Depressionen und ein Hund?

  • Hi,
    ich habe eine Freundin, die während wirklich schweren Depressionsschüben nicht einmal in der Lage war, sich um ihr eigenes Kind zu kümmern. Ich glaube, eine größere Motivation gäbe es doch eigentlich nicht, aber es war ihr nicht mögklich.


    Ein Hund wird dann auch eher bei einer schweren Depression zu kurz kommen, während es bei einer leichteren Erkrankung vermutlich hilfreich sein kann, den Hund als "Aufgabe" zu haben und Anlass, um aus dem Haus zu gehen,
    LG von Julie

  • Hi,
    eine meiner besten Freundinnen ist bipolar und hat ebenfalls 2 Hunde. Sie hat mir mal erzählt, dass es bei ihr sogar so weit ist, dass ihre Haustiere mit ihre "Anker" sind und sie dank ihnen auch in depressiven Phasen weiß, wofür sie lebt etc. .
    Für sie sind die Hunde auf jeden Fall ein Ausgleich, allerdings hat sie eine Nachbarin (Studentin), welche die Hunde ggf. gegen ein Taschengeld mal ausführt (das kommt bei ihr schon häufiger vor, gerade wenn sie morgens nicht aufstehen kann).
    Trotzdem bringen ihr die Beiden unglaublich viel Freude und Lebensmut :smile:
    Übrigens hat sie mit ihrem Psychologen einen regelrechten Tagesablauf angefertigt, an den sie sich halten muss und dort wurden die Hunde mit eingebunden. Vielleicht würde dir das dann auch helfen?

  • Ein Hund kann in leichten Phasen sehr helfen, bei schweren Schüben aber auch zur Belastung werden.
    Gerade wenn man einen Schub hat und sich nicht kümmern kann wie der Hund es verdient hat, kommt häufig noch das schlechte Gewissen dazu dass man nicht in der Lage ist ihm das zu geben was er z.B. an Beschäftigung braucht.
    Andererseits tritt so ein Hund einem natürlich immer in den Hintern dass man rausgeht, sich mit Leuten unterhält und sich nicht einkapselt.
    Kommt sicher auf den einzelnen Menschen und den Hund an.


    Ich finde es auch wichtig dass man einen Plan B hat, den sollte man aber ja eigentlich immer haben, kann ja immer mal was dazwischen kommen, Unfall, Todesfall usw.

  • Also für mich ist und war meine Daphni eine sehr grosse Hilfe und das ist sie noch und wird es bleiben..
    Ich hatte nämlich keinen Grund mehr gesehen überhaupt aus dem Haus zu gehen wieso auch..
    Bei mir wurden die Depressionen durch den Tod meiner Tochter ausgelöst und daraufhin folgen sofort die Wecheljahre und das mit 40 Jahren...
    Es geht mir eigentlich gut jetzt aber ich muss auch sehr vorsichtig mit mir umgehen und ich brauche ruhige und sichere Verhältnisse eben eine Struktur im Leben und das sollte jeder der an Depressionen leidet..
    Aber ein Tier kan einem nur helfen..man muss für jemand da sein und man ist nie alleine und Hundi nimmts sicher nicht krumm mal einen Tag nicht die Action wie sonst zu haben.Aber natürlich kann das ja auch eine Katze sein..die *pflegen einen ganz arg* so wie meine Molly.Tiere merken wenns Frauchen nicht gut geht und deren Hilfe soll und darf man ruhig annehmen..ist vielleicht bei manch einem die einzige Hilfe..
    Doch wie beschrieben für *Harte Tage* Plan B

  • Ich denke, dass solte mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.


    Was mir ein bißchen Kopfzerbrechen macht: In manischen Phasen mag es ja gehen, doch was ist bei den Depriphasen?


    Wenn das schwarze Loch mal wieder richtig tief ist und man trotz allem Verantwortungsbewußtsein nicht kann?


    Und wie funktioniert es mit dem Hund, wenn wider Erwarten ein stationärer Aufenthalt über längere Zeit notwendig ist?



    Es sollte wirklich ein Netz dasein, das Hund und seine Bedürfnisse sicher auffängt, auch über längere Zeit.


    Birgit

  • Also ich finde auch, dass der Wunsch nach einem Hund mit dem behandelnden Arzt/Therapeuten thematisiert werden sollte. Denn meiner Ansicht nach muss hier die individuelle Lebenssituation betrachtet werden.
    Zumal ich denke, dass nicht pauschal davon ausgegangen werden sollte, dass ein eigener Hund als Entlastung vom Krankheitserleben "wirkt" sondern er kann auch durchaus diejenigen Grenzen aufzeigen, die einem durch die Krankheit gesetzt werden. Es hängt dann von der einzelnen Person ab, ob dies wiederum zu negativen Gedankenspiralen führt und die Situation, die eigentlich doch motivierend und entlastend wirken sollte, schliesslich leidvoll erlebt wird - und da leiden dann sowohl Mensch als auch Hund.


