Aus Rennspiel zuverlässig abrufen?!!

  • Das Problem haben wir erst seit kurzem.


    Heute waren meine beiden mit einem Stock beschäftigt, da kam eine Saluki-Hündin, hüpfte auf die beiden zu, hüpfte kurz wieder zurück und wieder auf die beiden zu. Die haben sich aber nicht animieren lassen. Die Damen gingen mit dem Saluki weiter, ich ein paar Minuten später auch.


    Da trafen wir auf eine Gruppe, in der auch eine Hündin ist, die mit meinen gerne rennt. Die drei fangen an zu rennen, die Saluki-Hündin rennt mit, alle drei dann hinter der Saluki-Hündin her.


    Plötzlich werden die Damen böse und rufen, jemand solle die Hunde rufen, damit sie nicht mehr hinter der Saluki-Hündin herrennen. Die Saluki-Hündin rennt und rennt und meine beiden wie die wilden hinterher. Die Damen werden immer böser auf meine Hunde (meine wären "Mobber"...) :ops: :gott:


    Auf die Idee, ihre Hündin heranzurufen und bei sich gehen zu lassen, sind sie leider nicht gekommen ...


    Ich habe für solche Fälle eigentlich einen Ruf eingeübt, bei dem sie zuverlässig zu mir kommen, aber der wird in solchen Situationen mehr und mehr ruiniert, denn die Saluki-Hündin hat immer weiter animiert. Auch mein Pfiff hat erst nach ca. 1 Minute eine Reaktion gezeigt.


    Was kann ich da eigentlich noch tun, ausser weiter üben? Mich nerven diese Situationen masslos, diskutieren mit solchen Leuten will ich auch nicht, sondern die Situation auflösen, indem meine sofort kommen.
    Ist allerdings schwierig, wenn der andere immer wieder animiert :???:


    Hat jemand noch eine zündende Idee? :hilfe:


    Petra mit Blue und Luca

  • Hallo,


    Du kannst da nur weiter üben.
    Das Problem bei diesen Rennspielen ist:
    es kann ganz schnell kippen und die Hunde kommen wie in einen Rausch. Es wird eine Jagd daraus, die für kleinere Hunde auch mal übel ausgehen kann.


    Ich selbst habe das auf einer Freilauffläche erlebt.
    Filou lässt sich auch immer gerne jagen und animiert auch dazu.
    Das ging die ersten paar Minuten auch super toll und drei Hunde rannten hinter ihm her. Irgendwann kam ein vierter dazu und fing an zu fiepen beim rennen. Die ganzen anderen Hunde, welche irgendwo spielten, schlossen sich der Jagd an und plötzlich war es gekippt.


    Keiner lies sich mehr abrufen und meiner rannte um sein Leben. Er zog den Schwanz ein, machte sich ganz klein und gab einfach nur Gas. Er war panisch, wollte zu mir, konnte aber nicht. Gerufen hab ich nicht, da ich in diesen Sekunden auch nicht wusste was ich tun sollte. Mir war klar, dass wenn sie ihn kriegen, sie sich auch auf ihn stürzen würden.
    Irgendwann kam er dann zu mir, kauerte sich auf den Boden und schrie. So hab ich noch nie einen Hund schreien hören.


    Filou hatte ein kleines Loch am Schenkel abbekommen, aber mehr konnte ich verhindern weil ich mich über ihn stellte um die anderen wegzujagen.


    Das kann man nur verhindern wenn man früh genug eingreift und die Hunde immer mal wieder zu sich ruft.


    Filou ist kein kleiner Hund und dennoch wurde er zum Opfer.


    Es kann ganz schnell aus Spiel auch Ernst werden.
    Den Hunden mach ich da gar keinen Vorwurf, aber es zeigt leider, dass man wirklich genau darauf achten und eingreifen muss bevor es kippt, was gar nicht so einfach ist, gerade wenn mehre Hunde im Spiel beteiligt sind.


    Von daher würde ich immer die Hunde beobachten und auch immer mal wieder abrufen bevor sie sich zu hoch puschen.


    Liebe Grüße


    Steffi

  • Genauso sehe ich es auch und es kann durchaus sein das deine beiden die Hündin gehetzt haben. Milow und die anderen kleinen werden fast minütlich aus solchen Situationen rausgenommen. Unsere kleinen entziehen sich schon von selbst aus solchen Spielen.


    Bitte rufe deine Hunde öfter zu dir eh die Situation kippt. Auch wenn du es nicht als so dramatisch findest.

