Leinenpöbeln - wer hat es geschafft?

  • Zitat

    wie ausgeprägt es war, wie alt der Hund war (ob es verfestig oder nicht verfestigt war), wie er gearbeitet hat und wie lange das ganze Zinnober gedauert hat.

    Ok. Das größte Problem stellte der WSS dar, den ich mit fast 15 Monaten von der Züchterin holte.
    Bis dahin hatte er bereits Jagderlebnisse in Form von Hetzen, kannte keine anderen Hunde außer die eigene Rasse, hatte null Grundgehorsam, war allen fremden Dingen gegenüber misstrauisch und , und, und.

    Er kam zu mir als Zweithund. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eine kleine Mischlingshündin, das nur nebenbei.
    Als die beiden sich aneinander gewöhnt hatten, begann die kleine Hündin an der Leine zu bellen.
    Der große hat es nachgemacht..., er hat sich regelrecht rein gesteigert.

    Also begann ich mit Beiden getrennt zu arbeiten.
    Bei der kleinen Hündin ging es recht flott mit Hilfe des Anclickens anderer Hunde.
    Ab und zu motzt sie nochmal rum (vorallem, wenn es dunkel ist), aber 99 % ist die Welt bei ihr i. O.

    Der große Hund war einfach nur frustriert, weil er nicht zum anderen Hund durfte- denn im Freilauf gab es nie Probleme.
    Diese Frustration wandelte sich in Aggression um.
    Also versuchte ich auch bei ihm mit Clickerarbeit - keine Chance.

    Somit habe ich mit Hilfe eines Abbruchsignal begonnen, daran zu arbeiten.
    Nach zwei Jahren Training können wir an Hunden hinter Gartenzäunen total gelassen vorbei, an angeleinten Hunden ohne zu mucken und relativ ruhig und meistens laufen wir inzwischen ohne Leine an anderen Hunden vorbei- das funktioniert bei uns am Besten.
    Er, also mein großer Wauz bleibt an meiner Seite, schaut zwar den anderen Hund kurz an, läuft dann aber desinteressiert am Artgenosse vorbei.

    Wo ich Probleme habe, wenn ein schnorchelnder Hund kommt oder ein angeleinter Hund direkt auf ihn zuläuft.
    Ihr wisst ja selbst, dass es unvernünftige Leute gibt. Erst heute kam eine Frau mit ihrem Hund an der Flexi direkt auf uns zu, obwohl sie gehört hat, dass ich meinen Hund zurück gehalten habe.
    Als sie ihre Flexi trotzdem länger werden lies, bin ich halt in die andere Richtung gelaufen, da stand der andere Hund aber schon vor uns und meiner hat nicht gepöbelt.

    Jedenfalls habe ich beide Hunde auch auf gemeinsamen Spaziergängen in den Griff, aber es war echt ein Stück harte Arbeit.
    Vorallem, weil mir der große Hund erstmal vertrauen musste und das allein hat schon ewig gedauert.

    Bereuen tue ich es nicht, denn ich selbst habe dabei viel über mich, aber auch über andere Menschen und vorallem über das Wesen Hund dazu gelernt.

    Gute Nacht,

    Claudia.


    Übrigens habe ich das etwas kürzer hier irgendwo schon mal reingeschrieben..... ;)

  • Heute Morgen bin ich mal wieder zu Fuß in die Parkanlagen gelaufen...das war so richtig SCH...e :sad2:

    Aber ich gebe nicht auf :D

    Immerhin hab ich es geschafft meine Hündin zweimal während des Pöbelns umzulenken..:"Wo ist der Hund?" gesäuselt...ich hab zu lahm reagiert...sie fing an zu randalieren...hab ihr dann das super dupper Leckerchen vor die Nase gehalten...gelenkt und schnell gegeben (natürlich mit Click)...das zweimal

    Ein anderes Mal hab ich mitten reingeklickt(direkt vor ihrer Nase) als ich wußte es ist noch nicht ganz so schlimm ist...man,man...da muß man echt schnell sein :headbash:...außerdem war es wieder zu nah, ich war zu langsam...ach der Anfang ist einfach schwer.

    Dann wiederum in der Parkanlage habe ich von der Ferne das Anschauen der Hunde bestätigt und sie hat verstanden das sie von alleine schauen soll...das festigen wir jetzt...ich werde auch zu Hause jetzt das "Zeigen und benennen" Spiel anfangen, damit wir weiter den Clicker kondentionieren können.

