Der Angsthund-Thread....

  • Ich würde ein ausbruchsicheres Geschirr nehmen und konsequent loslaufen. Es kann sein, dass es hilft ihn aus dieser Angst rauszuholen. Ev. schafft er es nicht selber da raus zu kommen. Ein konsequenter Führer an seiner Seite kann für ihn vertrauenswürdiger sein, als die Lockerei mit Leckerlies. Es gibt auch Hunde die nicht so auf Leckerlies stehen. Bei Schara kann ich mit ner Schweinshaxn wedeln, wenn sie Angst hat hat sie Angst. Dann nimmt sie nichts.


    Ein Halsband würde ich gar nicht mehr nehmen.


    Das ist jetzt aber nur meine Meinung und ich bin alles andere als ein Profi. Bin gespannt was die andern sagen.

  • mein Gedanke wäre ähnlich. Ausbruchsicheres Geschirr, in Ruhe aber ohne Diskussionen anziehen üben und dann konsequent raus. Ist es bei dir im näheren Umfeld ruhig? Habt ihr ggf. einen Garten? Weil anfangs natürlich in ruhigem Ambiente, einfach mal vor die Tür, gucken lassen, schnüffeln (wenn Wuff das tut) lassen, wieder rein. Und das viele Male am Tag. Nach und nach auch kleine Runden laufen..


    Hört sich auf jeden Fall nach einem grösseren Problem an, doch ich denke auch rausholen ist da eure einzige Chance. Und wenn die anderen Hunde Sicherheit geben, diese mit raus nehmen, falls es hilft. Würd später aber auch versuchen das er auch nur mit dir allein läuft um ein wenig von den anderen Wuffs weg zu kommen, das auch eine Bindung, ein Vertrauen zu dir hergestellt wird. ;)


    Viel Erfolg!

  • Ich schwanke eben noch etwas zwischen "einfach dran und los" und "er muss eine Chance haben das alles Schritt für Schritt zu verdauen". Immerhin hat er sich bis vor drei Monaten nicht aus seiner Box getraut wenn Besucher da waren und heute springt er (fast) selbstverständlich an ihnen vorbei. Mein langsamer Ansatz scheint also etwas zu bewirken.


    Bei dem völligen Überfahren und einfach hinterherziehen kommt mir sofort die "erlernte Hilflosigkeit" in den Kopf. Ein Zustand, den ich nicht unbedingt herbeiführen will. Vor nicht allzu langer Zeit hat er noch zitternd unter sich uriniert, wenn man ihn angefasst hat...


    Das ich eine ruhige und konsequente Führung darstellen muss, sehe ich auch so. Bisher bin ich das nur doch stetiges Steigern des Schwierigkeitsgrades angegangen.


    Sein Problem ist auch nicht das draußen sein. Im sicher eingezäunten Garten hält er sich gerne auf und ist relativ ungezwungen dabei. Das Problem ist die räumliche Einschränkung, das Geschirr, das Halsband und die Leine an sich und der Mensch als für ihn schwer einzuschätzender Faktor und potentielle Gefahr.


    Aber ihr seid beide der Meinung, dass ein gutes Geschirr jetzt der nächste Schritt sein sollte und genau so werde ich es auch machen. Ganz auf das Halsband verzichten kann ich sicherlich noch nicht, da ich ihn von oben nicht greifen kann. Ein Anleinen geht nur in der Box und wenn ich von vorne den Karabiner in die Öse am Halsband hake. Ich will vermeiden, dass er sich in der Enge der Box sonst doch irgendwann dazu genötigt fühlt zu beißen. :ugly:

  • Huhu... wir hatten ähnliche Bedenken wegen des Geschirrs. Als nette Hundehalter haben wir selbstverständlich versucht es schönzufüttern. ;-)
    Resultat war, dass der Hund mehr Angst davor bekam, je mehr TamTam wir darum gemacht haben. Also kam das Ding einfach irgendwann dran und blieb 2 Tage an.
    Lilly mag es bis heute nicht - und sie wird es auch nie mögen. Aber sie "duldet" es irgendwie, und wenn wir draussen sind, hat sie es eh vergessen. ;-)


    Ich fand damals einfach interessant, dass es manchmal so zu sein scheint, dass Leckerchen den Dingen mehr Gewicht verleihen und man genau das Gegenteil erreicht. Der Hund dachte vermutlich: " Wenn´s dafür was zu fressen gibt, muss das ja echt ein fieses Ding sein.." Oder so ähnlich.


