"Konsequenzen" bei Fehlverhalten (Pubertät)

  • Hallo,


    unser Westie Rudi ist jetzt 10 1/2 Monate alt und fängt an selbständiger und dickköpfiger (taub??). Ich bin in seiner Erziehung seit seinem Einzug mit 3 Monaten, in Dingen, die mir wichtig sind, ziemlich konsequent und es klappt auch ziemlich gut.


    Die Frage, die ich habe, ist: Welche Möglichkeiten hat man, wenn es mal nicht gut klappt...??


    Ich habe an meinen Hund nicht den Anspruch, dass er eine Maschine wird, aber bei Befehlen wie "komm" und "stop" finde ich es extrem wichtig, dass sie beachtet werden, schon zu seiner eigenen Sicherheit. Zu 90 - 95% klappt es ja auch (und wird dann auch positiv bestärkt), aber was tun wenn nicht? Kommentare, die man lesen kann á la "das sollte man seinem Hund nicht durchgehen lassen", bringen mich da auch nicht weiter......


    In Büchern und auch hier teilweise lese ich einerseits, dass man konsequent sein soll, aber "bestrafen" tabu ist. Dass sie Pubertät nicht einfach ist, man aber nicht aufgeben soll. Dass man nicht zulassen soll, dass der Hund einem auf der Nase herumtanzt, positive Verhaltensweisen aber natürlich bestärkt ...Aber wie kann man dem Hund deutlich machen, dass er etwas nicht gut gemacht hat??


    Beispiel heute morgen: Hund spielt im Freilauf mit bekannter Hündin aus der Nachbarschaft. Nach 5 Min. will ich weiter, gehe vor und rufe. Er kommt nicht bzw. spielt weiter. Ich gehe weiter vor. Er bleibt stehen guckt mich an, aber spielt dann weiter. Ich habe dann gepfiffen, wurde aber auch ignoriert. :omg:
    Daraufhin bin ich zurückgegangen, habe meinen Hund kommentarlos angeleint und bin mit ihm weggegangen. Und was macht der Hund? Er geht an ziemlich kurzer Leine perfekt bei Fuss und sucht meinen Blickkontakt... :pfeif:


    Ich frage mich manchmal, in wieweit merkt ein Hund durch unsere Gesten und Stimme, dass er etwas falsch gemacht hat? Und bringt mich das weiter?? Oder ihn?? :verzweifelt:


    Ich freue mich auf Eure Tipps und Meinungen


    Paciencia

  • Für mich gehören Konsequenzen bei Fehlverhalten in der Hundeerziehung dazu. Unddamit meine ich nicht Schläge oder Tritte oder sonstwas tierschutzrelevantes, sondern einfach liebevolle Konsequenzen. Wenn sich mein Jungspund in der Wohnung nicht benimmt, wird er mit Aussclus bestraft Heiß er muss ins Körbchen in einen anderen Raum. (Hierbei kommt es sehr auf den Hund an! Manche entwickelt durch solche Strafen Angst vorm allein sein. Bei uns kalppt es prima und es kommt beim Hund an, dass er etwas nicht richtig gemacht hat.)


    Wie du im Freilauf reagiert hast finde ich schon richtig. Aber das perfekte Beifuß laufen ist kein Reueverhalten von deinem Hund, sondern entweder Zufall oder eine Art der Beschwichtigung. Ich denke nicht das Hunde soetwas wie Reue empfinden - wir Menschen interpretieren das nur falsch. Und irgendwie ist es auch aus dem Kontext gerissen. Ist doch Banane was der Hund NACH seinem Fehlverhalten tut. Er hat sich falsch verhalten, du hast ihn dir geschnappt und das ist doch schon Sanktion genug.


  • und da warst du inkonsequent. :smile: wenn überhaupt - dann nur ein einziges mal rufen. wenn er nicht kommt - dann gleich kommentarlos hin, an die leine und weggehen - schluss mit lustig. :smile:


    so hast du den effekt gehabt: du rufst - er guckt - er sieht dich, du siehst ihn - also ist eh alles ok (für ihn!) - du rufst nochmal - hund "zuckt mit den schultern" und macht weiter ......ist ja eh scheints nix wichtiges oder spannendes.... ;)


    wenn du am abruf aus dem spiel üben möchtest - was im übrigen bei vielen (jung)hunden wirklich schon hohe schule ist - dann achte auch drauf, dass er wenn er kommt, auch immer mal wieder gleich "weiterspielen" darf. (also ruhig ab und an nach einer kurzen belohnung bei dir wieder ins spiel schicken) bzw. dass dann als alternative wirklich richtig belohnt wird: spiel (mit dir), spass, spannung....ect.


    er soll ja nicht den abruf nur mit "spassbremsen" verknüpfen.

