adoptierter Hund schnappt

  • Hallo, liebe Hundefreunde!


    :smile: Bin neu hier bei euch und lege gleich mal los:


    Es geht um Miki. Miki ist ein Fundhund aus Polen und ca.6-8 Jahre alt und ein Mischling (Spitz/Chiwawa).
    Er wurde in Polen von Tierschützern regelrecht eingefangen, denn er ließ sich nicht anfassen. Miki war total verfilzt und abgemagert und hatte sich vor lauter Hunger viele seine Zähne abgeschliffen, weil er versuchte Steine zu essen :( : ...
    Nachdem er dort untersucht und versorgt wurde kam er nach Deutschland in eine Pflegefamilie ( 2 Spitze und eine liebevolle Frau). Die Pflegemutti kam nur mit viel Liebe an Miki ran und nach und nach wurde er zutraulicher.
    Dort blieb er dann für 3 Monate, bis er nun zu uns kam (mein Mann und ich).


    Nun lebt Miki in der 4ten Woche bei uns.
    Er ist ein putzmunterer kleiner mutiger Kerl. Bewegt sich gern, ist klug, gelehrig und einfach süß :smile: !


    Leider ist es so, das er schnappt. Er beißt nicht richtig zu, aber er schnappt. Wenn er nicht angefasst werden will, knurrt er und schnappt. Z.Bsp. auch mal beim Pfoten abputzen, aber auch mitten beim Streicheln.


    Mein Mann, der schwer krank ist, darf ihn gar nicht streicheln. Dann zeigt er gleich die Zähne und knurrt und schnappt :/ .
    Ich sage dann laut "NEIN" und ignoriere ihn. Es scheint mir, das er weiß, das wir das nicht wollen.


    Braucht Miki einfach noch Zeit???
    Was meint ihr dazu?


    Lieber Gruß von Bettina

  • Hallo Bettina


    Ja, ihr braucht noch viel Zeit!


    Ich schreibe nachher noch mal, da wir erst mal mit den Hunden rausfahren.
    Hier sitzt auch ein kleiner Pole der ähnlich reagiert hatte und teilweise noch mit Unsicherheiten zu kämpfen hat.


    LG Sabine

  • Huhu,


    hatte mit Jack auch so ein Problem.
    Hab eigentlich garnicht geschimpft. Hab versucht ihm beizubringen, wenn ihm etwas unangenehm ist, dann darf er jederzeit gehen. Hab ihn also einfach dann weggeschickt. Später dann als er es gelernt hatte einfach auf seinen Platz geschickt.
    Das dauert etwas bis ein Hund das von selbst macht. Mittlerweile geht Jack einfach, wenn er nicht angefasst werden will.


    Wichtig ist die Körpersprache genau zu beobachten und den Hund wegzuschicken bevor es zum Schnappen kommt. Also direkt bei den ersten Anzeichen wie:
    -Leftzen etwas anspannen
    -versteifte Körperhaltung
    -Knurren
    -Beschwichtigungs Signale


    Sofort den Hund wegschicken, mit Neutraler Stimmlage. Der Hund macht ja nichts schlimmes, er warnt ja vor und das darf und muss er auch! Darum wird auch kein "Nein" gesagt und auch nicht geschimpft.


    Das war eigentlich so das allerwichtigste was meiner Lernen musste.


    Natürlich muss man auch dieses Anfass Problem angehen. Ich habs in kleinen Schritten gemacht. Hatte angefangen mit dem Kopf. Immer kurz wenn er grad entspannt war etwas über den Kopf und an den Augen Berührt und viel gelobt dabei.
    Dabei eben immer den Hund beobachten und sofort sobald eines dieser Warnzeichen kommt. Sofort Hand weg vom Hund!!! und ihn mit ruhiger Stimme wegschicken.


    Musste mich beim Kopf, angefangen mit den Augen, dann Schnautze, dann Ohren Wochenlang vorantasten. Als er sich am Kopf ohne Probleme anfassen lies, kamen dann die Pfoten dran...



    Natürlich bedeutet das auch, das du dem Hund viele Freiräume geben musst. Zb.: die Sache mit den Pfoten abtrocknen. Das wird quasi von der pike auf gelernt in Mini Schritten mit viel Lob und Leckerlie. Wenn der Hund sich dabei unwohl fühlt, dann musst ihn eben mit Nassen pfoten erstmal rumlaufen lassen. zwingen darfst ihn auf keinen Fall. Umso mehr Vertrauen da ist umso besser klappt es.


