Wie hat sich Eure Erziehung über die Jahre verändert?

  • Tolles Thema:
    Soooooo alt ist mein Didi ja noch gar nicht ,aber er ist mein erster eigener Hund und deshalb tauchen bei mir auch immer mal wieder Unsicherheiten auf.


    Aber ich bekomme immer wieder gute Ratschläge ,die brauchbar sind und bin mitlerweile nicht mehr so starr..dh ich probiere und wenns passt ist es gut, wenn nicht probier ich halt was neues.


    Ich arbeite vor allen Dingen an mir ,denn bis auf wenige Ausnahmen ist noch kein Meister vom Himmel gefallen...


    Aber ich werde hier mal gespannt weiter mitlesen.

  • und ob sich meine art der hundeerziehung verändert hat!


    maja, damals grade in der schönsten pubertät neigte gern mal zum stiften gehen.


    war ihr langweilig - war sie weg! sie kam zwar immer wieder - aber natürlich fand ich das damals nicht wirklich prickeld, teilweise hab ich höllenängste um den hund ausgestanden.


    ich seh mich noch bis heute laut brüllend hinter ihr durchs unterholz stolpern - ich zornesrot und sie mit einem breiten, glücklichen grinsen im gesicht - sie hat mich einfach ausgelacht :D ! natürlich dachte sie nicht im traum daran, mir auch nur einen schritt entgegen zu kommen - erstens war das fangenspielen viel zu lustig und zweitens - wer will schon zu einem wutschnaubenden, feuerspeienden frauchen?


    kam sie doch oder hab ich sie irgendwie erwischt - dann war natürlich schluss mit lustig - ich war sauer und das sollte sie ruhig merken!


    irgendwann - das ging alles ziemlich lange so - hab ich dann jemanden getroffen, der mir zeigte, wie man


    a. einen hütehund auslastet - nix mehr mit langeweile und stupidem dahinlatschen


    b. wie es wirkt, wenn man dauernd fürs kommen auch noch angebrüllt wird - und wie es wirkt, wenn man das gegenteil macht


    c. dass mein hund eigentlich eine ganz tolle war - nur war ich zu vernagelt, das zu sehen. :smile:


    sie hat mir den ganzen terz und all die fehler gottseidank nie übelgenommen - aus ihr ist ein wunderbarer hund geworden. nur fangen gespielt hat sie bis zum schluss liebend gerne!


    sie hat mich gelassenheit und liebevolle konsequenz gelehrt - und das kam zuerst sam zugute und jetzt joey.


    dieser "jemand" von damals hat mir gezeigt, dass man immer mal wieder über den eigenen tellerrand blicken sollte und auch mal was anderes ausprobieren, wenn das, was man macht, nicht wirklich was bringt.


    heute wenn ich dran denke, lach ich mich über mich selber fast tod - genauso wie damals maja über mich gelacht haben muss.. :D

  • Bei mir hat sich auch einiges getan. Bei meinem 1. Hund war ich recht unbedarft, Erziehung hatte zu funktionieren (solange sie nicht gerade grob quälerisch war), basta. Dummerweise funktionierte die Methode von Hundeverein und dem einzigen anerkannten Buch bei meinem Hund nur schlecht, und ich verliess mich dann eher auf mein Bauchgefühl und die spärlichen Infos, die ich über den Umgang mit so weichen Hunden auftreiben konnte.


    Beim nächsten Hund habe ich dann gezielt versucht, mich zu informieren und mir Hintergrundwissen anzueignen. Ich wollte mehr wissen als nur dem Bauchgefühl folgen, mehr haben als einen bloss funktionierenden Hund. Entscheidend waren für mich einige TV-Sendungen mit Ian Dunbar, als ich in England wohnte (hundelos), und später die Lektüre von "Hunde sind anders" von Jean Donaldson.


    Alles in allem sind meine Methoden immer positiver geworden, ich überlege mir immer genauer, ob, wann und wie ich strafe oder negativ verstärke. Dabei habe ich durchaus auch mal mein Bauchgefühl korrigiert. :p Ich hatte mal eine Phase, in der ich mit der Rudelführer-/Respektgeschichte geliebäugelt habe, aber das hat mir weder vom Kopf her noch in der Erfahrung gepasst. Aber auch das Projekt Clickerhund Rhian hat nicht gepasst und wurde bald zu einem Teilzeit-Clickerhund. ;) Jetzt habe ich, denke ich, meinen Weg gefunden, der von Kopf und Bauch her passt. Verstärkt möchte ich noch das kontextbezogene, sinnvolle Lernen am Erfolg besser nutzen. Ich habe (und tue es hoffentlich immer weiter) viel gelernt: teils aus Fachliteratur, von andern Hundehaltern und Trainern, durch viele anregende Diskussionen in verschiedenen Foren.

