Anwendungsfehler bei der positiven Konditionierung

  • ...um es genauer zu sagen bei der positiven Konditionierung im Anti leinenagressionstraining

    Hallo Zusammen

    Angeregt durch einen anderen Thread, indem es zur Sprache kam, die Erziehung über eine REIN postive Konditionierung zu ereichen...möchte ich hier beschreiben wie ich versucht habe die Leinenagression meiner Hündin über diese Erziehungsmethode zu "beseitigen"...und mangels Erfahrung gescheitert bin...

    @Fräuleinwolle war so nett und hat mir zugesagt, das sie mal über die angewandte Methoden "drüberschaut", um zu sehen wo sich hier und da ein paar Fehler eingeschlichen hat...natürlich darf auch jeder andere User hier "bemängeln" und mitdiskutieren

    Kurze Fakten zu meiner Hündin:

    -Labrador Podenco Husky (und/oder Bardino) Mix irgendwas Hündin.

    -kam mit circa 4 Monaten zu Uns...ist jetzt circa 20 Monate alt...62 cm groß und circa 27 kg schwer

    -vom Charakter her nervös, hibbelig...teritorial, draussen sehr
    energiereich, eine Rennmaschiene, zu Menschen sehr freundlich, bis jetzt im Freilauf immer verträglich mit anderen Hunden.
    bellt keine Leute beim Gassigang an, jagdt keine Radfahrer oder Jogger...hat einen
    mittelmäßigen Jagdtrieb...und ist ein fantastischer Familienhund.

    Soweit so gut...
    Sie war schon als Welpe von Anfang an sehr hibbelig draussen und sobald Hunde auftauchten, war jede Aufmerksamkeit und Orientierung an meine Person nicht mehr aufrecht zuerhalten...

    Die Leinenagression fing circa 4 Wochen vor ihrer ersten Läufigkeit an...bis dato gingen wir "unbeschädigt" an jedem fremden Hund vorbei (die Leinenagression hat sie nur bei fremden Hunden)

    ...es hat ganz harmlos damit angefangen, das sie zurückbellte, als ein fremder Hund sie im Vorbeigehen anbellte...
    Das steigerte sich dann aber von mal zu mal immer mehr bis sie nur einen fremden Hund sehen mußte und sie komplett ausrastete.
    Ganz besonders schlimm waren die Situationen in denen ich den fremden Hund im Vorfeld nicht gesehen hatte und im Umfeld um ihr Teritorium sprich in der Nähe unseres Hauses.

    Beginn der positiven Konditionierung:

    -fremden Hund gesehen - Ansprache:" hier"-Leckerchen...Hund im Bogen
    vorbeigeführt...funktionierte irgendwann nicht mehr.

    -Clickertraining mit kurzer Einführung einer Trainerin.
    zu Hause eine Woche Clicker "eingeführt" und draussen weitergeführt.
    ...fremden Hund gesehen-Ansprache-Click- Leckerchen...funktionierte
    ungefähr 2 Wochen lang sehr gut...dann kam es zu doppelten "Anfällen"

    -Hund absitzen lassen(ich stellte mich vor sie): klappte gar nicht...die Fixierung wurde noch
    intensiver und sie war außer sich vor Aufregung.

    -Schau Training :klappte meiner Meinung am besten...Schau Training wurde zu Hause intensiv aufgebaut..."Schau" gesagt (Finger auf meine Augen gerichtet) ...Hund schaut mit in die Augen- Leckerchen..."Schau" wurde dann so weiteraufgebaut, das mein Hund mir lange (ohne Fingerzeig) in die Augen schauen mußte (auch in Bewegung)-dann Leckerchen.
    funktionierte circa 1 Monat :( bis die nächsten von mir nicht gesehenen Hunde kamen, und irgendein Kreislauf durchbrochen wurde.

    - schneller Richtungswechsel...DAS habe ich zugegebenermaßen nicht lange ausgeführt, da die Ausführung meiner Meinung schwer ist, wenn zb. plötzlich 2 fremde Hunde paralell rechts und links auftauchen, dieses mit Aufmerksamkeit durchzuziehen...außerdem hat es meine Hündin noch mehr in "Rage" gebracht.

    -ignorieren...gehört zwar zu keiner Konditionierung, wollte es aber nur kurz erwähnen...klappte leider gar nicht...ich habe lange versucht, die fremden hunde zu "übersehen"...aber meine Hündin ist dermaßen ausgetickt, das ein ignorieren zum Schluß nicht mehr möglich war...
    ------------------------------------------------------------------------
    ...mh, irgendwann war ich voller "Bauchschmerzen", das ich ein Halti benutzt habe... das hat die Sache zwar nicht verbessert aber ICH mich sicherer fühlte.