    Aber gut, zum Glück ist da ja jeder Hund anders. :-)
    Liebe Grüße und viel Erfolg!
    Chrisi

  • überfahren auf jeden Fall nicht. ;-) Garten ist doch schonmal toll.
    Geschirr anziehen üben, als nächster Schritt in Garten führen an der Leine. Dort kurz an der Leine laufen mit mal einer Wendung, einer Kurve.. anschliessend "loben" & ableinen, das tun lassen was er sonst auch gerne im Garten tut.


    Wenn Leine laufen gut im Garten klappt, die Umgebung erobern- erstmal nur vor die Gartenpforte, dann ein Stück den Weg hoch und wieder zurück...


    Mit Leckerlis geb ich Chrissi recht, man kann auch die Unsicherheit vor etwas damit bestätigen obwohl man schönfüttern will.


    Ihr schafft das bestimmt! :gut: berichtet weiter.

  • Das klingt so nett wie du es schreibst: einfach in den Garten laufen und da ein paar Wendungen... Zur Zeit müsste ich ihn in den Garten schleifen und wenn ich Pech habe zieht er aus lauter Panik eine Pipispur. Zumindest auf Zug am Halsband reagiert er ersteinmal nur mit Gegenzug. Erst wenn ich eine Spannung für ca. 20 Sekunden halte und mich nicht bewege, gibt er dem Zug nach. Aber vielleicht klappt das mit dem Geschirr besser, weil kein Zug auf dem Hals ist.


    Geschirr einfach anlassen war ja der Plan der Pflegestelle. Resultat: zwei zerstörte Geschirre nacheinander! Ich kann es ihm anziehen, da bin ich recht sicher, aber einfach dranlassen werde ich es nicht können.
    Mit dem Halsband ging das sehr gut, dies trägt er jetzt ständig.


    Ich werde auf jeden Fall berichten, was wir für Fortschritte machen.

  • Kannst Du nicht einfach die Türe offen lassen und ihn in den Garten nachkommen lassen? Ganz ohne Druck. Alles geht in den Garten und hat Spaß - würde mich wundern, wenn er nicht neugierig wäre was da draußen los ist.


    Neben all dem "zu seinem Glück mit Hilfestellung zwingen" kann es auch manche Dinge geben, die der Hund selbst schafft, auch wenn es ihm schwer fällt.


    "Ei, wer kommt denn da, das ist aber schön, dass Du jetzt da bist". Das ist ein Lob und ehrlich........

  • Zitat

    Das klingt so nett wie du es schreibst: einfach in den Garten laufen und da ein paar Wendungen...


    So ein in sich erstarrter und gefangener Hund ist nicht das, was sich die meisten Leute unter Angsthunden vorstellen.
    Da hast Du Dir ja was vorgenommen mit dem Kerle... :smile:


    Bei derart scheuen Hunden ist das wirklich eine Liga für sich. Der direkte Kontakt fällt ihnen schwer, jegliche Form von Einschränkung versetzt sie in Panik. Um da überhaupt mal einen Schritt weiter zu kommen, braucht es eine gefühlte Ewigkeit.


