Wie ist das jetzt mit dem Unterwerfen?

  • Also ich habe einen normal erzogenen Hund, mit relativ gutem Gehorsam, die sich schnell (und ungewollt von mir) unterwirft, und trotzdem in anderen Lebenslagen mich weiterhin "ignoriert".

    [x] Ich setze mein Kreuz bei "Ich bestätige die Theorie nicht"

    :D

  • Zitat

    Genau das würde ich bezweifeln:
    Warum sollte der Hund nach dieser "Szene" beim nächsten Spaziergang plötzlich gehorchen?
    Vielleicht dann noch, aber generell in der Zukunft?
    Das glaube ich nicht, dazu müsste der ganze Umgang mit Hund weiterhin konsequent verändert werden.


    Ich sehe das wie dieschweizer: ich glaube nicht daran, dass der wieauchimmer unterworfene Hund dadurch künftig gehorcht - schon nur, weil Hunde nicht in einer starren Rangordnung leben. Der Erfolg solcher Massnahmen ist ein scheinbarer, kurzfristiger. Klar wird der Hund erst mal aufmerksam sein und weiteren Ärger vermeiden wollen, hat sich sein Mensch doch ziemlich unberechenbar verhalten. Aber wenn sich sonst nichts ändert, wird alles schon bald wieder beim Alten sein, und auf dem Platz liegen bleiben ist nicht dasselbe wie schneller herkommen. Ich habe auch schon mit deutlichen Ansagen Hunde ins Beschwichtigen gebracht, und es hat nichts Nachhaltiges gebracht. Der Haupt"erfolg" ist, dass der Mensch sich danach besser fühlt, hat er dem Köterchen doch mal deutlich gemacht, wo der Hammer hängt, und so Respekt eingefordert. :/

  • Manchmal fühle ich mich, als käme ich von einem anderen Planeten :lol:

    Ich muss gestehen, dass mein Hund mich sicherlich nicht für seinen Chef hält. Ich muss weiterhin gestehen, dass ich mich auch nicht für den Chef halte. Ich sehe uns, und das war auch bei seinen Vorgängern so, als gleichberechtigtes Mensch-Mensch-Hund-Familienrudel, wo ALLE sowohl Rechte als auch Pflichten zugestanden bekommen und Rücksicht aufeinander nehmen müssen. Herr Hund kann bei den Haushaltsaufgaben nur geringfügig mitwirken ;) sodass seine Pflichten eben darin bestehen, sich an die wenigen Hausregeln zu halten.

    Ich muss weiterhin beichten, dass ich lauter Dinge tue, die man eigentlich nicht tun sollte. Es haben schon mehrere Hundetrainer die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen und waren gleichsam fasziniert, dass wir trotzdem keinerlei Schwierigkeiten haben. Ich sitze oft beim Hund auf dem Boden - auch wenn wir Besuch haben. Ich lasse mich vom Hund zum Spiel und auch zum Kuscheln auffordern - mal hat er Erfolg, mal nicht. Wenn ich den Hund zum Spiel oder zum Kuscheln auffordere, kann er das gerne auch ausschlagen. Ich gebe ihm häufig was von meinem Essen ab ... ich könnte diese Liste endlos fortsetzen.

    Mein Hund kann sicher aber auch darauf verlassen, dass ich die wenigen Regeln sehr klar durchsetze. Wir hatten in der ersten Zeit mehrere Diskussionspunkte, die wir einmal geklärt haben und seitdem nicht mehr aufgreifen mussten. In den ersten Wochen durften wir nicht an seinen Napf oder an sein Bällchen, in der Nacht nicht auf Toilette und unsere Beine wurden sexuell belästigt. In all diesen Situationen habe ich kein Abbruchkommando verwendet, da er damals noch keines zuverlässig ausführte, sondern wurde körperlich. Wenn er mein Bein juckelte, habe ich ihn mit einer ruhigen aber bestimmten Armbewegung - ohne Wort- oder Augenkontakt - weggeschoben.

