Unser Training gegen Aggression bei Hundebegegnung

  • Mir kam am Wochenende so der Gedanke, ob Schara ev. das Gefühl hat sie müsse uns beschützen, bewachen, hüten oder was auch immer. Jetzt frage ich mich wie ich dem Gegenlenken kann, bzw. ob es überhaupt so ist.

    Ich schildere mal ein paar nummerierte Situationen, damit man besser drauf antworten kann.

    Situation 1:
    Wir treffen uns am Wochenende mit einigen Hunden und Haltern hier aus dem Forum zum Gassigehen. Während wir rumstehen und noch auf andere Gassigeher warten und die Hunde bereits abgeleint sind und spielen, bleibt Schara neben mir oder meinem Mann stehen. Sie stellt die Bürste und knurrt auch einen anderen Hund an, wenn er uns zu nahe kommt.
    Ich gebe ihr dann ein Nein und gehe aus der Situation raus, also quasi von ihr weg.

    Situation 2:
    Während wir mit den anderen Hunden Gassi gehen bleibt Schara größtenteils an unserer (mein Mann und ich) Seite. Läuft sie manchmal etwas vor oder seitwärts, kommt sie bald wieder, checkt ob wir noch da sind, läuft dann eine zeitlang hinter uns, als wollte sie ihre "Schäfchen" hüten. Sie schaut immer wieder an uns hoch um sich zu vergewissern, dass wir da sind. Allerdings habe ich diesen Blickkontakt auch so gewollt, da es aufgrund des fehlenden Gehörs unser einiziger Kontakt ist. Habe ich es ev. zu sehr intensiviert?

    Situation 3:
    Sie kennt das Rudel mit dem wir Gassi gehen und sieht es als ihr Rudel an. Kommt uns ein anderer HH mit Hund entgegen wird dieser verbellt. Ein anderer Hund wird definitiv nicht als zugehörig empfunden.
    Sehe ich diese Situation kommen, leine ich Schara an und behalte sie bei mir. Lasse sie hinter mir laufen, bzw. stelle mich in der Situation vor sie.

    Situation 4:
    Extrem vorletzten Sonntag beobachtet (gestern nicht so). Fetzen sich zwei Hunde in "ihrem" Rudel geht sie dazwischen und sorgt für Ruhe.
    Ich habe da nichts unternommen, weil es nicht agressiv ablief.

    Situation 5:
    Kommt uns bei unseren normalen alleinigen Gassigängen, oder in der Stadt (angeleint) ein anderer Hund entgegen ist Schara meistens auf Krawall gebürstet. Es gibt allerdings auch ein paar Exemplare (Rüden) bei denen sie sich sichtlich freut diese zu sehen.
    In der Situation wo sie sich "aufführt" nehme ich sie zur Seite stelle mich neben sie und gebe ihr ein deutliches Nein. Meistens bleibt es dann beim Bürste aufstellen, aber es fällt kein Ton.
    Kommt uns ein seltsam gekleideter Mensch entgegen, z.B. langer Mantel, Hut oder orangefarbene Arbeitermontour verbellt sie diesen ebenso. In der Stadt nicht, nur bei uns draussen auf dem Land.

    Situation 6:
    Im Haus ist Schara meistens bei uns, geht aber auch gerne mal in einen anderen Raum und legt sich dort in ihr Körbchen, auch wenn wir nicht dabei sind. Schlafen tut sie alleine im Wohnzimmer im Erdgeschoß, wir schlafen im 1.Stock.

    Situation 7:
    Wir gehen unangeleint in unserem normalen Umfeld Gassi. Schara entfernt sich auch mal weiter, als sie sollte. Sie orientiert sich an mir, hat sie aber was spannendes gefunden, wie z.B. ein frisch gemistetes Feld, bin ich uninteressant. Dies geschieht in ihrem unmittelbaren Wohngebiet, von wo aus sie immer heimfinden würde und jeden Weg kennt und dies auch genau weiss.


    Die Situationen sind alle nicht furchtbar schlimm, aber es stört mich natürlich, dass Schara jeden entgegen kommenden Hund angeht.
    Jetzt bin ich gespannt was ihr dazu sagt und wie ihr das analysiert.

  • Ich denke, sie hat einfach ein höheres Sicherheitsbedürfnis (grad durch die Taubheit) und verhält sich deshalb so. Ich finde da etzt aber nichts ungewöhnliches dran. :-)

    Meine hängt auch ganz gerne mal den Kontroletti raus, weil sie sich unsicher ist, wenn sie die Situationen nciht überschauen kann.
    Aber das finde ich persönlich nicht so prickelnd und wir arbeiten dran. Die ist nämlich bei weitem schlimmer. :hilfe:

  • Das liest sich für mich alles nach einem unsicheren Hund !
    Hat für mich überhaupt nix mit bewachen, beschützen oder hüten zu tun.

    Aber, wie immer, man muß es live sehen.
    Z.B. Knurrt sie andere weg (Fall1), weil sie ihre Ruhe will, dann wäre dein weggehen das absolut falsche.
    Knurrt sie, weil sie dich verteidigt, dann solltest du sie wegschicken !
    Dafür muß man aber 100% wissen, warum sie so reagiert, ansonsten versteht der Hund die Welt nicht mehr und du machst alles schlimmer ...

    Hast du keinen in deiner Nähe, der euch mal begleitet und Hunde lesen kann ?

