Mein Hund hat Angst vor großen Hunden - Gefahr

  • Huhu,
    heute bin ich total verwirrt und fertig.
    Ich war ganz normal Gassi, da kam meinem Hund (40cm, unangeleint) und mir ein aufgeregter, junger Dobirüde entgegen. Herrchen irgendwo hinterherlatschend. Keine Ausweichmöglichkeit, links Bach, rechts Hang. Mein Hund hat kurz geschaut und ist sofort im Bogen weggerannt, der Dobi natürlich hinterher, ist voll ins Hetzen gekommen - wie ich gerade noch gesehen habe. Sie sind den Hang hoch. Ich hatte gehofft, in Richtung Feld, aber nein, wohl ins Wohngebiet rein - habe eine Hundehalterin getroffen, die grob die Richtung gesagt hat.
    Mein Hund war so panisch, der war komplett weg. Ich hab mehrere Minuten lang gewartet und gerufen, da kam der Dobi total versabbert zurück, mein Hund nirgends zu sehen. Ich bin dann nach Hause gerannt, gute 10 Minuten, ich war total fertig. Wie die in dem Wohngebiet fahren, unter aller Sau, und dann mein kleiner Hund (nen Dobi sieht man wenigstens noch)... Hab so befürchtet, dass er in Panik nicht heimfindet oder eben angefahren wird.


    Ich weiß zwar nicht, wie, aber irgendwie ist er bei uns in den Garten gekommen, als ich heimkam, hab ich ihn vorgefunden.


    Ich bin immer noch total unter Schock. Was soll ich gegen seine Angst tun? Ich finde es super rücksichtslos, den Dobi einfach meinen Hund hetzen zu lassen. Ja, gut, meiner hat Angst, aber wie soll er sie verlieren, wenn immer wieder solche Sachen (Mobbing) passieren? Ich leg mich schon mit jedem Hundehalter an, dessen Hund so angerauscht kommt. Langsam komme ich mir vor wie Don Quichote... Die Leute merken nichtmal, dass es kein Spiel ist...
    Aber ich werde ganz sicher nicht diese Strecke meiden, bloß, weil andere sich wie die Axt im Walde verhalten...?


    Zu den Sprüchen, die der Typ abgelassen hat, sage ich jetzt mal nix, Klischee-Großhundehalter...


    Was tun? Hat jemand im PLZ-Bereich 82 irgendwo einen lieben, ruhigen Dobi?


    Traurige Grüße
    Silvia

  • Hallo Silvia,


    ach menno, so was ist wirklich anstrengend und echt nervenaufreibend und ich hoffe, Ihr habt Euch von Eurem Schock langsam erholt. GSD war Dein Kleiner richtig gewitzt und hat den Weg ins sichere Heim gefunden. :gut:


    Aber nun muss ich leider auch mal den jungen Dobi in Schutz nehmen. Beide Hunde waren unangeleint, so dass der andere Hundehalter (so blöde Sprüche er auch abgegeben haben mag) nicht davon ausgehen konnte, dass Deiner ein Angsthund ist und gleich stiften geht.


    Der Dobi hat ihn vielleicht gar nicht gemobbt, denn er kam ja recht schnell zurück, sondern wollte nur spielen, wobei das nun wiederum bei einem jungen Dobi halt durchaus sehr rüpelhaft aussehen kann.


    Wenn Du einen Angsthund hast, dann muss man das unbedingt gegenüber anderen Hundehalter schon von weiter Ferne kommunizieren, dass sein eigener Hund richtig Probleme mit anderen Hunden haben könnte.


    Hier in Berlin gehört es zum gutem Umgangston, dass man seinen Problemhund in genügender Entfernung anleint, auf dass auch der andere HH ein Signal erhält, seinen durchaus unproblematischen Hund anzuleinen (falls er ihn nicht auch so unter Kontrolle hat). Um dann bei der Begegnung völlig problemlos aneinander vorbeizulaufen oder fragt, ob die Beiden sich mal beschnuppern können und unangeleint miteinander spielen dürfen.


    Eine Hundehunde in Deinem PLZ aufzubauen ist auf jeden Fall auch eine tolle Idee, denn da kann Dein Kleiner reinwachsen und sein Selbstbewußtsein aufbauen.