    Edith: das erste was ich Jack auch noch beigebracht hatte, war Maulkorb tragen. Weil mit so einem Hund kannst nicht einfach zum Tierarzt spazieren und den Arzt dran rumfummeln lassen ;) .


    Und dein Mann solte erstmal nur Leckerlies dem Hund zuwerfen. Der sollte mit diesem Anfass Training erst anfangen, wenn der Hund die Leckerlies aus seiner hand annimmt. Nie zu schnell schon zuviel vom Hund erwarten. Lieber erstmal 2 Wochen dann die Leckerlies aus der Hand geben und dann solangsam mal Berühren. Dann klappts irgendwann auch mit deinem Mann.

  • Wir haben bei uns in der THS-Gruppe auch eine Dame, die sich einen erwachsenen Hund aus dem Ausland geholt hat.
    Ben ist da ähnlich. Sie durfte ihn in keinsterweise anfassen (er lief am Anfang Tag und Nacht mit Geschirr rum, weil man es ihm nicht hätte anlegen können). Nach einem 3/4 hat sie ihn das erste mal am Kopf streicheln dürfen. Und mitlerweile, 3 Jahre später, sind sie ein Herz und eine Seele.


    Das braucht viel Zeit und Geduld. Du weißt nicht, was dem Kleinen vielleicht in der Vergangenheit passiert ist.
    Ihr müsst erstmal eine Bindung aufbauen und er muss lernen, euch zu vetrauen.


    Findet erstmal heraus, in welchen Situationen er schnappt. Wo fasst ihr ihn da an?
    Vielleicht hat er ja auch eine alte Verletzung, die er mit gewissen Körperkontakten verknüpft.

  • Also, ich weiß, das er an bestimmten Stellen Schnittverletzungen hat, und da komme ich dann schon gar nicht an.
    Zur Körpersprache - ja, ich versuche immerdrauf zuachten ,acidsmile, aber manchmal bemerke ich gar nix! Dann ist mir, als schnappe er gleich.
    Und nicht laut "NEIN" sagen, meint ihr? Merkt er denn, das das nicht gut ankommt, wenn ich ihn einfach nur wegschicke?


    Was mag er nur erlebt haben, der Kleine? Manchmal denke ich, sie haben mit Steinen nach ihm geworfen, weil er auch an den Rippen so empfindlich ist...
    Ich glaube in den Ostblockländern sind sie sowieso nicht zimperlich mit Tieren....

  • Ja wenn du ihn wegschickst merkt er 2 Dinge.
    1. Das es du sein verhalten nicht gut findest.
    2. Das ist viel wichtiger. Er merkt das du für ihn keine Gefahr darstellst und ihn ernst nimmst.


    Also wenn das soviele Körperstellen sind, dann Konzentrier dich erstmal nur auf eine Stelle immer nur kurz berühren und sofort wieder für lange Zeit in ruhe lasssen, immer nur wenn der Hund entspannt ist. Vorallem niemals auf seinen Platz berühren, der Platz ist der sichere Ort wo kein Mensch an ihn ran geht.


    Wirklich über Wochen nur diese eine Stelle ne sekunde mal berühren langsam die zeit steigern und langsam dann vorarbeiten zu anderen umliegenden Stellen. Lass dir ganz viel Zeit.


    Diese Warnzeichen zu merken dauert auch etwas, die werden nach ner zeit, wenn ihr euch besser kennt für dich deutlicher.


    Jack hat zb.: mit den Leftzen angefangen zu "zucken", oder hörte mit dem Schwanz zu Wedeln auf und hat mich aus den Augenwinkeln heraus Fixiert.
    Waren manchmal wirklich nur winzige Signale. Darum hab ich mehr auf die Zeit geachtet. Also nur so 2sekunden kurz berührt und wieder aufgehört.

  • Und ist denn nun mit Jack alles gut? Hat er volles Vertrauen zu dir, zu euch?
    Wie lange hat das gedauert?
    Wie alt war Jack, als er zu dir kam? Und woher?


    Was kann ich tun, um mehr und mehr Mikis Vertrauen zu erlangen?
    Ich spiele mit ihm, mache große Spaziergänge - obwohl, da denke ich, ist er mehr "für sich". Mehr ist er mit mir 'im Spiel' zusammen.