    Nach einem dreiviertel Jahr bin ich zum PERSÖNLICHEN Schluß gekommen, das ich dieses Problem anders abstellen muß.
    Ich habe zu Hause ein negativ aufgebautes Signal verwendet und dieses nach draussen "verlagert"
    Dann hab ich versucht meine Körpersprache deutlicher zu offerieren und klare Kommandos auszusprechen (ich bin eher der schüchterne Typ :/ )

    Zur Zeit geht meine Hündin ohne Mucken an fremde Hunde vorbei...aber sie hat immer noch eine leicht Bürste und ist sehr aufgeregt dabei...insofern habe ich das Halti vorsichtigerweise noch nicht abgelegt...das ist aber mein Ziel.
    Vor einigen Wochen war eine Kontroleurin der Tierschutzorga, von der ich meine Hündin habe, bei uns und glüklicherweise kennt sie sich mit diesem Problem aus.
    Sie hat sich die Sache auf einem Gassigang angeschaut und meinte das ich es schon gut unter Kontrolle haben würde...und das ich das negative Signal langsam erstmal auf ein ignorieren "runterstufen" sollte, damit sich auf lange Frist die Aufregung meiner Hündin drosselt...das ist aber noch ein langer Weg bisdahin...

    So ihr Lieben und @Fräuleinwolle...
    über positive Kritik wäre ich aufgeschlossen...da ich das Ziel habe dieses Problem irgendwann wieder mit positiver Konditionierung in den Griff bekommen möchte...denn ich denke, das meine Hündin immer leinenagressiv bleiben wird...ich möchte es aber langsam umwandeln...das Halti wird noch eine längere Zeit unser Begleiter sein müssen.

  • Meine Frage in der Mitte des Beitrages wäre schon gewesen, warum du deiner Hündin dieses dreiste Verhalten nicht schlichtweg verbietest !?

    Dieses ganze Drumherumgebastele machts nicht besser - hat es ja auch nicht. Das einzig wirkungsvolle ist eine deutliche Kommunikation mit dem Hund, Grenzen setzen und sagen, was einem nicht passt !!!!

    Bei jedem Mensch wäre das selbstverständlich, bei Hunden kommt man immer auf die dollsten Ideen ...

    Im Grunde haste dir deine Antwort doch selbst gegeben.

    Gruß, staffy

  • Zitat

    Meine Frage in der Mitte des Beitrages wäre schon gewesen, warum du deiner Hündin dieses dreiste Verhalten nicht schlichtweg verbietest !?

    Diese Lösungsstrategie des Problems "Leinenaggression" auf jeden Hund angewandt bringt dann eben auch die Exemplare hervor, die ruhig an der Leine jeden Hund passieren lassen und im entscheidenden Moment auch mal zupacken.
    Ein Abbruchsignal (verbieten?) kann nur so effektiv sein, wie das restliche Training rundherum.
    Bevor man verbietet, sollte meiner Meinung nach dem Hund vermittelt werden, welche Alternativverhalten (beispielsweise ruhiges Passieren des Hundes) er denn in Zukunft zeigen soll. Nach einem Abbruchsignal sollte der Hund auf dieses Repertoire zurückgreifen können und dafür ordentlich mit einer effektiven Belohnung bestärkt werden.

    Wenn man natürlich einen vollkommen passiven Hund möchte und einem dieser Zustand des Hundes egal ist, kann man jegliches unerwünschte Verhalten bei einigen Hunden einfach verbieten.

    VG, Anna

  • Zitat

    Was ist denn genau dein negativsignal und wie arbeitest du da genau?

    ...da meine Hündin sehr territorial ist, ist sie jedesmal ausgerastet, wenn sie einen fremden Hund gesehen hat, der draussen am Haus vorbeigegangen ist oder auf der Gassiwiese (direkt vor unserem Haus) ein fremder Hund auftauchte.
    ...Zuerst hab ich sie einfach aus dem Zimmer geschickt und deutlich "laß es sein" gesagt...das war ein erster Erfolg aber sie war immer noch aufgeregt.
    ...nach einer Woche ist sie zwar weniger mehr am Fenster ausgeflippt, aber ich fand es immernoch "hochgradig"
    ...ich bin dann bei einem solchen Verhalten in sie "rein gelaufen" und habe deutlich "laß es sein" gesagt.
    ...ich möchte aber DEUTLICH betonen, das es keine Methode ist, die für jeden Hund geeignet ist (erst recht nicht, wenn der Hund zu Hause keine Regeln kennt oder sich bedrängt fühlt)...dazu kommt noch der Charakter dazu...dann kann diese Methode (die keine ist) schnell nach hinten losgehen.
    Sie ist NICHT vorzuziehen.
    ...wie gesagt es ist KEINE Methode...und ich schrieb den Beitrag aus dem Grund, das eine POSITIVE Erziehungsmethode im nachhinein vorzuziehen ist, da es bei der negativen Konditionierung erheblich mehr Probleme auftauchen können...