  • Mein Hund (37 cm, 8 kg) hat anfangs das gleiche Fluchtverhalten gezeigt wie du es von deinem beschreibst.
    Das Problem ist: Dein Hund kann sich durch Flucht der für ihn offensichtlich unangenehmen Hundebegegnung entziehen - und wird deshalb vermutlich immer wieder dieses Verhalten wählen. Damit er ein anderes Verhalten einüben kann, musst du ihn am Fliehen hindern. Mein Vorschlag deshalb: Schleppleine dran.


    Das Problem ist, dass sehr viele Hunde das Wegrennen deines Hundes als Jagdspiel verstehen werden. Ich habe meinen (Schleppleinen-gesicherten) Hund deshalb beigebracht, stehen zu bleiben, wenn ein anderer Hund auf ihn zurast. Anfangs hab ich dafür meinen Hund vor dem anderen Hund abgeschirmt.
    Noch heute bleibe ich bei heranrasenden Hunden manchmal stehen, um Ruhe in die Situation zu bringen. Ich bleibe stehen, mein Hund bleibt stehen - meist stoppt der andere Hund dann auf meiner Höhe. Und ein stehender Hund ist längst nicht so bedrohlich für meinen Hund wie ein heranrasender.
    Es hat gedauert, aber irgendwann hat mein Hund begriffen, dass stehenbleiben stressfreier ist als wegrennen! (Er bringt sich durch das Wegrennen leider selbst in Gefahr, sowohl gegenüber dem Hund als auch wg der Verkehrssituation usw).


    Der nächste Schritt war, dass mein Hund Erfahrungen sammeln musste, dass ihn nicht jeder Hund Böses will.
    Das gelingt aber nur, wenn der Hund in der Situation bleibt und ihr nicht entflieht!


    Und als letzter Schritt, musste mein Hund die Erfahrung machen, dass er einem anderen Hund nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern ihm zeigen kann, dass er in Ruhe gelassen werden will.
    Mein Hund hat das anfangs mit hektischen Schnappen in die Lefzen gezeigt. Das war eine wichtige "Übergangserfahrung" - sowohl für den Hund als auch für mich!! Nachdem mein kleiner Hund das 1. Mal erfolgreich einen riesen Landser per Lefzenschnapp auf Abstand gehalten hat, wusste ich: Sie kann es! Sie kann hündisch, sie kann sich mit dem anderen Hund verständigen!
    Aber ohne Schleppleinentraining, hätte sie sich weiter solchen Situationen entzogen und nie die Erfahrung gemacht, dass andere Hunde nicht auf der Welt sind, um sie zu fressen.


    Noch ein "Nebeneffekt" des Schleppleinentrainings: Der Hund bleibt bei dir und bekommt mit, dass er auf dich bauen kann (zB indem du den anderen Hund abschirmst oder schlichtweg ruhig bleibst). Das stärkt eure Bindung! So kann der Hund, wenn ihn selbst der Mut verlässt, sich deines Mutes bedienen, bei dir Schutz suchen und finden. - Diese Erfahrung macht er nicht, wenn er wegläuft! Im Gegenteil, mit jedem Weglaufen "untergräbt" er eure Bindung - denn er löst die Situation für sich alleine, ohne dich (er lässt dich ja stehen/zurück).



    PS Ich glaube, diese "meine" Methode funktioniert nur, wenn man als HH das Gefühl hat, dass tatsächlich die wenigsten Hunden einen anderen Hund ernsthaft verletzen wollen. Das braucht es, glaube ich, als Basis.

  • Ich finde Deine Threadüberschrift "mein Hund hat Angst vor großen Hunden" etwas problematisch.


    Wenns so ist, ist das sicherlich nicht auf ein einmaliges Erlebnis mit nem spielsüchtigen Jung-Dobi zurückzuführen.


    Woher stammt Dein Hund, welche schlechten Erfahrungen hat er, wie cool bleibst Du bei Begegnungen mit großen Hunden? Ermutigst Du Deinen und gibst ihm Selbstvertrauen?


    Ich schreibe das als Besitzerin eines größeren Hundes, die von jedem zweiten verhuschten Kleinhundebesitzer erzählt bekommt, dass deren Hund schon mal von einem großen schwarzen gebissen wurde und der deshalb Angst hätte.