  • Hallo,
    es gibt auch so Momente beim Spielen, wo die Hunde kurz inne halten und nach dem Herrchen schauen. Das ist quasi deine Chance und in dem Moment solltest du mal abrufen. Das ruhig öfter mal üben, damit ihr auch während des Spielens Kontakt habt. Das Super-Signal funktioniert ja auch nur, wenn du die Ablenkung leicht und langsam steigerst.
    Bei solchen Jagdspielen hat man dann leider meistens keine Chance mehr. Wenn schon beim Spielen kein Augenkontakt vom Hund aufgenommen wird, dann beim Rennen schon gar nicht mehr. :( :
    In der allergrößten Not, wenns wirklich übel wird, würde ich versuchen die Aufmerksamkeit meines Hundes zu bekommen indem ich ihn mit irgendwas abwerfe. Tannenzapfen oder sonstwas, soll ja nicht weh tun, sondern nur, dass er kurz ablässt von seinem Wahn.

  • Ich würd einfach den Rückruf mal gründlich aufmöbeln.



    Bei mir besteht der RR aus zwei getrennten Verhalten - und jedes hat auch ein eigenes Signal (gelernt hab ich das als "Doppelten Rückruf" von Ute BB).


    Das erste Signal ist das Umorientierungssignal, dass dem Hund sagt: "bitte wende Deine Aufmerksamkeit mir zu" (bei mir ein langer Pfiff, bzw der "Name+ KOMM").
    Das zweite ist der "Anker" der als "renn auf mich zu"-Signal fungiert. (bei mir zwei kurze Pfiffe schnell hinter einander - wiederholend, also in etwas tütüt.....tütüt...tütüt...tütüt, oder als Wortsignal "schnell, schnell, schnell...."


    Beide können getrennt von einander geübt und mit hochwertigsten, variablen Bestärkern verknüpft werden.
    In meinem Fall hab ich also im Prinzip vier verschieden Rückrufsignale, die ich auch getrennt voneinander anwenden kann.


    Wie z.B. einfach den langen Pfiff oder das "Name+Komm" als Rückruf, wenn der Abstand eh nicht so groß ist, vielleicht.
    Ich ruf aber manchmal auch einfach mit dem Ankersignal zurück ;D


    Aufgebaut hab ich das wie folgt:


    Das Umorientierungssignal:
    Im ersten Schritt ist der Hund direkt bei mir, ich gebe das UOS, gefolgt vom Markersignal (z.B. Clicker) und der Bestärkung. Der Hund muß praktisch noch gar nichts machen, sondern erstmal nur lernen, dass dieses Signal genial ist, denn danach gibts extremst geiles Zeug - und zwar wirklich was, wofür der Hund durch Feuer für gehen würde: Extremst begehrte Leckerchen, das Suchtspeilzeug, Rennspiele, wälzen in Fuchskaka, Hauptsache, der Hund findet es zum Sterben GEIL!
    Im zweiten Schritt gibts den Click erst, wenn sich der Hund auf das UOS auch tatsächlich umorientiert. Klappt das, kann man anfangen, die Distanz zu vergrößern. Aber ich lade das UOS auch immer wieder mal direkt so ohne Anforderung auf, besonders, wenn ich aus schwierigen Situationen, wie z.B vom wild, aus Rennspielen, von Hündinnenpippi, von Futter oä. abgerufen habe.


    Der Anker:
    Den geb ich immer von mir, wenn der Hund auf mich zugalloppiert - ob ich nun gerufen hab oder nicht. Kommt der Hund bei mir an, gibts wieder eine der OBERGEILOMAT-Bestärkungen.


    Beides lade ich sehr häufig in allen möglichen Situationen auf, damit sich die Reaktion des Hundes möglichst automatisiert.


    Ich spiel auch gerne Rückrufspielchen, indem ich Leckerchen werfe, und dann eins der Signale gebe, wenn er zu mir zurück rennt - ich click, wenn der Hund bei mir fast angekommen ist, und schmeiße das nächste Leckerchen, Ball was auch immer, in die Laufrichtung. Das ist sehr praktisch, weil man selber quasi stehen bleiben kann, oder tatsächlich beim Spazieren gehen kann, und der Hudn macht die ganze arbeit :hust: und rennt auch noch die ganze Zeit hin und her, und hat mächtig Spaß dabei!
    Das geht hervorragend an der Schleppleine. Also kann man den Hund auch an der Schleppe ordentlich rennen lassen (je länger die Schleppe, desto besser, natürlich) und er kann sich aber nicht auf und davon machen, man selber braucht aber nicht den Hampel zu machen, weil er mal nicht kommt - mal wartet eben einfach ab, bis er bemerkt, dass man Toter Baum spielt. Nebenher lernt der Hund ganz hervorragend den Leinenradius einzuhalten und wenn man den radius mit der Zeit kleiner shapt, kriegt man ein "an lockerer Leine gehen" noch gratis oben drauf aufgebaut.


    Hat man die Signale ohne Ablenkung aufgebaut und gut mit den superguten, abwechslngusreichen Bestärkern verknüpft, fängt man langsam an, beide auch in Ablenkungsreicheren Situationen zu üben.


    Der doppelte Rückruf funktioniert deshalb so gut, weil er a.) abwechslungsreich mit hochwertigsten Bestärkern verknüpft wird und weil der Anker als "tertiärer" Bestärker wirkt.


