Anwendungsfehler bei der positiven Konditionierung

  • Ähm, die meisten Hunde haben doch gelernt, wie man an der Leine geht, oder?
    Entweder wurde passendes Verhalten gelobt oder alternativ alles unerwünschte unterbrochen und Hund hat so den Rahmen des Erlaubten gelernt.
    Also weiß Hund auch, was er an der Leine tun soll.
    Bei den meisten Hunden, insbesondere bei denen, die man selbst versaut hat ;) , verlangt man nichts unmögliches.

    Und was ist so schlimm daran, unerwünschtes Verhalten abzubrechen?
    Wenn ein Hund jedesmal an die Tür oder ans Fenster fegt, weil er draußen z.B. Hundemarken klappern hört, dann kommt man auch nicht auf die Idee tagelang am Fenster zu sitzen und so lange zu füttern, wie Hund die Klappe hält.

    LG
    das Schnauzermädel

  • Ein Abbruchsignal funktioniert auch nur solange, wie die Hemmung durch den aversiven Reiz des Signals größer ist, als der aversive Reiz, der das unerwünschte Verhalten auslöst.

    Ist die Hemmung überwunden, hat man wieder Theater, und dieses ist dann meistens größer als vorher.


    Aber natürlich kann man auch positive Bestärkung falsch anwenden.
    Meistens sind die Trainingsschritte zu groß
    Man setzt Sachen voraus, die der Hund noch gar nicht beherrscht
    Mensch hält das Verhalten des Hundes für böswillige Hinterlist (der Tarnbegriff ist "Frechheit"
    Es wird mit anderen Trainingsansätzen gemischt
    Man geht über die Reizschwelle des Hundes
    Beschränkt sich nur auf einige wenige, meist auch noch wenig wirksame "Werkzeuge"
    Man benutzt nicht die für den Hund wichtigsten Bestärker

    Und der Größte Fehler ist, dass man immer noch glaubt, dass Erziehung und Ausbildung unterschiedliche Sachen sind.

  • Ich halte Erziehung und Ausbildung nicht für unterschiedliche Sachen, aber ich sehe deutliche Unterschiede.
    Ausbildung ist für Familienhunde in der Regel Hobby, also beurteile ich Zwang da ganz anders als in der Erziehung, die ein geregeltes Zusammenleben sichert. Der andere Punkt ist, dass Ausbildung viel leichter ist, weil man seine Trainingsumgebung und die Trainingsschritte dem Ausbildungsstand des optimal anpassen kann. In freier Wildbahn bei der Erziehung ist das viel schwieriger.

    Dann ist für manchen Hund Leinenpöbeln selbstbelohnend, da wird es schwierig einen attraktiven Belohnungsanreiz zu finden. ;)
    Der größte aversive Reiz für meine Hunde bin ich. :D Und ich nutze mich nicht ab.

    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Ähm, die meisten Hunde haben doch gelernt, wie man an der Leine geht, oder?

    Da sehe ich schon das erste und vielleicht größte Problem: Welcher Hund hat das wirklich gut gelernt? Unter Ablenkung? In jeder Situation? Zumal ja Leinenaggression eben dann auftaucht, wenn die Leinenführigkeit (noch) nicht richtig sitzt.

  • Zitat

    Dann ist für manchen Hund Leinenpöbeln selbstbelohnend, da wird es schwierig einen attraktiven Belohnungsanreiz zu finden. ;)


    eben, daher schrieb ich u.a.:

    Zitat


    Der größte aversive Reiz für meine Hunde bin ich. :D Und ich nutze mich nicht ab.


    Das meinst Du jetzt hoffentlich nicht im Ernst... Und wenn nicht, wieso sollte der Hund seinen Mensch als größten aversiven Reiz betrachten?


    Zitat


    Der andere Punkt ist, dass Ausbildung viel leichter ist, weil man seine Trainingsumgebung und die Trainingsschritte dem Ausbildungsstand des optimal anpassen kann. In freier Wildbahn bei der Erziehung ist das viel schwieriger.


    Schon. Der Faktor heißt Ablenkung. Entscheidet der also, ob jemand es Ausbildung oder Erziehung nennt?

  • Warum sollte ich ein unerwünschtes Verhalten nicht einfach abbrechen?
    Bei einem Welpen breche ich z.B. Möbel bekauen auch dann ab, wenn das Abbruchkommando noch nicht sitzt.