  • Hi, also ich habe gut 35 Jahre lang Hunde. Meinen ersten Welsh-Terrier bekam ich zur Jugendweihe. Damals gab es kein Trockenfutter und der Hund wurde bekocht. Pansen, Hühnchen, Lunge, Euter, Herz und Knochen kochte Mutti zusammen mit Kartoffeln und Gemüse. Leckerli kannten wir nicht. Literatur gab es so gut wie nicht.


    Der Hund wurde auf dem Hundeplatz so richtig angeheizt und hing mit den Beinen baumelnd am Beißarm. Stachelhalsband war völlig normal für die ersten Übungen in Unterordnung. Er schaffte die SH1 und wir fuhren voller Stolz von Ausstellung zu Ausstellung. Wir waren unzertrennlich, denn ich hatte als Schüler/Lehrling viel Zeit.


    Was hat der Hundefrisör veranstaltet, damit der Hund gut aussieht. Haro wurde an den Pfoten auf dem Trimmtisch festgezurrt, einen Strick ums Maul gebunden, damit man ihn in Ruhe herrichten konnte.
    Genau aus diesem Grund habe ich das Trimmen und Scheren selbst gelernt, nachdem ein Onkel ne Hundeschere aus dem Westen mitbrachte.


    Heute gibt es ein überwältigendes Futterangebot und Leckerlis von jeder Sorte. Man muß sich damit beschäftigen.


    Es gibt Bücher über Verhaltensweisen und Hundeerziehung. Man muß sie sondieren, denn darunter ist auch viel Banales.


    Die Erziehung geht in eine völlig andere Richtung. Heute gibt es Schleppleinen für Hunde und Pampers für Babys. Nach ein paar Jahren haben sie gelernt was sie sollen. Früher ging das schneller.


    Die HH sind aufmerksamer und zeigen einen HH schon mal an, wenn der seinen Hund quält. Früher gab es nichts wohin man sich hätte wenden können.


    Doch manchmal finde ich den ganzen Hokuspokus völlig übertrieben.

  • Interessantes Thema!
    Erst auf meinen letzten Spaziergang mit Hund habe ich so darüber nachgedacht wie man früher und heute seine Hunde erzogen hat :???:
    Wir hatten schon immer Hunde und ich weiß das vor 30 Jahren noch mit Leinenruck und Stachelhalsband gearbeitet wurde.
    Meinen Hund habe ich mit viel Liebe und Konsequenz erzogen ,manche alte Methoden hab ich hinterfragt nicht alles ist falsch aber viele alte Methode sind unnötig wenn man auf das Tier eingeht :gut:
    Etwas Verständniss für den Hund,Konsequenz in der Erziehung,Geduld und viel Lob so erziehe ich Heute meinen Hund
    Ich bin immer offen für neue Ideen aber ich werde nicht alles Gutheißen was irgendeinen Guru predigt


  • Selbst wenn man jetzt keine Ahnung hat von Hundeerziehung, so hinterfragt man doch Dinge die einem gesagt werden?


    Ich bin auch aus Einzeltrainings "geflohen" wo Dinge Anwendung gefunden haben die ich einfach für daneben gehalten habe. Schließen sich manche Vorgehensweisen nicht schon durch ein logisches Gefühl aus?


    Hattest du so starken Leidensdruck in der Erziehung, dass du dich zur Anwendung durchgerungen hast oder was waren deine Gründe?

  • Da hast Du irgendwie recht, aber andererseits sehe ich es inzwischen so. Ich hatte keinen Blassen von einem jagenden Hund. Ich wußte mir nicht zu helfen und habe die Leute in meinem Umfeld befragt.
    Man muss bedenken, dies ist auch über 10 Jahre her.
    Diese Menschen haben mir die Tipps gegeben und es gab noch den Tipp TT, aber den habe ich zum Glück dankend abgelehnt.


    Glaub man nicht, daß ich darauf stolz bin, was ich ihr angetan habe, ich habe mir 5 Jahre ihr Vertrauen zurück erarbeiten müssen und bin nicht stolz drauf, sondern stolz auf meine Maus, daß sie mir meine Fehler verziehen hat.


    Gruß
    Bianca


    PS: Hast Du keine "Fehler" gemacht, die Du bereust?

