Welche Erziehungsmethoden wendet ihr so an?

  • Hey,


    ich hab mir zwar nicht alles durchgelesen, denke aber trotzdem, dass ich dazu auch was sagen darf..?


    Also ich war in zwei "Hundeschulen", die erste arbeitete mit recht interessanten Methoden, wie Welpen am Nacken schütteln, keine Leckerlis, wenig Lob, Anschreien usw. Ich bin nicht wirklich freiwillig hingegangen, ich hab meine Finja nur unter der Konsequenz bekommen, zu diesen Welpentreffs zu gehen... Folge war ein richtig übel schnappender Welpe, der sich nichtmehr am Nacken anfassen lassen wollte u null hörte :gut: .


    Hab dann grade noch die Kurve gekratzt u bin von da weg, stattdessen sind wir zu einer HuSchu von animal learn gegangen, vollkommen gewaltfrei, sehr viele Leckerli, kein Halsband, kein lautes Wort usw.
    Folge: Hund beißt nicht mehr, hört viel besser, lässt sich wieder überall anfassen. Jedenfals war es anfangs so! Kaum kam Welpi in die Pubertät, wars natürlich vorbei mit dem Gehorsam, alles ging so lari-fari... vollkommen drucklos eben!


    Und ab dem Zeitpunkt ist mir aufgefallen, dass auch die älteren Hunde in der HuSchu nicht wirklich toll hören, eben wenn sie lust haben! Also hab ich mit den Gruppenstunden aufgehört und arbeite seit dem so nach meinem eigenen System: Hört Finja gut, gibts auch ein Leckerli, hört sie so lala, wird die "Übung" so oft wiederholt, bis es wieder passt und hört sie garnicht bzw denkt sich *leck-mich*, dann gibts auch mal richtig Ärger! Wenn sie z.B. abhaut, weil sie eine Fährte verfolgen will u nicht umkehrt wenn ich sie rufe. Tja dann pack ich sie mir auch mal u lass sie spüren wie sauer ich bin, ich schlage sie nicht oder füge ihr Schmerzen zu, aber ich "knurr" sie schon recht aggressiv an u lass sie sich unterwerfen, egal ob da nun eine Pfütze am Boden ist oder nicht... wenn sie richtig "frech" war, lass ich sie auch schonmal platz machen u geh weg, sodass sie mich nichtmehr sieht u allein bleiben muss, das gibts aber nur, wenn sie abhauen will. Ich wende also keine körperliche Gewalt an, dafür aber psychische wenn man es so will. Was nun letzendlich "schlimmer" ist, darüber lässt sich streiten, wahrscheinlich hängt es auch stark vom Wesen des Hundes ab. Ist meiner Meinung nach eh so gut wie unmöglich festzulegen, wo Gewalt anfängt. Übrigens hab ich vorher Monty Roberts aufgeschnappt im Thread, also der arbeitet auch nicht gewaltfrei, sondern genauso über psychische Gewalt bzw. Druck.
    Ein Hund braucht Grenzen u die bekommt er nicht durch Leckerli vermittelt, finde ich!


    Lg

  • dragonwog:
    Danke, dass ist doch mal ne Aussage!
    Nun geh ich mal nach dem Namen "Bob Bailey" googeln...


    Zu den "fußkranken" Foxhounds...ich glaube wir missverstehen uns...das sind keine Hunde, die nur noch neben einem herschlurfen und kaum einen Schritt vor den anderen setzen können...sie reagieren nur altersmäßig nicht mehr ganz so schnell und sprinten nicht mehr mit der geballten Kraft eines Junghundes los...so das man überhaupt die Chance hat sie noch zu erwischen!

  • Also ich bezweifle das man die Arbeit von Bob Bailey auch nur halbwegs mit "normalem" Training vergleichen kann.. aus schon genannten Gründen :roll:


    Mal davon abgesehen, das ich schon im ersten Link gelesen habe das er auch Bestrafungen einsetzt und zwar nicht nur negative durch Wegnahme von Dingen.

  • Du musst schon alles lesen und dich nicht an einzelnen Aussagen aufhängen.
    Seine Minenhunde wurdem komplett ohne positive Strafe erzogen....


    "I am not a clicker trainer. I have used a clicker, and quite successfully. Keller and Marian Breland were using clickers in 1943. In the modern use of the name CLICKER TRAINER, punishment, especially positive punishment, is "disallowed." I allow myself to use punishment if I believe it is necessary to accomplish the task and if the task merits the use of punishment. I rarely have need of punishment."


    "We spent more than 10 years on projects specifically related to stimulus control and environmental desensitization. At various time we used all of the tools made available by OC, P+, P-, R+, R-, separately and in combinations. In general, during early phases of training, IF THE ANIMAL IS CONFINED, there seems to be wide latitude in the type of OC procedures that are effective in establishing control. However, it is in the outside world, under stressful conditions, where the power of R+, and, to a lesser extent, R- and P-, seem most powerful. Almost all of our final systems used only R+."


    Link, siehe oben...

  • Also Dragonwog..