    Ausbildung braucht man nicht, Erziehung schon, da sehe ich einen großen Unterschied. ;)

    Und sicherlich bin ich der größte aversive Reiz für meine Hunde. Was soll ich daran nicht ernst meinen? Wo soll da das Problem liegen?
    Ich bin fair, ich berechenbar und die Hunde können es beeinflussen, also kein Stress für die Hunde. Was ist anders, wenn ich durch mein Verhalten einen aversiven Reiz setze, als wenn ich z.B. Wasser spritze? Wasser habe ich nicht immer dabei, mich schon. Ich kann mich auch immer an die Situation anpassen, mehr oder weniger "reizend" sein. ;)

    LG
    das Schnauzermädel


  • ...aus diesem Grund heraus versuche ich den negativ aufgebauten Signalablauf wieder positiv umzuwandeln...um ein erneutes aufgebautes "Aufregen" zu verhindern und so wieder im Kreislauf der Leinenagression zu landen...das ist mein Endziel.

    Deshalb hab ich den Thread gestartet um zu sehen wo ich Fehler bei der positiven Konditionierung gemacht habe

  • Zitat

    Sagt mal, nur weil es mir gerade einfällt und hier so halb dazu passt:
    Ist euch schon mal aufgefallen, dass müde Hunde kaum leinenaggressiv sind? Ich kenne mittlerweile ein paar Beispiele, wo die HH ihren Hund vor dem spazierengehen ein paar Suchspiele machen lassen, zwei drei Tricks üben und dann erst losgehen. Da hat sich innerhalb kürzester Zeit das Thema Leinenaggression erledigt gehabt.
    Ob´s jetzt wirklich an der Müdigkeit/Auslastung liegt, oder an der intensiven Zeit miteinander vor dem Spazierengehen kann ich nicht sagen, aber es scheint zu klappen.
    War das Zufall oder ist da was dran?


    Da iat schon was Wahres dran...sicher ist es so, das ein körperlich ausgelasteter Hund weniger daran "interessiert" ist körperlich "Höchstleistungen" in Sachen leinenagression zu bringen...aber erstens müßte ich meine Hündin 3 Stunden an einem Stück losfegen und zweitens ist sie zum beginn der Leinenagression ein Junghund gewesen mit einer Ausdauer, die auch 3 Stunden laufen nicht aufgefangen hätte (die Energie reicht IMMER :D ).
    3....es dann wieder auf einem zu hohen Überregungslevel kommt ( durch übertriebene Beschäftigung)

    Ich lasse sie morgens circa 1- 1 /2 Stunden sich auslaufen toben, mit andere Hunden spielen...ect.
    nachmittags oder abends wird ne Runde im Garten gespielt, Suchspiele gemacht ...abends ein kurzer Gassigang...der Rest des Tages läuft sehr ruhig ab.


    Aber eines stimmt schon...ich denke hibbelige, nervöse, Energiereiche Hunde neigen schneller zur einer Leinenagression (natürlich nicht Alle)

  • Zitat

    Ein Abbruchsignal funktioniert auch nur solange, wie die Hemmung durch den aversiven Reiz des Signals größer ist, als der aversive Reiz, der das unerwünschte Verhalten auslöst.

    Ist die Hemmung überwunden, hat man wieder Theater, und dieses ist dann meistens größer als vorher.

    Ich denke auch, das die meisten bei solchen Situationen viel zu spät reagieren. Wenn der Hund schon auf 180 ist und in der Leine steht, kann ich natürlich nur nch sehr wenig erreichen, sei es aversiv oder positiv. Bzw der jemweilige Reiz muss sehr groß sein.
    Deshalb habe ich mit großen Abständen gearbeitet und da den Ansatz (knurren,fixieren) bestraft, bzw unterbunden.
    Sei es verbal, griff ins Halsband oder Schnauzengriff, je nachdem ,wie intensiv es sein musste.

    Bei "ruhig vorbeigehen" arbeite ich auch mit einem Schausignal und/oder Fuß. Dann kann ich das anloben. Denn ich finde es schon wichtig, gerade im Übergang, dem Hund deutlich dem Unterschied zu zeigen, zwischen das ist erlaubt und das nicht.
    Wenn ich merke, dass mein Hund nicht sonderlich aufgeregt ist, dann arbeite ich auch mal "nur" mit Bogenlaufen und den anderen Hund ignorieren.

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