    Ich muß auch ganz ehrlich sagen, seitdem ich wieder clicker wird die Beziehung zum Hund immer spannender und enger...macht wirklich großen Spaß...ich danke Euch für die schönen Anregungen dazu :gut:

  • Ich glaube, wir habens geschafft :smile:

    Cleo geht schaut nun andere Hunde nur noch blöd an, wenn sie pöbeln. Dann kommt ein kleines Signal von mir, und sie himmelt mich an - bis ich sie wieder freigebe und lobe.
    Ohne Leine sieht das ganze anders aus...aber gut, daran arbeiten wir noch.


    Allerdings war sie kein extremer Pöbler - sie traf da eine genaue Auswahl oder pöbelte eben zurück, wenn der andere Hund pöbelte.

  • Zitat

    Ich glaube, wir habens geschafft :smile:

    Cleo geht schaut nun andere Hunde nur noch blöd an, wenn sie pöbeln. Dann kommt ein kleines Signal von mir, und sie himmelt mich an - bis ich sie wieder freigebe und lobe.
    Ohne Leine sieht das ganze anders aus...aber gut, daran arbeiten wir noch.


    Allerdings war sie kein extremer Pöbler - sie traf da eine genaue Auswahl oder pöbelte eben zurück, wenn der andere Hund pöbelte.


    Glückwunsch :gut:
    Das andere Problem wird sicher auch noch...auch wenn es was dauert.

  • finnrotti
    Da stimme ich dir zu. Meist wird es so sein, dass man gedanklich schon bei seinem Pöbler bleiben muss. Bei uns ist es zu 90% schon so, dass ich ohne jegliches Wort oder ohne jegliche Beeinflussung mit Max laufen kann aber trotzdem bin ich gedanklich bei meinem Hund und habe seine Körpersprache im Augenwinkel.

    WELSH-AUSSIE
    Wie ich schon schrieb, mit Sicherheit standen die Sachen schon irgendwo aber aufgrund der seitenlangen Diskussionen um andere Geschichten findet man halt auf 10 Seiten eine Erfolgsgeschichte, ich finde es so konzentriert, wie es jetzt die letzten 2 Seiten ist interessanter aber das müssen die anderen nicht teilen. Ich lese diesen Thread aber primär um zu sehen wer es geschafft hat, was er für ein Problem hatte und wie er es angegangen ist. Threads über "so weit bin ich" gibt es ja in der Menge, deshalb finde ich es eigentlich ganz schön, dass mal ein Thread bezüglich der Erfolgsgeschichten aufgemacht wurde, da mich die auch sehr interessieren. Deshalb danke nochmal, dass du dir die Mühe gemacht hast nochmal zu erzählen.

    Ashera
    Super :gut:
    Wie alt ist denn Cleo und wie entstand die Leinenaggro? Was für ein Signal gibst du denn? verbal, körpersprachlich oder mit Hilfsmittel?

  • Danke :smile:

    Cleo ist fast 4 Jahre alt und das Problem war/ist bei uns ein Rückstand der Welpenspielstunde. Dort hat Cleo gelernt, dass Unterwerfung zwecklos ist, ich sie nicht beschütze und sie gegen andere Hunde auf sich gestellt ist. Erst ist mir das nicht sonderlich aufgefallen, sie hat eben andere Hunde angebellt. Da wir auf dem Dorf gewohnt haben, ist das auch nicht sonderlich aufgefallen - es war viel, wenn wir alle zwei Wochen mal einen Hund getroffen haben. Die Hunde im Verein kannte sie, das war ok.

    Dann bin ich ausgezogen und habe sie mit in die Stadt genommen. Mehr Hunde und viele, die auch zurückpöbeln - oder anfangen. Da wurde es schlimmer...für mich ist es natürlich kein Problem, 6kg Hund zu halten, aber glücklich war ich sicher nicht mit der Situation :roll:

    Seit wir hier wohnen, kann ich aber auch eine klare Linie führen - mein Freund und ich ziehen was den Hund angeht zu 100% an einem Strang, sie hat immer die gleichen Regeln. Mit meinen Eltern war das leider absolut nicht so.
    Dadurch hat sich unsere Bindung ganz extrem verstärkt. Sobald ich sie draußen anspreche, habe ich auch ihre volle Aufmerksamkeit. Das habe ich mit Leckerlies noch verstärken können, so klappt es jetzt fast immer. Beherrschen kann sie sich nur nicht, wenn wir bekannte Menschen treffen...aber daran arbeiten wir noch.
    Nun schaut sie eben mich an, wir können ganz entspannt vorbei gehen, und danach wird überschwänglich gelobt.