    Ich hoffe diese Antwort wird nicht falsch verstanden und die negative Konditionierung wird hier nicht "hofiert"
    ...ich möchte nochmal deutlich sagen, das ich auf lange Sicht gesehen davon abkommen möchte...auch aus diesen Grund schrieb ich den Beitrag...
    Ich bin trotzdem ein Anhänger der "klaren Regeln" zu Hause...ohne Gewalt.

  • sinaline: Was mir als allererstes auffällt: Du hast die einzelnen Versuche nie wirklich lange durch gehalten.

    Bei jeder Art Training gibt es immer wieder mal Rückschritte. Da wird das Verhalten oft sogar heftiger gezeigt als vorher. Das nennt man Löschungstrotz und ist ganz normal. Wenn man dann aufgibt, verunsichert ist oder gleich wieder was anderes probiert, dann ist man natürlich auf dem Holzweg.

    Du hast jetzt nicht besonders detailliert geschrieben, inwiefern Du wie genau trainiert bzw. geübt hast. Das bleibt nun Spekulation.

    Normalerweise ist es so, daß man den Abstand so wählt, daß der Hund zu jeder Zeit entspannt sein kann und sich eben nicht aufregt. Ganz ganz langsam wird dann die Entfernung kleiner, die Ablenkung größer. Immer dem Trainingsstand des Hundes angepaßt. Aber ok, da gibt es ja noch eine Umwelt, die nicht immer berechenbar ist. Ich persönlich lenke in solchen Ausnahmefällen meinen Hund definitiv auch mal mit ner Handvoll Leckerlis einfach ab, oder schnappe ihn am Geschirr, blocke mit einer Hand und führe ihn schnell vorbei.

    Desweiteren ist ein Paralleltraining vorteilhaft, vorallem bei insgesamt eher nervösen Hunden: Übungen zum Selbstbewußtsein, Impulskontrolltraining ist gaaanz wichtig, den Hund kopfmäßig auslasten und das mit hochmotivierten Gehorsamsübungen verknüpfen.

    ja, das mit dem "einfach verbieten". Jeder Hund hat einen Grund für solches Verhalten. Dem einen kann man es tatsächlich einfach verbieten, weil der Hund extrem führig ist, insgesamt wenig Motivation auf krawall hat, keine Angst oder gar Panik hat, genug Selbstkontrolle hat usw... Wenn ich einen Hund mit wenig oder null Impulskontrolle haben, dann muß ich schon extreme Geschütze auffahren, um es ihm einfach zu verbieten. Weil er es nämlich einfach nicht lassen kann. Deswegen ist es gerade bei solchen Hunden deutlich einfacher mit einem Alternativ-Verhalten zu arbeiten.
    Es gibt also viele Ansatzpunkte, viele Dinge zu beachten, viele auf den Hund genau abgestimmte Lösungsansätze.

    Allen gemein sollte jedoch sein, wenn einem das Gefühlsleben des Hundes in den bestimmten Situationen wichtig ist:
    Kleinste Schritte dem Hund angepaßt, dafür sorgen, daß er sich zu jeder Zeit wohl fühlen kann und eben keinen Terror schieben muß. Die Details sind dann halt wirklich auf das jeweilige Umfeld und den jeweiligen Hund abzustimmen.

    Wenn ich genauer werden soll, müßtest auch Du noch ein wenig genauer beschreiben. Wie lange, mit wieviel Abstand, usw... trainiert und geübt wurde. Wie war Deine innere Einstellung dabei. Was hast Du gedacht, wenn Euch ein Hund entgegen kam usw... Das alles ist extrem wichtig...

  • Zitat

    Meine Frage in der Mitte des Beitrages wäre schon gewesen, warum du deiner Hündin dieses dreiste Verhalten nicht schlichtweg verbietest !?

    Dieses ganze Drumherumgebastele machts nicht besser - hat es ja auch nicht. Das einzig wirkungsvolle ist eine deutliche Kommunikation mit dem Hund, Grenzen setzen und sagen, was einem nicht passt !!!!

    Bei jedem Mensch wäre das selbstverständlich, bei Hunden kommt man immer auf die dollsten Ideen ...

    Im Grunde haste dir deine Antwort doch selbst gegeben.

