Kommunikationsprobleme durch züchterische Eingriffe

  • Das ist soweit ich weiß auch wissenschaftlich belegt und erforscht.

    Also, erstmal das Hunde generell im Vergleich zum Wolf eine vergröberte Körpersprache und Mimik haben, als typisches Domestikationsanzeichen.
    Und dann, dass das von Rasse zu Rasse verschieden ist.

    Ich meine ich hatte in einem der Feddersen-Petersen Bücher darüber gelesen (kann grade nicht nachgucken, hab die nur aus der Bibliothek gehabt).
    Da war beschrieben, dass manche Hunderassen ein feineres, wolfsnäheres Ausdrucksverhalten mit mehr verschiedenen Gesichtsausdrücken haben, z.B. Husky und Azawakh, und andere, besonders Molosser und andere brachycephale Hunde mit vielen Falten im Gesicht ein sehr deutlich reduziertes, undifferenziertes Ausdrucksverhalten haben.


    Meine eigenen Hunde haben schon ein bisschen Schwierigkeiten, sehr haarige oder extrem kurzköpfige Hunde einzuschätzen. Mit Bulldoggen (egal ob Englisch oder Französisch) können sie grundsätzlich nix anfangen, mit Hunden die so viel Haare im Gesicht haben dass man keine Mimik mehr erkennt auch nicht viel.
    Da machen sie lieber einen großen Bogen drum.
    Bei kupierten oder aus anderen Gründen schwanzlosen Hunden hatten sie dagegen bisher keine mir ersichtlichen Probleme.


    Ist schon auch eine Frage der Sozialisation und Gewöhnung.
    Man könnte auch fragen: "Mein Kind ist stumm, wird es dadurch Kommunikationsprobleme kriegen?"
    Antwort: "Nein, das ist kein Problem wenn alle anderen Kinder Taubstummensprache gelernt haben damit sie verstehen können was es sagt!"


    Das ist natürlich ein überspitztes Beispiel... genau wie Menschen ja auch nicht nur über die Stimme kommunizieren staun ich bei den Hunde auch oft, wer sich da alles "trotzdem" versteht, obwohl es kaum noch wie die gleiche Art aussieht.

  • So, aber da wäre z.B. ein Punkt....wenn man sagen täte Huskies, da "wolfsnaher" haben eine feinere Körpersprache, aber quasi "verkrüppelte" Körperzeichen wie teilweise Ringelruten oder meist nach oben getragene Ruten, schließt sich ja wieder der Kreis. Man könnte sagen, es hat teilw. nichts mit den Körpermerkmalen zu tun, die "abnorm"oder gefunden abnorm sind, sondern dass die Körpersprache - teilweise dann vom Gegenüber nicht verstanden - oder verroht ist und sich weder der mit der feinen noch der mit der rohen gegenseitig versteht.

    Sozusagen ein übergreifendes Kommunikationsproblem.

  • Ich hab ja nun auch so eine Plattnase, allerdings die abgeschwächte Form ohne Überbiss und ohne Geschnaube. Das tut sie nur, wenn sie in den Tiefschlaf verfällt. Also ich hab noch nie bemerkt, dass irgendwelche Hunde größere Probleme mit ihr hatten.
    Manche sind vielleicht erstmal etwas irritiert, aber ich kenne nur einen Hund, der wirklich Angst vor ihr hat. Alle anderen sind da durchaus offen für ein etwas anderes Aussehen und kommen zum Schnuppern, Kontakt aufnehmen und danach ist entweder das Interesse vorbei oder es wird eine Runde gespielt.

    Mein Dalmi kann sie wunderbar "lesen". Klar, er ist sie gewohnt. Aber irgendwie müssen doch auch die Plattnasen eine Körpersprache haben, sonst würde mein Dalmi sie nicht verstehen :???:
    Die Ringelruten sind natürlich schwierig zu lesen, aber selbst ich als Mensch bringe es fertig zu sehen, wo der Stummel sich gerade befindet und wie die Stimmung ist. Dann kann ein Hund, der die Körpersprache doch weitaus feiner beherrscht, das allemal deuten. Oder lieg ich da falsch ?

    Ob man solche Hunde mit so vielen Handicaps züchten sollte, ist ein anderes Thema. Ich jedenfalls würde solche Zuchten nicht unterstützen wollen.

  • Meine haben auch immer nur bei den ersten paar Kontakten Probleme mit solchen Hunden. Und ich bin (ehrlich gesagt) ganz froh, dass sie nen Prollgang, sichtbare Zähne und auch den Ridge beim RR erstmal so deuten, dass sie aufpassen. Abgesehen von Möpsen, lernen sie Hundabhängig. Also RR oder Bulldogge 1 ist nach 2-3 Kontakten vollkommen ok, ein fremder RR oder Bulldogge aber erstmal nicht. Sie lernen das wirklich von Hund zu Hund :nixweiss:

  • Zitat

    Ich mag ergänzen: bei allzu kleinen Hunden "vermikroskopisiert" :roll: sich die Körpersprache, selbst, wenn sie ausgeprägt ist. Folge: Hund wird nicht für voll genommen und kann sich gegen Anrempeln etc. nicht genügend wehren.


    Nein, da habe ich andere Erfahrungen. Eine energische, lütte Rehpinscherdame wird durchaus für voll genommen. Also von meinem Hund. Von mir nicht. :D
    Nicht vermenschlichen.

  • Also unser "Chef vom See", bei dem echt alle Hunde kuschen, egal welcher Größe ist ein winziger Chihuahua-Rüde. :) Der kommuniziert nur über Körpersprache und alle halten sich dran und akzeptieren ihn.

