren Hunden sein möchten und das auch sein werden, wenn sie gehen. Ich kann euch nur raten, dass auch allen anderen Haltern nahe zu legen, denn es ist leider immer noch oft der Fall, dass die Halter rausgehen wollen dabei.... Kann ich gar nicht verstehen, vor allem ist es schwer, dem Hund als Helfer dann noch einen schönen Moment zu bereiten - meist geht das dann über Futter, wenn er noch frisst..... Das ist das schlimmste an der ganzen Euthanasie-Situation, dass die Menschen kommen und den Hund zum Einschläfern einfach abladen.... :( :


    Und noch zum Thema, dass das Einschläfern nicht qualfrei ist: Der Hund wird zuerst etwas beruhigt (wenn nötig, das kann vorher gegeben werden und entspannt den Hund schonmal etwas), dann bekommt er den Venenkatheter geschoben und wird in Narkose gelegt, das geht meist ganz schnell, dann schläft er schon. Die Narkose ist meist schon so tief gewählt, dass sie ausreichen würde. Das geschieht ganz schnell und der Hund schläft wirklich einfach ein und sackt weg. (Keine Zuckungen,kein Schreien, nichts)
    Erst dann bekommt er das Mittel gespritzt, dass so stark wirkt, dass es kein zurück mehr gibt, da es die Blutplättchen zerstört. Aber dann ist der Hund eigentlich schon gegangen und bekommt davon nichts mehr mit.


    In einigen Praxen läuft das leider anders ab. Eine Narkose kann auch in die Muskulatur gespritzt werden. Die wirkt deutlich langsamer und es kann zu Krampferscheinungen kommen oder die Hunde jaulen während sie merken, dass Ihnen der Körper und das bewusstsein weggleitet. Diesen Weg versucht man sonst eigentlich immer zu umgehen, da es wirklich für alle Beteiligten nicht schön ist, aber einige Praxen schläfern eben noch so ein.


    Da kann ich nur vorher raten: informiert euch, wie euer Tierarzt einschläfert, welche Mittel er benutzt und dass er dafür sorgt, dass der eigentliche Moment schnell geht, vorher kann man sich alle Zeit der Welt lassen, aber der Moment des Sterbens muss schnell gehen. Und wenn ihr euch da unsicher seid bei der Tierarztwahl, sucht euch lieber einen anderen!

  • Zitat

    habe letztens eine Interessenten Bericht gesehen das viele Ta nur Betäubungsspritzen setzen das der Hund KÖRPEERLICH nicht mehr auf das Gift reagiert, aber den Schmerz voll mitbekommt, nur er kann sich halt nicht äußern weil der Körper bewegungsunfähig ist.


    Das wäre ja fatal... Ich weiß halt von meiner TÄ, dass sie 3 Spritzen gibt; also erst eine sehr tiefe Narkose, dann eine Art BTM, dann das Gift... Was genau sie gespritzt hat, hab ich sie aber nicht gefragt... Es sah zumindest nicht danach aus, als hätten meine Hunde Schmerzen/Angst dabei gehabt... :/

  • Ich habe das schon einmal irgendwo geschrieben: Hätte ich gewartet, bis Pepper von sich aus stirbt, wäre es mAn Tierquälerei gewesen. Hätte ich sie tage- oder wochenlang liegen lassen sollen (sie konnte sich in ihrer letzten Nacht nicht mal selber drehen)?
    Hätten wir unsere Stute ersticken lassen sollen, nur um sie nicht zu töten?
    Sorry, aber das hat keins meiner Tiere verdient, nur damit es ja 'von alleine/natürlich' stirbt.


    Ja ggf. stirbt der 'natürliche' Tod aus. Aber bei Tieren haben wir die Möglichkeit es rechtzeitig zu beenden. Sie müssen nicht elendig eingehen, wir können es ihnen erleichtern, sie vor diesen Qualen bewahren. Etwas, das ich wie Patrick, bei Menschen vermisse.

  • Schwieriges Thema, sehr schwierig.


    Ich habe oft das Gefühl, dass manche Leute schnell zur Spritze greifen um diesen normalen Sterbeprozess zu beschleunigen.


    Allerdings habe ich nur dieses Gefühl, es muss jeder selber wissen wann man sein Tier einschläfern muss. Ich wünsche mir heute noch, nicht mit meinem Kater zum TA gefahren zu sein, weil er auf der Fahrt jämmerlich gestorben ist - ich hätte ihn lieber einfach Zuhause normal gehen lassen (er war sehr ruhig Zuhause). Dafür könnte ich mich immer noch Ohrfeigen - und bin mir auch sicher, dass man nicht immer den richtigen Zeitpunkt weiß.


    Das "natürliche Sterben" empfinde ich nicht als Selektion oder sonstiges, sondern den normalen Sterbeprozess der abläuft wenn der Körper nicht mehr kann.


