Welpen umwelttauglich machen ...

  • Letzte Woche in der Welpen-Hundeschule hat sich rausgestellt, dass einige Halter mit ihren teils schon fünf sechs Monate alten Junghunden noch gar nix groß gemacht haben. Manche waren nicht mal in der Stadt. Immer nur Wald oder Wiese oder um den Block, oft ohne Autofahrt.


    Unser Labbi ist jetzt 15 Wochen - der war schon auf Grillfesten, Biergärten, im Restaurant, mehrmals in der Stadt, mehrmals an Weihern und Flüssen, vor Großbaustellen mit viel Lärm, mehrmals in verschiedenen Wildparks, bei Kühen und Pferden, bei zwei Familienfesten - letzten Wochenende auf einem Richtfest mit sicher 100 Leuten, großem Grillfeuer und einem Haufen Treiben um ihn rum. Das alles überwiegend mit Autoanfahrt - auch mal alleine nur mit mir oder zusammen mit unserem Ersthund und meinem Mann, aber auch in der Hundegruppe unserer Freilaufcrew mit Hunden von 15 Wochen bis 12 Jahren.


    Wir finden das so wichtig - der Kleine hat vor nix Furcht (okay Pferde findet er noch ein bissle unheimlich), fährt problemlos im Auto ... lässt sich prima ablegen und an der Leine ruhig halten, egal was um ihn herum so alles spannendes passiert.


    Die Trainerin der Hundeschule hat die Halter ermutigt viel mit den jungen Hunden zu machen. Gerade die Erlebnisse in den ersten Wochen und Monaten wären sehr wichtig. Steht ja auch eigentlich in jedem Welpenratgeber von daher hab ich nicht ganz kapiert, warum man das nicht bewusst macht, wenn man sich einen Welpen anschafft.


    Was haltet Ihr davon? Manche Teilnehmer waren so ängstlich, wollen ihren Hund nicht überfordern und meinten, das habe doch alles Zeit.
    Der Halter eines Riesenschnauzers, der schon sieben Monate alt war - meinte sogar: mein Hund soll Wachhund sein - der braucht keine Stadt kennen, hält sich dann eh nur auf dem Grundstück auf und andere Hunde und Menschen sieht der irgendwann eh kaum noch. Hä?

  • Naja, ich mache mit meinem Welpen auch nicht viel. Er ist schnell am Überdrehen, also warum soll ich ihm zu viele Reize zumuten? Es kommt doch stark auf den Hund an, wieviel man machen kann, und ich denke nicht, dass die Hunde es später nicht lernen.


    Vor allem geht es ja darum, den Hund ALLTAGStauglich zu machen - heißt, wenn gewisse Dinge nicht zu meinem Alltag gehören, warum sollte ich ihn damit kontrontieren? Deswegen kontrontiere ich meinen Kleinen mit meinem Alltag - heißt, Auto fahren muss fast jeden Tag sein, das kennt er. Morgen steht ein Restaurantbesuch an, letztens gab es eine kleine Party und Besuch bei Freunden. Der Rest ist mitlaufen und den Alltag erleben - Candie hat zum Beispiel null Probleme damit, wenn jemand laut Schlagzeug spielt oder ein Mixer angeht, da kann er ruhig weiterschlafen. Andere Welpen werden im Leben kein Schlagzeug aus der Nähe hören, warum sollen sie das also lernen?

  • Es gibt ein zuviel und es gibt ein zu wenig.


    Dein Programm wäre mir deutlich zu viel, erst Recht mit einem Gebrauchshund.
    Klar, neues lernen ist wichtig, aber dich nicht alle Eventualitäten durchhecheln. Mein Hund soll lernen, dass es zu neuen Situationen kommen kann, das man damit fertig wird und gut.


    Außerdem ist das immer eine Frage des Umfelds. Unsere Hunde brauchen keine Kinder kennen zu lernen, keine Zootiere, Zugfahren, keine wild streichelnden Menschenmassen. Sähen sie nach dem Training eh nie wieder. Und wenn doch mal sowas auftritt, siehe oben.
    Wir brauchen Hunde die gerne Auto fahren, Boxen gemütlich finden, sich Menschengruppen gegenüber neutral verhalten.


    Ich stehe diesem Sozialisierungsirrsinn zweifelnd gegenüber. Der Welpe erlebt den Alltag und gut ist.

  • So n strammes Programm würd ich zB meinem Welpen nicht zumuten
    Kleine Feiern macht er mit, ja, grosse Richtfeste muss er nicht, Wildpark ...näääää
    Hundekumpels nur ausgesuchte


    City wird er noch kennenlernen, zu ruhigen Zeiten und wenn unser Rüde dabei ist


    Jedes Extrem ist falsch, zuviel ist auf lange Sicht genauso schädlich wie zuwenig

  • Ich finde Euer Programm auch viel zu heftig.
    Wie oft wird der Welpe denn später auf diese Gegebenheiten treffen und wie oft könnt Ihr das dafür üben? Denn einmal ist keinmal, dann kann ich mir und dem Hündchen solche Programmpunkte auch ersparen.


    Wir haben im Welpenalter geübt, was in unserem alltäglichen Leben vorkommt. (z.B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und dabei Fahrstühle benutzen)
    Bei allen anderen Gegebenheiten schließen sich die Hunde dann einfach an, sie wissen ja, daß ihnen mit uns zusammen nix passiert.
    LG von Julie

  • Mir ist es nicht wichtig, dass ein Welpe wirklich ALLES kennenlernt, was ihm im späteren Leben begegnen könnte, mir ist es wichtiger, dass er durch verschiedene Übungsmomente lernt, auch mit neuen, unbekannten Situationen umzugehen.