    Ich persönlich finde diese klare Körperlichkeit wesentlich fairer als ein lautes Wort, mit dem der Hund ggf. sowieso (noch) nichts anzufangen weiß. Ich hatte bei meinem sensiblen Angsthund auch immer den Eindruck, dass er damit viel besser umgehen kann als mit Abbruchkommando, Drohhaltung oder Meckern. Ich bin in diesen Momenten auch nicht böse, nicht genervt und nicht garstig zu ihm - ich setze einfach nur durch, was ich möchte.

    In der Hundeschule hatte der Trainer eine andere Auffassung. Körperlichkeit ist blöd, stattdessen lieber auch mal lauter werden und eine drohende Körperhaltung einnehmen. Bei IHM wurde Herr Hund latent aggressiv und wäre wahrscheinlich aus purer Angst nach vorn gegangen. Bei MIR schien der Hund zusammenzufallen und zitterte nur noch. Mir selbst ging es btw nicht besser dabei. Wenn ich ihn ruhig und bestimmt wegblocke, oder auch mal mit dem Bein zur Seite schiebe, gehts uns Beiden gut.

    Hier muss man aber selbstverständlich auch differenzieren. Ich werde körperlich, um unerwünschte Verhaltensweisen nicht zum Erfolg kommen zu lassen bzw. hier Grenzen aufzuzeigen. Ich werde nicht körperlich, um erwünschte Verhaltensweisen zu erzwingen (z.B. Po runter beim Sitz).

    Ich teile, wie gesagt, oft mein Essen mit ihm. Wenn er abscheulich bettelt (was meine Schuld ist) und ich mein Essen doch mal für mich möchte, schiebe ich ihn mit dem Arm vorsichtig weg und beachte ihn sonst nicht. Er geht sofort, weil er genau weiß, was ich ihm sagen möchte.

    UNTERWERFEN möchte ich meinen Hund NIEMALS.

  • Zitat

    Hier muss man aber selbstverständlich auch differenzieren. Ich werde körperlich, um unerwünschte Verhaltensweisen nicht zum Erfolg kommen zu lassen bzw. hier Grenzen aufzuzeigen. Ich werde nicht körperlich, um erwünschte Verhaltensweisen zu erzwingen (z.B. Po runter beim Sitz).

    Das trifft eigentlich genau auch meine Umgangsweise. Hund darf aufs Bett oder Sofa wie sie will. Früh wenn mein Freund auf Arbeit geht, kommt Hund ins Bett und schläft auf seiner Seite mit mir noch ein wenig weiter. Genauso ist es mit vielen anderen Situationen. Aber es gibt auch Situationen, da verstehe ich gar keinen Spaß, in erster Linie wenn es ums Fressen geht. Ganz schön körperlich kann ich werden, wenn Hundi nicht auf nein reagiert, wenn sie gerade was von der Straße auflesen will. Oder wenn mein Stop ignoriert wird. Das sind Sachen, die können für sie lebensgefährlich werden, und ich gebe zu, auch wenn das mal ins Meideverhalten geht...lieber so als toten Hund. Aber um alle zu beruhigen...das kommt eigentlich so gut wie nie vor...nicht das jetzt jemand denkt, der Hund wird ständig runtergeputzt.

  • Zitat

    Ich persönlich finde diese klare Körperlichkeit wesentlich fairer als ein lautes Wort, mit dem der Hund ggf. sowieso (noch) nichts anzufangen weiß. Ich hatte bei meinem sensiblen Angsthund auch immer den Eindruck, dass er damit viel besser umgehen kann als mit Abbruchkommando, Drohhaltung oder Meckern. Ich bin in diesen Momenten auch nicht böse, nicht genervt und nicht garstig zu ihm - ich setze einfach nur durch, was ich möchte


    :gut:

  • Zitat


    Einen "bockigen" oder phasenweise durch die Umstellung der Halter-Einstellung sogar "aufmüpfigen" Hund empfinde ich nach längerer Schluderei durch den Halter als recht normal - bisher ist hund ja auch immer gut gefahren mit seinen Eigenmächtigkeiten, da versucht hund dann dementsprechend, den Halter bis zum Umspringen in neue Bahnen erst recht auszu"tricksen"...