    Ich hab mir einiges durchgelesen - sowohl von Bob Bailey, als auch von den anderen, wie Anke Lehne. Dort steht nirgends, aber wirklich nirgends, dass sie alles ohne positive Strafen machen. Aussagen die dort stehen, halten sich im Stil von " Dies geschieht so positiv wie möglich mit so wenig negativen Einwirkungen wie möglich. ". Das ist etwas was ich so auch absolut unterschreiben kann. Auch Bob Bailey formuliert das mehr als einmal so, gerade eben auch im Bezug auf seine Diensthunde, bzw die anderen Tiere die er ausbildet.


    Mal davon abgesehen, solltest du bei den Dienst/Militärgeschichten nicht ausser Acht lassen, dass weder Hunde noch Haltungsbedingungen im entferntesten mit dem vergleichen kannst was bei den meisten HH vorliegt!


    Wie Krambambuli schonmal gesagt hat, das fängt schonmal so an.. die Hunde die für diesen Bereich angekauft werden, sind trieblich so hoch, dass ihr höchstes absolutes Ziel ihre Beute ist, kein Wild, kein sonstwas. Das sind Hunde, die sich für ihren Ball umbringen würden - zum Suchen danach brauch ich die nicht zwingen, egal wie ich ausbilde! Soeinem Hund könnte ich das Jagen auch mit nur einem Ball abgewöhnen - so wie jegliches sonstiges Verhalten.
    Alles was sich im Verlauf der Ausbildung als nicht ganz so ballverrückt erweist, geht eben wieder.
    Desweiteren die Haltung. Die Haltung der meisten (gerade der militärischen) Diensthunde schaut so aus, dass der Hund die meiste Zeit irgendwo sitzt, ohne wirkliche Ansprache. Zumindest während der Ausbildung, wenn nicht sogar darüber hinaus. Dadurch bleiben schonmal ein ganzer Haufen von "Fehlerquellen" aus die ich im normalen Leben eben habe. Inkonsequent gibt es nicht wenn ich den Hund nur zum arbeiten raushole. Soein Hund geht nicht Gassi, besucht keine Junghundgruppen wo man netten Ungehorsam lernt und wird auch nicht von der Schwiegermutter mit Plätzchen gefüttert.
    Man kann sich vielleicht denken, was das für ein eh schon bindungsfreudiges Lebewesen (die Hunderassen die dafür verwendet werden sind das idR ja) bedeutet, wenn soziale Ansprache und Beschäftigung ausschließlich über diese eine Verhaltensweise erzielt werden kann - eine nochmals höhere Motivation.
    Dazu kommt dann noch, dass in diesen Einrichtungen (konträr zum deutschen Modell, wo die Hunde meist dual geführt werden) die Hunde eben meist genau eine Verhaltensweise lernen - suchen. Die kennen meistens kein Fuß, kein Platz, kein Aus.. mit etwas Glück vielleicht ein Sitz.



    Ähnlich läuft das auch mit den anderen Tierarten ab. Da wird kein netter, freilebender Delphin genommen der da so rumschwimmt, sondern es läuft auf haargenau das gleiche Modell raus.
    Der geneigte Leser wird evtl mitbekommen haben, dass diese Modelle daher auch schon scharfe Kritik vom Tierschutz eingesteckt haben.



    Ich möchte diese Leistungen auf keinen Fall niedermachen! Wirklich nicht! Mit den Aussagen, so wie ich sie finden konnte, stimme ich auch ziemlich überein - ich konnte da allerdings nichts finden was behauptet das alles nur positiv erreichbar wäre..
    Nur sollte man eben daran denken, dass Diensthundeausbildung und das "normale" Leben eben schon zwei Paar Schuhe sind.

  • Anke Lehne hat ihren Rico (später frei am Wild führbarer Jagdhund) komplett ohne additive Strafe (und Schleppleine :p ) zur Kontrollierbarkeit erzogen.
    Sie selber sagt allerdings, dass das nicht mit jedem beliebigen Hund möglich wäre.


    Zu Bailey: Er hatte eine Reihe fast fertig ausgebildeter Minenhunde dem Militär vorgestellt. Die Hunde dürfen natürlich nicht auf die Drähte treten, da sonst Hundchen samt Umgebung in die Luft fliegen würde.


    Bailey hat diese Barriere komplett ohne positive Strafe aufgebaut. Die Leute vom Militär glaubten nicht, dass die so ausgebildeten Hund zuverlässig die Drähte umgehen würden.
    Deswegen mussten sie 36 h Hungern und saftige Happen wurden auf die Drähte platziert (die mit Böllern bestückt wurden, welche die Hunde erschrecken sollten), dennoch meideten die Hunde diese.
    Auch sämtlichen anderen Verlockungen gingen die Hunde nicht nach, sondern meideten nach wie vor die Drähte. Bis sie zum Schluss aus Verzweiflung vom Militär auf diese geschubst wurden, wodurch die Böller in die Luft gingen und die menschlichen Schubser nun äußerst unbeliebt bei den Hunden waren...

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