anschauungen und meinungen

  • mir geht in letzter zeit immer mehr durch den sinn...und zwar kann ich mich mit dem satz: "Ich kaufe mir einen hund." oder "Ich habe mir einen hund zugelegt." nicht mehr anfreunden. diese aussagen wirken irgendwie so gottväterlich und allmächtig. ich meine man nimmt doch einen hund bei sich auf, weil man das tier an sich liebt, oder? und nicht da von kauf zu sprechen finde ich irgendwie...typisch für unsere zeit der wegwerfware. oder sehe ich das jetzt zu überzogen?

  • Ich finde du siehst es zu überzogen.
    Klar nehme ich mir einen Hund, weil ich Tiere liebe. Aber erstens nicht ausschließlich, ich habe da schon auch meine egoistischen Gründe dafür, zB dass er mein Leben bereichert, ich mehr raus gehen muß usw.
    Zweitens habe ich nunmal einiges an Geld für meine Hunde bezahlt, ich habe sie gekauft. Da gibt es nichts dran herumzureden.
    Und auch bevor ich die Hunde hatte, wusste ich, ich muß dafür bezahlen. Also redet man auch im vorhinein von "ich kaufe mir einen Hund". Schließlich tut man das ja auch.

    Ist vielleicht nicht schön, und wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluß, aber so sehe ich es.

  • Naja, ich habe da auch lange drüber nachgedacht. Natürlich klingt es komisch, wenn ich sage: Ich habe mir einen Hund zugelegt. Noch komischer finde ich: Ich habe einen Hund gekauft. Das Problem: So ist es nunmal, denn man kauft ihn ja nunmal, auch wenn man nur eine Schutzgebühr bezahlt. Ich habe anfangs immer am liebsten gesagt: Bei uns ist ein Hund eingezogen. Ich denke aber, solange man sich selbst nicht auch als Oberguru wahrnimmt, sondern es einfach nur sagt und jeder weiß, aha, jetzt ist er/sie also Hundehalter, dann ist das okay. Wir haben eben nur ein begrenztes Vokabular. Erst wenn der Mensch den Hund auch als Ware ansieht, dann wirds kritisch, finde ich. Ich sage übrigens mittlerweile meist: Wir haben einen haarigen Mitbewohner :smile: . Ich finde es gut, wenn man sich darüber Gedanken macht, aber man sollte es nicht zu ernst sehen, solange man damit nicht den Hund als Ware sondern als Lebewesen ansieht!!!

  • Hey,
    ich habe mir darüber schon sehr viele Gedanken gemacht und irgendwie komme ich da nicht so wirklich zu einem Punkt. Mir macht genau das Probleme, dass man Tiere einfach für teures Geld verkauft, das fängt für mich schon bei Ratten usw. an: ich finde es fast schon pervers, wenn ich im Kölle sehe, dass da so ein kleines Tierchen in einem Pappkarton aufs Band gelegt wird :schockiert: . Ich weiß auch nicht, wieso ich so große Probleme damit habe, aber irgendwie macht mir das doch immer wieder zu schaffen.
    Das Selbe gilt für mich auch bei Hunden und Katzen, irgendwie ist es für mich ein eigenartiges Gefühl, wenn jemand das eben so "ich habe mir jetzt mal einen Hund/ Katze gekauft" ausdrückt, was genau mich stört, weiß ich selbst nicht :???: ...
    Hm, auf jeden Fall bin ich da auch kritisch :headbash:

  • Ich würde noch weiter gehen - vor 9 Jahren habe ich mir ein Wunder gekauft. Durch eine Lasik-Operation kann ich jetzt ohne Brille sehen. Beim Reingehen in den OP wäre ich fast gegen die Tür gelaufen, beim Rausgehen sah ich jedes Detail auf den Bildern an der Wand.

    Ich habe irgendwie auch ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich sage, ich hätte Thori gekauft. Meistens sage ich "angeschafft". Aber eigentlich war sie der Hund meiner Träume und es war Zuneigung von anfang an, die seitdem immer mehr gewachsen ist. Ich sage ihr jeden Abend vor dem Schlafengehen, dass ich froh bin, dass sie da ist. Und sie stupst mich an, also teilt sie meine Ansicht vermutlich.

    Es gibt viele merkwürdige Sachen, die man sich heutzutage kaufen kann, bei einer Wahl beispielsweise auch Stimmen. Vielleicht ist es so, dass wir Sachen ohne materielles Äquivalent nicht mehr so richtig in eine Werteskala bringen können, um zu vergleichen, wer nun mehr hat. Und sonst würde doch die Wirtschaft zusammenbrechen.

    LG Nina

  • Ich glaube, ich kann verstehen, was Du meinst. Leider ist es in der Tat so, dass sich der Mensch -ob nun bewußt oder unbewußt- als Herrscher oder Besitzer unserer Mitlebewesen sieht. Solange Tierliebe dabei der Hauptgrund ist, okay, doch es artet doch immer stärker aus, so dass alles um uns herum nur noch mit dem Euroblick erfasst wird.
    Aber ganz ehrlich, wir haben doch tatsächlich fast alles in der Hand. Wir entscheiden, ob wir ein Tier bei uns aufnehmen, wir entscheiden schon immer öfter, ob ein Tier erlöst wird (die meisten werden tatsächlich eingeschläfert). Es ist unglaublich schwer, die Macht, die wir uns genommen haben ohne jemanden zu fragen nicht zu mißbrauchen.
    Ach übrigens, meine Hunde haben alle mich ausgesucht, sie sind mir größtenteils zugelaufen oder haben mich mit ihrem Charme derart überrollt, dass ich nur noch zahlen brauchte (1X) :D Ich kann also bei keinem behaupten, ich habe ihn gekauft. =)

  • Jetzt mußte ich herzhaft lachen :lol:

    Bis jetzt habe ich dieses diffusen Umschreibungen eigentlich nur bei Züchtern erlebt.