    Ein Halter, der sich endlich konsequent verhält und dann die Umstellungsphase nicht aussitzen kann, indem er auf Druckmittel ausweicht, nimmt dem Ganzen das viel subtilere und viel raffiniertere Geschehen, in dem der Hund mit einem "Ups - der meint es jetzt wirklich ernst" die freiwillige Anerkennung der Fürhurungsqualitäten leistet - das wirkt nämlich wesentlich tiefgreifender, weil es die eigene Leistung des Hundes ist.

    Wie bringe ich dann den Hund auf seinen Platz, wenn er das nicht will?

    Zitat

    Gelegentlicher Druck - wobei, wie Iris schon schreibt, der Körperkontakt gar nicht nötig ist, ist im rechten Moment angewandt, durchaus sinnig.


    Und wenn Hund nicht auf die visuelle Drohung reagiert?

    Zitat

    Aber der Druck, der hier im Forum kursiert, kommt mir mehr vor wie ein Kompensationsversuch - da wo der Halter vorher zu lasch war, will er es nun mit zu streng ausgleichen, beides Verhaltensweisen, die den Hund eher verwirren, statt ihm einen berechenbaren Rahmen zu gestatten.


    Den Absatz versteh ich nicht :ops:
    Welcher Druck kursiert hier? Ich lese eigentlich immer das Gegenteil.


    kaenguruh und Tannoz, worin unterscheidet sich dieses körperlich werden von Drohverhalten mit aktiver Submission?

  • Zitat

    Ich sehe das wie dieschweizer: ich glaube nicht daran, dass der wieauchimmer unterworfene Hund dadurch künftig gehorcht - schon nur, weil Hunde nicht in einer starren Rangordnung leben. Der Erfolg solcher Massnahmen ist ein scheinbarer, kurzfristiger. Klar wird der Hund erst mal aufmerksam sein und weiteren Ärger vermeiden wollen, hat sich sein Mensch doch ziemlich unberechenbar verhalten. Aber wenn sich sonst nichts ändert, wird alles schon bald wieder beim Alten sein, und auf dem Platz liegen bleiben ist nicht dasselbe wie schneller herkommen. Ich habe auch schon mit deutlichen Ansagen Hunde ins Beschwichtigen gebracht, und es hat nichts Nachhaltiges gebracht. Der Haupt"erfolg" ist, dass der Mensch sich danach besser fühlt, hat er dem Köterchen doch mal deutlich gemacht, wo der Hammer hängt, und so Respekt eingefordert. :/


    Und wenn sich der Umgang anschließend ändert? Ist es dann ein sinnvoller Start?

  • Zitat


    Und wenn sich der Umgang anschließend ändert? Ist es dann ein sinnvoller Start?


    Ich würde sagen, dann ist es unnötig. Ich ändere den Umgang konsequent und gut ist. Wozu die Machtdemonstration (denn nur das ist es)? Nur um zu zeigen, dass ich mir das erlauben kann? Was soll der Hund dabei lernen?

  • Zitat

    brush,

    aber im Eingangspost zäumst du das Pferd doch von hinten auf :D

    Natürlich müssen Hunde lernen, dass sie nicht alles bestimmen, indem ich z.B. "bodyblocks" einsetze und Kommandos durchsetze, Regeln aufstelle usw.

    Habe ich das von Anfang an versäumt, sehe ich es als Fehler an, den Hund plötzlich zu schubsen, damit er mich ernst nimmt.
    Wie soll ein Hund mich ernst nehmen, wenn ich ihm niemals Regeln aufgestellt habe, es artet aus, er macht, was er will, bestimmt mein Leben und plötzlich setze ich mich so massiv durch, sodass er knurrt?

    Beide Wege sind falsch - die letztendlich der Hund ausbaden müsste.