    Mein Eindruck ist, die Hunde haben gar keine Angst, nur die Besitzer (vor drei Tagen hat mich einer aufgefordert, zügig in einer von ihm bestimmten Richtung von dannen zu schreiten, während er sich mit Hund hinter einem Auto versteckte :lachtot: Beide Hunde waren an der Leine. Naja, ich hab ihm den Gefallen getan zur Verhinderung eines Herzkaspers seinerseits)


    LG Appelschnut

  • Also Lilly hat ja auch Angst vor großen Hunden, mal mehr, mal weniger. Wir arbeiten dran. Kritisch ist immer der erste Kontakt, ist der überstanden, läuft sie fröhlich mit und hat auch keine Angst mehr. Ich achte immer darauf, das Lilly bei Hundekontakten bei mir ist, da fühlt sie sich sicherer. Ist sie zu weit weg und der andere Hund zwischen uns, traut sie sich manchmal nicht zu mir. Sie muß auch absitzen wenn ich merke das sie unruhig wird, einfach um zu vermeiden das sie kopflos wegrennt.


    Wenn das dein Hund nicht kann würde ich ihn mit Leine sichern, wie auch schon geschrieben wurde, ein weglaufender Hund ist einfach zu verlockend, da rennen die meisten hinterher, was die Angst aber nur verstärken wird.


    PS: Ich weiß übrigens auch nicht warum sie Angst hat, ist halt so, wenn man einen Hund erst später übernimmt.

  • Meine Hündin hat(te) auch Angst vor großen Hunden und hat früher die Flucht ergriffen. Da ICH trotz ihres Angstverhaltens NIE Angst vor anderen/großen Hunden hatte und habe und immer Sicherheit für sie ausgestrahlt habe, hat sie irgendwann (auch zunächst an der Schleppe) gemerkt, dass sie sich auf mich verlassen kann. Sie rennt nicht mehr weg, sucht allenfalls noch Schutz bei mir. Dies mittlerweile auch im Freilauf. Und ich gewähre ihr diesen Schutz - nicht, indem ich sie betüddel, wenn sie Angst hat, einfach indem ich DA und präsent bin. Dann traut sie sich nach einiger Zeit auch auf den anderen Hund zu und nach wenigen Minuten ist in fast allen Fällen ein wildes, übermütiges Spiel drin. Ich stimme daher BigJoy zu: Schleppleine zum Sichern und Sicherheit geben.

  • Huhu,
    BigJoy - so sehe ich das auch. Deine Beschreibung trifft ziemlich genau meine Gedanken. Bei großen Trampeltier_welpen_ wehrt er sich auch sehr schnell mit Verwarnen und ggf Luftschnappen, aber bei erwachsenen traut er sich das wohl nicht. Er hat es auch schon ein paarmal geschafft, doch dazubleiben und sichtlich ängstlich die Kontaktaufnahme über sich ergehen zu lassen - OHNE dass ich etwas sage.
    Zu deinem PS - den Haltern glaube ich rein gar nichts mehr, ich gucke nur noch auf die Hunde, und da sehe ich einfach zu 99% Rüpel. Daher bestand meine Strategie bis jetzt eher in einem deutlichen "Langsam" oder ganz klebrig-süßem Ansprechen und dazwischenstellen. So hatte ich auch den Dobi angesprochen. Ich glaube nicht, dass "alle großen Hunde böse" sind - ich bin eher genervt, und gestern war ich eben so geschockt und traurig wegen Panik und Verkehr. Aber ich finde schon, dass man seinem Hund eine angemessene Art der Kontaktaufnahme nahebringen kann. Selbstbewusste Hunde maßregeln ja einen "Heranrauscher" gerne mal, da ist dann das Geschrei wieder groß, und es wird angefangen zu diskutieren. Aber wenn einer wegrennt, ist alles in Ordnung...


    Appelschnut: nein, die Überschrift war pauschalisiert. Er hat nicht prinzipiell Angst vor größeren/großen Hunden, sonst wäre ich schon lange nur mit einer Schleppe unterwegs. Deswegen hab ich ja leider auch grad gepennt, ich habe null mit so einer _panischen_ Reaktion gerechnet. Wovor er Angst hat sind deutlich größere Rüden, die sehr interessiert/für sein Gefühl zu schnell, möglichst noch fixierend auf ihn zukommen. Der Dobi trabte eben ziemlich schnell heran, sah aber freundlich aus. Deswegen dachte ich nicht, dass meiner gleich komplett abhauen würde. Aber es wurde eben ein Jagdspiel.
    Mein Hund hat einige schlechte Erfahrungen mit Mobbing machen müssen, daher kommt das.