    Diese geben Welpen ab. Das Wort verkaufen gleicht da einem Sakrileg.

    Seltsam, wenn ich von meinem Käse ein Stück abgebe, verlange ich doch kein Geld, oder?

    Und aufnehmen, ich nehme das auf, was mir unverhofft ins Haus schneit. Z. B. zwei meiner Kater. Die befanden hier läßt es sich gut leben und blieben.

    Zitat

    Klar nehme ich mir einen Hund, weil ich Tiere liebe.

    Ja, aber woher nehme ich ihn. Nehme ich ihn jemandem oder irgendwo weg?

    Ach, sind das alles schwierige Gedankengänge :???:

    Wie gut, daß ihr mich habt, ich sag euch wie es ist :D

    Zwar bring ich das jetzt grob herüber, aber so sind wir Neufundländer nunmal, Feinmotorik ist nicht unser Ding.

    Ich habe mir meine Hunde gekauft. Jawoll.

    Ganz egoistisch wollte ich einen Neufundländer für mich haben, habe Züchter gesucht, Elterntiere angesehen, auf Aufzucht geachtet, mir die Linien angesehen, Gesundheitchecks, dreimal drüber geschlafen und beschlossen, bei dem Züchter kaufst du.

    Liebe, außer Tierliebe allgemein, war da nicht im Spiel. Auch noch nicht als ich die Welpen aufwachsen sah. Auch nicht an dem Tag, an dem ich meinen Kaufpreis entrichtete und das Fellbündel mit nach Hause nahm. Die Liebe, die man nicht kaufen kann, die entwickelte sich und wuchs mit jedem Tag mit dem wir uns besser kennen lernten, der Welpe und ich.

    Auch Idefix habe ich gekauft, und zwar dem Tierheim abgekauft.

    Unsere beiden Pferde habe ich auch gekauft.

    Ach und meine Koi´s im Teich - gekauft.

    Wo ist das Problem?

    Ich habe damit keines :D

    Gaby, die aber nicht alles kauft, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Man wird hellhöriger - und mir kommt es vor, als ob es sehr sehr viele Schattierungen bei der Anschaffung eines Haustiers gibt.

    Der eine überlegt lange, was er denn für ein Tier haben will, sucht einen Züchter aus und gibt viel Geld für ein Rassetier aus, das aber einwandfreie Papiere besitzt und eine lange Ahnenreihe vorweisen kann.

    Der nächste hört, dass die Nachbarn junge Kätzchen haben und übernimmt spontan eines oder zwei, weil sie so süss sind.

    Der dritte bekommt das Tier von nett meinenden Leuten geschenkt.

    Der vierte bummelt über einen Flohmarkt, sieht dort so süsse Welpen in einer schmuddeligen Decke und nimmt spontan ein Tier mit, weil er es ja retten will.

    Der fünfte schaut sich im Fernsehen "Tiere suchen ein Zuhause" an und geht in sein örtliches Tierheim, um sich dort umzusehen. Nach längerer Zeit als "Gassigeher" zieht dann einer seiner Lieblinge bei ihm ein.

    Der sechste blättert auf den einschlägigen Vermittlungsseiten herum (Zergportal etc.) und verliebt sich irgendwann in seinen Wunschhund..

    Einer will ein Tier zum kuscheln und streicheln, der andere zum Beobachten und Anschauen, der nächste als Begleiter bei sportlichen Aktivitäten, wieder andere wollen irgendwann selbst züchten usw. usw.

    Und dann gibt es natürlich noch die, die ein lebendiges Accessoire benötigen - sei es, um das Bild der glücklichen Familie (Vater, Mutter, zwei propere Kinder und ein Labbi oder Golden Retriever im Eigenheim mit Garten) zu vervollständigen, sei es, weil man in einschlägigen Kreisen zu mopsfidelen Parties geht oder den Chihuahua tanzen lässt.

    Die Beweggründe sind so vielschichtig wie die Menschen an sich - und jeder hält seinen Grund, ein Tier anzuschaffen für den richtigen. Und immer wird es andere geben, die etwas dagegen zu argumentieren haben.

    Man kann hier nicht sagen, dass die eine oder andere Ausdrucksweise für die Familienergänzung durch ein Tier richtig oder falsch ist. Egal, ob ein Tier nun irgendwo gekauft wird, aus dem Tierheim übernommen wird (wobei die dort zu entrichtende Schutzgebühr ja auch so ähnlich wie ein Kaufpreis ist) oder ob der eigentliche Erwerb kostenlos ist - jeder übernimmt mit der Anschaffung eine Verantwortung, derer er sich bewusst sein sollte.

    Ich habe z. B. für Leika nichts bezahlt - aber sie musste zuerst einmal vom Tierarzt grundimmunisiert werden, es mussten vernünftige Leinen/Halsbänder/Geschirre, ein guter Schlafplatz und anständiges Futter angeschafft werden. Wir haben sie recht spontan mitgenommen, wollten zu dem Zeitpunkt eigentlich noch keinen Hund. Aber dort, wo sie war, konnten wir sie nicht lassen - also sind wir spontan "auf den Hund gekommen" - und können es uns heute gar nicht mehr ohne sie vorstellen.

    Was ich eigentlich sagen wollte: Man sollte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern darauf vertrauen, dass auch diejenigen, die "sich einen Hund holen" oder "anschaffen" oder "kaufen" dies tun, um dem Tier ein angemessenes Leben zu bieten und um sich selbst die Freude zu geben, ein Tier bei sich aufzunehmen.

    Gruss
    Gudrun

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