    Wie sieht das aus - hast Du schon mal mit dem Clicker gearbeitet?
    Es gibt "lautstärkeverstellbare" Clicker oder man kann den Clicker in der Hosentasche auslösen (ist aber unpraktisch) oder einen leicht gängigen Click-Kugelschreiber benutzen und hat so ein absolut emotionsloses Bestätigungssignal, das der Hund nicht unmittelbar mit dem Menschen verknüpft - manchen Hunden ist schon ein normales, verbales Lob zu viel.
    Mit der Clickerarbeit kann man nicht nur "normale" Kommandos und Tricks einüben, sondern der Clicker kann grad bei verhaltensauffälligen Hunden eine riesengrosse Hilfe sein. Du könntest das Geschirr-Anziehen und "Aushalten" clickern, Du könntest jeden Schritt mit Geschirr clickern, z. B.
    http://www.spass-mit-hund.de/ Dort sind für unserereins gerade die Themen (Clickerwelt im Menü) mit den TH-Hunden oder den Zootieren sehr interessant. Man kann jede Kontaktaufnahme zu uns clickern - eben auch auf Distanz, das Leckerli kann man dann in Richtung Hund rollern, bzw. leicht von ihm weg, damit er mal aus seiner "Ecken-Starre" raus kommt und sich aus Eigeninitiative bewegt. Das ist ein unglaublich wichtiger Schritt für solche Hunde.


    Für wirkliche "Clicker-Freaks" sind solche Dinge eher "Popelkram" - für uns und diese Hunde sind sie der erste Schritt auf dem richtigen Weg. ;)


    Ich kann mir die örtlichen Gegebenheiten bei Dir nicht so recht vorstellen - der Garten ist vermutlich "sicher" eingezäunt, die Hunde können vom Haus direkt in den Garten? Dann wäre es vielleicht gut, wenn Du das Bewegen mit Geschirr und das Anleinen am Geschirr nacheinander in Angriff nimmst. Beides zusammen ist schon recht heftig für solch einen Hund. Um überhaupt jemals mit dem Kerle den Garten verlassen zu können, brauchst Du so oder so ein Ausbrecher-Geschirr, da führt also kein Weg dran vorbei.


    Was für berührungsscheue Hunde oft eine Erleichterung ist, ist, wenn es nicht zuallererst die Hand ist, die sie vorsichtig streichelt, sondern die Hand z. B. ein flauschiges Tuch hält und den Hund damit berührt. Auch Tellington-Touches und auf Dauer überhaupt die Arbeit nach Tellington kann für solche Hunde sehr fördernd sein. Da ist das Buch

    eine große, leicht nachzuarbeitende Hilfe.


    Bei solch einem in seiner Angst fast erstarrten Hund würde ich mir professionelle Hilfe suchen - z. B. einen verhaltenskundlich arbeitenden TA, hier z. B.: http://www.gtvmt.de/10/verhalt…aerzte-in-ihrer-naehe.htm - oder auch auf Angsthunde spezialisierte Hundetrainer, die kann man auch oft erst einmal telefonisch/per Mail kontaktieren, den Hund dorthin zu bringen, ist ja i. d. R. kaum machbar und alles an "Helferlein" nutzen, was für diesen Hund geeignet scheint.
    Der Hund ist ja nicht nur angst-erstarrt, er ist ja so kaum in der Lage, seine Streßhormone mal abzubauen, wirklich zu lernen, sich auch mal richtig erholsam über Stunden zu entspannen. Spontan fallen mir da passende Bachblüten ein, einer meiner Hunde hat super-gut auf das DAP-Halsband reagiert, trytophanhaltige Zusatzfuttermittel oder eine besonders tryptophanhaltige Ernährung, in Extremfällen auch durchaus anxiolytische (angstlösende) Medikamente, bestimmte Duftstoffe, eine "sensorische Diät", damit das Hirn mal zur Ruhe kommt und noch vieles anderes mehr. Diese "Helferlein" nehmen uns nicht die Arbeit ab, aber sie helfen dem Hund, Dinge überhaupt verarbeiten zu können und werden allmählich während die Arbeit mit dem Hund kleine Erfolge zeigt, wieder ausgeschlichen.


    Das sind erstmal so die Dinge, die mir adhoc dazu einfallen.


    LG, Chris

  • Zitat


    Sein Problem ist auch nicht das draußen sein. Im sicher eingezäunten Garten hält er sich gerne auf und ist relativ ungezwungen dabei. Das Problem ist die räumliche Einschränkung, das Geschirr, das Halsband und die Leine an sich und der Mensch als für ihn schwer einzuschätzender Faktor und potentielle Gefahr.


