Zitat
Das mit den 200 Euro im Monat war auch nur für die Zeit bedacht, in der ich noch in der Schule bin. Die Normalsituation also. (...) Ich kann mit 17 Jahren in der 11ten Klasse beim besten Willen noch nicht sicher sagen, was ich machen will. Wenn der Hund dann da ist bin ich 18 und hab mein erstes Halbjahr 11te weit hinter mir. Da sieht es beruflich hoffentlich schon sicherer aus.
Das Problem ist, dass du (a) diese Normalsituation nicht mehr haben wirst, wenn der Hund da ist (oder nur noch für kurze Zeit), es also nicht deine Normalsituation ist und dass du (b) durchaus schon wissen solltest, wohin die Fahrt in etwa geht, wenn du dich für 10-15 Jahre binden möchtest.
Klar, das ist blöd. Und ich verstehe die Zwickmühle dahinter, denn die konkrete Zukunftsplanung ist mit 17 genauso schwer, wie mit 20 oder 30, wenn akute Veränderungen anstehen. Ob du mit 18 besser planen kannst, als jetzt? Nein, wahrscheinlich nicht, wenn du nicht vollkommen ahnungslos bist, was deine Möglichkeiten angeht (also Notenschnitt zum Beispiel). Und - was viel wichtiger ist! - was deine Wünsche angeht.
Willst du Biologie studieren? Oder eine andere Naturwissenschaft?
Ob es klappt, ist eine andere Sache, aber: Willst du es? Planst du es?
Dann stimmt die Warnung:
Hunde dürfen nicht mit in Seminare, schon gar nicht in Labore oder in die Praktikumsräumlichkeiten.
In einigen Universitäten dürfen sie generell (!) nicht mit in die Gebäude, auch nicht in die der Geisteswissenschaften. Das trifft nicht auf alle Universitäten zu - bist du bereit deine Studienplatzwahl daran anzupassen? Und womöglich auf einen Studienplatz zu verzichten, wenn der mit deinem Hund nicht vereinbar ist?
Heftige Frage? Richtig. Aber genau DAS ist das Problem. Es KANN sein, dass dein Hund dir deine beruflichen Wahlmöglichkeiten einschränkt. Das kann aus so profanen Grünen sein, wie:
(1) Weil die Universität keine Hund erlaubt und dein Hund nicht alleine bleiben kann.
(2) Weil das Wohnheim keine Hunde erlaubt und du keinen WG-Platz findest.
(3) Weil du keine Wohnung findest, in der Hunde erlaubt sind.
Möchtest du ausziehen? Oder wirst du nur ausziehen, wenn dein Studienplatz zu weit weg ist?
Wenn du nicht ausziehst:
- muss der Hund Bahn fahren können, wenn du ihn mitnimmst (das sollte er auch können, wenn du nicht ausziehst und du ihn mitnimmst)
- muss der Hund Auto fahren können, wenn du ein Auto hast.
- geht selbstverständlich Zeit des Tages zum Pendeln drauf, in der du nicht lernen kannst und auch nicht den Hund beschäftigst.
Musst du dein Studium selber finanzieren? Oder bekommst du Unterstützung?
Uni und Arbeiten ist schwierig zusammen (das Studium dauert länger, denn es ist idR ein Vollzeitstudium), aber mit einem Hund, der auch beschäftigt werden will, wird die Zeit schnell knapp.
Willst du eine Ausbildung machen?
- Dann bist du ebenfalls Vollzeit beschäftigt, hast aber weniger frei einteilbare Zeit (im übrigen wird dir das bei den Naturwissenschaften auch so ergehen)
Ich will dir keinen Hund madig machen, im Gegenteil, denn ich habe selber Hund(e) im Studium gehabt, war aber nie alleine mit denen. Mein Freund und jetziger Mann hat immer auch mitgeholfen.
Es ist nur ganz wichtig, dass du sehr ehrlich zu dir bist, was deine Wahl angeht und dich nicht von deiner Vorstellung von -dir- mit einem Hund blenden lässt. Der Hund sollte nicht zu dem passen, was du gerne wärst - sondern zu dem, was du voraussichtlich bist.
Es ist super schön, wenn du viel wanderst, joggst und Ambitionen zu Hundesport o.ä. hast, aber du wirst sehr viel weniger freie Zeit haben (Naturwissenschaftliches Studium) und diese wenige Zeit müsstest du noch immer mit dem Pensum füllen, was dir jetzt (mit mehr Zeit) leicht fällt.
Noch dazu kommt, dass die meisten Universitäten -mitten- in der Stadt liegen. Da gibt es nicht viele Orte, an denen du mit einem Hund entspannt joggen kannst. Dazu wirst du an Straßen entlang laufen müssen oder durch die Parks, die es in den Städten gibt. Oder du fährst vor oder nach der Uni raus (Zeit!). Die allermeisten Hunde schaffen eine durchschnittliche Joggingrunde auch ohne, dass es sich um ausgesprochene Läufer handelt.
Ein Hund, der dich im Alltag möglichst überall begleiten soll, ist bestenfalls auch damit zufrieden und kann diese Dauerbelastung ab. Das ist alles andere als anspruchslos!
Ein Hund, der es genießen kann, wenn du ihn ständig mit dir herum schleppst, ihn mit in die Stadt, in die Uni (so es geht), in die Bahn, zu Freunden oder oder oder nimmst, sollte diese Behandlung als stressfrei empfinden. Das ist bei vielen, vielen großen Hunden, die nicht ausdrücklich Gesellschaftshunde sind (oder womöglich noch nicht einmal in einer solchen Umgebung sozialisiert wurden), eher schwierig.
Zusammenfassend:
200€ sollte reichen, wenn der Hund leidlich gesund ist (Futter, Haftpflicht, Hundesteuer, Impfung, zusätzlicher Hundekram) und nicht plötzlich krank wird.
Dein Alter ist auch kein Hindernis, wenn du ernsthaft deine Zukunft planen kannst. (Umzug oder nicht? Welches Fachgebiet? Finanzielle Unterstützung oder nicht?)
Ein Hund, der über 60cm Stockmaß hat, ist höchstwahrscheinlich eine schlechte Wahl, da er in den seltensten Fällen in ein Stadtleben passt. (Wie gesagt: Kleine Hunde sind, leider, Stadttauglicher, Wohnungstauglicher, Unitauglicher, Alltagskompatibler.)
Jagdtrieb haben die allermeisten nordischen Rassen. Totale Begleiter sind sie auch nicht. Jogging-Begleiter sind wahrscheinlich 98% aller gesunden Rassen, egal ob 30cm oder 60cm Stockmaß. In den Kategorien Menschenbezogen, flexibel und anpassungsfähig sind die Nordischen Rassen allerdings nicht auf den ersten Plätzen.
Aber - kommt Zeit, kommt Rat. Es wird nicht dein letzter Hund sein, wenn alles gut geht. Weshalb nicht erst einmal einen (zu deinen Wünschen wie die Faust aufs Auge passenden) kleinen bis mittelgroßen, gesellschaftstauglichen Allrounder in dein Leben holen und später, wenn du weißt, dass ein Nordischer wirklich besser passt, dann zieht dieser Hund bei dir ein. 