Jagdtrieb - Hundepfeife als Superrückruf

  • Hi zusammen,


    ich hab lange überlegt, ob ich hier posten soll oder nicht. Laica hat Jägerblut in sich und ich hatte irgendwie von Anfang an Angst, dass die Gene sozusagen mal durchschlagen... Jetzt am Wochenende isses passiert.
    (Sie hatte zwischenzeitlich schon einmal nen "Jagdausflug" max. 15 min, nem Kanickel hinterher - das hab ich aber unter Dummheit meinerseits abgehakt, weil wir in der hohen Wiese gespielt haben und ich Dödel das Vieh aufgeschreckt habe und zu allem Überfluß genau vor Laicas Nase hin)


    So jetzt zum aktuellen Vorfall:
    Spaziergang ganz normal, Laica kaut auf dem Zerrspielzeug was mein Freund am anderen Ende hält rum, dann auf einmal ohne Vorwarnung loslassen und rechts ab die Böschung runter :shocked: Rückruf - nix.
    Ganz kurz drauf paar ganz hohe Beller, ich "scheiße die sieht was". Dann vielleicht 2 Minuten später ne Wildschweinrotte kommt den Hang hoch kreuzt ca. 20 m von uns entfernt den Weg in anderes Unterholz (das waren Bachen mit Frischlingen oder Überläufern, so genau kenn ich mich nicht aus). Naja mein Freund in voller Panik den Hang runter um zu gucken ob die Wildschweine sich gewehrt haben ich oben auf dem Weg. Nach wirklich kurzer Zeit kam Laica dann auch vorne (etwa da wo die Wildschweine lang sind) den Weg wieder hoch und ließ sich bereitwillig abrufen und anleinen. Sie war insgesamt nicht länger als 10 min unterwegs, aber das war der Schock meines Lebens. Ich hatte auch so ne Angst um sie...


    Naja, seitdem bin ich sehr verwirrt und überlege über die einzuleitenden Schritte. Werde heute auch unsere Trainerin ansprechen. Bisher durfte Laica jedenfalls auch im Wald frei laufen und ich hab sie mehrmals von Wild abrufen müssen (da hatte ich es allerdings immer vor ihr gesehen) Wenn ich merke sie ist im Wald extrem mit der Nase unterwegs wird sie sicherheitshalber sowieso schon immer angeleint, aber Sonntag gab es gar keine Vorzeichen - das ging so schnell ich bin immernoch baff.


    Also, zu den konkreten Fragen:
    Pfeife als Superrückruf zusätzlich trainieren? Macht das Sinn? Wie am besten aufbauen?
    Wie verhalte ich mich in Zukunft ohne zu übervorsichtig zu sein?


    und mal bitte an die Leute mit Jägern - wie ist das Ereignis jetzt einzuordnen?
    Ich hab immer so das Horrorszenario im Hinterkopf dass Hunde nicht nur gefühlte Stunden sondern wirklich lange unterwegs sind?
    (Das soll die Vorfälle nicht rechtfertigen, ist genauso schlimm ich weiß!)
    Kann es sein, dass sowas auch durch unzureichende Auslastung sozusagen gefördert wird? Ehrlich gesagt hab ich die dumpfe Befürchtung, dass sie das nicht gemacht hätte, wären wir nicht den ganzen Vormittag so extrem faul gewesen...


    Ich glaub ich hör jetzt erstmal auf und warte was ihr zu sagen habt - sorry für den langen Text, ich bin innerlich immernoch aufgewühlt wie ihr vielleicht merkt.

  • Na dann, willkommen im Club :D


    Gewöhn dich am besten gleich mal an den Gedanken, dass dein Hund ab sofort nicht mehr ohne Leine im Wald unterwegs ist!


    Dann gibt es so tolle Sachen wie Schleppleine, Impulstraining, Jagdersatztraining, etc. etc.


    Und eine Mitgliedschaft in diesem Thread ist sofort Pflicht ;) https://www.dogforum.de/fpost8615725.html#8615725



    Noch ein Wort zum Jagdtrieb - wenn er vorhanden ist, kann man ihn umlenken, mit ihm arbeiten - "austreiben" oder "abstellen" kann man ihn nicht. Und man kann nur mit so viel Jagdtrieb arbeiten wie der Hund mitbringt, mehr kann man nicht wecken.


    Dein Hund ist ein Jäger, damit kann man leben :) ist nicht schlimm, macht sogar Spass!! Aber du musst damit arbeiten, ihm etwas bieten bei dem er seine Nase und sein Talent einsetzen kann. Sei dies beim Mantrailing, fähren, Dummytraining, Reizangeltraining etc. etc.


