Depressionen und ein Hund?

  • Hey


    ich hab schon lang nicht mehr geschrieben, das letze mal war es so das ich kurz und drauf war meinen Hund abzugeben wegen den Depressionen...



    Als wir Kaya bekamen, hatte ich schon meine Krankheit ( Muskelrheuma) und wohl auch schon Depressionen allerdings beides nicht diagnostiziert...
    damals tat sie mir unheimlich gut ( vor 3 jahren) ich bin viel mit ihr und sohn raus ( damals noch baby) doch vor 2 jahren hatte ich einen Zusammenbruch, sehr heftig sehr anstrengend gerade mit kleinkind und co, ich war oft sehr oft nah an der schwelle zwischen leben und tod , mein Hund hat viel viel abbekommen, was hatte ich ein schlechtes gewissen das sie kaum rauskam....sie war und ist nachwievor meine seelenverwandte, egal ob ich die kraft hab mit ihr lang oder kurz zu gehen, sie ist trotzdem glücklich.... sie ist die ruhe selbst. Wenn es mir so beschissen geht, das ich nicht die Kraft hab um mit ihr lange zu gehen, dann ist es für sie ok sich nur zu lösen um danach mit mir wieder auf dre couch zu verschwinden , aber das ist sicher nicht bei jedem Hund so. Sie ist damit sozusagen aufgewachsen...


    Mittlerweile ist sie 3 Jahre, ich hab meine schlimmste Phase hinter mir, und bin auf Medikamente recht gut eingestellt. Seit wir umgezogen sind, geht es mir psychisch viel bsser und der Hund kommt täglich mehrmals raus und das viel viel länger wie früher. Die ersten paar wochen war sie total fertig vom vielen gassi gehen :)


    Ich hatte in den letzen 2 Jahren sehr oft das gefühl zu versagen, dem Hund nicht gerecht zu werden und sie abgeben zu müssen. Ich hab es nie übers Herz gebracht und mir immer wieder selbst einen arschtritt verpasst. Mein Mann hat sein selbiges dazu getan und nimmt sie mir auch oft ab , was früher nicht der fall war so teilt sich die Arbeit.


    Es geht....solang man nicht allein ist. Wäre ich allein gewesen, dann wäre sie nicht mehr bei mir denn das hätte ich auf Dauer nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können.es hat im übrigen auch nichts mit Verantwortungsbewusstsein zu tun, ich hatte viel verantwortungsbewusstsein, die Kraft das aber auszuüben war gleich null.... ich lief auf sparflamme, an erster stelle stand mein Kind und das war schon so schwer das es 90 % meiner Kraft geraubt hat..... es ist also nicht so , das wenn man will auch gleichzeitig kann....



    Im Grunde genommen bin ich aber tierisch dankbar das sie noch da ist, mein Püppi :) ohne sie wäre ich nur halb sooft draußen an der frischen Luft, was mir wiederum sehr gut tut :)


    lg Jenny

  • Zitat

    Leute, bei einer wirklich(!) schweren depressiven Erkrankung hat das nichts, aber auch gar nichts mit Verantwortungsbewusstsein zu tun. ;)


    Eben. Du solltest deinen Hundewunsch mit einem Psychiater besprechen.
    Der wird durch Anamnese, Therapieplan und Medikamentationsoptionen eine Entscheidung treffen können.

  • Es sollte nicht so rüberkommen, dass ich einen Hund für gute Phasen möchte, sondern für jede Lebenslage.