    Gruß, staffy


    Tja so oder so...im Nachhinnein bin ich schlauer geworden...Ich habe mich zwar fast 2 jahre mit dem Thema Hund auseinandergesetzt, bevor mein jetziger Ersthund einzog...
    ...aber eins hab ich verpennt...an das Thema Leinenagression, hab ich am wenigsten gedacht...tja ein großer Fehler als Hundeanfänger.

    "Warum hab ich ihr nicht direkt Bescheid gesagt"...tja Staffy...Warum...weil ich mich nicht traute:...erstens war ich irritiert, ob man einen Hund streng oder "gefühlvoll" erziehen sollte...2. war ich immer ein schüchterne Typ, der sich draussen nicht so traut :ops:

    Tja da kam einiges Zusammen...

    Mir ist es trotzdem wichtig hauptsächlich positiv rüberzukommen...ich hab meinen Hund aber immer zu Hause klare Regeln gegeben...anfangs über positive Bestätigung und bei gravierenden Überschreitungen negativ Bestätigt (ohne gravierende Gewalt)

    im Moment ist mir wichtig, ihre nervosität draussen auf einem Minimum zu reduzieren...und im Endeffekt ein ignorieren einzusetzen.
    Vielleicht kann ich das nach einem langen Zeitraum über positive Konditionierung erreichen.
    ...mittlerweile sieht es danach aus, das eher ein ignorieren hilft.
    ...ich habe auch bemerkt, das sie immer öfters meine Hilfe sucht und sich enger an meine Seite drängt,
    in solchen Situationen.

    Da bin ich immernoch am Überdenken, ob ich das ignorieren oder positiv bestätigen soll.


  • ...vielen lieben Dank Fräuleinwolle für Deine Antwort...das hat mir sehr gut gefallen :smile:

    Ja und das mit der Impulskontrolle finde ich auch ganz wichtig...ich hatte es auch schon angefangen...aber gerade da hab ich wenig Geduld.
    Ich hatte zwischendurch zb. Leckerchen in die Hand genommen und ein Nehmen mit Nein "rausgezögert"...hat super geklappt...oder "bleib" lange gefordert (natürlich nach Alter gestaffelt und langsamen Aufbau Training), genauso wie Sitz und Platz.
    ...mittlerweile hab ich es im Alltag nicht mehr sooft geübt.
    ...ich denke gerade im Spiel ist sie noch sehr hibbelig und da könnte ich auch noch weiter mit impulskontrolle üben...ich glaube das wird am schwierigsten aufzubauen.

  • Mal vorab: Wir waren alle mal Anfänger und nach dem ersten "funktionierenden" Hund hat jeder geglaubt, er habe Ahnung von Hunden. Jeder neue Hund belehrt einen eines besseren ;-)

    Vergiss mal pos. und neg. Konditionierung und hör auf dein Bauchgefühl. Hundeerziehung kann man nicht an fachlichen Begriffen, vorgeschriebenen Handlungen festmachen, das ist ein Geben und Nehmen, ein der Situation anpassen, da gibts alle Varianten von gut, unangenehm, stressig bis himmelhochjauchzend.

    Zitat

    ...ich habe auch bemerkt, das sie immer öfters meine Hilfe sucht und sich enger an meine Seite drängt, in solchen Situationen.


    Genau das ist es doch, was du willst - genau das mußt du ihr anbieten !!
    Der Hund soll nicht ruhig bleiben, weil es Futter, Lob, etc. gibt, sondern er soll sich an dir orientieren, dir die Entscheidung überlassen und entsprechend entspannt mitlaufen. Die anderen Hunde soll er wahr nehmen, hinschauen, sie im Auge haben können und nicht abgelenkt werden. Es geht nicht darum, ein Verhalten zu unterdrücken oder derart zu bestrafen, daß der Hund innerlich kocht (manch einer glaubt das scheinbar :roll:).

    Sicherlich ist es nicht mit einem "einfach verbieten" getan. Wie du selber schreibst, gehört ein wenig Vorarbeit, ein vernünftiges Verhältnis zum Hund und die Fähigkeit und Kompetenz Grenzen zu setzen, Regeln aufzustellen und Verhalten zu verbieten dazu. Wer schon vorher nicht ernst genommen wird, der wird IN dieser Situation nicht an den Hund herankommen (verbal) oder gar mit einem Schnappen als Antwort (DU fasst mich nicht an) rechnen müssen.

    Am einfachsten wäre wirklich, jegliches Gepöbel im Ansatz zu unterbinden und dem Hund zu zeigen, daß ruhiges Verhalten und die Orientierung am Halter vorteilhaft und lohnenswert ist.

    Aufregen darf sich jeder Hund mal, er muß auch nicht alle toll finden und darf beim Angepöbelt werden ruhig ein wenig provokant vorbeistolzieren ... es sind ja auch nur Hunde.

    Gruß, staffy

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