Verständnisfrage(n) zum Umlenken

  • Zitat

    Beispiel Jogger: Ich hab Kontaktaufnahme/Blickkontakt konditioniert. Wer sich auf mich konzentriert und mich anschaut, der jagt auch keine Jogger.


    Gerade bei der Variante läßt du den Hund doch "in der Luft hängen" !!

    Ich gehe davon aus, daß du nicht ständig auf deinen Hund glotzt und auch nicht ununterbrochen die Umgebung scannst. Du gehst mit anderen, plauderst, telefonierst, bist gedanklich woanders und dann kommt der Jogger - was dann ??

    Was, wenn dein Hund schaut und sein Blick nicht erwidert wird ? Wie soll er wissen, was er jetzt tun soll ?

    Ich find genau die Variante, dem Hund immer diktieren, was er im Fall X tun soll völlig ungünstig. Das mag in manchen Situationen sinnvoll sein, nicht aber im wahren Leben.

    cerridwen
    Warum braucht der Hund eine Alternativhandlung für "spazieren gehen" ? Er darf doch alles tun, nur keine Menschen belästigen.

    Gruß, staffy

  • Zitat

    cerridwen
    Warum braucht der Hund eine Alternativhandlung für "spazieren gehen" ? Er darf doch alles tun, nur keine Menschen belästigen.

    Nun Spazieren gehen schließt ein, das andere Menschen da sind und das es auch mal etwas gibt, was ihn interessiert - sei es das er gelockt wird oder was auch immer, dann braucht er eine Alternative, was er tun soll. Genauso wie er eine Alternative braucht, wenn er mit etwas neuem konfrontiert wird - in unserem Fall zum Beispiel Skifahrer, die er bisher in Berlin nicht kennengelernt hat, weil es keine gab.

    Ein junger Hund, muss ja auch beim Spazieren gehen erst einmal lernen, das keine Menschen belästigt werden sollen. Dann kann ich ihm sagen nein lass es und dann ihm sagen, das er weiter gehen soll - zum Beispiel. Ich kann ihm aber auch direkt sagen, das er weiter gehen soll.
    Oder um das Tischbeispiel aufzunehmen, ich kann dem Hund, welche den Kopf auf den Tisch legt sagen: lass es und ihn dann auf seinen Platz schicken oder ich kann direkt hingehen und ihn auf seinen Platz schicken.

  • Zitat

    So wie ich gern als unfair gegen gegenüber meine Hunden bezeichnet werde, weil ich eben nicht aktiv verbiete, sondern entscheide, was sie stattdessen machen können, so gibt es auch Menschen, die jemanden als unfair bezeichnen, weil sie dem Hund nur etwas vrbieten, ihm aber keine aktive Alternative anbieten, sondern der Hund diese selber finden soll/muss.

    Ja, wir hatten das Thema bereits seitenweise ;-)

    Fakt ist, daß ein mit uns lebender Hund Regeln einhalten muß. Diese Regeln bestehen logischer Weise aus Verboten und die erklärt JEDER seinem Hund.
    Keiner räumt sein Leben lang alles Essen weg, damit der Hund nicht in Versuchung kommt, das Schnitzel zu klauen und niemand schließt immer die Schlafzimmertüre, damit Hundi nie ins Bett geht.
    Keiner breitet sich panikartig vor der Heckklappe aus, damit der Hund nicht einfach rausspringt.

    Und bei all diesen Haus- und Alltagsregeln gibt es keine Alternative, da gibts schlichtweg ein NEIN.

    Bei nem Hund, der beim Türklingeln nach vorne rennt und kläfft, da verbiete ich das Verhalten und schicke ihn stattdessen auf seinen Platz.

    Aber dieses pauschale: "Ich arbeite NUR positiv, verbiete nie etwas ohne Alternative" ... das gibts nicht. Ausser, man gängelt 24 Stunden seinen Hund (oder hält ihn nur im Zwinger).

    flygoodspeed
    Nimm mal Schüler aus besagten Hundeschulen und frag sie mal, ob sie einfach so, mit lose laufendem Hund wandern gehen können, ohne viel reden, ohne Kommandos, einfach so ohne Futter, ohne Spielzeug ... und der Hund benimmt sich.