    Tertiärer Bestärker heißt, dass damit ein sekundärer Bestärker ( = Click, z.B.) zuverlässig angekündigt wird. Damit sagt man dem Hund also alle paar Meter, dass das, was er grade tut (auf seinen Mensch zurasen)genau das richtige verhalten ist! Wie Anfeuern, quasi.
    Ausserdem erinnert man den Hund daran, was er weiterhin tun soll (= weiter auf seinen Menshen zurasen) - ganz im Gegensatz zu einem "herkömmlichen" Rückruf, den man nur einmal gibt, und der deshalb in ablenkungsreichen Situationen ungeheuer schwierig ist - weil, selbst wenn der Hund zunächst reagiert hat - wenn er unterwegs etwas aus seiner sicht wichtigeres wahrgenommen hat, ist das Rückrufsignal damit "aus dem Kopf" - und da man eingebleut bekommt, nur einmal zu rufen....
    weil es sich sonst abnuntzt....


    Warum gilt das beim Anker-Signal nicht? Weil es nur gegeben wird, wenn der Hund grad das richtige tut.


    Das ist so ähnlich wie beim Kinderspiel "Topfschlagen", wenn die Kinder lauwarm.... wärmer, kalt, lauwarm, warm heiß, heißer höllenhitze!"... rufen - man hilft dem "Mitspieler" den WEg zum Ziel zu finden.

  • Das mit dem tertiären Verstärker hört sich gut an. Ich denke ich werde das mit Missy mal austesten. Manchmal verliert sie sich nämlich wieder in Gedanken, obwohl sie eigentlich schon dabei war auf mich zu zulaufen. :roll:

  • Zitat

    Manchmal verliert sie sich nämlich wieder in Gedanken, obwohl sie eigentlich schon dabei war auf mich zu zulaufen. :roll:


    JEP, ganz genau dafür ist der Anker gedacht :gut:



    Ich hab übrigens noch ganz viele andere "Rückrufsignale" - Tricks, die bei mir oder mit mir ausgeführt werden, was zur Folge hat, dass, wenn ich z.B. ein "durch meine Beine rennen" signalisiere, und der Hund 100 Meter weg von mir unterwegs ist, hund eben erst rangerast kommen muß.
    Oder ich frag einen Hand-Touch ab, oder ein "Spring auf den Strohballen/Kiste/Holzstapel/Bank neben mir!" oder "Über diesen Graben hier" Oder renn um mich rum...


    Das schöne an solchen Geschichten ist, dass man das "auf Mensch zurennen" mit dem Tricksel-Spaß-Gefühl verknüpft und man nicht das bierernste "DU MUSST aber zurückkommen, sonst"-Gefühl (auch beim Menschen" aufkommt.

  • "Jagdspiele" als solche würde ich erst gar nicht zulassen. Für die Hunde ist das kein Spielen im herkömmlichen Sinne. Sie jagen hinter etwas her das wegrennt. Das ist immer gefährlich und sollte erst gar nicht entstehen. Ich rufe meinen Hund bereits ab, wenn ich merke das ein Hund anfängt loszurennen. Dann kommt er sofort an die Leine und das ganze ist unterbunden.Da kann auch der andere animieren wie er will. Es macht für die Hunde keinen unterschied ob sie einem Hasen, Reh, Maus oder anderem Hund nachrennen, Jagd ist Jagd. Und wenn der Jagdtrieb überhand bekommt nützt kein Abruf mehr. Das Risiko ist mir zu groß.

  • Shoppy, vielen Dank, endlich konnte mir jemand die Sache mit dem doppelten Rückruf glasklar auseinanderklamüsieren! :gut: Ich hatte auch etwas in der Richtung im Kopf, aber die Trainerin, bei der ich den Jagdkontroll-Workshop gemacht habe, konnte meinen Gedankengang irgendwie nicht verstehen, und ich fand ihre Ausführungen widersprüchlich. Jetzt ist die Verwirrung weg!


    Ich stelle gerade fest, dass ich ganz unbewusst schon einen Anker nutze, allerdings einen optischen - die ausgebreiteten Arme, mit denen ich schon den heranwetzenden Welpen empfangen habe. Aber zusätzlich ein akustisches signal macht Sinn. Muss noch überlegen, wie ich den bestehenden einfachen Rückpfiff am besten und verwirrungsfreisten umbaue.

  • Meine Lizzy ist momentan auch in so einer Phase das sie in Jagdspiele verfällt.


    Allerdings kann ich sie abrufen und lass sie dann auch neben mir abliegen/sitzen.
    Das klappte bislang noch nicht zuverlässig, aber am Wochenende perfekt! *freu*
    Selbst als die ganze Hundegruppe direkt an ihr vorbei getobt ist, schaute sie mich nur an und zuckte nicht einmal sondern hat auf die Freigabe gewartet.

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