Der Angsthund-Thread....

  • Na, da ist Kito ja genau richtig bei Dir!


    Der Sprung von der Theorie in die Praxis ist manchmal gewaltig - das geht unseren Ärzten in der Humanmedizin auch oft so...da werden viele von Deinen zukünftigen Patienten von Kitos Geschichte profitieren. Ich suche bei den eigenen Vierbeinern (als Tierphysiotherapeutin und Tierheilpraktikerin) auch den Kontakt zu Kollegen - denn es ist unglaublich schwierig, in der eigenen "Familie" mit der nötigen professionellen Distanz heranzugehen. Ausserdem sind für Aussenstehende Fortschritte oft besser zu erkennen, als für einen selbst, der den Vierbeiner ja Tag für Tag vor der Nase hat.


    Stimmt, ich hab grad gesehen, ich hab einiges nicht gelesen über Euch :ops: . Sorry.


    Geschirr - fallen mir die Maßanfertigungen von Far from Fear ein - eigentlich Windhundgeschirre, die machen aber auch andere Grössen. Wichtig ist ein 2. Bauchgurt weiter hinten zusätzlich zum normalen Bauchgurt.
    Etwa so: (weng runterscrollen) http://www.nothing-to-fear.eu/geschirre.htm - dort ist eine Sonderanfertigung für Dreibeiner, die dem ausbruchsicheren Geschirr aber sehr ähnelt. Die Leute sind total nett bei Mail- oder Telefonkontakt und machen vieles möglich. Für Maßanfertigungen sind die Preise auch in Ordnung, wenn auch kein Schnäppchen. Aber besser als ein Thread im Vermißte-Hunde-Forum allemal.


    Zum Clickern nochmal - Du kannst ja auch zunächst beim Konditionieren des Clickers auf Distanz bleiben und die Leckerlis werfen, so dass sie etwas über den Boden kullern. Grad bei Hunden, die noch wenig Erfahrung mit Eigeninitiative haben, kann man dadurch die nötige "Aktivität" fördern. Unsere Doba hat anfangs nur dagehockt und mich angeschaut (was ja auch schön war, uns aber nicht weiter brachte) - durch das über den Boden Kullern der Click-Belohnungsleckerlis ist sie sozusagen aus Versehen wie von selbst wesentlich aktiver geworden.


    Auch bei den Ttouches kann man zunächst eine Feder, einen weichen Pinsel, ein flauschiges Tuch nehmen, um dem Hund etwas mehr Abstand zu verschaffen.


    LG, Chris

  • Ja, ein wirklich gutes Geschirr halte ich auch für wichtig! Und wenn es dann ein paar Euro mehr kostet, soll es daran nicht scheitern.
    Wir haben hier vor Ort auch eine gute Geschirr-Schneiderin. Vielleicht kann ich mit der mal sprechen, ob sie ein Doppelgurt-Geschirr anfertigen kann. Ist eben praktischer wenns in der Nähe ist, falls noch etwas geändert werden muss. Aber die Geschirre von deinem Link sehen auf jeden Fall super aus.


    Theorie und Praxis sind wirklich zweierlei und so bin ich gerne mit den Hunden der Pflegestelle beschäftigt. Mein eigener Hund war zwar auch ein Sensibelchen, aber erstens Border Collie und zweitens eigentlich eher unproblematisch... Durch die Hunde aus dem Tierschutz lerne ich ganz andere Temperamente und Probleme kennen. Von der leinenaggressiven Deutschen Dogge über die Galga mit scheinbar Vakuum im Kopf (hat sie nicht, wir haben uns inzwischen viel besser kennengelernt), bis hin zu dem hier beschriebenen Angst-Hund.


    Viele Grüße
    Cherubina

  • Huhu,
    dein "Pflegefell" klingt ja wie eine abgeschwächte Version von Bodo :-/ Grad das Einschränkung durch die Leine kommt mir sehr bekannt vor. Bodo hat zu Anfang auch Geschirre gefetzt und Leinen durchgebissen. Im Alltag macht er das nicht mehr, aber festbinden kann ich ihn nirgends...


    Der Clicker hat bei uns nicht funktioniert, weil es war, wie du auch beschrieben hast. Ich habe aus dem Clicker eine große Sache gemacht (die anderen Hunde weggesperrt - sind drauf konditioniert und würden sich vordrängeln, mich präsent hingesetzt, etc.), also dacht er, das muss was ganz Schlimmes sein. Naja, ich habe es bei einem Versuch belassen (nachdem er immer wieder zusammen gezuckt ist). Mir fehlt da aber auch die Geduld (nicht für Bodo, aber für den Clicker *grins*).


