Agenda 2012: Senioren & Hunde mit Vergangenheit

  • Von dem letzten Kalender hab ich nix mitgekriegt. Jetzt will ich dabei sein und haben haben haben. Was muss ich dafür tun? Ich fürchte Geschichten kann ich nicht beitragen. Nur Fotos vom alten Sammy.

  • Da jetzt schon bald Juni ist, habe ich mich hingesetzt und die Geschichte meiner Pflegehündin mit Vergangenheit aufgeschrieben. Es ist nicht ganz das, was ich erwartet hatte, aber als ich bei ihr im Zwinger saß, kamen die Worte einfach, und nun ist es eben so.
    Mit der Rohfassung ist die Hauptperson übrigens einverstanden, die endgültige Version bekommt sie morgen vorgelegt. ;)


    BTW: Wem ein schöner Titel einfällt, der möge Vorschläge machen. Ich brauche dafür meistens ein kleines Brainstorming, bis der richtige feststeht.



    Meine große Liebe sitzt hinter Gittern. Besuchen kann ich sie, so oft ich Zeit habe, für ein paar Stunden. Dann begrüßen wir einander, mal zärtlich und sanft, scheu und zögernd oder voller Überschwang. Das hängt davon ab, wie ihr Tag war, ob sie gut geschlafen und ob man sie in Ruhe gelassen hat. Doch selbst dann, wenn sie mich kaum ansehen mag, sagen mir ihre Bernsteinaugen, dass sie mich liebt. Ich sage es ihr auch, mit Worten, Blicken, mit dem Herzen. Sie versteht mich wie kein anderer, obwohl sie die Dinge, die mir tagtäglich begegnen, nicht einmal kennt. Meine Welt ist ihr fremd, dennoch weiß sie, was mich bewegt.


    Wenn ich sie besuche, gehe ich zu ihr in die Zelle und sperre die Welt aus, die sie nicht erträgt. Wir sitzen beisammen und sind. Mehr ist nicht nötig, als einfach zu sein.
    Das Rauschen vorbeifahrender Autos, zankende Vögel, der unverkennbare Duft ihrer Haare in der Sonne, der sich mit frisch gemähtem Gras vermischt, all das hüllt mich ein, bis ich nicht mehr fort kann. Wenn es regnet, lauschen wir gemeinsam den Tropfen auf ihrem Blechdach, während ihr eigener Duft immer stärker wird.
    Da ihr Leben sie misstrauisch und ängstlich gemacht hat, lieben wir uns auf Abstand. Ihre missbrauchte Seele gibt die Regeln vor, die ich gern befolge. Zu große Nähe macht sie unbehaglich, sie erträgt das nur mir zuliebe, und ich, der Mensch, dem sie vertraut, werde sie niemals bedrängen. So trennen uns auch dann in ihrer Zelle Meter, wenn wir im Herzen längst eins sind. An guten Tagen genießt sie ein vorsichtiges Kraulen an Schulter und Hals, und wenn die Angst zu groß wird, überwinden nur Respekt und Liebe die Distanz.
    Unsere Liebe hat keinen Anfang und kein Ende, sie war immer da. Schon mit unserem ersten Blick wussten wir, dass wir füreinander bestimmt sind, auch wenn ich gestehen muss, sie fühlte es zuerst und hat es mir gesagt.


    Könnte ich sie befreien, mit zu mir nehmen, ich würde nicht zögern. Doch mir fehlt das Geld, um ihr ein Zuhause zu bauen. Läge es nur an meiner Liebe, dann hätte sie einen Palast, einen Park mit hohem Zaun und eisernem Tor, vor dem wir die Welt aussperren könnten, die ihr solche Angst macht. Ich wäre immer bei ihr, um ihre Seele zu heilen, die geldgierige Menschen zerbrochen haben. Ein halbes Dutzend Welpenfreunde würde ihr die verlorenen Kinder ersetzen und mit ihr Schritt für Schritt ins Leben gehen, in dem Wissen, dass ich sie beschütze, was immer auch kommt. Nie mehr würde ich sie am Ende des Tages schweren Herzens verlassen, verfolgt von ihrem sehnsuchtsvollen Blick durch den Zaun. Wie gern hätte ich ihre silbrigen Haare auf all meinen Möbeln, anstatt nur liebevoll auf die wenigen zu schauen, die meine Kleidung mir nach Hause trägt.