  • Ich würde in dieser Situation ganz anders reagieren:


    Als Aufmerksamkeitssignal rufe ich den Hund freundlich beim Namen
    Schaut der Hund zu mir, geb ich ein Signal zum Herankommen (Pfiff+ausgebreitete Arme+Hocke)
    Sollte sich der Hund jetzt entscheiden mich zu ignorieren und wendet sich ab, steh ich aus der Hocke auf und sage ein strenges "Nein" oder "Pfui".
    Sollte dies wieder ignoriert werden, mach ich mich fluchend (heißt ich zeige meinen Missmut) auf den Weg zum Hund. Spätestens jetzt wird der Hund kucken was los ist, und genau diesen Moment nutze ich um den Hund zum Herankommen zu motivieren (heißt positive Stimmung, Hocke etc)


    Also kurz und knapp: Hund schaut, wendet sich dir zu = freudige Stimmung, Motivation zum herankommen; Hund dreht ab, ignoriert dich = strenge Stimme, Missmut;


    Natürlich muss dein "Missmut" auch dem jeweiligen Charakter des Hundes angepasst sein, und dieses "Umschalten" von positiv auf negativ, und umgekehrt muss 1. ehrlich gemeint sein und 2. "synchron" zum Verhalten des Hundes sein!

  • Zitat

    Beispiel heute morgen: Hund spielt im Freilauf mit bekannter Hündin aus der Nachbarschaft. Nach 5 Min. will ich weiter, gehe vor und rufe. Er kommt nicht bzw. spielt weiter. Ich gehe weiter vor. Er bleibt stehen guckt mich an, aber spielt dann weiter. Ich habe dann gepfiffen, wurde aber auch ignoriert. :omg:
    Daraufhin bin ich zurückgegangen, habe meinen Hund kommentarlos angeleint und bin mit ihm weggegangen.


    Und ich hätte darauf noch anders reagiert wie meine Vorredner. Ich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, meinen Junghund ausgerechnet in dieser Situation abzurufen, sondern hätte sie spielen lassen. Wenn ich hätte schleunigst weiter gehen wollen, dann hätte ich solche Spielsituationen vermeiden müssen. ;)


    Und erst, wenn ich bemerkt hätte, dass zumindest einer der Hunde keine Lust mehr hat, hätte ich es mal mit einem Abruf und Weitergehen probiert, worauf mein Hund sofort ausgiebig gelobt worden wäre, wenn er den Körpersprachen von Hunden und Haltern gefolgt wäre. :D

  • Vielen Dank für Eure Einschätzungen. Vielleicht hätte ich das konkrete Beispiel einfach weglassen sollen. Es geht mir tatsächlich nur um den effektiven Ausdruck meiner negativen/frustrierten Gefühle gegenüber den Hund.


    Ich habe auch 2 positive Beispiele:


    1.) Wenn ich das Essen von Rudi zubereitet habe und er dabei gebellt hat, habe ich (meistens) die Küche verlassen und bin erst wiedergekommen, wenn er still war. Vorher hat er natürlich auch nichts bekommen.


    2.) Wenn ich in der Küche bin, ist Rudi am Liebsten in meiner Nähe (auch wenn es nichts mit seinem Essen zu tun hat). Wenn er in seinem Körbchen liegt, wird er von Zeit zu Zeit gelobt und bekommt ein Leckerlie (nie das, was ich zubereite sondern Trockenfutter) und wenn er mir zwischen den Füssen herumläuft oder vor dem Herd liegt, läuft er halt Gefahr, auch mal getreten zu werden..



    Zitat


    Und ich hätte darauf noch anders reagiert wie meine Vorredner. Ich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, meinen Junghund ausgerechnet in dieser Situation abzurufen, sondern hätte sie spielen lassen. Wenn ich hätte schleunigst weiter gehen wollen, dann hätte ich solche Spielsituationen vermeiden müssen. ;)


    Und erst, wenn ich bemerkt hätte, dass zumindest einer der Hunde keine Lust mehr hat, hätte ich es mal mit einem Abruf und Weitergehen probiert, worauf mein Hund sofort ausgiebig gelobt worden wäre, wenn er den Körpersprachen von Hunden und Haltern gefolgt wäre. :D


    Also 5 Minuten Zeit finde ich schon genug, um ein Spiel zuzulassen (es können auch 7/8 Minuten gewesen sein)...Und morgens vor Bürobeginn ist die Zeit halt begrenzt.......


    Ich freu mich über Eure Meinungen und Erfahrungen


    Paciencia

  • Zitat

    Und ich hätte darauf noch anders reagiert wie meine Vorredner. Ich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, meinen Junghund ausgerechnet in dieser Situation abzurufen, sondern hätte sie spielen lassen. Wenn ich hätte schleunigst weiter gehen wollen, dann hätte ich solche Spielsituationen vermeiden müssen. ;)


    Dem schließe ich mich an! :gut:


    Ich rufe Bruno nur ab, wenn ich eigentlich zu 99% sicher bin, dass er auch zu mir kommt! Ich rufe auch nicht zwei oder drei Mal. Ich rufe seinen Namen, dann schaut er mich an, fast zeitgleich drehe ich ihm die Schulter zu und gebe das Kommando "komm". Ist die Distanz bissl größer, gehe ich auf Brunos Weg zu mir seitlich stehend in die Hocke und locke ihn mit der Stimme oder in die Hände klatschen. Er freut sich immer wie blöd, wenn er so angefeuert wird. :D Wenn wir Zeit haben, darf er zur Belohnung fürs Gehorchen gleich wieder losgehen zum Schnüffeln/Ball jagen o.ä., damit er das zu mir kommen nicht mit "immer dann wird angeleint" verknüpft.