    Aber, ich hab die Antworten grad nur überflogen, aber kennst du Zylkene? Beles dich mal drüber. Bodo hat es 4 Wochen lang bekommen und hat riesige Fortschritte gemacht. Wir haben es dann bewusst nicht weiter gegeben, um erstmal an den "normalen Hundeproblemen", die sich mit der Entspannung eingestellt haben (zu anderen Hunden rennen, Jagdansätze...) zu arbeiten ;)


    Bei uns gibt es auch was Neues, Bodo hat am Samstag gelernt, dass mobben toll ist *grummel* Mein Zwerg wird momentan immer motziger mit fremden Hunden (war mir gar nicht bewusst, wir kennen fast alle, die wir treffen) und Bodo hat ihn ja als großes Vorbild. Da merkt man sofort die Erziehungsdefizite, wenn man sie im Doppelpack präsentiert bekommt *seufz* ;) Nun bin ich grad auf Statistensuche um beiden (einzeln erstmal, klar) beizubringen, dass ich gern gefragt werden möchte, wenn sie zu einem Hund wollen. Mal schauen ;) Überhaupt macht Bodo auf mich den Eindruck, als würde er grad ein Stück weiter erwachsen werden (Ende Januar ist er 2 geworden). In den letzten Tagen scharrt er nach dem markieren auch wie ein Weltmeister, viel häufiger als vorher... ich bin gespannt, was noch auf uns zukommt ;)


    In Sachen jagen machen wir zum Glück Fortschritte (wobei momentan...er hat wieder eine kleine Durchzugphase, ich nehm an, jetzt würde es nicht mehr so gut klappen). Ich bin jetzt ziemlich sicher, dass Bodos Jagdtrieb fast gar nicht vorhanden ist. Er hat sich in letzter Zeit von Kaninchen, Katzen und Rehen abrufen lassen - bzw. er ist nicht durchgestartet, sondern hat inne gehalten und fixiert. Ein "nein" und ein fröhliches "auf, hier lang gehts" hat bewirkt, dass er mitkommt *freu* Aber er ist ein ganz übler Mitläufer, rennt ein anderer Hund vor, kann ich mich auf den Kopf stellen *seufz*


    Also, die Angst wird zwar immer besser, aber nun beginnen die normalen Probleme, uns wirds also so schnell nicht langweilig *hihi*

  • Jaja, bin abnehmender Angst kristalisieren sich neue Probleme heraus, das kommt mir auch bekannt vor.


    Kito wird langsam übermütig und zwickt sein Pflegefrauchen in aufregenden Situationen, z.B. morgens beim ersten Gang in den Garten oder wenn es an der Tür klingelt, in den Po oder Hand. Immer schön von hinten und ganz schnell. Inzwischen hat sie eine Blumenspritze in reichweite stehen...


    Ein Erfolg für mich:
    Das Anklickern hat viel besser als gedacht. Eine Hündin, die ich zur Unterstützung immer dabei habe hat gut verstanden, dass es für sie eine Belohnung gibt, wenn sie einfach nur bei mir sitzen bleibt. So kann ich Kitos seine Leckerlis schnell und gezielt geben.
    Noch bleibt er in der Box oder unter der Couch im Wohnzimmer und ich lege sie ihm vor die Nase, aber er nimmt sie dort sofort weg. Die zeitliche Abfolge von Klick und Belohnung klappt also gut und er spitzt auch schon die Ohren wenns klickt. Ich sitze dafür seitlich zu ihm und nicht direkt vor dem Eingang der Box.
    Gestern habe ich angefangen gezielt das erwünschte Verhalten zu klickern. Zunächst nur jede Bewegung der Nase aus der Box heraus und einen vorsichtigen Blick in meine Richtung. Wir tasten uns langsam weiter...


    Ein "Belohnung über den Boden kullern" ist zur Zeit noch nicht drin.


    Das Geschirr habe ich einstweilen auf die Seite gelegt. Das Anziehen macht ihm unheimlich Stress und sein eigenes muss auch erst noch angefertigt werden. Leider kann ich das Geschirr ja auch nicht dran lassen, da er es über kurz oder lang auseinandernimmt. Aber wenn das Klickern gut klappt, dann habe ich dafür ja auch einen neuen Ansatz.

  • Das liest sich ja schon richtig gut!
    Clicker-Freaks gähnen zwar gern mal bei "unseren" Erfolgen beim Leben-lernen-Clickern :lol: , aber für solche Hunde ist das eine wirklich geniale Methode, um sie punktgenau und unemotional zu bestätigen.


    Du scheinst aber auch ein gutes Gefühl für die richtige Größe (bzw. Kleinheit) der Übungsschritte zu haben! Viele HH wollen zu viel auf einmal.


    Ich würde mich freuen, wenn Du ab und an berichtest!


    LG und weiter so,


    Chris

  • Bei mir war auch die zweitgrößte Schwierigkeit den Punkt zu finden, wo "neuer Mut" in unerwünschtes Verhalten umschlägt.


    Zwei Beispiele.
    Anspringen
    Als ich am ersten Tag nach Hause kam, ist Max mich ganz begeistert angesprungen.
    Ich war so gerührt, weil er sich ja sonst bei jeder Bewegung in seine Richtung weggeduckt hat.
    Es war auch die nächsten Tage immer nur die Begrüßungsszene.
    Ich war so froh, bis ich nach einer Woche einen Schlußstrich ziehen mußte, da ich echt zerkratzt war. Er hatte ja damals noch so lange Krallen.
    Mir tat es in der Seele weh, mich wegzudrehen bei der Begrüßung.
    Bei einem "normalen" Hund hätte ich es von Anfang an unterbunden ohne Sorge, dass ich dem Hund damit was Böses tue.