    Ich bin kein großer Fan vom Einschläfern, aber auch kein Gegner.

  • dass ihr euch da so klare Gedanken drüber machen könnt finde ich sehr bewundernswert!


    Ich habe wahnsinnig große Angst davor, irgendwann einmal die Entscheidung treffen zu müssen, ob und wann Milo eingeschläfert werden muss.
    Ich denke öfters darüber nach und ich weiß einfach nicht, ob ich so eine große Entscheidung treffen kann. Wie ich es schaffen soll von außen zu entscheiden, ob ich Milo erlöse oder noch warte.
    Ob ich später damit leben kann eine Entscheidung getroffen zu haben.
    Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich hoffe, dass ich es zu dem Zeitpunkt kann, aber irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen.
    Entscheide ich mich zu früh dazu, habe ich ihn vllt unnötig getötet. Entscheide ich zu spät hab ich ihn gequält.


    Ich hoffe einfach, dass es nicht dazu kommt, oder ich in der Situation vernünftig entscheiden kann. Aber es macht mir jetzt schon so eine große Angst...


  • Mir geht es ähnlich. Mir kommen allein beim Gedanken daran die Tränen. Ich glaube zur Zeit wäre ich in der Situation nicht einmal fähig den TA anzurufen ohne in Tränen auszubrechen.
    Ich hoffe sehr dass ich noch lange Zeit habe bis zu dem Tag. Damit ich noch etwas reifer werde um damit umgehen zu können. Und ich hoffe dass ich meinen Hund bis da hin so gut einschätzen kann um zu wissen wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist...

  • Zitat

    Mir geht es ähnlich. Mir kommen allein beim Gedanken daran die Tränen. Ich glaube zur Zeit wäre ich in der Situation nicht einmal fähig den TA anzurufen ohne in Tränen auszubrechen.
    Ich hoffe sehr dass ich noch lange Zeit habe bis zu dem Tag. Damit ich noch etwas reifer werde um damit umgehen zu können. Und ich hoffe dass ich meinen Hund bis da hin so gut einschätzen kann um zu wissen wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist...


    Man kann aus Euren Worten lesen, dass ihr Eure Tiere liebt.
    Macht Euch keine Gedanken.
    Wenn es einmal so weit ist, werdet ihr die richtige Entscheidung treffen.


    Für uns war es auch nicht vorstellbar. Bis es keinen Ausweg mehr gab. Dann lief alles sehr rational ab, sehr
    'geschäftsmäßig'.
    'Dino einschläfern... OK. Samstag zehn Uhr, geht das? Dann komme ich vorbei'.


    Samstag. Wir trugen unseren armen, alten Schatz noch mal raus auf den Rasen zum Pipi machen.
    Danach bekam er alles, was noch an Leckerli und Gutem da war.
    Zehn Uhr kam unser TA.
    Wir trugen Dino ins Wohnzimmer und legten ihn auf seine Lieblingsdecke.


    Er war einigermaßen empört, dass sein Lieblingsfeind, der TA, in seiner Wohnung herumstrolchte.
    ...und ihm auch noch die Pfote (!) rasierte! (Dino hasste es, an den Pfoten angefasst zu werden).


    Wir sassen auf dem Boden, um Dino herum. Die ganze Family und der TA.
    Unterhielten uns... zwanglos...
    Und ganz nebenbei, ganz friedlich und ruhig, bekam unser alter, knurriger Haudegen zuerst die Beruhigungs-
    spritzen, dann das finale Medikament.


    Ja, es war traurig. Aber auch irgendwie schön. Es fühlte sich gut an. Richtig.


    Als alle vorbei war, stand unser TA auf, wortlos, und ging einfach.
    Nix wegen Kosten, Abrechnung oder so.
    Das ging dann irgendwann später in der Praxis über die Bühne. So nebenher. Ohne grosses Getue.
    Vorbildlich. Wir sind unserem TA für diese 'Abwicklung' sehr dankbar.


    Ja, es ist schwer vorstellbar, für jemanden, der das noch nie tun musste.
    Für uns, war es das auch.
    Doch wenn man es einmal durchlebt hat, ist es OK und man weiss, wie es künftig zu laufen hat.


    Wir waren sehr erleichtert, an diesem Tag. Der Schock kam danach. Die Trauer...


    24 Stunden später, holten wir Jimmy aus einem Tierheim in Frankreich.
    Für viele unvorstellbar. Für uns einfach richtig.
    Jimmy konnte Dino nie ersetzen. Das haben wir auch nicht von ihm erwartet.
    Aber er war da, und das war gut so. Für ihn (hoffe ich doch) und für uns.


    Nein, es ist nicht leicht, den Zeitpunkt zu bestimmen.
    Aber macht Euch keine Gedanken. Wenn der Tag kommt, ist es einfach so.
    Momentan schwer vorzustellen...
    Aber ein Akt der Liebe. Definitiv.


    liebe Grüsse ... Patrick

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