    Hm, ich denke, das ist in manchen Fällen zu einfach gedacht. Nicht jeder hat seinen Hund von Welpe an, d.h., Second-Hand Hunde bringen schon eine gewisse Prägung mit, für die der neue HH nichts kann.
    Dann gibt es meiner Meinung nach auch Hunde, die einfach sehr selbstsicher sind, und Kommdandos nur widerwillig befolgen. Bestimmte Rassen sind ja auch dafür bekannt, dass sie nicht zu 100% unterordnungsbereit sind.
    Meine Große ist auch so eine ... einerseits ist sie supersensibel und beschwichtigt stark, wenn ich im Haus schimpfe, d.h., sie duckt sich, zieht den Schwanz ein und schleicht von dannen ... Auch wenn ich z.B. die Kleine schimpfe, was mit ihr gar nichts zu tun hat.
    Draußen ist sie dann aber wie ausgewechselt und ignoriert meine Kommandos, bzw. befolgt sie Kommandos, wie Sitz/ Platz etc. nur, wenn sie Lust hat.
    Das hat auch nichts mit der fehlenden Konsequenz des HH zu tun. Ich stand schon mehrfach bis zu einer Stunde mit meinem Hund draußen in der Pampa, weil ich auf das Platz bestanden habe. Hund stellte sich auf stur, ich habe versucht, sie runter zu drücken, Hund versteift sich und lässt sich nicht drücken .... Irgendwann habe ICH aufgegeben, aber nicht, weil ich nicht konsequent genug war, sondern weil mein Hund extrem gestresst war in der Situation, gewinselt und gefiept hat und immer unsicherer wurde. Trotdem hat sie Kommandos nicht ausgeführt.

    Wenn es nur ums Platz geht, ist das alles ja nicht tragisch, aber wenn sie eine tote Maus im Maul hat und sich dem "Aus" widersetzt, kann das schonmal lebensgefährlich werden (Rattengift).
    Im Garten jagt meine Große oft meine Kleine auf unschöne Weise, und lässt auch nicht von ihr ab, wenn die Kleine quiekt und ich sie auffordere, aufzuhören. Und JA, da habe ich meine Große auch schon mal am Fell gepackt und auf den Rücken gelegt. Es war aber eher eine spontane Handlung meinerseits, nicht geplant ...

    Ich denke, es ist eine Gradwanderung. Meine Große ist so sensibel, dass ich Aktionen wie oben eigentlich nicht mehr wiederholen möchte. Trotzdem ist sie auch stur und selbstbewusst und sehr zäh, und ich habe das Gefühl, dass sie sich einfach nicht so gern unterordnet, wie viele andere Hunde. Bei meiner Kleinen gab es diesbezüglich nie Probleme.

  • Uuups in Rage geredet ... :hust:
    Also noch einmal zum Mitschreiben:
    Hunde sind ja eigentlich ganz "einfache Gemüter", die kommen in ein "Familienrudel" schauen sich die Hirachien an und suchen sich ihren Platz innerhalb dieser Hirarchie. Und das funktioniert normalerweise ohne daß irgend jemand "unterworfen" werden muß. Allerdings muß es auch eine Hirarchie geben in die man sich einpassen kann. Dieser Platz auf dem sich der Hund dann erst einmal einfindet ist aber in keiner Weise in Beton gegossen. Der Hund wird immer daran arbeiten seinen Platz in dieser Hirarchie zu verbessern :stock2: , dazu gehört auch 'mal der aktive oder passive Widerstand.
    Und jetzt sind wir wieder bei meiner These, daß Alpha eine Lebensaufgabe ist: Ich muß nämlich nicht nicht nur Hin und Wieder wenn mir danach ist den Chef raushängen, sondern ich bin immer der Chef -- und zeige das auch. Dazu brauche ich aber keinen Körperkontakt, das erledige ich mit Tonfall, Lautstärke und Körperhaltung und Verhalten. Wenn mich der Hund als Alpha akzeptiert kommt er meinen Anweisungen gerne und zuverlässig nach. Eine aufgezwungen Handlung birgt immer nur den Keim des Widerstandes.
    Wenn der Hund mich bei einem Befehl anknurrt ist die ganze Rollenverteilung schon gehörig aus dem Ruder gelaufen. Dann sollte ich es tunlichst vermeiden den Hund in eine Situation zu bringen in der er Angriff als Alternative sehen könnte.
    Einen Hund kann man nicht mit Einmalhandlungen erziehen das ist ein immerwärender Prozeß der erst mit dem Tod einer der Parteien ender :D
    Um noch einen krassen Vergleich ans Ende zu setzen: Ich kann meine Kinder auch nicht dadurch erziehen, daß ich ihnen hin und wieder eine Ohrfeige gebe, sondern ich muß die ganze Zeit als Vor- und Leitbild wirken.

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