Welche Erziehungsmethoden wendet ihr so an?

  • Zitat


    Find ich persönlich sehr schade, ist aber nur meine Meinung...


    Ich weiß nicht was du konkret so sehr schade findest aber ich denke jeder hat seine eigenen Vorgehensweisen und was Person A toll findet in der Hundeerziehung muss noch lange nicht der Weg von Person B sein. Es heißt auch nicht, dass Weg A besser ist als B oder B besser als A .


    Es gibt ja nicht nur schwarz oder weiß ... es ist das Komplettpaket im Umgang mit dem Hund ... und meinem Hund geht es vorzüglich ... wir machen auch Nasenspiele, ich verstecke Leckerlies in Baumrinden usw. wir spielen und tollen zusammen. Ein Hund ist nicht gleich arm dran oder wird nicht ganzheitlich betrachtet ;) nur weil man nicht den gesamtne Tagesablauf beschreibt oder weil man anders vorgeht. Ich finde jede Methode akzeptabel, wenn sie auf Hund und Halter paßt und keine Gewalt benutzt wird ... aber auch da gehen die Ansichten auseinander ... manch einer empfindet körperliches Abdrängen schon als Gewalt.



    Zitat

    Und ich persönlich habe einfach auch großen Spaß daran, zu sehen, wie meine Hunde angeflitzt kommen, weil sie gelernt haben, dass auf das "Hierher" immer, wirklich immer eine positive Konsequenz folgt...


    Siehste .. mir bereitet das auch große Freude :) ... bei uns hat es auch immer positive Konsequenzen die aber halt auch nicht zwingend Leckerlies sind, sondern einfach ein kurzer Streichler, eine kurze Spieleinheit mit mir ohne Hilfsmittel und ähnliches.

  • Muss man jetzt jedesmal dazuschreiben, dass mit "positiver Bestärkung" nicht ausschliesslich Leckerlis gemeint sind? :???:


    Es wurde so oft gesagt: Bestärkung ist alles, was der Hund aktuell gerade anstrebt, was sein Wohlbefinden (auch das emotionale) verbessert. So wie Strafe alles ist, was sein aktuelles Wohlbefinden beeinträchtigt und er deshalb vermeiden möchte. Das müssen ja auch keine Schläge oder Schimpftiraden sein.

  • Nö muss man nicht, denn das wissen wir wohl alle ... aber hier war ja explizit die Rückfrage zu den Leckerlies.


    Tja die Schwierigkeit des geschriebenen Wortes. Solche Diskussionen sind immer sehr produktiv und interessant im direkten Gespräch ... schriftlich kommt es immer zuvielen Verwirrungen und Mißverständnissen.

  • Ich denke, es handelt sich nicht um ein Problem, das aus Missverständnissen resultiert, sondern um ein Problem aus dem Unwillen heraus, sich informieren bzw. verstehen zu wollen.


    Ansonsten hat Naijra schon alles gesagt, was ich sagen wollte :p .


    Ich hab kein Problem damit, wenn jemand sagt, er arbeite viel mit positiver Strafe,nur dann, wenn jemand behauptet, man erreiche nicht alles mit der hauptsächlichen Verwendung von positiver Verstärkung.
    (siehe Bob Bailey)

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    Das war bei Cheyenne ein ältere Dame, die für sie ne ganze Menge Leckerchen aus der Tasche gezaubert hat (so schnell konnte ich garnicht schauen) ... da kommen die meisten Hunde auf die eine oder andere Art und Weise irgendwann dahinter!


    Solch eine ältere Dame haben wir in unserem Auslaufgebiet auch. Von uns allen nur "Frau Tüte" genannt, denn sie trägt die Leckerchen in einer Tüte mit sich. Sie selbst hat keinen Hund mehr, liebt es aber Hunde zu "verwöhnen" (Originalton).


    Nun, diese Dame schmeißt, sobald sie der Hunde ansichtig wird, Leckerchen um sich. Ich liebe sie dafür, denn für mich, die keine Leckerchen benutzt, eine willkommene Gelegenheit meinen Hunden beizubringen, es wird nichts aufgesammelt und gefressen.


    In der Erziehung meiner Hunde lehne ich Leckerchen ab. D. h. nicht, daß es bei mir keine gibt. Wenn wir vom Spaziergang nach Hause kommen, gibt es immer was Leckeres zum Kauen, nach dem Kämmen und Bürsten, nach dem Spielen und Toben im Garten usw. usf. Halt nicht bei der Erziehung oder Ausbildung.


