Kastration - Ab wann leidet ein Rüde

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    Wenn wir bei "leiden und gestresst" sind, was ist denn tatsächlich für den Hund "schlimmer" ? Das völlig natürliche Verhalten, das männliche Säugetiere an den Tag legen, oder das unnatürliche eingreifen in einen gesunden Hundekörper mit allen dazugehörigen physischen wie psychischen Auswirkungen ?


    Aller paar Meter über läufige Hündinnenpfützen bzw. Hündinnen zu stolpern, was einem in einigen städtischen Gebieten zwangsläufig passiert, ist definitv nicht "natürlich" für den Rüden.
    Der permanente Stress kann direkte Auswirkungen (Prostata) haben oder indirekt den Hund durch den hohen Stresspegel auf längere Sicht schädigen.


    Warum ist die unnatürliche Überfrachtung des Rüdens mit Stress durch läufige Artgenossen besser als der Stress durch permanentes Ballgewerfe?

  • Vorab: ich hab mich mit der Entscheidung bei meinem Rueden auch schwer getan und waere die Letzte, die voellig gesundes und normales Sexualverhalten beim Hund unterbinden wollte.


    Aber: Was ist denn beim Hund normal? Da es wenig Studien ueber wilde Hunderudel gibt, bzw ich wenig darueber gelesen habe, masse ich mir mal folgende Spekulation an: Es wird das normal sein, was im Rahmen ist und sozial (von Hundeseite) kompatibel. Ich glaube, dass hierzu sexuell interessierte Rueden gehoeren, die sehr schnell "dabei" sind, eine laeufige Huendin zu decken, die aber genauso schnell wieder auf "Alltag" schalten, wenn es nichts zu Decken gibt. Hypersexuelle Maennchen sind sicher nicht so gemeinschaftskompatibel und leben - meine Spekulation - vermutlich kuerzer (entweder weil sie weniger zum Fressen/Jagen kommen, oder weil sie verletzungsanfaelliger sind, wenn ihnen die bedraengten Hunde irgendwann mal an die Gurgel gehen).


    Klar koennen hypersexuelle Jungs aeusserlich und organisch voellig gesund sein (meiner war's jedoch aufgrund seiner bereits im Wachstum veraenderten Leistenhoden leider nicht). Ob diese Hunde aber (sofern wirklich ein hypersexuelles Verhalten vorliegt, was man natuerlich ueber laengeren Zeitraum genau beobachten muesste) psychisch-seelisch-sozial "gesund" sind ist eine andere Frage. Soweit ich das im Hinterkopf habe (und sorry wenn ich falsch liege, lasse mich da gern berichtigen) kann sich Hypersexualitaet vererben und damit durch Zucht verbreitet werden. Stimmt dies, koennte man das Verhalten auch als erblichen Defekt betrachten (der in einer Nur-Hundegesellschaft mittel- bis kurzfristig ausgemerzt wuerde) und nicht als normalen, natuerlichen Sexualtrieb.


    Wie gesagt, wenn jemand Studien dazu kennt, waer ich sehr interessiert, sie zu lesen.

  • ich habe meinen samy auch aus gesundheitlichen gründen chemisch mit suprelorin kastrieren lassen, er hat eine prostatahypertrophie und regelmäßig große blutlachen gepinkelt (blasenentzündung etc. wurde ausgeschlossen). ich wollte ihm die OP nicht zumuten solange es die chemische alternative gibt (ich kannte nämlich tatsächlich einen 10jährigen rüden, der während der kastration verstorben ist).


    der chip (50 euro) ist nun seit knapp nem jahr drin und er wirkt immernoch. charakterlich konnte ich kleinere änderungen feststellen, er versucht immer noch mit großer begeisterung meine läufige pfegehündung zu bespringen, ist aber (zumindest bilde ich mir das ein) generell etwas weniger triebig geworden. die implantation selbst ist aufgrund der dicken nadel etwas schmerzhaft, aber immer noch schonender als eine OP mit narkoserisiko und eben reversibel.


    das war mal ein kleiner erfahrungsbericht von mir. ich würde an deiner stelle falls du immer noch unsicher bist nochmal eine tierärztliche meinung einholen und dann mit der chemischen kastra mal einen "probelauf" starten.


    grüße und viel erfolg zur richtigen entscheidung!