    Gruß, staffy

  • Zitat

    Aber genau das ist doch auch eine alternative Handlung, oder etwa nicht. :???:

    Ich bin ja auch immer dafür, dem Hund nicht nur zu sagen, was er nicht darf, sonder auch zu sagen/zeigen, was er statt dessen tun kann.

    Dann würde man ihm nänlich in der Luft hängen lassen.

    ich muss auch nicht unbedingt ein anderes Verhalten belohnen, für Hunde ist es auch eine Belohnung, wenn darauf hin kein Kommentar erfolgt, bzw keine Bestrafung. Einprägsamer ist die Belohnung des Verhaltens allerdings schon und der Hudn zeigt es irgendwann von sich aus....

  • Also wer mit freilaufendem Beagle unterwegs ist, der ist auch auf den Hund konzentriert und telefoniert nicht :D . Ist für mich aber auch eine prinzipielle Sache. In der doch vergleichsweise wenigen Zeit, in der ich mit meinen Hunden unterwegs bin, da "darf" ich mich dann schon auch mal exklusiv auf sie konzentrieren. Sie warten lange genug darauf...
    Kalle hat kein echtes Joggerproblem, von daher ist meine Maßnahme hier rein prophylaktisch. Ebenso wie bei Radfahrern. Und glaubt mir, auch wenn ich's mal übersehe, erinnert er mich mittlerweile an diese Begegnungen. So nach dem Motto "Hej Frauchen, da kommt übrigens ein Radfahrer!" Er hat im Grunde eine Art "Meldung" an mich daraus gemacht. Das könnte Futter einbringen (allerdings bestätige ich variabel, also nicht jedes Mal).
    Ich hab das so aufgebaut, weil der Beagle nun mal von seiner genetischen Disposition zum Hetzen neigt. Da wollte ich schlicht vorbeugen.

    Allgemein glaube ich übrigens nicht, daß man alles, aber auch wirklich alles ausschließlich mit positiver Bestärkung oder Gegenkonditionierung hinbekommen kann. Manches erfordert auch schlicht klare Grenzen ohne Wenn und Aber.

  • @ staffy

    Ich treff häufig hier Schüler aus besagten Schulen bzw. dem Hauptquatier :smile: , da ich in der Nähe wohne.
    ich habe ja schon immer gesagt, dass mir persönlich der Trainingsstand nicht aussreichen würde...zumindest das was ich halt so seh hier.

    Ich frag mich trotzdem, OT, dass es ja gute erfolge geben muss, da grosse Schule mittlerweile, ... viele Anhänger,.... Und auch der Chefins Hunde müssen doch (ich kenn sie nicht) irgendwie Aushängeschild sein?? Sonst hätt man doch nicht so rege Zulauf??


    Ansonsten würd ich doch annehmen, dass wenn ich ein Verhalten mit einem "nein" unterbreche und dann umlenke auf was auch immer, der hund es eben direkter verstehen sollte als wenn ich nur umlenke, da ihm das direkte unerwünschte Verhalten nicht so schnell klar wird.

  • Zitat

    Ich hab das so aufgebaut, weil der Beagle nun mal von seiner genetischen Disposition zum Hetzen neigt. Da wollte ich schlicht vorbeugen.


    Und was hast du gemacht, wenn er anfangs zu Radfahrern hinwollte, wenn er nicht auf dein abrufen reagiert hat ? Wenn du NUR positiv gearbeitet hast, nur mit Umlenken, dann heißt das, daß du jegliches falsche Verhalten vorher ignoriert hast !
    Was machst du heute, wenn er zu einem Jogger hinläuft ?

  • Ich möchte etwas zum Umlenken eines Verhaltens schreiben, da ich einige Erfahrungen gesammelt habe.

    Fakt ist, dass ein Hund Handlungsketten erlernen kann. Ob die nun positiv oder negativ sind, ist völlig egal. Er kann es.

    Das heißt zum Beispiel: Hund rennt an den Zaun, bellt Passanten an, ioch rufe zurück, dafpr bekommt der Hund ein Leckerchen. Was lernt der Hund? Hinrennen, bellen, zurückkommen, Leckerchen abholen. Er lernt eine Handlungskette und ich habe ihm das dann auch noch beigebracht!