  • Also bei mir hat sich sehr viel entwickelt, meine erste Hündin habe ich noch über dezentes Meideverhalten, verbales Lob und ohne Futter gearbeitet. Sie hatte zu gehorchen, sie sollte sich zwar wohl fühlen, aber Gehorsam war wichtiger als Wohlbefinden.
    Dann fing ich langsam an, die Leinenführigkeit nicht mehr mit Rucken zu erziehlen, sondern über "Austrotzen", sprich, immer rückwärts, wenn HUnd zog, Lob beim ordentlichen Fuss.
    Das Abrufen wurde nicht mehr trainiert, indem ich den Hund wütend einsammelte, sondern mit Schleppleine.
    Eine ganze Weile war ich noch in diesem " Probleme hat man nur, wenn man nicht Rudelchef ist" gefangen.
    Inzwischen bin ich der Meinung, dass es in einem Gefüge sozialer Lebewesen schon eine Art Hierachie gibt, aber dass sie weder Ursache noch Lösung für ALLE Probleme darstellt.
    Die HUnde die ich jetzt arbeite, arbeite ich nur noch sehr wenig über negative VERstärkung ( nur wenn sie etwas, was sie können sollten, nicht tun und dies wirklich gefährlich werden könnte), mir ist es jetzt wichtig, dass sie sich in dem was sie tun 100% wohl fühlen und es somit garnicht nötig haben, nicht zu "hören". Dementsprechend selten habe ich es nötig Rüffel zu verteilen. Bei meinem "Leihhund Nr 1" kann ich mich im letzten Jahr an zwei wirklich ernste "Ansprachen" erinnern.
    Die Leinenführigkeit bringe ich jetzt nichtmal mehr über Rückwärtslaufen bei, weil viele Hunde dabei bereits so viel Stress entwickeln, dass zum Lernen kein Platz mehr ist.
    Das Gute ist, mit dieser " Der HUnd soll sich wohlfühlen und nicht gestresst sein" -Methode haben wir echte Erfolge, die auch für die Hunde absolut tragbar sind.
    Inzwischen arbeite ich so, dass die Hunde ihr normales Futter als Belohnung bekommen ( was echte Leckerlies aber nicht ausschließt) ;)

  • Hmpf, soooo lange halte ich ja nun keinen eigenen Hund. Vier Jahre sind es nunmehr und ich hab schon auch was dazugelernt. Ich bin froh, dass Maja nie wirklich extreme Fehler meinerseits ausbaden musste, weil ich schon aus Zeiten meiner Pflegehunde einiges mitnehmen konnte und auch die erste HuSchu in der wir waren, "relativ" gewaltfrei arbeitete. Vor allem habe ich gelernt, dass es verschiedene Wege gibt, die zum Ziel führen, dass nicht jeder Hund gleich ist und dass man manchmal auch mal von seinen Wegen runter muss und neue Wege ausprobieren muss, um gemeinsam mit dem Hund etwas zu erarbeiten. ICh habe gelernt, dass Erziehung kein notwendiges Übel ist, sondern dass Erziehung zwar notwendig ist, aber kein Übel, sondern etwas, was Spaß machen kann, sowohl dem Hund als auch dem Halter. Außerdem greife ich inzwischen mehr bei Hundebegegnungen regulierend ein, was Maja zu deutlich mehr Selbstbewusstsein verholfen hat.


    Und vor allem bin ich aufmerksamer geworden. Ich achte mehr auf Feinheiten, hinterfrage Verhaltensweisen, überlege mir, warum Maja nun ein bestimmtes Verhalten zeigt und entscheide dann, ob ich daran etwas ändern will und wie oder ob es eigentlich gut ist, was sie tut.


    LG, Henrike

  • bibidogs
    Ich wollte es nicht als Vorwurf verstanden wissen. Ich habe nur hinterfragt, da es mich wirklich interessiert. Ich versuche nie persönlich zu werden, Dinge zu unterstellen oder jemanden anzugreifen, weil ich hier niemanden kenne und versuche so mit den Leuten umzugehen, wie ich es auch im direkten Kontakt mache. Sollte es also falsch rübergekommen sein ... sorry!


    Selbstverständlich habe ich Fehler gemacht ... ich bin die Königin der Fehler :D und ich finde Fehler sogar wichtig, um sich weiterzuentwickeln, wobei mein Hund natürlich auf meine Blödheiten verzichten könnte.


    Ich habe grade vor kurzem erst einen Fehler gemacht indem ich in einem Einzeltraining eine Vorgehensweise zugelassen habe, wo mir mein Bauchgefühl sofort gesagt hat, dass kann es nicht sein. Zuhause angekommen habe ich den ganzen Tag drüber nachgedacht und bin auch zu dem Entschluss gekommen, dass man so nicht mit Hunden umgeht und das die Leinenaggression ein Problem ist, welches ich gerne lösen möchte aber nicht um jeden Preis und nicht mit dem Ergebnis das Vertrauen meines Hundes zu verlieren.

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