    Die kleinen Hirne sind schnell überfordert - deshalb mache ich solche Dinge nur sehr moderat. Ich halte den Grat, auf dem man da wandelt, nämlich den zwischen gezieltem Umwelttraining und der Überforderung, die den Welpen am Lernen hindert, für recht schmal.


    LG, Chris

  • Ich finde ein welpe sollte möglichst viel kennenlernen, wobei große Feste bei denen ich auch einen erwachsenen Hund nicht mitnehmen würde da auch nicht dazu gehören würden. Aber ansonsten ganz klar, Stadt, Restaurants, andere Hunde, Wald, Wiesen, Großtiere aller Art, Kinder, Alte, etc. Bei uns kämen noch Wasserstaukraftwerke hinzu (Sehr gruselig, aber hier notwendig)


    Es heisst ja immer, dass keine Erfahrung genau so schlecht ist wie eine schlechte Erfahrung machen. Ich kenn das von den rumänischen Hunden unseres Tierheims (haben ein rumänisches Partnertierheim und gelegentlich kommt ein Lastwagen voll Hunde hier an) Die haben riesige Probleme und Ängste einfach weil sie vieles nicht kennen gelernt haben - ich persönlich halte teilweise für fahrlässig sie hier in der Stadt zu vermitteln...


    Oder meine eigenen Katzen, da hab ich das mit der Sozialisierung irgendwie versäumt, die haben zum Beispiel massiven Stress wenn Besuch kommt (sogar wenn ein Nachbar nur laut über die Treppe geht haben sie Stress), einfach, weil ich es sehr sehr ruhig hatte als sie klein waren... (als Kitten waren sie noch weltoffen, daher geh ich mal davon aus, dass ich es versaut habe)

  • Ich bin auch eher ein Freund davon, weniger zu machen als zu viel. Meine Hunde lernen auch erst Ruhe, Routine, Rituale, Verlässlichkeiten und vor allem das Leben mit mir und in meinem Alltag.


    Das man wochenweise mal einzelne Reize setzt, gehört natürlich dazu. Da reichen oft aber auch Kleinigkeiten.


    Aber ich gehe auch keine Checkliste durch, was ein Welpe/Junghund alles gesehen haben muss. Ab einem gewissen Alter sozialisiert man ja nicht mehr, sondern durchlebt nur noch gemeinsam neue Situationen.


    Letztendlich ist es mir wichtiger, dass der Hund neue Situationen mit mir erlebt und lernt, dass er bei mir sicher ist und auch lernt, entsprechend mit einem Reiz umzugehen. Das WIE ist dabei ja ausschlaggebender als das WIEVIEL. Vor allem besteht bei einem ZUVIEL leider auch das Risiko, dass ich eben nicht immer alle Situationen steuern und halbwegs kontrollieren kann und der Hund auch vielleicht zuviel unschöne Erfahrungen macht.


    Und wenn unsere Beziehung auf einem festen Fundament steht, kann ich auch ohne Probleme mit dem Hund in den Tierpark gehen, auch wenn er vorher noch nie im Tierpark war. Ich mache auch erst immer nur die Dinge, die für meinen Alltag mit dem Hund wichtig sind, so was wie U-Bahn fahren oder Zoobesuche gehört nicht dazu.


    Bei meinen Auslandshunden, die ich nicht von Welpe an habe, habe ich gesehen, dass sie, obwohl sie teilweise wenig Umwelterfahrung und auch viele Ängste hatte, es durchaus möglich ist, dass sie mit mir als sicheren Hafen trotzdem überall gelassen bleiben. Die würden mit mir auch durchs Feuer gehen oder Heißluftballon fahren, weil sie grundsätzlich gelernt haben, dass sie mit mir sicher sind und ich auf sie aufpasse. Diese Basis ist einfach viel wichtiger. Wie erlebt mich der Hund, schließt er sich meiner Führung an, vertraut er mir usw.


    Aufgrund dieser Erfahrung stresse ich mich mit einem bereits gut sozialisierten Züchterwelpen nicht mehr. Der hat im besten Fall eh schon genug gesehen/erlebt, leider oftmals auch zuviel, das ist heute ein viel häufigeres Problem, dass viele Welpen und junge Hunde schon dermaßen beansprucht und überreizt werden und ein viel zu großes Angebot an Reizen haben und im ersten halben Jahr schon mehr gesehen haben, als manche in einem ganzen Hundeleben.


    Und hier liest man leider auch oft, dass genau diesen Fehler viele Anfänger mit ihren Welpen/Junghunden machen und diese deswegen permanent überdreht und überreizt sind und ganz schlecht zur Ruhe kommen.


    Qualität ist auf jeden Fall wichtiger als Quantität.


    Ein Hund, der viel kennt, muss mit Reizen ja nicht zwangsläufig besser umgehen können, als ein Hund, der wenig kennt. Letztendlich spielt der Hundetyp dabei auch eine Rolle.

  • Da der Alltag bei jedem anders aussieht, gibt es da halt kein "das-muss-so-sein".


    Man muss sich ja auch darüber im Klaren sein, dass man nie alle Situationen, die so im Leben passieren, im Vorfeld üben und "sozialisieren" kann.
    Wenn die Beziehung zwischen Hund und Besitzer klappt, sind für den Hund fremde Situationen dann aber auch machbar, weil der Hund dem Besitzer vertraut.

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