    Da noch was zu - wenn der Garten ja an sich ok ist, würde ich die Faktoren "Geschirr", "Leine" und "Mensch" auch noch in einzelne Etappen aufdröseln. Also erst die Arbeit daran, dass der Hund sich mit Geschirr locker und unverkrampft bewegt, dann mit einer Leine am Geschirr - kurze Leine, die einfach nur dranhängt, dann mit einer besonders langen Leine, an der der Mensch "hängt", so dass die Freiheitsbeschränkung zunächst auf grosse Distanz stattfindet und schlussendlich die Leine immer kürzer werden lassen, so dass der beschränkende Mensch immer näher rückt.


    Gleichzeitig auch draussen jede Annäherung und Kontaktaufnahme zum Menschen clickern/bestätigen - also wirklich jeden Blick, jeden Schritt auf den Menschen zu. Irgendwo auf den Boden hocken, den Hund machen lassen und jedes Zuwenden bewirkt ein leise gemurmeltes Fein/ein Click und ein fliegendes Leckerli. Ein sich bewegender Hund ist dabei wesentlich besser dran, als einer, der in eine Ecke gedrängt einfach nur "aushält". Jeder von sich aus gemachte Schritt ist wertvoller und ergiebiger für das Lernen, als alles "sich ducken und aushalten".


    LG, Chris

  • Vielen Dank Chris,


    ich sehe du weißt von was einem Hund ich spreche.
    Ich habe es in den vorhergehenden Beiträgen schon ein bisschen beschrieben, aber die sind zugegebenermaßen sehr lang :???:
    Kito hat schon viele Fortschritte gemacht. Er kann entspannen (hat mit seinem Zimmer auch einen Rückzugsort, den er jederzeit aufsuchen kann und wo nur ich ihn manchmal stören komme - aber ich bin ja nur ab und zu im haus) und bewegt sich im Haushalt (auch im Garten) und mit den anderen Hunden sicher, solange man sich ihm keine Aufmerksamkeit schenkt. Ab und an bin ich dort auch nur abends, damit die Hunde nicht längere Zeit alleine bleiben müssen und da hat er sich auch schon mit 2 Meter Abstand mit auf die Couch gelegt. Und von hinten und im Schutz der anderen Hunde kommt er auch mal zur Popo-Schnüffel-Kontrolle.
    Kurz: Die "In die Ecke Starr- Phase" hat er hinter sich. Aber klar, mit Leine und räumlicher Einschränkung sieht es noch ganz anders aus. Aber auch hier zeigt er durchaus Interesse und nimmt Leckerlis aus der Hand!


    Mit TTouches habe ich schon langsam begonnen, bislang überwiegt aber sicherlich die Anspannung durch das angefasst werden an sich.
    Clickern ist eine gute Idee. Darauf bin ich bisher noch nicht gekommen und es würde eins meiner Hauptdilemmas lösen: das ein ruhiges lobendes Wort von mir von ihm bestimmt nicht 100%ig positiv verknüpft ist. Clickern ist wie du schon schreibst neutral. Die Konditionierung darauf wird sicherlich nicht ganz einfach, da er Leckerlis nur dann relativ ungezwungen nimmt (auch vom Boden), wenn andere Hunde mit im Raum sind, aber ich werde darüber nachdenken.


    Im übrigen bin ich selbst Tierärztin und habe den theoretischen Teil der Ausbildung zur Erlangung der Zusatzbezeichnung "Verhaltenstherapie" abgeschlossen. Was mir noch fehlt ist Praxis und Fälle. Da mir hier vor Ort die Möglichkeit fehlt in einer entsprechenden Praxis zu hospitieren habe ich den Abschluss erst einmal auf die lange Bank geschoben (nach der Diss solls weiter gehen), habe bei einem Fall wie Kito aber durchaus Ehrgeiz. Ein ausführliches Telefonat mit einem Kollegen kann in jedem Fall nützlich sein.


    Kannst du mir vielleicht zu einem bestimmten Geschirr raten? In meinem ersten Beitrag sind Fotos von dem Knaben verlinkt. Ich weiß nicht was für Geschirre die Pflegestelle im Fundus hat...


    Liebe Grüße
    Cherubina

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