Irrglaube bezüglich Rangordnung und Privilegien??

  • Ja Iris,
    so sehe ich das auch - es wird dann nämlich gern nur EIN Aspekt aus solchen Studien herangezogen... ARTGERECHT wird von den meisten HH nur in dem Sinne "wir picken für die Hundis die Rosinen aus den Studien" benutzt, aber eben nicht in letzter Konsequenz....

    Vielleicht bleiben wir mal lieber dabei, es alle nach bestem Wissen und Gewissen so gut wie möglich zu machen...

    LG, Chris

  • Irgendwann werden wir uns schon mal damit auseinandersetzen müssen, was was wir Menschen aus dem Hund gemacht haben und machen, was wir eigentlich an Tierleid erzeugen und unterstützen, vieles davon im Glauben ganz besonders gute Hundehalter zu sein und die Bedürfnisse des Tieres zu kennen und sie möglichst zu befriedigen.
    Fakt ist doch, dass der Hund an die Bedürfnisse der Menschen angepasst wird und seine Bedürfnisse meist nur von dieser Warte aus gesehen und akzeptiert werden.

    LG, Friederike

  • Zitat

    Wo mir dann auch wieder meine schonmal gestellte Frage einfällt: Können Hunde sexuell gefrustet sein - was gleich total verneint wurde: sowas würden sie nicht empfinden.


    Für mich schon wieder eine Interpretationsfrage. Wie wird "sexuell gefrustet" von dem Einzelnen interpretiert. Was der eine als Frust empfindet ist für den Anderen nicht der Rede wert.

    Mein Bearded war unkrastiert, hat einmal (er hatte eine Zuchtzulassung) gedeckt und ihm war überhaupt nichts anzumerken im Alltag. Er spielte weder verrückt wenn es wieder mal läufige Hündinnen in der Nähe gab, wäre aber natürlich "allzeit bereit" gewesen.

    Balu, der Nachfolge, hatte damit so seine Schwierigkeiten. Ihn liessen die läufigen Hündinnen nicht "kalt". Er lief zwar nicht weg, war immer abrufbar aber er war noch unruhiger als sonst. Mit zwei Jahren habe ich ihn kastrieren lassen und somit musste er sich damit nicht mehr auseinander setzen.

    Und nun Ashkii: er ist seit ca. 2 Wochen extrem hibbelig, bekommt sich nicht wirklich unter Kontrolle was Ruhe betrifft und belästigt gerne den Kater, an Barry getraut er sich nicht heran. Erziehungstechnisch kein Problem: er ist abrufbar, achtet auf mich (das wird zur Zeit noch besser) aber in der Wohnung verfressen und unruhig außer ich spreche ein Machtwort. Ihn machen seine Hormone zur Zeit sehr zu schaffen. Nun werde ich es mit einer Theilpraktikerin mal versuchen. Vielleicht bekommen wir es mit Homöopathie in den Griff. Sollte das nicht klappen habe ich auch bei Ashkii kein Problem mit einer Kastration.

    Mal schauen wie es sich die nächste Zeit entwickelt. Ashkii ist mit seiner "inneren Unruhe" jedenfalls nicht glücklich.

    Da die Fortpflanzung zum Überleben gehört, wüsste ich jedenfalls nicht warum Hunde nicht bestrebt sein sollten sich fortpflanzen zu wollen. Muss sicherlich individuell gesehen werden.

  • Hallo Friederike,
    in gewisser Weise gebe ich Dir vollkommen Recht - die meisten Hunde leben ein "Kompromiß-Leben" in einer Menschenwelt.

    Und ja, die Hunde hängen sehr extrem von der Interpretations-Fähigkeit ihrer Menschen ab.

    DAS artgerechte Leben für einen Hund ist in dieser Menschenwelt kaum machbar - und deshalb ist es MIR wichtig, dass ich Kompromisse zwischen Mensch und Tier finde, die beiden Seiten in den wichtigsten Punkten gerecht werden.