    Grundsätzlich würde ich behaupten, dass ich gegenüber meinen Tieren (Pferd und Katze) sehr verantwortungsvoll bin.
    Ich kümmere mich jeden Tag und bei Wind und Wetter um meine Tiere, unabhängig von meiner Stimmung.
    Was ich nur immer wieder feststelle, dass bei entsprechend schlechter Stimmung, ich unheimlich frustriert werde, mir es zuviel wird und ich regelmäßig mit dem Gedanken spiele, das Pferd zu verkaufen.
    Zum einen, weil es mich belastet, vom zeitlichen und körperlichen Aufwand (es ist mir dann zuviel), zum anderen, weil ich Gewissensbisse bekomme, dass ich denke, dass es dem Tier woanders besser geht, weil ich dazu neige, bei sehr depressiven Phasen, mich emotional von meinem Tier zu distanzieren und ich mir eben auch denke, dass sie woanders mehr Liebe bekommen könnten.
    Es kommt einfach in regelmäßig zeitlichen Abständen (ca. so alle 3, im schlimmsten Fall, bis 5 Monate, im besten Fall) zu einem Überdruss, wo ich einfach mal eine Woche oder auch zwei Ruhe brauche.
    Deswegen die Frage ob es vielleicht nicht möglich ist, sich jemanden zu suchen, der regelmäßig sagen wir mal, zwei bis dreimal die Woche spazieren geht, damit es gar nicht erst soweit kommt?


    Ich habe nicht nur depressive Phasen (teilweise auch leider recht "schlimme"), sondern auch manische (Bipolare Störung), wo ich wirklich hochmotiviert dann wieder an meine Hobbys und mein Leben rangehe und meinen Tieren alles zu geben, was ich in schlechteren Phasen versäumt habe.
    Muss aber auch sagen, dass die depressiven Phasen überwiegen.


    Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es fair ist, einem Tier zuzumuten, diese Launenhaftgkeit zuzumuten.
    Diese Morgentiefs, in denen es einfach nicht geht, morgens eine Stunde durch den Wald zu laufen.... der Hund müsste sich morgens beispielsweise mit einer Pipirunde vergnügen können.
    Wobei es schwierig ist zu sagen, inwieweit der Partner da kooperativ ist. ;)


    Mein Traum war und ist ein Deutscher Schäferhund.
    Wie gesagt, ich möchte meinen Tieren was bieten, ich möchte sie auslasten, mit ihnen Sport machen, ihnen Liebe geben, ihnen ein tolles Leben bieten einfach.
    Nur ich weiß, dass ich es manchmal nicht kann einfach, weil ich Zeit für mich alleine brauche, Ruhe, Distanz zu allen und ich habe furchtbare Gewissenskonflikte, ob ich mir überhaupt einen Hund unter diesen Umständen anschaffen sollte.

  • Zitat

    Leute, bei einer wirklich(!) schweren depressiven Erkrankung hat das nichts, aber auch gar nichts mit Verantwortungsbewusstsein zu tun. ;)


    Das stimmt, ich würde sie auch niemals als "verantwortungslos" bezeichnen, wenn sie eine Woche lang nicht mit dem Hund rausgehen kann, depressionsbedingt.
    Ich meinte damit ihre jetzige Situation, Zeiten wo sie klar denken kann. Jetzt soll sie sich fragen, wie sehr sie in der Lage ist für den Hund da zu sein. Nur sie kennt die schwere ihrer Depressionen. Nur das meinte ich mit Verantwortungsbewusstsein, eben JETZT zu "klaren Zeiten" darüber nachzudenken. Depressionen sind nicht immer gleich stark, das ist klar. Und die Threadstarterin wird auch nicht vorausschauen können, wie schwer die nächste oder übernächste wird, auch das ist mir klar. Aber sie wird so langsam wissen, wenn es schon öfter vorgekommen zu sein scheint, ob sie die relativ häufig und regelmäßig hat und wie schwer die Depressionen dann "durchschnittlich" sind, wenn man das so überhaupt sagen kann.
    Verstehst du? Ich hab mich da oben wohl einfach falsch ausgedrückt :)

  • Ich kenne einige Menschen mit psychischen Erkrankungen mit Hund. Sie alle schaffen es, weil sie ein wirklich gutes und funktionierendes Netz haben, das sie unterstützt - sprich, ganz ganz zuverlässige Hundesitter, die auch mal auf die Schnelle einspringen können, wenn grad sein muss.
    Ohne das geht es meiner Meinung nach nicht.

