Methoden,zweifelhaft oder nicht... dilettantisch oder nicht?

  • Der folgende Satz und das in mehreren Postings dokumentierte Festhalten an DER Methode hat mich einigermaßen nachdenklich gemacht:

    Zitat

    Wie gesagt, ich arbeite nach einer Mehode/ Philosophie, die sich hier im Rahmen natürlich nicht in 3 Wörter fassen lässt.

    Ich habe gedanklich mal die letzten Tage hier betrachtet und mich dabei einiger Stichworte erinnert: Trainingsdisk, Schleppleine, Ampelsystem, HTS, Reizstromgeräte-Training, Umlenktraining, No Go, Maybe und Go,
    Impulskontrolle, Speechless Dogtrainingsystem, usw.

    Und dann kam der erschreckende Funke des Erkennens: "Mein Gott, bin ich ahnungslos. Eigentlich dürfte ich doch gar keinen Hund halten. Bei soviel Individualität unserer vierbeinigen Mitbewohner, die solch eine Ausbildungsvielfalt notwendig machen, bin ich doch mit meiner Unkenntnis total überfordert und absolut der falsche Hundehalter.... nicht das ich meinem Hund vielleicht sogar noch schade...." :???:

    Na ja.. und nach einiger Zeit habe ich mich wieder auf das besonnen, von dem ich glaube, dass es das wesentliche ist... und mir ist klar geworden, das es darüber hinaus eigentlich nix mehr gibt.

    Ein Hund zeigt Verhalten. Punkt! Und zwar immer. Punkt! Ein "Nicht-Verhalten" gibt es nicht. Punkt!
    Und dieses Verhalten basiert (spontan) vielleicht auf einem inneren Bedürfnis oder vielleicht auch auf einem äusserem Reiz. Und die Konsequenz auf dieses gezeigte Verhalten beeinflusst das künftige Verhalten in ähnlicher Situation. Bis hierhin gilt das gleichermaßen auch für uns Menschen, oder andere Säugetierartige.

    Beispiel: Die Birne in der Lampe "knallt" und ist dunkel. Ich will sie wechseln, fasse sie an und verbrenne mir die Pfoten. Beim nächsten Mal warte ich bis sie kalt ist, oder ich zieh mir Handschuhe an. Die Konsequenz auf die erste Situation hat mein Verhalten dauerhaft verändert.
    Oder andersrum, ich habe Hunger und bestell mir bei einer bisher unbekannten Pizzeria 'ne neue Pizza-Kreation. Und die neue Pizza schmeckt megageil. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ab jetzt eine neue Stamm-Pizzeria habe, ist ziemlich gross, und dass ich eine neue Favoritenpizaa habe ebenfalls.

    Fazit:
    Die Häufigkeit eines Verhaltens wird durch seine angenehmen oder unangenehmen Konsequenzen nachhaltig verändert. Mit anderen Worten: „Lernen am Erfolg“ oder "Lernen durch Misserfolg". Das ist Gesetz auf diesem unseren schönen Planeten - von der Natur erfolgreich über die gesamte Entstehungsgeschichte praktiziert.

    Verhalten erzeugt
    - angenehme Konsequenz = Bestärker für Wiederholung (R+)
    - unangenehme (aversive) Konsequenz = Bestärker für Meideverhalten (P+)

    Wenn ich jetzt den "Bestärker R+" für die Ausbildung verwende und den "Bestärker P+" für Erziehung verwende, wofür brauch ich eigentlich den ganzen anderen Kram, diese ganzen Methoden überhaupt noch? Warum tut man eigentlich einen solchen Unsinn, wenn es doch in Wirklichkeit ganz einfach ist? Es gibt 4 wirksame Einflussgrössen auf das Verhalten: R+, R-, P+, P-.
    Aus welchem Grund sollte ich mich mit einer Methode beschäftigen, wenn doch offensichtlich ist, dass die Methode nur auf einer Teilmenge der vorhandenen Möglichkeiten basiert?

    Ganz ehrlich.... diese ganze Methodenrumreiterei ist mir absolut suspekt. Und ich denke, dass ist ziemlich ähnlich wie das Gesundbeten ... ausser Spesen nix gewesen....