    Grüße von Bettina

  • Hab Jack jetzt schon 10 Monate, war ein Fundhund. Denke die Vorbesitzer wurden mit dem nicht mehr fertig und haben versucht ihn mit Gewalt zu Erziehen. Das Alter schätze ich auf 2-5.


    Es gibt ein paar Dinge die noch nicht so gut klappen. Zb.: Man kann ihn nicht am Halsband/Geschirr mal schnell festhalten. Werd bei ihm wohl immer ne Schleppleine dran lassen müssen. Weil wenn er ne Hand in richtung seines Rückens schnell zukommen sieht und damit nicht rechnet, dann beißt er sofort in den Arm. Also muss ihn immer ansprechen, bevor ich ihn anfasse und schnelle Handbewegungen in seine Richtung würden ihn sofort zum zubeißen bringen.
    Auch so Dinge wie Gegenstende. Zeckenzange, Handtuch sind manchmal noch ein Problem. Die muss ich ihm vorher immer zeigen, kurz an seinem Fell damit langfahren. Dann kurze Pause so 10-30Minuten, dann das ganze Spielchen nochmal und dann spätestens beim 3. mal krieg ich auch die Zecke gezogen :D . Lass ihn auch immer daran Schnüffeln und alles genau beobachten und Lob ihn dabei.


    Draussen war ich für ihn die ersten 3 Monate einfach Luft, der wollt nichts von Menschen wissen. Aber nach 3Monaten wurd ich immer öfter beachtet. Der wurd auch immer verschmuster. Mittlerweile ist der nen richtiger Knuddel Knutsch Hund.


    Am längsten hat es gedauert, das Jack sich von selbst auf seinen Platz zurück zog. Das hat gut ein halbes Jahr gedauert bis er dieses Verhalten, anstelle des Knurrens und Beißens von sich aus gezeigt hat.



    Was du noch tun kannst, ist oft sein Futter direkt aus der Hand Füttern.
    Den Hund immer vorher mit Namen ansprechen, wenn du etwas mit ihm vorhast.
    Immer den Hund ernst nehmen.
    Dir aufschreiben welche Situationen beosnders unangenehm für deinen Hund sind. Diese erstmal vermeiden und in ruhigen stressfreien Situationen langsam üben.
    Nicht zuviel von deinem Hund verlangen, immer alles nach und nach.

  • Natürlich braucht der Hund noch Zeit, viel Zeit. Er wurde in eine andere Welt geschickt, den Zugang zu Menschen hatte er evtl. gar nicht. Ob der Hund evtl. auch durch Verletzungen Schmerzen hat, weiß ich nciht, aber auch das ist zu berücksichtigen. Nicht jeder Hund kann gleich mit Menschen. Das Vertrauen muss wachsen. Woher soll der Hund denn jetzt wissen, dass ihr Gutmenschen seid. Arbeitet viel mit Futter zur Belohnung und um sich vertraut zu machen, aber wichtig sind auch Grenzen und Regeln, ihr müsst den Hund führen und ihm Sicherheit geben.

  • da schliess ich mich der mehrheit an:


    4 wochen bei euch sind noch gar nichts. wer weiss, wie lange er unter schlimmen bedingungen überleben musste, der arme kerl.


    das wichtigste ist, dass ihr ihm soviel zeit gebt, wie er braucht. und euch auch. nicht selber unter druck setzen mit "in 2 monaten muss er dieses oder jenes tun/können" das geht meistens schief. :smile:


    vertrauen und bindung kommen - aber eben manchmal nur sehr sehr langsam. für jeden schritt auf euch zu muss er ja schliesslich erstmal eine unengenehme erfahrung sozusagen "aus dem gehirn löschen" - quasi über seinen schatten springen und das ist eine riesen leistung und geht nur langsam.


    das mit dem einfach wegschicken ist ein guter tipp - er wird lernen, dass er nicht schnappen/knurren muss wenn ihm was nicht behagt - sondern dass er ganz einfach weggehen kann und dass ihm da gar nix passiert.


    wenn er das verstanden hat, dann kann man langsam in kleinen schritten das "länger aushalten" von unangenehmen dingen üben - immer mit viel bestätigung und lob - und wenns nur 1 sekunde ist :smile: aus der einen sekunde werden zwei, dann 10 sekunden und irgendwann ist das alles gar nicht mehr aufregend. (oder nur noch insofern, als man eine tolle bestätigung bekommt fürs "pfotenabtrocknen" oder "ohrenanguckenlassen" usw.)


    zeit und geduld ist das zauberwort. :smile:

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