    Und ich bin froh, dass sich doch relativ viele hier an DIESER Diskussion beteiligen, weil das gemeinsame Überlegen und der gegenseitige Austausch für mich dafür ein Zeichen sind, dass viele eben doch sehr bereit dazu sind, sich mit dem Wesen ihrer Hunde auseinanderzusetzen.

    LG, Chris

  • Diese Forschungen sind wirklich interessant. Ich denke, in einem sind sich jedoch mittlerweile so ziemlich alle Forscher einig, nämlich dass der Hund (auch Wildhunde) mit dem Wolf nicht viel gemeinsam haben. Weder was den Rudelverband noch das Rudelverhalten angeht. Und da schließe ich mich an. Denn wir Menschen sind wie die Affen Primaten. Doch haben wir aufgrund des gleichen Urspungs uns ja auch gänzlich anders entwickelt, bis auf einige "Überbleibsel".
    Abweich vom Thema: Es gab da mal einen ganz interessanten Bericht über einen englischen Verhaltensforscher. Der wollte herausfinden, inwiefern sich Affen dem Menschen anpassen, wenn sie mit Kindern aufwachsen. Zu diesem Zweck hat er diese Forschung mit seinem eigenen Baby angefangen. Er hat das Affenbaby und sein Kind zusammen aufwachsen lassen. Die Forschung wurde jedoch später von der Mutter abgebrochen, da das Menschenkind sich immer mehr dem Affenkind angpasst hat und nicht umgekehrt... Egal, so viel dazu, vom Thema weg, aber fand ich total interessant.

    Kastrieren, nicht kastrieren - diese leidige Diskussion. Ganz ehrlich, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Und wenn man es tut, hat man dafür Gründe. Meine beiden waren kastriert und ich mache mir darüber absolut keine Vorwürfe. Der Große musste kastriert werden, weil er Hodenkrebs bekam und da habe ich mir eher vorgeworfen, es nicht früher gemacht zu haben. Meine Dicke wurde ungewollt gedeckt und ich habe sie gleich darauf kastrieren lassen, weil ich nicht wollte, dass sie Welpen bekommt. Davon gibt es wahrlich schon genug. Und ich wollte auch nie meinen Großen eine Hündin decken lassen, obwohl ich mehrmals gefragt wurde. Aber auch für mich das Argument wie bei der Dicken. Es sollte einfach keinen Nachwuchs geben, das habe ich entschieden. Und wenn es für viele so ein Problem ist, dann schaue ich mal in meinen Bekanntenkreis, wo sich bereits einige sterilisieren lassen haben. Die fühlen sich trotzdem als ganzer Mensch und stellen sich nicht die Frage, ob sie nun nicht mehr "menschlich" sind....

    Für mich ist es o.k. Und die, die es nicht o.k. finden, werden immer Argumente dagegen haben. Wie in allem geht es nicht darum für oder gegen etwas zu missionieren, sondern für sich selbst eine Entscheidung zu treffen, ob es gut oder schlecht ist. Aber eben nur für sich selbst und nicht für den Rest der Welt mit...

  • Wir sind uns eigentlich doch alle einig, daß unsere Hunde zwar vom Wolf abstammen, aber keine Wölfe mehr sind.

    Wie also soll ein "artgerechtes" Leben für den Haushund aussehen?

    Das er wie die Straßenhunde lebt? Ist das artgerecht?

    Oder als domestiziertes Haustier in unserer Obhut und Pflege, was auch die Kontrolle seines Fortpflanzungstriebes beinhaltet?

    Ich muß sagen, ich sehe keinen großartigen "Leidensdruck" bei meinen Hunden, weil sie sich nicht vermehren dürfen.