    Gruß, staffy

  • Wenn ich einen Trainer nehme kann ich ihm auch nur die Vorfälle schildern, da Schara in seinem Beisein wieder ganz anders reagieren kann. Und ich kann ja vom Trainer auch nicht erwarten, dass er mit uns So. vorm. 2 Stunden Gassi geht.
    Das mit dem komplett falsch reagieren ist eben mein Problem. Ich befürchte, dass ich genau das Gegenteil mache von dem was richtig wäre.
    Schlußendlich wird wohl mal jemand drauf schauen müssen. Huschu waren wir, aber da kamen wir nicht zurecht und ich hatte das Gefühl mehr zu wissen als die Trainerin. :roll:

  • Also hauptsächlich haben wir eine "Beschwichtigungsformel", bei uns ist das ein "Da ist nix, alles gut!" bei unbekannten Situiationen oder "grusligen" Situiationen.
    Bei Paula ist die Rute ein gutes Barometer und wenn sie die wieder senkt, merke ich, dass meine Beruhigung erfolgreich war.
    Da das ja bei euch nicht geht, würde ich mal konditionierte Entspannung versuchen, das geht über eine Berührung an einer bestimmten Stelle oder einen Geruch (siehe hier: http://cavecani.de/wissenswertes/…-hundetraining/)

    Und ansonsten versuche ich halt, ihr beizubringen die Situationen, die sie unangenehm findet, auszuhalten.
    Größtenteils indem ich ihr die Situationen schön füttere und dafür sorge, dass nicht das negative Verhalten als "Ausweg" aus der negativen Situation erscheint.
    Das ist halt viel Management und auf den Hund und seine Zeichen achten.
    Verhält sie sich in einer sonst kritischen Situation gut, gibt's nen Keks.
    Merke ich sie spannt sich an, nehme ich sie aus der Situation noch bevor sie sich selbst helfen muss.

    Generell sorge ich aber hauptsächlich dafür, dass der Hund nur in Situationen kommt, die er auch meistern kann. Und da steigere ich dann langsam die Anforderungen. Und immer wenns gut läuft.... Kekse, Kekse, Kekse! :-)

  • Wir hatten gestern einen Termin bei der empfohlenen Trainerin (Danke Sarja :gut: )

    Hier mal die Zusammenfassung wie ich es woanders geschildert habe:

    Gestern abend bei der Trainerin war der Hammer. Ich wusst gar nicht mehr wo mir der Kopf steht. Zuerst haben wir eine Stunde geredet. Sie hat alles aufgenommen, in Lap-Top geschrieben. Mir viel erklärt. Ursachenforschung betrieben. Sie hatte dann schon so ihren Verdacht.

    Dann sind wir auf eine Wiese wo immer viele Hunde sind und sie hat Schara und mich gefilmt und beobachtet. Zuerst im Abstand von den Hunden gelaufen, dann näher dran, aber ohne Kontaktaufnahme.
    Leider waren da nur 2 Hunde, die auch grad was übten, also sind wir noch woanders hin und sie hat sich einen Husky von einer Freundin ausgeliehen. Einen wesenstarken Hund.

    Sie hat mir gezeigt wie ich es machen soll, aber ich stell mich an wie der Depp im Wald, echt. Schara will keinen Hundekontakt, hat auch Angst davor. Wir suchen jetzt den Hundekontakt und alle Hunde sind toll. Sobald sie einen Hund sieht Clicker-Leckerlie. Nicht wenn sie mich anschaut, sondern sobald sie den Blickkontakt Hund hat. Das muss aber zeitlich ganz genau passen. Jeder Blick zum Hund wir belohnt. Ziel ist, dass sie irgendwann mich anschaut und meint "schau mal da ist ein Hund, haste den noch gar nicht gesehen, wo bleibt das Leckerlie".
    Auch lernt sie dabei sich auf mich zu verlassen. Ich regel das für sie. Sollte uns einmal doch ein Hund zunahe kommen blocke ich ihn ab und schicke ihn weg.

    Wir haben viele Videos angeschaut und sie hat mir gezeigt wie die Hunde sich verhalten, wann sie eher beschwichtigen und den Kontakt nicht wollen und wann sie dann dazwischen geht. Nur dem Hund zur Seite stehen reicht schon, dass der andere Hund wieder geht (auf Hundewiesen z.B.)

    Das Gassitreffen am Sonntag soll ich vorerst unterlassen. Schara hat nichts davon, es ist für sie Stress pur, deshalb weicht sie da auch nicht von meiner Seite. Es sind zuviele Hunde und das ganze Gewusel ist für sie unüberschaubar und macht ihr Angst. Sie bekommt da ja auch immer Durchfall was ich auf Aufregung schob, aber es ist wirklich Stress.

    Meine Aufgabe ist jetzt das mit dem Clicker-Leckerlie, den Clicker direkt neben ihr hört sie einigermaßen. In ein oder zwei Wochen, wie ich eben meine, treffen wir uns wieder und sie hilft mir dabei Schara zu lesen. ich deute vieles falsch. Schara sendet eindeutige Signale aus, die ich aber nicht als solche erkenne.

    Das war jetzt die Kurzfassung von 3 Stunden Anamnese.

  • Klingt doch schonmal gut :-) Dann habt ihr eine Linie, nach der ihr arbeiten könnt.
    Das Prinzip, was deine Trainerin vorgeschlagen hat ist übrigens das Zeigen und Benennen, zu dem es hier im Forum auch einen langen, langen Thread zum austauschen gibt. :-)

    Viel Erfolg! :gut:

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