  • Die Frage ist aber, ist es wirklich sexuell motiviert, oder ist der Hund einfach völlig überfordert im Umgang mit anderen Hunden?
    Besteigen ist auch eine Art des Stressabbaues und eine Übersprungshandliung.
    Meiner macht das auch gerne wenn es zu viele Hunde sind, er zu lange spielt oder er sonstwie gestresst ist.
    Dann hilft es nur ihn dort raus zu nehmen und nach hause zu fahren.


    Viel zu oft wird es auf sexuelle Motivation oder auf Dominanz geschoben.
    Da muss man sich mal selber reflektieren ob man dem Hund wirklich einen Gefallen tut ihn ständig mit anderen Hunden zusammenzubringen.


    Ansonsten würde für mich nie einfach eine Kastra, sondern immer erst der Chip in Frage kommen, eine Kastra kann viele Sachen auch verschlimmern, Unsicherheiten zum Bleistift.


    Zu der Frage warum Katzen kastriert werden:
    Sind sie Freigänger, entstehen ständig neue Generationen, ausserdem ist die Gefahr von Krankheiten erhöht wegen der Revierkämpfe.
    Ist eine Katze kein Freigänger, fängt sie als Kater istgendwann an alles zu markieren, eine Katze kann dauerrollig werden.
    Mit Pferden kenne ich mich nicht aus. :smile:

  • @ staffy - wenn ich nicht drüber nachdenken würde, dann wäre ich eh nicht hier in diesem forum und würd meine frage mit euch diskutieren ...


    @ zaphod - es geht mir nicht darum, dass er ständig mit allen spielen soll. wir leben in der innenstadt, in einem stadtteil mit sehr vielen hunden und noch mehr autos. freilauf ist (unter der woche) ausserhalb der hundezonen unmöglich. und allein auf der hundewiese zu sein ist auch beinah unmöglich. ich wünsche mir nur, dass er dort halbwegs entspannt ist und nicht ständig auf anderen hunden draufhängen will, auch wenn die ihn schon grob wegbeissen. erzieherisch bin ich mittlerweile am ende meines lateins. wie ich vorher schon mal geschrieben habe hilft mir grenzen setzen hier nicht weiter. dass ist wie wenn der hirn weggeschalten wäre, da kommt nix mehr durch. ausser ich trete ihn von dem hund brutal weg, aber das will ich dann doch ned.


    die frage stell ich mir ja schon die ganze zeit:
    ist er glücklicher mit glocken und natürlichem sexualverhalten und dafür weniger freilauf oder nur kurze 5minuten besuche auf freilaufflächen mit anderen hunden?????
    oder
    eher nicht.

  • Zitat

    die frage stell ich mir ja schon die ganze zeit:
    ist er glücklicher mit glocken und natürlichem sexualverhalten und dafür weniger freilauf oder nur kurze 5minuten besuche auf freilaufflächen mit anderen hunden?????
    oder
    eher nicht.


    Nur ganz nebenbei, meine Hündin hat zwar Hundekontakt, sie spielt aber so gut wie nie. Ich bin ihr Partner, wir sind ein Team. So kenne ich das von vielen, die viel mit Hund machen und je älter der Hund wird.


    Ich könnte zu Freilaufwiesen gehen und trotzdem würde mein Hund da stehen und mich fragen, was wir gemeinsam machen. Wichtig für mich wäre, ob ich meinen Hund auf einer Freilaufwiese frei laufen lassen könnte und er bei mir bleibt. Dazu gehört für mich aber schon kontrolliertes Leine laufen, kontrolliertes Ableinen, kontrolliertes Abrufen können etc. Das gehört für mich zum Gehorsam, den man trainieren und üben muss, notfalls an der Schleppleine. So kann ich auch Aufreiten, Schnuffeln etc. unterbinden.


    Und wenn dein Hund unbedingt zu anderen Hunden hin will, so würde ich ihn nicht gehen lassen.


    Und hier musst du dir überlegen, was ist Erziehung und was ist hormongesteuert. Eine Kastra ersetzt keine Erziehung. Aber es kann dir helfen, den Hund leichter zu erziehen. Deswegen Chip und testen.


    Mit was dein Hund glücklicher wäre, kann er dir nicht sagen. Aber je entspannnter ihr seid, desto glücklicher seid ihr.

  • Zitat

    Das völlig natürliche Verhalten, das männliche Säugetiere an den Tag legen, oder das unnatürliche eingreifen in einen gesunden Hundekörper mit allen dazugehörigen physischen wie psychischen Auswirkungen ?