    Gaby, Idefix und ihre schweren Jungs

  • Quebec
    Da geb ich dir Recht. WAS ist ein artgerechtes Leben für einen Hund?? Ich glaube, das kann niemand wirklich sagen. Um das beurteilen zu können, müsste man selber Hund gewesen sein.
    Das einzige was man vielleicht als "artgerecht" bezeichnen hätte können, wäre, wenn die Hunde sich ohne die Zucht von Menschen entwickelt hätten und ihren eigenen Lebensraum behalten hätten.
    Wir können nur versuchen, sie nach unserem Wissen Ihrer Züchtung nach "artgerecht" zu behandeln und sie nicht als Kleiderständer und Dekoartikel oder nur Menschenersatz zu sehen.
    Das Wort artgerecht kann ja in jede Richtung gebogen werden und ist ein recht dehnbarer Begriff.

    Und - nur nach meinen Beobachtungen: Keiner meiner beiden Hunde hat sich nach der Kastration anders entwickelt oder benommen. Der Rüde war genau wie vorher, die Hündin ebenfalls. Und wenn ich jetzt meinen kleinen Spanier anschaue (der ja bereits in Spanien kastriert wurde), da kann ich nur sagen: Er ist ein ganzer Kerl geblieben :D Alle waren weiterhin fröhlich und lebenslustig, agil. Es gab keinen einzigen Unterschied zu dem Wesen, dass sie davor hatten. Und das sage ich nicht nur zur Verteidigung, sondern weil ich vorher auch geschaut und so viele Meinungen über diese "Veränderung" nach der Kastration gelesen habe. Darum hatte ich auch ein bisschen Bedenken. Und darum habe ich auch sehr beobachtet, ob sich da etwas tut - tat sich aber nix.

    Wir Menschen machen das zum Problem, nicht der Hund. Wie immer.

    P.S. Mit Kleiderständer soll keiner falsch verstehen, damit meine ich eigentlich die Hunde a la Paris H. , die nur im Tütü durch die Gegend getragen werden...

  • Ich komme gerade von einem Vortrag von Elli Radinger, die im Yellowstone-Park seit rund 20 Jahren Wölfe in freier Wildbahn beobachtet.
    Vieles von dem, was sie erzählt hat (auch sie "räumte mit Wolfsmythen auf", wobei das Meiste von dem, was sie als "gängige Behauptungen zum Wolf" bezeichnete, mir doch eher nach "Hundeschule xyz aus Dudiewanneistvoll" klang als nach ernsthafter Diskussion), kam mir altbekannt vor, klang aber nichts desto trotz sinnvoll und nachvollziehbar.
    Allerdings machte sie überdeutlich, dass es erhebliche Unterschiede zwischen "Gehegewölfen" (von Menschen gefüttert, häufiger direkter Menschenkontakt) und "freien Wölfen" gibt, auch und gerade im Verhalten, und dass diese Unterschiede zum Teil zu geradezu gegenteiligen Verhaltensweisen führen.

    Mit bestimmten Arten von Hundeschulen (gerade solchen, die mit "artgerechter Erziehung" wedeln und von "Wölfe machen das so und so" reden oder gar rein menschliche Sichtweisen auf "Dominanz" und ähnliches fahren) habe ich meine Probleme. Aber gerade solche Schulen (oder TV-Rampensäue) sollten sich vielleicht doch mal anschauen, wie eine Wolfsfamilie/-gruppe sich verhält, die genügend Platz zum Ausweichen und zur freien Mischung hat.
    Daraus kann man aber nicht, wie Bloch und Radinger es anscheinend tun, ohne Weiteres "Tipps für den Umgang mit Haushunden" ableiten. Da bin ich sehr vorsichtig, denn unsere Hunde dürften eher mit "Gehegewölfen" als mit freien Wölfen vergleichbar sein, sie sind ja gerade NICHT frei.

    Kurzum: Anschauen, anhören, darüber nachdenken - und den eigenen Hund (die eigenen Hunde) beobachten ...

    (Meine Hunde zeigen viele Verhaltensweisen, die wohl eher "freien" Wölfen zuzusprechen wären, vielleicht bin ich deshalb offener für Frau Radingers Ansicht ...)

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