    Viel Spass ;)



    edit: zu deiner Frage wegen dem Superpfiff - das ist eine gute Sache, WENN er sehr, sehr gründlich aufgebaut wird, zB. so:


    http://surabhi.at/neu/sr.htm


    Aber: nur mit dem Pfiff alleine wirst du deinen Hund nicht "kontrollieren" können. Da steckt noch etwas mehr Arbeit dahinter.

  • Moin,


    ich finde diese Seite sehr informativ.


    http://www.working-gundogs.de/ --> Unter dem Menüpunkt "Artikel" schauen.


    So ein Antijagdtraining ist eine richtige Lebensaufgabe ;-) ich hab selber einen Jäger zu Hause.


    Ich denke die ganzen Lunks beschäftigen dich erstmal ein wenig.


    Viel Erfolg.


    Grüße Andi

  • naja, dass ich hier nicht alleine bin mit dem Problem wusst ich ja ;) - hatte ehrlich gesagt ziemliche Befürchtungen, dass ich eins übern Deckel bekomme von wegen zu unvorsichtig...
    Aber auch komisch, dass sie jetzt mit fast zwei Jahren den ersten richtigen Versuch startet, oder? Also ich meine aus Jägersicht so richtig ner Spur hinterher...
    Dass jetzt ne Menge Arbeit vor uns liegt ist mir auch klar.
    Dummytraining haben wir erst nach der Sommerpause in der HuSchu angefangen (per Zufall), stecken aber noch in den Anfangsschuhen...
    Ich bin mir nur nach der Aktion sehr bewußt darüber, dass ich eben keine entspannten leinenlose Waldspaziergänge leisten sollte.
    Mannomann, wenn ich mir überleg so ne Bache denkt sich Angriff ist die beste Verteidigung :shocked:


    Lesematerial hab ich ja jetzt erstmal zu Hauf - und ich werd mir erlauben auch noch die Meinung meiner Trainerin hier zu posten.


    Danke schonmal!

  • soderle, hab schonmal ein wenig kreuz und quer gelesen und mal ne Frage zur Konditionierung. Ich hab mir das Video angeschaut und finde es echt gut - aber irgendwie fehlt mir der Anfang sozusagen. Man merkt ja der Hund kann das schon, oder sieht das nur so aus? Naja, jedenfalls fällt die Spielgeschichte für uns raus, weil Laica von nem heißgeliebten Zerrpielzeug (und das auch noch in Herrchens Händen, der viel wilder und toller spielt) losgelassen hat um der Spur hinterherzurennen... Die waren zwar nicht am Spielen, sondern sie hat nur ein wenig drauf rumgekaut, aber das zeigt mir eindeutig, dass ich lieber über Futter gehen sollte.


    So und nun die Frage(n)


    Wär es sinnvoll den später gewünschten Pfiff für ganz am Anfang bei der normalen Fütterung abzugeben? Damit impliziert wird Pfiff = was tolles???


    2. Schritt: pfeifen und Katzenfutter reinschieben


    3. Schritt: pfeifen und auf Zulauf Katzenfutter rein


    oder einfach nur Schritt 2+3 ohne die Fressübung? Ich bin mir unsicher, ob das zum festigen Sinn macht?


    Danke wildsurf für den guten Link, der beschreibt alles wirklich gut und ich glaube mein Bestechungsmittel der Wahl wird wohl auch Katzenfutter sein.

  • Hallo Beginnerin,
    also ich habe meinen Hund auf eine Hochfrequenzpfeife trainiert und er ist mit ihr in jeder situation abrufbar. hab sie aber so eingestellt das ich sie auch hören kann.
    Da das ja auch dein Ziel ist dachte ich mir schreibe ich dir einfach mal wie ich es mit meinem Powerpaket gemacht habe.


    Die ersten übungsschritte habe ich zu Hause im Wohnzimmer gemacht. Sinnvoll ist es auch dem Hund nicht kurz vorher was zu fressen zu geben.
    In diesem ablenkungsfreiem Raum habe ich einfach gepfiffen und er hat auch sofort drauf reagiert und hat von mir einen schönes Stück stinkenden ;) pansen bekommen. Das ganze habe ich dreimal wiederholt bis es zu 100% geklappt hat das ging bei uns recht schnell.