    Was könnte man stattdessen tun? Ganz einfach, der Hund darf erst gar nicht an den Zaun rennen. Ich muss schneller sein als der Hund. Heißt, ich sehe den Passanten vor meinem Hund, ich gebe meinem Hund eine Aufgabe (Sitz, Platz, Guck mich an........), die der Hund stattdessen tun soll. Ich sage meinem Hund, was er zu tun hat. Bleibt mein Hund da, bellt er nicht, lobe ich ihn. Und das jedes Mal. Übe ich das oft genug, lernt mein Hund, dass es sich nicht lohnt an den Zaun zu rennen. Er lernt, dass das nicht das Ggewünschte Verhatlen ist. Setzt er jedoch an, und will dahin, unterbinde ich das, auch mit einem klaren Nein. Dann wird gar nichts gelobt.

    So lernt der Hund, dass er am Zaun nichts zu suchen hat. So, jetzt kann ich natürlich auch hier dem Hund eine Handlungskette beibringen. Zum Beispiel, wenn ich in dieser Situation immer Sitz sage, wird der Hund u.U. in immer der gleichen Situation von selber hinsitzen. Das kann ich evtl. auch loben, wenn ich das so will.

    Also, Fälle aus dem Leben meines Hundes. Mein Hund rannte auf dem Hundeplatz immer an den Zaun und bellte, kam zurück. Lob. So wie bei allen HUnden eben. Bei einem Seminar lernte ich das mit der Handlungskette. Ich ließ nie wieder meinen Hund an den Zaun rennen, gab ihm einen Job, mit dem Erfolg, dass mein Hund heute weiter trainiert ohne die Hunde und Menschen draußen zu beachten.

    Im Falle meines Zaunes im Garten, weiß mein Hund, wer alles nebenan wohnt. Das hat sie gelernt. Nur einen mag sie nicht, den bellt sie an. Jedesmal wenn ich die Chance hatte, vorher meinem Hund zu sagen, dass sie ruhig sein sollte, hatte ich die Möglichkeit auch genutzt. Sie lernte so, dass bellen erst gar nicht gewünscht ist. Das Kommando ruhig hatte sie vorher gelernt. Dennoch, bei besagtem Nachbarn versagte das Gelernte öfters. Also rief ich sie jedes Mal ins Haus, wenn sie bellte. Spaß zu Ende. Ohne Lob! Mit dem Erfolg, dass der Hund lernte, ohne mein Zutun, dass jedes Mal, wenn der Nachbar in seinen Garten kam, mein Hund von alleine ins Haus lief, ohne zu bellen. In dem Moment wusste ich, oha, der Nachbar ist draußen. Dieses Verhalten habe ich gelobt.

    Bellt jedoch mein Hund wirklich Fremde an, dann weiß ich, dass sie ihren Job tut. Dafür ist sie da:"Frauchen schau mal, da ist jemand!" Ein kurzes ok, danke, ich hab alles im Griff, bringt meinen Hund zur Ruhe.

    Nun das Thema mit den Joggern und Radfahrern. Beide können beim Hund den Jagdtrieb auslösen. Dass man das nicht Jagen darf, muss der Hund erst lernen. Also, übe ich das gezielt. Ich gehe auf Radstrecken oder Joggerstrecken. Ich hab den Hund an der Leine und gehe jedes Mal zur Seite und lasse meinen Hund absitzen. Zumindest habe ich das damals von meinem Hund so verlangt, ich hätte ihn auch Kopfstandmachen lassen können. ;) Mein Hund bekam nicht nur ein Nein, denn er hätte ja nicht gewußt, was er stattdessen tun soll. Nein, er bekam eine Aufgabe. Erst wenn die erfüllt war, wurde gelobt und wir gingen weiter.

    Mein Hund lernte, dass man Joggern nicht nachjagt. Der nächste Schritt war, Fuß laufen, wenn Jogger kamen. Neben mir herlaufen. Auch das wurde gelobt. Bei Fehlverhalten kam ein nein, das gewünschte Kommando wurde durchgesetzt. Später dann reichte ein Handzeichen, um zur Seite zu gehen und ein Sitzkommando. Heute reicht das Klingeln eines Fahrradfahrers und mein Hund geht zur Seite und sitzt hin. Das hat sie zufällig verknüpft. Ist mir aber praktisch. Mein Hund kann heute übrigens neben dem Tretroller zw. Fahrradfahrern und Inlinern sowie Joggern frei laufen, ohne diese zu jagen.