  • Lara (ich nehme an, das ist dein Name?),
    ich glaube ziemlich viele hier kennen solche Situationen... dass man schlecht drauf ist und deshalb sehr anfällig für Stress, Frust, Wut ist. Man ist dann einfach schnell überfordert. Und manchmal lässt man es an den falschen Stellen aus, wie dem Tier z.B. Und dann hat man schreckliche Gewissensbisse, weil man es ja eigentlich gar nicht wollte und man sich tatsächlich manchmal fragt, ob das Tier es woanders besser hätte.
    Aber wer sagt denn, dass das wahr ist? Dass mein Tier es tatsächlich woanders besser hätte? So pauschal kann man das nicht sagen. Ein sehr sensibler Hund wäre sicherlich besser aufgehoben bei einer Familie mit geregelten Strukturen, ohne so schwankende Hochs und Tiefs. Aber wenn der Hund damit klarkommt, wo ist das Problem? Ein Hund passt sich wunderbar an seinen Menschen an, das ist wirklich erstaunlich. Manchmal kommt er sicherlich mit kleinen Pipirunden aus (abgesehen davon: wenn man sich Tagesabläufe von anderen Hundehaltern anschaut, machen die meisten eh nur Pipirunden am Morgen und dafür größere am Nachmittag). Wenn dem Hund die Hochs und Tiefs nicht ausmachen und diese ja recht regelmäßig auftreten, wird er irgendwann lernen, dass es auch mal Tage gibt, an denen nicht so viel Programm auf dem Tagesplan steht und dann wiederum Tage, an denen er keine Minute Pause bekommt. Es gibt immer mal Tage, wo der Hund nicht vollkommen ausgepowert werden kann, sei es wegen stressigen Lernphasen in der Uni oder wegen einer Grippe. Nicht nur depressive Menschen "vernachlässigen" den Hund manchmal zwangsweise. Nur dass es bei dir eben regelmäßiger auftritt.


    Ich finde es wirklich schön, wie sehr du dir den Kopf darüber zerbrichst und du nicht einfach im Affekt einen Hund kaufst.
    Und lass dir gesagt sein: Du brauchst keine Gewissensbisse haben oder dir einreden, dass deine Tiere es woanders besser hätten. Du sorgst dich, wenn du kannst, scheinbar wunderbar um deine Tiere, bemühst dich wirklich ihnen gerecht zu werden und ihnen ein tolles Leben zu bereiten. Aber manchmal geht es einfach nicht, sei es wegen der Depression oder was anderem - egal was, es ist kein Grund sich Vorwürfe zu machen :)

  • Hallo,
    also ich bin auch der Meinung das ein Hund die Krankheit sogar in gewissen Maßen verbessert.Bei mir auf der Arbeit setzen wir gezielt bei depressiven Menschen auch Hundetherapie an.Ich lann nur von den Erfolgen dort sprechen.Die Menschen dort haben aber nicht 24 Std einen Hund um sich und müssen dafür sorgen.Aber ich glaube das man es trotz Krankheitsbild vereinbaren kann und das es bestimmt auch hilft.Eine Freundin hat auch starke Depressionen und hat sich vor einem Jahr eine Katze ins Haus geholt.Sie sagt sie fühlt sich seitdem nicht mehr so allein gelassen.Und grade auch die Verantwortung die man dem Tier entgegenbringen muss hilft einem vielleicht wieder eine Struktur in den Alltag zu bringen die man vorher nicht mehr hatte.

  • Hallo :smile:


    ich würde das wirklich mit Leuten besprechen, die Dich gut kennen und denen Du vertraust. Auch - wie Dragonwog sagt - mit dem Arzt.


    Ist ja doch eine sehr persönliche Entscheidung und wie sollen wir - die wir Dich nicht kennen - einschätzen, ob Du in Deiner Situation dem Hund gerecht werden kannst?


    Alles Gute für Dich!