    Das Jagen
    Am Anfang war Max draußen nicht ansprechbar und panisch, wenn sich irgendwas in der Nähe bewegt hat. Es hat ca. 8 Wochen gedauert, bis er anfing sich für seine Umgebung zu interessieren.
    Ich habe im klassischen Sinne wirklich alles falsch gemacht.
    Als er das erste Mal einer Amsel nachgehopst ist, war ich begeistert und habe ihn gefeiert, eben weil er eine "normale" Hundereaktion gezeigt hat. Das ging dann weiter mit anderen Hunden, Katzen....
    Es hat unglaublich viel Zeit und Nerven gekostet, das halbwegs wieder grade zu biegen.


    Im Nachhinein weiß ich nicht, ob es so falsch war.
    Er hat einfach eine "normale" Entwicklung nachgeholt.
    Aber wir wären vielleicht im Laufe der Zeit entspannter gewesen, wenn ich gleich damals gegengesteuert (erzogen) hätte.

  • Hey,
    ich hab den Thread auch schon entdeckt ;) klinke mich hier auch mal ein mit meiner Angstpfote.


    Im Moment haben wir kein spezifisches Angstproblem mehr, sondern kleine generelle Sorgen, die ich mir manchmal mach.


    Anstatt, dass Stella jeden anpöbelt aus Angst, fiept sie mittlerweile nur noch, manchmal ist sie sogar ganz ruhig. Vom Staubsauger weiß sie auch mittlerweile, dass der sie nicht frisst.


    Gestern hatten wir ein relativ heftiges Gewitter, das mich sogar ausm Schlaf gehaun hat. Stella war natürlich total der Panik verfallen. Hat gehechelt wie bekloppt, ist ununterbrochen durch die Wohnung gerannt und war absolut nicht ansprechbar. Ich weiß, dass Angst vorm Donnerwetter normal ist bei Tieren, also da war bis jetzt noch keins meiner Tierchen begeistert von, aber es muss doch eine Möglichkeiten geben, dass Stella nicht gleich hin und her rennt und nicht mehr hört, ohne sie zwingend anzuleinen. Normalerweise soll ich sie in stressigen Situation in ihrem Ruheeck anleinen, aber das hat bei dem Sturm und Krach gestern überhaupt nicht bewirkt, da wurde sie nur unruhiger.
    Hat vielleicht jemand einen Tip? Sie verhält sich übrigens immer so bei Stress und ich hab halt nicht immer die Möglichkeit sie anzuleinen oder rauszunehmen (donnern tut's beim Gewitter ja überall).


    Danke :)

  • Kein Tipp.
    Aber ich hatte die letzten 5 Wochen einen Gasthund, der hinsichtlich Ängsten völlig entspannt "normal" ist.
    In den 5 Wochen war dreimal Gewitter.
    Das waren für mich 3 Nächte mit je 3 Stunden Schlaf. Alles so wie von Dir beschrieben.
    Während mein Angsthase im Körbchen lag und seelenruhig geschlafen hat.
    Also alles normal.

  • Ich war damals bei meinem eigenen Border-Senior richtig erleichtert, als er das erste Gewitter verschlafen hat. Er konnte sie ab einem Alter von ca. 15 Jahren nicht mehr hören :gut:


    Ansonsten hat geholfen: Rollläden runter, Licht an, Musik oder Fernseher (ja, soll man nicht bei Gewitter, ich weiß) laut drehen und ansonsten nicht beachten. Entspannt war er trotzdem nie und ich musste hinter Sabberpfützen wegwischen.

  • Zitat

    Normalerweise soll ich sie in stressigen Situation in ihrem Ruheeck anleinen, aber das hat bei dem Sturm und Krach gestern überhaupt nicht bewirkt, da wurde sie nur unruhiger.
    Hat vielleicht jemand einen Tip? Sie verhält sich übrigens immer so bei Stress und ich hab halt nicht immer die Möglichkeit sie anzuleinen oder rauszunehmen (donnern tut's beim Gewitter ja überall).


    Huhu,
    also wenn Enki so in Panik ist wie du es bei deinem Hundi beschreibst hilft wirklich nur streicheln (feste striche, Brust massieren), Schutz bieten, Körpernähe und gutes Zureden bei uns. Ansonsten einfach Geduld und das Wissen, dass das Gewitter wieder vorbei geht :smile:


    Teilweise hilft den Tieren das ThunderShirt - heißt ja nicht umsonst so ;) das durch Druck den Tieren wieder mehr Eigenwahrnehmung gibt und sie somit besser runterfahren können. Tellington Bänder können ebenfalls helfen - die Bandagen werden auch um den Hund geschnürt und es gibt viele Leute die Erfolg damit haben.
    Da kannst du mal ausprobieren, ob vielleicht sogar ein altes enges T-Shirt sogar schon Erfolg bringt!


    Liebe Grüße,
    Annika

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