    Probleme haben wir aber mit freilaufenden Hunden. "Der tut nix", ja, meiner aber. Ich lege Cleo dann ab, stelle mich vor sie und jage den anderen Hund weg. Sobald er wegrennt, rennt Cleo aber hinterher. Natürlich versuche ich, sie mit der Leine zu sichern, zeitlich klappt das aber nicht immer und sie rennt dann trotzdem so weit, wie die Leine er hergibt.
    Ich rufe den Haltern der anderen Hunde jetzt immer zu, dass mein Hund mit Vorliebe Ohren locht...manchmal bekommen sie dann immerhin etwas Angst um ihre Hunde und rufen sie, aber sie kommen natürlich nicht.
    Ich weiß, dass das Problem vor allem an mir hängt. Ich bin da auch einfach noch unsicher und reagiere hektisch.

  • Zitat

    Ich lege Cleo dann ab, stelle mich vor sie und jage den anderen Hund weg. Sobald er wegrennt, rennt Cleo aber hinterher. Natürlich versuche ich, sie mit der Leine zu sichern, zeitlich klappt das aber nicht immer und sie rennt dann trotzdem so weit, wie die Leine er hergibt.

    Dadurch, dass Cleo hinterherrennt, wenn der andere wegläuft, ist dein Ablegebefehl ja ad absurdum geführt. Hast du mal probiert sie einfach an reduzierter Leine hinter dir zu halten? So dass sie eben nicht nach vorne rennt was die Leine hergibt oder du baust das Abliegen so auf, dass es für sie wirklich verbindlich ist.
    Im Zweifelsfall hat sie auch eine Fehlverknüpfung, sprich statt dem Ablegebefehl hat sie sowas wie ein Startkommando verknüpft :D .

    Aber du kannst doch stolz auf euch sein. Grade wenn man vom Dorf in die Stadt zieht, sind das soviele Eindrücke für den Hund, da sind nicht wenige überfordert und reagieren mit Leinenaggro ... grade wenn sie in den Anfängen eh schon vorhanden war.

  • Eigentlich sitzt die Ablage gut, aber wenn der andere Hund schon wegrennt...

    Sie kurz hinter mir zu halten, habe ich schon versucht. Aber damit bin ich überfordert - sie will an mir vorbei zu dem anderen Hund und der andere Hund will an mir vorbei zu ihr, das schaffe ich bisher einfach nicht.

  • Zitat

    Impulskontrolle ist genau definiert. Sie ist die neurologische Instanz, die es Säugetieren ermöglicht, nicht jedem "Impuls" nachzugehen und Selbskontrolle auszuüben. Sie wird innerhalb eines evolutionär gesehen relativ "neuen" Areal des Neocortex (denkender, planender Teil des Gehirns) generiert.
    Da es sich um keine Fähigeit handelt, die unbedingt zum Überleben notwendig ist, ermöglicht der Körper nur eine restriktive Benutzung der Impulskontrolle, da ansonsten wertvoller Zucker für die Funktionen lebensnotwendiger Prozesse im Hirn "verschwendet" werden würde. Innerhalb eines biologischen Tageszeitraums können also nur in einem genetisch festgelegtem Rahmen eine gewisse Anzahl von Impulsen mit der Impulskontrolle unterdrückt werden.
    Jede Betätigung, jede Kontrolle von Impulsen lässt die Impulskontrolle für den jeweiligen Tag schwächer werden, bis sie schlussendlich aufgebraucht ist.

    ...

    Leider ist Impulskontrolle nicht wie ein Muskel trainierbar. Jedes Individuum hat eine spezifische Grenze, ab wann die Impuskontrolle verbraucht ist. Training setzt diese Grenze nicht nach oben, sie ist genetisch festgelegt.
    Man kann aber dem Hund (oder dem Mensch) beibringen, sie in bestimmten Situationen anzuwenden.

    Darf ich mal fragen, ob diese genetisch gesetzte Grenze von anderen Umständen wie zum Beispiel der allgemeinen Tagesform verändert werden kann oder anders, dass bzw. an manchen Tagen die Impulskontrolle so gut wie gar nicht gegeben ist und an anderen Tagen wieder ganz normal abrufbar ist ?

  • stell Dir die genetischen Grenzen als festen Rahmen vor - und innerhalb dieses Rahmens verändern Lernen, Umwelt, Tagesform an der Impulskontrolle herum.
    Du kannst einen genetischen Rahmen von Verhalten genausowenig im nachhinein verändern, wie für Aussehen.

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