  • Ich denke mir, für einen Erkrankten ist ein Hund einer der besten Therapiebegleiter... allein schon die Bewegung, der Aufenthalt draußen, Licht und frische Luft, die Konfrontation mit möglichen "Angstmachern" (Stichtwort "Meideverhalten") und anderen Menschen (bei sozialen Phobien oder ähnlichem), der geregelte Tagesablauf, die Verantwortung, der "Sinn"..., nicht zuletzt die Tatsache, jemanden an seiner Seite zu haben, der einen ohne Wenn und Aber akzeptiert.


    Dennoch sollte meiner Meinung nach (ohne dir das jetzt unterstellen zu wollen, sondern eher grundsätzlich) kein Hund in diesem Sinne bloßer "Mittel zum Zweck" sein. Der Schuss kann nämlich schnell nach hinten los gehen, gerade, wenn man diese Ansprüche hat.


    Außerdem, und das ist es, wo ich die größten Bedenken habe, "funktioniert" (wenn man denn so will) ein Hund ja auch nur genau dann, wenn er entsprechend behandelt ("geführt") wird.
    Und viel mehr hier, und nicht so sehr beim Thema Auslastung, sehe ich das Problem ... gerade wenn du schreibst, dass du unter einer bipolaren Störung leidest: schon viele gesundheitlich stabile Hundehalter haben ja ihre Launen, die sich auf die Zusammenarbeit mit dem Hund auswirken. Jedoch kann man von solch einem Hundehalter verlangen, sich "zusammen zu reißen". Das kann man bei einem Kranken nicht - denn eine Krankheit ist nur bedingt kontrollierbar (z.B. durch Medikamente, nicht aber durch den bloßen Willen). Um aber zu "funktionieren", und somit auch seinem Besitzer Halt geben zu können, braucht ein Hund einen konsequenten und transparenten Umgang, er muss seinem Halter vertrauen können, er braucht eine klare Struktur, einen Halter, der Orientierung gibt und auf den Verlass ist, der also in einem bestimmten Rahmen immer durchschaubar und konsequent ist.
    Ich mag meine Bedenken hier anbringen, weil ich leider schon erleben musste, wie aufgeschlossene und motivierte Hunde unter den Stimmungsschwankungen ihrer Besitzer litten - es gab keine Struktur, die Halter erwiesen sich als unberechenbar, die Hunde übernahmen die Verantwortung, was zu Symptomen führte, die kaum einer zu deuten wusste - kurz: die Beziehung ging den Bach runter und beide Seiten litten darunter.


    Und auch noch so standhafte, selbstbewusste und souveräne Hunde sind kein Garant, dass es funktioniert. Ich hab so einen kleinen Haudegen hier sitzen, bei dem man denken könnte, den bringt nichts so schnell aus der Fassung - aber sobald hier mal Stunk ist, oder Sorgen, oder Traurigkeit, reflektiert er das sofort. Da ist er dann doch ein Sensibelchen. :smile:
    Oder ein anderer Hund, der sich dann vielleicht in der Verantwortung fühlt und dem das Ganze über den Kopf wächst. Ein Hund, der Stress hat und gegebenenfalls aggressiv reagiert... es gibt so viele Szenarien.


    Nichtsdestotrotz ist der Tierkontakt, der Kontakt zu Hunden sicherlich eine Sache, die bei einer solchen Krankheit helfen kann... ich könnte mir z.B. vorstellen, dass als erster Schritt der Gang ins Tierheim eine ganz gute Idee wäre: zuverlässige Gassigeher sind dort meistens gesucht. Somit hätte man die positiven Effekte des Umgangs mit Hunden, könnte sich aber noch ein bisschen Zeit nehmen, die Arbeit mit dem Hund und die eigene Leistungsfähigkeit besser einschätzen zu können, und wäre nicht so arg verpflichtet wie mit einem eigenen Hund. Und man hätte auch die Zeit, den "richtigen" Hund auszuwählen, mit dem es funktionieren könnte... gerade Schäferhunde sitzen so viele im TH...
    Auf jeden Fall würde ich die Sache bei so einer Erkrankung langsam angehen und schauen, was sich ergibt...


    Ich wünsch dir auf jeden Fall ganz viel Glück & alles Gute ... :smile:

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