Silvester
Also fair ist das nicht.
Ich sehe mir gute vier Stunden klaglos
und fröhlich ungefähr 800 Paar Schuhe,
die für mich alle gleich
aussehen und die nur ein Schuhmacher auseinanderhalten könnte,
in circa 30 verschiedenen Geschäften an,
und Beate zieht eine Fleppe
weil sie nur eine Viertelstunde Zeit für
unsere Silvesterfeier investieren soll.
Sie kann ja gleich wieder ihre vier neu erworbenen
Paar Schuhe anglotzen.
In vier verschiedenen Schwarztönen.
So ein ausgemachter Schwachsinn.
Mein Gott, was Frauen so zusammenfaseln.
Schwarz ist schwarz, als wenn es da Farbtöne gäbe.
Und was die Treter gekostet haben, unglaublich,
also dafür kaufen andere sich einen gebrauchten Kleinwagen.
Na das kann ja was geben.
Unsere erste gemeinsame Silvesternacht
werden wir mit seinen infantilen Freunden verbringen,
statt besinnlich
und heimelig zu zweit vor dem Kamin.
Schon beim Einkaufen
habe ich die Lust auf die Fete verloren.
Kartoffelsalat in einem 5 Liter Plastikeimer.
Einfach widerlich. Ich habe mich immer gefragt
wer, um alles in der Welt solch einen Mist isst.
Na, jetzt weiß ich’s endlich.
Und dann die Wahl der richtigen Raketen.
So wirklich pfiffig sind Männer ja eh nie,
aber mehr Phallus gesteuert als bei der
Auswahl des Feuerwerkes geht nicht.
Mit dem entblödeten
Gesichtsausdruck eines Hochlandpavians
mit entzündeter Prostata
läuft der Idiot zwischen den Feuerwerkssachen
hin und her und sucht verzweifelt
nach den längsten Raketen.
Und als ich so ein Ding aus dem Regal ziehe,
ihm zeige und sage:
„Guck mal, die brauchst Du unbedingt,
die ist lang UND dick.“
sagt er nur „Danke“ und schmeißt
noch 10 weitere davon in
seinen Einkaufswagen.
Und was der Schrott gekostet hat,
darüber darf ich gar nicht nachdenken.
Dafür hätte ich mir was richtig Vernünftiges kaufen können,
wie tolle Schuhe oder so.
Au weia, das ging ein bisschen schief.
Wir wollten zeitig nach draußen
gehen, um unsere Abschussbasen vorzubereiten,
aber weil es so windig war.
haben wir unsere Zigarren,
die wir zum Anzünden der Lunten benutzen,
schon im Treppenhaus angesteckt
und dabei ist dem Alfred etwas Glut
in die Tüte mit den Knallern gefallen.
Das hat dann ziemlich geknallt.
Es war jetzt sehr laut im Treppenhaus und
die Böller sind irgendwie alle nacheinander losgegangen.
Ich hab meine Freunde
schon mal nach draußen geschickt und bin bei der etwas
explodierenden Tasche geblieben,
um aufzupassen,
dass das Haus nicht anfängt zu brennen.
Mittlerweile waren auch viele Nachbarn da
und haben wohl ein bisschen geschimpft,
aber genau weiß ich das nicht,
weil ich wegen der Kanonenschläge
in dem engen Flur nicht mehr so viel gehört habe.
Zum Glück kam irgendwann der kräftige Werner
aus dem ersten Stock und hat eine
Schaufel aus dem Keller geholt und
damit die glimmende Tüte nach
draußen gebracht.
Klasse, erst rennt der Idiot mit seinen Freunden
um zwanzig vor Zwölf weg um seinen Flächenbeschuss
vorzubereiten, dann sprengen sie
fast das Haus in die Luft und als dieser unglaubliche Lärm
endlich vorbei ist
und wir Mädchen auch nach draußen gehen können,
erschreckt Klaus sich so als ich ihn umarmen will,
dass er stolpert und zwei Flaschen mit
angezündeten Raketen umtritt.
Ja, und eine davon rauscht volle Möhre in den
Kühler seines Triumphs.
Und dann schreit der Volltrottel mich auch noch an,
weshalb ich mich so anschleiche.
Was kann ich denn dafür dass
er sich mit den eigenen Krachern taub geballert hat.
Ich bin direkt abgehauen, scheiß auf Silvester.
Frohes Neues Jahr