    Eine allgemeine Einschätzung zum Thema "Depression und Hund - ja oder nein" ist meiner Ansicht nach nicht möglich, denn das ist eben individuell und unter Berücksichtigung der individuellen Ausprägung der Erkrankung, der auftretenden Symptome und auch der Krisenverläufe zu betrachten.


    Ich denke also, dass es letztlich sinnvoller und ergiebiger ist im therapeutischen Setting zu besprechen, ob der Wunsch realistisch angesichts der vorhandenen Ressourcen ist sowie ob und wie er umsetzbar ist.


    Ich wünsche Dir aber viel Erfolg dabei, dass Dein Plan sich verwirklichen lässt....


    LG

  • Zitat

    Also ich finde auch, dass der Wunsch nach einem Hund mit dem behandelnden Arzt/Therapeuten thematisiert werden sollte. Denn meiner Ansicht nach muss hier die individuelle Lebenssituation betrachtet werden.


    Ich find das prinzipiell schon gut und richtig, aber: Ich hab die Erfahrung gemacht, dass das eigentlich nur wirklich was bringt, wenn der Arzt/Therapeut zumindest ein bisschen Ahnung von Hunden und deren Haltung hat. Ansonsten ist die Gefahr da, dass er gar nicht weiß oder einschätzen kann, was ein Hund braucht.
    Ansonsten, liebe TS: Wie wärs denn, wenn du es erstmal als Gassigänger im TH versuchst? Vielleicht auch mit tiergestützter Therapie? Zahlt halt die Kasse nicht, aber naja, ein eigener Hund kostet ja auch Geld.

  • Zitat


    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass das eigentlich nur wirklich was bringt, wenn der Arzt/Therapeut zumindest ein bisschen Ahnung von Hunden und deren Haltung hat. Ansonsten ist die Gefahr da, dass er gar nicht weiß oder einschätzen kann, was ein Hund braucht.


    Nunja, ich denke, dass der Arzt/Therapeut in erster Linie seine Patienten und deren Ressourcen, Coping-Strategien und Bewältigungsmechanismen einschätzen können sollte, um den Wunsch als solchen unter Berücksichtigung der realistischen Bedingungen und Gegebenheiten zu besprechen. Sollte der Therapeut keinen Plan von Hundehaltung haben, aber einigermaßen auf Zack sein, wird er seinem Patienten raten, sich über Literatur oder Besuche im TH zu informieren.....zumindest sind das meine Erfahrungen...


    Die Tips "Gassigehen" und "tiergestützte Therapie" find ich gut.

  • Ich denke auch man sollte sich überlegen wie sehr der Hunde unter den "Stimmungsschwankungen" zu leiden hat. Hunde binden sich viel mehr an den Menschen als andere Tiere. Da sehe ich nicht unbedingt das Versorgungsproblem, sondern das Emotionale. Du sagst in depressiven Phasen distanzierst du dich von deinen Tieren. Für ein Pferd ist das nicht so ein Problem, es lebt ja größtenteils ein Leben ohne dich in seinem Sozialverbund. Für den Hund bist du der soziale Partner. Da hilft ihm das Gassi-Gehen eines anderen nicht. Ein Welpe käme für dich ja eher nicht in Frage. Ich denke es wird schwierig einen so in sich ruhenden und selbstsicheren Hund zu finden.
    Aber aus der Ferne ist das ganz schwer. Ein Hund kann dir helfen oder zur absoluten Überlastung führen. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute. Vielleicht wäre erstmal ein Pflegehund/Gassihund eine Überlegung wert? Um zu sehen wie du damit zurecht kommst?

  • Ich hatte zwar keine wirkliche Depression, aber mir ging es durchaus sehr schlecht über die letzten 5 Monate, seit mein Papa gestorben ist.


    Es gab Episoden, die waren durchaus fast depressiv, und jetzt, wo mein Freund auch noch dabei ist, sich von mir zu trennen, ist es auch nicht unbedingt einfach.


    Ich muss sagen, hätte ich meinen Aron nicht, würde ich das alles nicht so verkraften.
    Wenn ich weine, kommt er zu mir und tröstet mich.
    Ich MUSS rausgehen. Sonst würde ich den ganzen Tag hier rumhängen und vergammeln.
    Ich treffe Leute und habe Menschen kennengelernt, die mir in dieser schwierigen Phase total helfen.


    Ich denke, man muss in dem Moment sehen, was der Hund braucht und sich hinten anstellen. Dabei stellt man sich aber nicht wirklich hinten an, weil es einem am Ende auch selbst gut tut.

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