    ( souma - schnell kam auch der Dobi nicht zurück. Der war auch gute 5 Minuten weg.)


    Danke für eure Meinungen. Über Nacht hab ich mir ganz schön Gedanken gemacht und [scherz] bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mir am besten selber einen DB zulege ;)
    Grüßle
    Silvia

  • Also ich muss auch sagen, so leid es mir für deinen Hund tut, dass er diese Erfahrung machen musste, dass ich den Ausgangspunkt für das Problem bzw. für diesen Zwischenfall nicht gerade beim Dobermann oder dessen Halter sehe.


    Wenn mir ein unangeleinter Hund entgegen kommt und der Halter auch nichts sagt oder irgendwelche Anstalten macht, dann lasse ich meinen Hund auch laufen. Roxy rennt dann auch schon mal ziemlich ungestüm zu dem anderen Hund hin. Ich kann sie aber auch abrufen, wenn ich merke, der Hund hat Angst. Bzw. lässt sie ihn dann auch von alleine in Ruhe.


    Schon alleine zu deiner eigenen Beruhigung kann ich dir nur raten, deinen Hund mit einer Schleppleine zu sichern und mehr zu kommunizieren. Ich weiß, es ist doof, weil man schnell als hysterischer Kleinhundbesitzer abgestempelt wird, wenn man immer gleich ruft "Anleinen, meiner hat Angst!". Aber lieber das, als ein panischer Hund der unkontrolliert auf Straßen rumrennt und irgendwann mal unter die Räder kommt.


    Vielleicht könntest du ein paar Besitzer von größeren Hunden mal ansprechen und fragen, ob sie bereit wären ein bisschen mit dir und deinem Hund zu üben. Oder regelmäßig mit euch Gassi zu gehen. Fragen kostet ja nichts und deinem Hund könntest du damit wirklich helfen.


    Mach dir klar, wie die Zukunft aussieht, wenn es so weitergeht: Dein Hund wird immer schlimmere Ängste bekommen. Ich habe das damals mit meinem Dackel auch durchgemacht. Da halfen nur gezielte Kontakte mit anderen Hunden.

  • Huhu Kerstin...


    Naja - wenn du merkst, dass der andere Angst hat, ist es ja unter Umständen zu spät.
    Als hysterische Kleinhundbesitzerin bin ich ja schon abgestempelt. Nur nutzt es nichts. Keiner hier kann seinen Hund richtig abrufen. Es funktioniert wirklich nicht. Das macht mich ja so bratzig. "Wir sind hier schließlich auf dem Feld, hier kennen sich alle" - ganz toll.


    Üben - was meinst du damit genau? Wenn der erste Kontakt vorbei ist, interessiert sich mein Hund nicht mehr für den anderen, hat auch keine Angst mehr.


    Vorerst passe ich eher auf, dass ich meinen Hund bei mir behalte, notfalls mit Schlepp.


    Viele Grüße
    Silvia

  • Naja, ich dachte üben im Sinne von Hundebegegnungen üben. Was natürlich doof ist, wenn bei euch wirklich nur solche Dummbeutel herumlaufen. Auch wenn nach dem ersten Abschnuffeln alles in Ordnung zu sein scheint, hat dein Hund ja offensichtlich ein Angstproblem.


    Und für dich ist es sicher auch nicht angenehm, immer die Luft anhalten zu müssen, ob das alles gut geht.


    Was du tun kannst, ist deinen Hund abzusichern und ihm Sicherheit zu vermitteln. Nimm deinen Hund zur Seite und stell dich davor, so dass du zwischen dem herankommenden Hund und deinem eigenen stehst. Nicht an der Leine ziehen, ganz locker lassen. Ich denke, dass dein Hund dann auch ruhig bleibt und nicht von sich aus anfängt zu zerren, musst du üben.


    Vielleicht findet sich ja doch noch ein Hundehalter bei dir, der bereit wäre dieses Szenario mit dir zu üben. Manchmal hilft da auch ein ruhiges Gespräch und eine nette Bitte.


    Als ehemalige Kleinhundbesitzerin und jetzige "großer schwarzer Hund"-Besitzerin, kann ich halt von beiden Seiten ein Liedchen singen und weiß, dass es oft einfach Missverständisse sind (zwischen den Haltern, und oft auch zwischen den Hunden).

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