    Gleich am nächstem Tag habe ich das ganze nach draußen verlagert bei minimaler Ablenkung. Hund hat mich 'ohne Aufforderung' angeschaut und wieder Pfeifen. Im besten Fall kommt der Hund angeschossen und wieder ein super leckerlie.
    Ich habe mich auch für ein leckerlie entschieden das er richtig toll findet und nur bekommt wenn ich die Pfeife benutze. Jedoch gibt auch Hunde die ein Spiel wesentlich toller finden als jede Art von leckerlie daher muss man da individuell belohnen.


    naja und dann immer so weiter trainieren und je nach Abrufzuverlässigkeit die Ablenkung steigern.


    ich kann die Pfeife nur empfehlen, sie gibt mir eine unheimliche sicherheit, denn mein hund kommt auf das pfeifen sofort angeprescht. Man darf sie nur nicht ausnutzen und 100 mal am Tag Pfeifen, denn es soll ja für den Hund etwas super besonderes bleiben damit man ihn aus jeder Situation abrufen kann. Ohne das der Hund denkt 'die Pfeift ja eh in 5 minuten nochmal' mach ich doch mal das was mir gefällt.
    Vielleicht konnte ich dir ja etwas weiterhelfen


    Gruß Jacky und Jazz

  • danke schön für die Beschreibung!
    Hab gestern den ersten Test im Wohnzimmer gemacht und es funzt. :D
    Ich hab mich mit Katzenfutter bewaffnet bin unauffällig zu meiner Laica hin Pfiff - Katzenfutter vor den verdutzten Hund.
    Ich hab so Beutel gekauft und als ich merkte sie ist begeistert frisst aber mit Genuss (komisch, sonst wir einfach alles geschlungen) hab ich die halbe Packung aufgehoben + unauffällig mitgenommen (Hund pennenderweise liegengeblieben). Ne Minute später oder so ein Pfiff im Flur und ich hab nur gehört wie sie aufgesprungen ist uns sofort angerannt kam :gut:
    Jetzt muss ich erstmal solide weiter aufbauen. Aber der Anfang lässt hoffen!


    nochmal paar Fragen:
    es sollte mengenmäßig auch schon mehr sein als ein normales Leckerchen, damit der Anreiz groß genug ist, oder?


    bleibt man am besten bei einer total leckeren Sache auch für den Aufbau?


    wie oft sollte ich festigen? Ich kann ihr ja nicht jeden Tag so ne Packung Katzenfutter reinschieben...


    Ich seh auf der einen Seite das Problem, dass ja erstmal einige Wiederholungen gelaufen sein müssen, damit der Pfiff auch sitzt auf der anderen Seite soll es ja ein totales Highlight sein damit sich keine Möglichkeit ergibt, dass sich es ausschleicht und ignoriert wird.


    Vielleicht gebt ihr mir mal nen Anhaltspunkt für die Häufigkeit.
    Ich bin des weiteren unsicher, ob ich den Pfiff bei dem optimalen Start auch schon draußen in reizarmer Umgebung versuchen soll?

  • Aber auch mit der Pfeife muss Du wachsam bleiben. Es ist immer besser, das Wild VOR seinem Hund zu bemerken.


    Blanca ist auch auf die Pfeife konditioniert, macht das ganz toll. Aber auch wir hatten schon einen Abend, da war ihr auch die Pfeife bissl egal. Sie ist doch mal kurz hinter einem Reh hergelaufen. Wir hatten tagelang schlechtes Wetter, Hundi war nicht ausgelastet. Da hat sie mir mal eben gezeigt, wie das ist, wenn sie nicht ausgelastet ist ;)


    Vorher hatten wir viele tolle Erlebnisse mit der Pfeife. Ich konnte von Hasen und Katzen zurückpfeifen. Aber man darf sich nie zurücklehnen. Es kann immer mal wieder ein Tag kommen, wo Hund doch lieber mal jagen möchte, als Katzenfutter zu fressen :D


    Jetzt ist sie gerade bissl eingeschränkt, weil sie "Rücken" hat. Wenn sie wieder toben darf, muss ich auch zusehen, das ich sie ein paar Tage im Garten oder auf sicheren Wiesen flitzen lasse, damit sie ihre Energie wieder los werden kann. Nur so kann ich sie gut kontrollieren.

  • oh nein, auch wenn ich mich sehr über den Anfang freue weiß ich doch genau, dass es eben dieser ist!


    Laica kommt jetzt im Wald erstmal an die Schlepp - ich brauch erstmal ein bissl Sicherheit für mich.


    Ansonsten hatte ich ja auch die Vermutung, dass an dem "Jagdtag" ein paar ungünstige Faktoren zusammenkamen (ganz frische Spur + unausgelasteter Hund). Was soll ich sagen shit happens - aber Grund genug sich doch mal bewußt darüber zu werden, dass doch ganz schön Jägerblut durch ihre Venen fließt.
    Sie hatte sonst schonmal ne Spur in der Nase, war aber mit nem normalen Hier Kommando abrufbar...


    naja, freue mich über die rege Anteilnahme hier :D

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