    Mehr Probleme hat ein weißer Mischling den ich kenne. Ich nenne ihn "explodiertes Sofakissen". Ihn nimmt KEIN Hund für voll. Er wird schlichtweg übersehen und nicht ernst genommen und muss geschützt werden, weil die Hunde in ihm keinen vollwertigen Hund sehen. Warum auch immer.

    Mit Ridgebacks haben meine Beiden keine Probleme. Die stört die "vermeintliche" Bürste nicht, weil es einfach nur eine Komponente einer Körpersprache ist und der Rest zu einer drohenden oder abweisenden Sprache sehr oft nicht vorhanden ist. Die werden so genommen wie sie sind, die Ridges.

    Möpse... gut. Es gibt nun nicht wirklich viele Möpse bei uns, die an unsere Hunde ran gelassen werden und deswegen lasse ich meine auch nicht ran. Aber komisch angeschaut wurde noch keiner von denen. Auch hier gilt: Steifer Gang = nur eine Komponente, während alle anderen fehlen.

    Die Franzosen. Ich kenne einen Rüden, der viele Probleme mit anderen Hunden hat, weil diese sein Gebrumme und Geschnaufe wirklich missverstehen. Auch mein Rüde kommt nicht mit ihm klar (was aber andere Gründe hat).

    Mein Mädel hatte beim allerersten Kontakt mit einem Boxer Angst vor diesem. Nehme an, dass sie das aus der Türkei nicht kannte. Aber dann war auch der kein Thema mehr.

    Ich finde auch in dieser Hinsicht wird oft zu verallgemeinert. Zu einer klaren Sprache gehören mehr als nur 1 Komponente, die züchterisch vielleicht herausgezüchtet wurde (siehe Ridge) und von daher denke ich eher, dass ein Sozialisierungsproblem bei dem sich angesprochenen fühlenden Hund das Problem ist, als der Hund dem irgendwas weg oder angezüchtet wurde. Ein Hund der gut sozialisiert wurde, wird sich von einer Komponente die etwas fehlplaziert scheint nicht so einfach verunsichern lassen. Der wird das Gesamtpaket beurteilen und nicht nur einen fehlenden Schwanz oder komisch stehende Ohren, oder was auch immer.

  • Zitat


    Nein, da habe ich andere Erfahrungen. Eine energische, lütte Rehpinscherdame wird durchaus für voll genommen. Also von meinem Hund. Von mir nicht. :D
    Nicht vermenschlichen.

    Ich glaube nicht, das ich vermenschliche.

    Ich kenne auch solche "Chefs vom See", wie Poco beschreibt. Aber was haben die entgegenzusetzen, wenn ein Labbi auf sie zutrampelt und ihnen mal schnell die Pfote ins Rückgrat patscht? Darum geht es mir. Ist eine rein physische Geschichte und ich kenne wirklich enorm viele Kleinsthunde, die dadurch sehr aggressiv geworden sind - die typischen Kleinkläffer.

    Bei meiner Kleinen hab ich das Gefühl, dass sie, wenn sie kurz geschnitten ist im Gesicht, besser gelesen wird. Beim Pudel ist der Unterschied enorm, denn geschnitten sind sie sehr ausdrucksvoll durch die lange Schnauze. Sie hat ausserdem den typischen Pudelstolz, ist reserviert und kann recht (für menschliche Begriffe) arrogant daherstolzieren erhobenen Hauptes - notfalls auf den Hinterbeinen :lol: . Sie scheint sehr gut zu riechen :D , denn die Hunde mögen sie. Viele Rüden können nicht genug kriegen von ihr.

    Es gibt auch Hunde, die sie komplett ignorieren (sie tut dasselbe), dann gibt es viele, die sehr freundlich und manchmal winselnd :D auf sie zukommen, kurz Schnauze an Schnauze beschnüffelt wird und die Hunde dann gleich weitergehen, und dann gibt es eben die distanzlosen, vor denen ich sie meist schützen muss, wenn sie gross sind. Bis Mitte Oberschenkel lasse ich sie das selbst lösen, denn das kann sie gut - in allen Abstufungen.

    Dennoch ist immer dieses Schützen meinerseits dabei und das beeinträchtigt das Sozialverhalten, so dass sie eben nie ganz frei sein kann.

  • EDIT blöd dass das nicht im selben Post geht

    Sie ist dann insofern beeinträchtigt, dass sie ängstlich ist bei manchen grossen, distanzlosen Hunden, anstatt sie - wie es sich eigentlich gehören würde - in die Schranken zu weisen.

  • Zitat


    Ich finde auch in dieser Hinsicht wird oft zu verallgemeinert. Zu einer klaren Sprache gehören mehr als nur 1 Komponente, die züchterisch vielleicht herausgezüchtet wurde (siehe Ridge) und von daher denke ich eher, dass ein Sozialisierungsproblem bei dem sich angesprochenen fühlenden Hund das Problem ist, als der Hund dem irgendwas weg oder angezüchtet wurde. Ein Hund der gut sozialisiert wurde, wird sich von einer Komponente die etwas fehlplaziert scheint nicht so einfach verunsichern lassen. Der wird das Gesamtpaket beurteilen und nicht nur einen fehlenden Schwanz oder komisch stehende Ohren, oder was auch immer.

    eben, dass sind ja auch so meine erfahrungen die ich gemacht habe.
    hunde haben bei weitem, wenn sie denn in kontakt mit nem anderen hund treten dürfen, weniger probleme die körpersprache zu lesen als wir menschen.

    Falbala

    distanzlosigkeit ist bei manchen rassen ja gewünscht, trotz allem spielt da m.m.n die erziehung eine wichtige rolle.
    wenn ich zulasse das mein hund auf jeden anderen - egal wie groß - zutrampelt, dann ist das die schuld des hh nicht des hundes.

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