    :headbash:

    ps:
    R+ (positive reinforcement)
    R- (negative reinforcement)
    P+ (positive punishment)
    P- (negative punishment )

  • Zitat

    Ganz ehrlich.... diese ganze Methodenrumreiterei ist mir absolut suspekt.

    Mir ehrlich gesagt auch und ich glaube uns Menschen ist einfach die natürlich, aus dem Bauch heraus gesteuerte Fähigkeit gute "Rudelführer" für unsere Hunde (und gute Eltern für unsere Kinder) zu sein einfach abhanden gekommen. Warum eigentlich?
    LG
    Finnrotti

  • Toller Beitrag. Und du hast meine Zustimmung. :smile:


    Aber ich denke einige Nutzen diese Erziehungsmethodenvielfalt, weil sie Spaß haben neue Methoden und "Taktiken" auszuprobieren. Allerdings auf den persönlichen "einen und einzigen Weg" zu beharren ist natürlich wieder eine ganz andere Geschichte. :hust:

  • Yes Sir :gut:

    Was das Lernverhalten anbelangt, gibt es nur a) die positive Bestärkung oder eben b) die Strafe.
    a) gewünschtes Verhalten = Belohnung, unerwünschtes Verhalten = keine Belohnung
    b) erwünschtes Verhalten = keine Strafe, unerwünschtes Verhalten = Strafe

    Ich persönlich beschäftige mich ganz gerne mit all den schönen "Methoden", weil man sich manchmal kleine Kniffe rauspicken kann. Jeder hat irgendwas, was man irgendwann vielleicht mal brauchen kann :D . Aber "DIE Methode", nee, die hat keiner. Und alle kochen letztlich in der selben Suppe (s.o.) rum.

  • Hi,

    toller Beitrag :)

    Peppino ist mein erster Hund und ich muss sagen, ich hab mich sträflichst wenig damit beschäftigt auf was ich mich da möglicherweise einlassen könnte. Letztendlich hatte ich dann nen total aggressiven Köter mit Krankheit im Kopf ^^

    Ich weiß nicht, ob ich all das durchmachen hätte können, wenn ich vorher schon einmal einen Hund gehabt hätte zum Vergleichen. Wenn ich all die Trainingsmethoden, die es so gibt schon ausprobiert hätte und damit erfolgreich gewesen wäre... bei Peppi hat nur Behandlung und Akzeptanz geholfen und im Endeffekt hab ich mich dann "allein" an die Erziehung gewagt, sobald er aufnahmefähig dafür war.

    Irgendwann habe ich dann angefangen mir alles über mögliche Trainingsmethoden anzusehen und einige ausprobiert und dabei habe ich festgestellt, dass ich wesentlich besser fahre, wenn ich meinen Hund beobachte und mich einfach auf ihn einstelle, instinktiv handle und mich nicht von irgendwelchen "Methoden" leiten lassen, die bei anderen vielleicht geholfen haben mögen.

    Jetzt ist er 14 Monate alt und echt ein sau toller Hund, auf den ich super reagieren kann, gerade weil ich mich nicht nur damit zufrieden gegeben habe irgendwelche Trainingsmethoden durchzuboxen, sondern weil ich ihn beobachtet und dann aus dem Bauch heraus entschieden habe. Unwissenheit ist manchmal gar nicht so übel ;)

  • :gut:

    Wie wahr!

    Ein Beispiel:Ich benutzte in meinem Leben noch nicht eine Schleppleine!

    Eine Kette zum werfen damit Hund sich erschreckt, war hingegen schon von nöten.

    Ich lerne von und mit den Hunden.
    Positive Bestärkung, und ja auch negative Bestärkung. (ohne Handgreiflichkeiten)

    Es gibt ein paar interessante Sachen in den neuen Methoden und manches passt auch.
    Aber irgendwie vertraue ich immer noch auf mein Bauchgefühl.

  • Zitat

    Mir ehrlich gesagt auch und ich glaube uns Menschen ist einfach die natürlich, aus dem Bauch heraus gesteuerte Fähigkeit gute "Rudelführer" für unsere Hunde (und gute Eltern für unsere Kinder) zu sein einfach abhanden gekommen. Warum eigentlich?


    Weiss nicht?....ich lenke sowohl Kind wie auch Hunde (und Mann)aus dem Bauch heraus.......da gibt's kein Schema F und Methode Z die erstmal studiert werden muessten.

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