    Doch es soll nicht sein. Deshalb besuche ich sie in ihrem Gefängnis, dem äußeren und dem inneren, das ihre Seele einsperrt, und in das sie nur mich hineinlässt. Aus dem einen kann ich sie nicht befreien, aber die Stäbe des anderen werden wir brechen, auch wenn es Jahre dauert. Ihre Vergangenheit ist ein schwarzer Schleier, hinter den nur sie sehen kann. Niemand weiß genau, was sie erlebt hat, aber das, was sie mir zeigt, lässt mich für sie weinen, für sie und die anderen, die missbraucht und gequält hinter Gittern sitzen für Verbrechen, die andere begehen. Nein, ich kann nicht alle retten, aber es bricht mir das Herz, dass ich nicht einmal sie retten kann, meine große Liebe im Tierheim.

  • Hallo!
    Erstmal vorne weg!Die Idee mit der Agenda finde ich große klassen :gut:
    Ich könnte auch Camus Geschichte schreiben, aber ich denke da werden nachher genug Beiträge vorhanden sein. Da jeder Hund aus dem Tierschutz seine eigene traurige Geschichte hat. Sollte denoch intresse bestehen, werde ich sie auch mal noch aufschreiben. Ich möchte einen Beitrag zum Thema blinder Hund bei steuern. Sich kurz zu fassen ist gar nicht so einfach, hab schon ziemlich viel wieder weggekürzt. Wie man ein Bild hochläd weiß ich leider nicht. Vielleicht kann mir da jemand helfen?!


    Blind! Na und...


    Ich bin Blind! Wenn das der Preis ist den ich dafür zahlen muss um endlich glücklich sein zu dürfen, dann ist das ein sehr geringer Preis für mein großes Glück endlich geliebt zu sein.
    Denn ich hab kein Problem damit, das Problem machen meist die Menschen daraus.
    Klar bin ich meinem Frauchen dankbar, das sie darauf achtet das sie nichts an einem ungewohnten Platz abstellt, so bewege ich mich Zuhause ganz normal, wie es jeder andere Hund auch tun würde.
    Mein Fraule geht sehr souverän mit meinem Handicap um und gibt mir dadurch Sicherheit.
    Als sie mich aus dem Tierheim geholt hat war ihr schon klar, das mein erblinden nur eine Frage der Zeit war, deshalb hat sie mich gleich auf akustische Signale trainiert.
    Hier im Wald darf ich freilaufen, weil ich die Wege auswendig kenne und sollte doch mal etwas ungewohntes auf der Strecke sein ruft mir mein Frauchen „Vorsicht“ zu. Dieser Befehl bedeutet für mich abbremsen und erst mal die Lage checken.
    Wenn Radfahrer kommen ruft sie mich ran und lässt mich absitzen, damit ich bei meiner Freude über einen Zweibeiner nicht ins Rad laufe, also alles ganz easy.
    Wir laufen regelmäßig bei einer Hunderunde mit. Eine von den Frauen hat sogar erst nach einem halben Jahr gemeinsames Gassi gehen, durch Zufall mit bekommen das ich Blind bin! Sie war ganz überrascht, denn vorher hatte sie das nie bemerkt, weil ich so Sicher unterwegs bin.
    Wenn es um etwas zu Futtern geht klettere ich auch mal auf den Möbeln rum wenn Frauchen es nicht merkt. Was brauche ich Sehkraft? Einfach immer der Nase nach, eine Pfote vor die andere.
    Ich könnte noch so viele Kleinigkeiten erzählen, wie unkompliziert es ist als Hund blind zu sein, aber das würde wohl den Rahmen sprengen.
    Liebe Leser lasst euch bitte sagen, schreckt nicht davor zurück einen blinden Hund zu nehmen, denn ich kann aus eigener Erfahrung sagen, man fühlt sich weder krank, noch hat man schmerzen und weniger Lebensfreude hat man schon mal gar nicht.

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