    In der Welpenerziehung wird erfolgreich ausgeführtes Hörzeichen mit freundlicher, erfreuter Stimme, mit Knuddler und kurzem Spiel belohnt. In der Junghundzeit ebenfalls. Vom erwachsenen Hund erwarte ich den Gehorsam einfach. Belohnung in Form von Knuddeln sich freuen und Spiel, gibt es nur noch bei besonderen Leistungen z. B. bei der Wasserarbeit.


    Wenn die schweren Jungs heute meinen, sie sind 5 1/2, 4 1/2, knapp 3 Jahre alt, nicht gehorchen zu müssen, wird konsequent gestraft.


    Nichts ist schlimmer, als Fuß oder sogar an der Leine gehen zu müssen, während der Rest des Rudels frei läuft und seinen Spaß hat.


    Aber auch das kommt immer seltener vor, denn meist reicht ein böser Tonfall, ein drohender Schritt mit entsprechender Körperhaltung, ein Handzeichen oder Fingerzeig aus und der jeweilige Kandidat weiß Bescheid.


    Man kann Hunde ohne Hilfsmittel wie Leckerchen oder Clicker erziehen. Man kann auch strafen ohne Schläge, ohne jegliche körperliche Gewalt. Dazu gehört für mich auch ein Stachler z. B.


    Der eine mags mit Leckerchen, der andere mit Clicker, der nächste mit beidem. Was soll´s. Jeder nach seinem Wunsch und Wille.


    Der Weg ist das Ziel und solange dieser ohne Stacheln ist......


    Aber eins sollte jeder beherzigen. Unsere Vierbeiner sind auch nur "Menschen". Und Menschen sind nun mal nicht perfekt, sie machen Fehler. Diese sollten wir auch unseren Hunden zu gestehen.


    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs


    PS. Heute im herrlich verschneiten Wald. Arthos schnüffelt. Wir laufen weiter. Arthos schnüffelt. Wir laufen weiter und weiter. Arthos schnüffelt.
    Gefühlte 10 km weiter drehe ich mich um. Hinten am Horizont steht Arthos und schnüffelt. Mit zartem Stimmchen brülle ich - Arthos hier her - Arthos schnüffelt. Ich habe kalte Füße. Arthos, verdammt noch mal, hiiiier her - Arthos hebt den Kopf, dreht sich um, - wer, ich? - ja, du, oder heißt hier noch einer Arthos? Meine Füße sind abgestorben. - kommst du, jetzt hiiiiiiier her - und in dem langsamsten Schritt den man sich vorstellen kann, setzt Herr Hund sich in Bewegung. Ich langsam aber sicher innerlich kochend, außen Eiszapfen, mache zwei Schritte in seine Richtung. Und siehe da, in fröhlichem Galopp ein freundliches - Wuff, ich komme - eilt mein Hund daher.


    PPS. Habe ich schon mal erwähnt, daß ich meine Hunde liebe?

  • @ Quebec wie du schon sagst, hat jeder seine Variante und du hattest wohl bisher immer das Glück deine Hunde von Klein auf zu besitzen.


    Bei unserer Hündin die mit 9 Jahren zu uns kam kann ich noch so nett und freundlich mit ihr reden und aufgeschlossen sein, da tuts sich nichts und gar nichts. Sie hat ihren eigenen Kopf =)


    Die Situation aus dem Wald ist natürlich nicht schlecht... unsere Paula läuft auf der Entfernung einfach weiter ;)

  • Ich bin der Meinung man kann einem Hund Alltagsgeschichten durchaus auch ohne Futter beibringen. Es ist bei den meisten Hunden nur schlicht und einfach einfacher mit.


    Ich versuche meine Hunde so fair wie möglich auszubilden. Fair heist für mich aber auch das ich nicht nur sage was sie dürfen, sondern eben auch was sie nicht dürfen.


    Ich schreie meine Hunde auch nicht an. Nicht weil die Armen das nicht psychisch verkraften, sondern weil ich möchte das meine Ansagen immer ernstgenommen werden. Nein ist immer Nein, und nicht nur wenn ich rumbrülle - das können Hunde auch lernen, zumindest wenn man sie konsequent ausbildet.