    Also, ganz einfach, zum Umlenken eines Verhalten, muss ich dem Hund eine Ersatzaufgabe geben, die er stattdessen tun muss. Es klingelt, Hund muss auf seinen Platz. (Meiner muss es nicht, ist nur ein Beispiel). Übe ich das oft genug, konditioniere ich den Hund darauf, beim Klingel an seinen Platz zu gehen. Ich könnte ihn auch im Flur sitzen lassen. Ich kann aber nicht erwarten, dass mein Hund Gedanken lesen kann und weiß, dass ich, wenn er an der Türe bellt und nur nein sage, weiß, was ich damit meine.

    Je öfters ich meinem Hund sage, was er zun tun hat, um so klarer sind im die Regeln und die Grenzen und Hunde brauchen das. Wir brauchen das ja auch, sonst würde ja jeder über Rote Ampeln fahren. Wir haben ja auch gelernt, dann anzuhalten.

    Um nocvh zu der Sache mit der Nase auf dem Tisch zu kommen. Klar kann man dem Hund ein Nein sagen, aber woher soll er wissen, was das gewünschte Verhalten ist? Soll er sitzen? Soll er sich trollen, soll er Platz machen? Soll er daneben stehen? Um das los zu werden, kann ich alles loben, was der Hund tut, wenn er nicht die Nase auf den Tisch legt. Wenn ich aber will, dass er sich daneben setzt, werde ich ihm das sagen und ihn auch dafür loben. Irgendwann weiß der Hund, dass das ok ist. Legt der seine Nase auf den Tisch, schiebe ich den Hund weg und sage nein.

    Ich hoffe, es ist jetzt jedem klar, dass ein Hund Handlungsketten lernen kann und umgelenkt werden kann. Die Parameter dazu legt jeder selber fest. Und wichtig ist es, dem Hund zu sagen, was das gewünschte Verhalten ist, denn Gedanken kann er nicht lesen.

  • Große Schule, viele Anhänger ... das hatten wir öfter in der Vergangenheit und das heißt nicht automatisch, daß es gut oder richtig ist ;-)

    Wieviele Menschen leben denn mit Kompromissen, managen, lenken ab, um ? Wieviele sieht man mit Leckerlitasche, Spielzeug, manche wandern mit voller Ausstattung ....
    Ich traf mal eine Trainerin (auch Dflerin) und ihre Hunde gingen perfekt Fuß ... solange die Hand an der Tasche war :D

    Man kennt doch die Aussagen "eigentlich hört er ganz gut". Und dann, nicht zu vergessen, gibt es eine Menge Hunde, die einfach keinerlei Probleme machen. Die in Familien groß werden, vernünftig sozialisiert sind, erzogen werden und die nie auffällig werden. Denen reicht jede 08/15 Hundeschule mit Sitz, Platz, Bleib.

    Entscheidend ist für mich, daß ich meinem Hund NEIN sagen kann (weil ich mir den Respekt erarbeitet und verdient habe) und, daß er es ernst nimm und akzeptiert. Ein richtiges NEIN ist keine Strafe, sondern normaler Umgang mit dem Hund im Alltag. Wer in einer Beziehung nicht NEIN sagen kann, der sollte seine Beziehung überdenken ;-)

    Gruß, staffy

  • Zitat

    Um nocvh zu der Sache mit der Nase auf dem Tisch zu kommen. Klar kann man dem Hund ein Nein sagen, aber woher soll er wissen, was das gewünschte Verhalten ist?


    Ich weiß ja nicht wie clever dein Hund ist, aber bei meinen reichte es immer ein "NEIN" zu sagen, wenn sich die Nase Richtung Tisch mit Schnitzel schon. Da brauchts keine weitere Erklärung, daß ich sie jetzt lieber neben dem Tisch sitzend oder sonstwo hätte.

    Alle Hunde die ich bisher hatte haben das sofort begriffen, das, was sie gerade vorhatten gelassen und sich wieder dem vorherigen Tun oder Nixtun gewidmet.

    Gruß, staffy

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