    Wenn Bruno mit seiner Schwester spielt, glaube ich nicht, dass er beim Abruf gehorchen würde. Da ist er im Spiel und da riskiere ich keinen Ungehorsam. Dann gehe ich hin, schmeiße eine Hand voll Futter auf den Rasen, damit die beiden von einander los kommen, lasse meinen Hund und die Schwester schnüffeln und fressen und leine ihn dann gaaanz ruhig an.


    Ich versuche eigentlich immer, dass ich nur dann ein Kommando gebe, wenn Bruno das auch ausführen kann. Er soll nämlich nicht lernen, dass er mir auch mal die Mittelkralle zeigen kann, weil er grad keinen Bock hat zu hören!

  • Zitat

    Vielen Dank für Eure Einschätzungen. Vielleicht hätte ich das konkrete Beispiel einfach weglassen sollen. Es geht mir tatsächlich nur um den effektiven Ausdruck meiner negativen/frustrierten Gefühle gegenüber den Hund.


    Na, du kannst schimpfen, schreien, wütend und einschüchternd auf deinen Hund zugehen etc. Ich persönlich finde das nicht so fein, weil das nicht so meins ist.
    Beispiel: Bruno entdeckt gerade unseren Wohnzimmertisch. :D Klar bin ich genervt, wenn ich ihm bereits zwei Mal "runter" gesagt habe, er beim Runter ein Click und Lob bekommt, und nach 30 Min nochmal guckt, ob diese Regel noch gilt. Klar ist es anstrengender, wenn ich ihm so beibringe, was er darf und was nicht, weil ich konsequenter sein muss, als wenn er für das Vergehen eine Predigt bekommt.
    Aber in so einem Moment rufe ich mir immer wieder in Erinnerung, wie ich unseren Katzen die der-Tisch-ist-Verboten-Regel beigebracht habe. Da hab ich auch nicht gebrüllt und geschimpft, sondern hab sie immer wieder ruhig und geduldig vom Tisch gesetzt bzw. sie am drauf springen gehindert. Hat super funktioniert. :D

  • Wenn es allgemein um Fehlverhalten bzw. um bestimmte Regeln geht die eingehalten werden sollen, erkläre ich meinen Hund natürlich auch erstmal was Sache ist. Beispiel wenn der Hund bestimmte Bereich nicht betretten soll, schicke ich ihn mit einem ruhigen "Nein" wieder raus, bzw blocke bevor der Hund in den Raum will. Wenn ein Hund meint er muss 10x die Küche betretten werde ich ihn auch ein 11x ruhig aber bestimmt rausbringen.

    Situationen wo Hundi einfach extrem aufdringlich wird, bzw seinen Frust laut kundtut, verlasse ich entweder den Raum oder biete ihm eine Alternative an.
    Im großen und ganzen handhabe ich das alles mit viel Geduld, Konsequenz und ruhigen Nerven.
    Nur was den Rückruf angeht setze ich dem Hund sehr wohl nach wenn er ignoriert wird. Dabei muss man weder schreien noch den Hund extrem einschüchtern, sondern einfach präsent sein.


    Starkes Bedrängen, sowie den Hund anbrüllen finde ich auch nicht die feine Art. Meist langt ein strenger Ton... Und das wichtigste ist vorallem: das Lob an der richtigen Stelle :gut:

  • Ich finde du hast genau richtig gehandelt. Feintuning wäre noch, dass du deinen Hund 1 x ansprichst (vorausgesetzt dein Hund kennt einen Abruf) und dann, wenn er nicht reagiert gehst du hin und holst ihn ab (genauso wie du es auch schon gemacht hast. Beim ansprechen würde ich so handeln, dass ich erst den Namen sage, wenn er reagiert, dein Kommsignal gebe und ihm dann auch körperlich eine Einladung schicke. Hört er nicht darauf, würde ich auch mal ausprobieren, wie reagiert er wenn du schnell wegläufst ohne ihn zu beachten oder dich hinter Bäumen versteckst.


    Ansonsten höre auf dein Bauchgefühl. Dem Alter angepaßt ist es vollkommen normal, dass dein Schatz momentan auf Durchzug stellt, von daher übe den Abruf ... viel ohne Ablenkung und auch langsam aufgebaut unter Ablenkung. Immer mit der entsprechenden Geduld, denn es ist ja nix persönliches. Dein Hund verhält sich erstmal total normal und altersentsprechend. Deinen Hund aus dem Spiel abrufen ist eine hohe Kunst, denn es wird ihm grade da noch sehr schwer fallen sich auf dich zu konzentrieren, deswegen beobachte solche Situationen genau und nutze einen Moment, wo er vielleicht grade eh nach dir schaut zum Training.

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