    Konsequenzen muss ich einem Hund anpassen. Für manche Hunde ist es von Anfang an genug wenn sie nur verbal gemaßregelt werden, für manche ist es das erst wenn der entsprechende Respekt zum HH erarbeitet wurde.
    In diesem Kontext nehme ich mir dann auch raus einen Hund auch durchaus körperlich zu strafen. Rufe ich einen Hund ins Platz (der dies durchaus kann) und er meint er kann erstmal etwas weiterlaufen, nehme ich mir raus ihn im Fell zu packen und ihn sehr deutlich auf den Boden zu befördern. Und wenn mein Hund sich immernoch rausnimmt beim Aus an der Beute noch mal eben in meine Hand zu packen, dann werde ich mir das sicher nicht kommentarlos bieten lassen.


    Sicher kann ich einem Hund eigentlich alles positiv beibringen. Auch die reine Handlung eines Down ist völlig zwangfrei zu erreichen. Was dagegen kaum zu erreichen ist die zuverlässige Ausführung.
    Rein theoretisch zwar schon, aber es ist eben wie mit vielen Dingen: rein im Kopf zwar schön, aber es scheitert an der Realität. Darum leben wir auch weder im Sonnenstaat, noch in Utopia.


    Jemand der mir das Gegenteil beweisen kann, bitte vor. Ein M.R. zählt da für mich übrigens rein garnicht. Wer sich da mal mit beschäftigt hat, der wird mitbekommen warum. Bisher hat das "rein positive" noch keiner wirklich halten können.. und ich finde es von diversen Trainern dann auch nicht den HH gegenüber fair, wenn das so propagiert wird und wenn der eigene Hund irgendwas nicht so macht wird bei der "Vorführung" gelächelt.. dann sieht man ihn eine Woche nicht mehr und auf einmal, oh Wunder, ist alles wieder perfekt. Bestimmt rein positiv.



    Im übrigen nur so als Anmerkung: die höchste Motivation erreicht man immernoch durch variable Bestätigung. Bestätige ich immer alles mit Futter, wird ein Hund kaum so motiviert sein wie einer, der sich immer verbessern will.

  • Zitat

    @ Quebec wie du schon sagst, hat jeder seine Variante und du hattest wohl bisher immer das Glück deine Hunde von Klein auf zu besitzen.


    Die Mehrzahl meiner Hunde hatte und habe ich seit Welpenalter, das ist richtig.


    Allerdings hatte ich zwischenzeitlich auch zwei 6 jährige Neufundländerinnen aus dem Tierheim geholt.


    Die Mädels sind ein gutes halbes Jahr nur an der Leine gegangen, bis ich das Gefühl hatte, eine Bindung ist aufgebaut. Erst ab da, habe ich immer mal die Eine, mal die Andere, frei laufen lassen. Ich glaube, sie waren fast ein Jahr bei mir, bis sie beide frei laufen durften. Der Rückruf klappte na sagen wir, zufriedenstellend.


    Sicher ist es mit einem Hund mit Vorgeschichte nicht so einfach. Man muß halt sehen, womit man ihn bei sich behalten oder zurückrufen kann.
    Ich empfinde jedes Mittel, außer Gewalt, legitim. Es ging ja auch wirklich nur darum aufzuzeigen, daß Leckerchen nicht die ultimative Erziehungs- und Ausbildungsmethode sind, sondern es auch ohne und trotzdem Gewaltfrei geht.


    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

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    Sicher kann ich einem Hund eigentlich alles positiv beibringen. Auch die reine Handlung eines Down ist völlig zwangfrei zu erreichen. Was dagegen kaum zu erreichen ist die zuverlässige Ausführung.
    Rein theoretisch zwar schon, aber es ist eben wie mit vielen Dingen: rein im Kopf zwar schön, aber es scheitert an der Realität. Darum leben wir auch weder im Sonnenstaat, noch in Utopia.


    Auch wenn ich es erst nicht geglaubt hätte, sowas geht.
    Aber nur wenn man das Training ganz genau plant und wahnsinnig viel Ahnung von der Materie und Erfahrung besitzt. Lustigerweise sind solche Leute oft Physiker oder Chemiker...


    Anyway, Bob Bailey hat ja Tiere für den amerikanischen Geheimdienst trainiert. Was die machen mussten, kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.
    Mit Recordern bestückte Katzen wurden beispielsweise in überfüllte Innenstädte gesendet und mussten dort für mehr als dreißig Minuten still auf einem Platz verharren, ohne einen Mucks von sich zu geben oder Mäusen und Vögeln hinterherzujagen.
    Minenhunde mussten absolut zuverlässig arbeiten, denn ein Fehltritt hätte den sicheren Tod gebracht. Wilde Meeressäuger mussten Boote ausspionieren (und die hätten einfach die Option gehabt, abzuhauen), Vögel wurden zielgenau an Fenstern vorbeigesendet, um Bilder zu schießen. Wär jetzt alles zuviel, aber ich fass es mal zusammen: Komplexe Verhaltensketten mussten unter unvorstellbaren Bedingungen zuverlässig ausgeführt werden.
    Die Tiere mussten in einem ganz engen Zeitrahmen ausgebildet werden.
    Bob Bailey hat zum Schluss eigentlich nur mit positiver Bestärkung gearbeitet. Nicht aus Prinzipgründen, sondern weil es funktioniert hat!