    Ja, es mag "natürliches" Verhalten sein. Aber die Umgebung in der der Rüde lebt ist es nicht (mehr). Ich bin an sich auch gegen Kastration, aberwenn der individuelle Rüde zeigt, dass er aufgrund seines Sexualverhaltens leidet und permanent gestresst ist, ist es in meiner Verantwortung dem Abhilfe zu schaffen.



    Mein Hund hat ganz klar massiven Stress hier in der Großstadt. Kastriert habe ich ihn dann als eine Hündin einzog und ich die Anwesenheit einer intakten Hündin ausgerechnet in der eigenen Wohnung für absolut unzumutbar hielt.


    Und es zeigt sich bereits jetzt dass ich damit goldrichtig lag. Draussen kann er viel entspannter sein. Er geht nicht mehr dem Bedürfnis nach, jeden Grashalm markieren zu müssen (ich gehe soweit, dass das ständige Übermarkieren sehr wohl Stress ist für einen Rüden), das ständige Abchecken von anderen Urinstellen (und in der Stadt gibt es davon sehr viele), die immerwährenden Begegnungen mit läufigen Hündinnen (die es in der Stadt auch ständig gibt)...da kann ich noch so viel versuchen zu erziehen, das Grundbedürfnis werde ich aber nicht unterdrücken können. Wenn er nicht heulend am Fenster saß, zeigte er auch gerne mal autoaggressives Verhalten (an Gelenken rumschlecken und kauen) und "feuchte Träume". Diese Auffälligkeiten sind nun weg!



    Man muss es immer individuell betrachten. Nicht jeder Rüde ist so aktiv. Aber die die es sind, denen ist meist wirklich geholfen mit einer Kastration.




    Ach ja, und meiner wird übrigens auch nie wirklich belästigt als "Neutrum", dafür zeigt er auch ein viel zu selbstbewusstes Verhalten. Ein Macho ist er trotzdem noch und zeigt anderen Rüden auch gerne mal, wo der Frosch die Locken hat. :lol:

  • Madu, mein Posting bezog sich auf deinen Threadtitel !


    Das Problem besteht bei dir doch schon länger, schon, bevor du in die Stadt gezogen bist.
    Das heißt doch, daß du nie in der Lage warst, deinen Hund von anderen abzurufen, oder ? Also vermutlich ein Verhalten, was in der Pubertät anfing und was sich bis heute nur gesteigert hat.


    Aus der Ferne kann man sein Verhalten schlecht beurteilen. Mag sein, daß er wirklich hypersexed ist, eine chem. Kastra (wobei die nicht 100% mit einer physischen vergleichbar ist) für Hund und Halter Vorteile bringen könnte.
    Es kann aber auch sein, daß er dieses erlernte Verhalten mittlerweile als "Sinn seines Spaziergangs" sieht, gar nicht mehr auf die Idee kommt, etwas anderes zu tun und es rein erzieherisch zu ändern wäre.
    Das ist jetzt eine wage Vermutung, denn deinem Posting läßt sich nicht entnehmen, wie es sonst so bei euch aussieht.
    Was, wenn weit und breit kein Hund zu sehen ist, wie ist er dann ? Wie verhält er sich überhaupt draussen, orientiert er sich an dir ? Wo kannst du ihn abrufen, wann ist alles verloren ? ....


    Das abzuklären wäre enorm wichtig um die Auswirkung einer Kastra abzuwägen. Zeigt er dies als erlerntes Verhalten, stresst er sich selber, kann er nicht anders, dann könnte eine Kastra sein Verhalten verschlimmern. Ein Rüde weiß, wann er keiner mehr ist !
    Liegts tatsächlich an den Hormonen (wobei die Frage, wie sich seine Geschwister und Eltern verhalten interessant wäre), dann könnte eine Kastration hilfreich sein ...


    Wie würdest du seine generelle Aufmerksamkeit und Orientierung dir gegenüber denn einschätzen ?


    Gruß, staffy


    Warum schreibe ich eigentlich "Nur mal so zum Nachdenken !" dabei, wenn es eh kaum einer tut ? :roll:

  • Zitat

    Warum schreibe ich eigentlich "Nur mal so zum Nachdenken !" dabei, wenn es eh kaum einer tut ? :roll:

    Weil denken anstrengt und voraussetzt, sich Gedanken über die Gedanken Andersdenkender zu machen :p :headbash:


    LG

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