    Wie gesagt, dazu gehört wahnsinnig viel Wissen und Erfahrung, aber es geht!


    Ach so, da du ja nach Leuten suchst (im jagdlichen Bereich), kannst du unverbindlich folgende Leute kontaktieren: Anke Lehne, Gary Wilkes, Hellen Phillips, Georege Hickox. Alle geben via Mail Auskunft und sind besuchbar ;) !!!

  • Zitat

    Auch wenn ich es erst nicht geglaubt hätte, sowas geht.
    Aber nur wenn man das Training ganz genau plant und wahnsinnig viel Ahnung von der Materie und Erfahrung besitzt. Lustigerweise sind solche Leute oft Physiker oder Chemiker...


    Bob Bailey kenne ich nicht und kann daher auch nichts dazu sagen.
    ich sehe ja recht viel was so ausbildungstechnisch abläuft und mir ist durchaus bewusst, dass wenn ich den Hund von Anfang an habe, alles extrem genau plane und auch wirklich nichts dazwischen kommt ich das weitestgehend so machen kann. Aber sobald ein Hund einmal ein wirklich positives emotionales Schlüsselerlebnis mit einem Verhalten, was ich eigentlich nicht haben will hatte, dann wird die Luft schon sehr sehr dünn.


    Gerade bei extrem triebigen Hunden (die ja in der Regel für den Dienst genommen werden) kann man den Trieb teilweise so extrem fokusieren, dass äussere Einflüsse unwichtig werden. Dann wird die Suche auch selbstbelohnend.



    Was man aber auch nicht vergessen sollte.. wenn man Hunde in diesem Maßstab ausbildet, dann gibts da, auch aus oben beschriebenen Gründen, schon einiges an Ausschuss. Hunde die das so nicht zuverlässig bringen gehen. Das wird der private Hundehalter wohl aber kaum so handhaben können. Genauso wie ein privater HH den Tag über extrem viele Fehlerquellen hat, in denen es schon allein zu Konflikten mit dem HH kommt. Gerade im Diensthundewesen in den USA ist es aber gang und gebe , dass Hunde/Tiere allgemein unter Verschluss gehalten werden und definitiv kein "normales" Leben haben. Wenn ein soziales Tier den ganzen Tag keine Ansprache bekommt, sondern nur und ausschließlich wenn es dieses erwünschte Verhalten zeigt, ist die Motivation nochmal eine ganz andere - mal davon abgesehen, dass wenn ein Hund 99% seiner Zeit abgeschirmt irgendwo sitzt er sich auch kaum Verhaltensweise aneignen kann die weniger erwünscht sind.


    Mal davon abgesehen bin ich sehr sehr vorsichtig mit solchen Beschreibungen geworden. Anfangs war ich da auch noch sehr leicht zu beeindrucken.. nur wo Licht is,t ist auch Schatten und gerade bei dieser Arbeit gibt es eben auch viel Schatten. Sagen kann ich viel.. denn das ich, wenn ich versuche andere für mein Modell zu gewinnen nicht sage, was alles schief geht, ist irgendwie klar. Das gilt aber nicht nur für positive Methoden, sondern auch für andere.
    Da erinnere ich nur mal an diverse Seminare auf denen Techniken erläutert werden. Die Umsetzung kann man dann vielleicht noch nachstellen, aber es wird seltenst den gleichen Erfolg erreichen wenn man nicht auch die ganze Haltungsweise kopiert.


    Edit: ich streite absolut nicht ab das man weitestgehend positiv auch in schwierigen Bereichen ausbilden kann, mit passendem Umfeld und auch dem passenden Hund. Garkeine Frage.
    So weit haben mir das auch viele Leute bestätigt die versuchen so weit wie möglich alles positiv zu machen - aber auch diese haben mir auf Nachfrage ganz klar gesagt, dass es eben zwar weitgehend, aber nicht komplett ohne Zwänge geht. Ohne Starkzwänge schon.

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