Meideverhalten, dass Mittel der Wahl bei schwierigen Fällen

  • Ich finde diese Wortklauberei sehr mühsam.
    Ob man es nun Strafe, negative Verstärkung/Konsequenz, unangenehmer Reiz oder körperliche Korrektur nennt, es bleibt doch die selbe Sache.

    Und man muss für sich entscheiden ob man die Reaktion Meideverhalten als Trainingsmöglichkeit nutzen möchte oder eben nicht.

    LG
    Tina

  • Zitat

    Ich finde diese Wortklauberei sehr mühsam.
    Ob man es nun Strafe, negative Verstärkung/Konsequenz, unangenehmer Reiz oder körperliche Korrektur nennt, es bleibt doch die selbe Sache.

    Genau das meine ich :gut:


    @ sundri

    Du kannst das Lernen eines Kindes aber nicht komplett mit dem eines Hundes gleichsetzten.

    Kannst du deinem Hund erklären, wenn er über die Straße läuft ohne zu gucken, dass er von einem Auto verletzt wird?

    In einem bestimmten Alter kann man das Kinder erklären, sie können es sich vorstellen und müssen es nicht erst ausprobieren....

    P.S. Ich würde viel lieber wissen, wer denn schon bei schwierigen Fällen kein Meideverhalten benutzt hat, was er stattdessen getan hat und wie die Erfolge waren.

  • Ich denke, man kann manches gar nicht so genau definieren. Was ist denn meiden !!?? Muß Strafe ein unerwünschtes Verhalten vorausgehen, oder reicht es schon zu wissen, daß es unerwünscht ist ?
    Zu wissen, daß ich etwas nicht soll - ohne dafür verprügelt worden zu sein - reicht doch schon, um etwas zu meiden.

    Für mich wäre aber die "Gesamtsituation" mit ein großer Aspekt für die Wahl der Mittel. Viele verurteilen pauschal jegliche Strafe, Korrigieren, betrachten den Leinenruck (mal nur als Beispiel) als Gewalt am Hund.

    Was passiert den tagtäglich bei den Problemhundehaltern ??

    Bei Hundebegegnungen tillt der Hund völlig aus, schmeißt sich in die Leine (ups, Leinenruck), würgt sich, regt sich derart auf, daß er noch Minuten später unter Strom steht. Der jagende, nicht hörende Hund verbringt sein Leben an der Flexi oder SL, vergißt sich bei Wildsichtung, hängt in der Leine und sucht das Weite, sollte er mal frei laufen.

    Was sind das denn für Bedingungen, ist das hundegerecht, ein erstrebendwertes Leben für Hund & Halter ??

    Die meisten leben über Monate so mit ihrem Hund, eh sie professionelle Hilfe suchen. Sie rucken, würgen, schreien macht- und hilflos an ihren Hunden, kommen in eine Hundeschule und dann kommt der Spruch: Aber bitte nuuuuur positiv !

    Welche Relation steht denn zwischen monatelangen Problemen und dem wenige Wochen dauernden Training, bei dem man (endlich mal) ernsthaft, konsequent und ja, auch korrigierend, strafend mit dem Hund arbeitet ?

    Was wäre so fatal, wenn der Hund, die restlichen Jahre seines Lebens lose laufen darf, befreit von Halti, SL & Co., weil er in Zukunft andere Hunde meidet, weil er beim Anblick eines Kaninchens lieber weitertrabt ?

    Was geht einem (nicht nur dem Hund) alles verloren, wenn man monatelang auf die nette Tour versucht, dem Hund zu erklären, daß der knurrende Köter von nebenan es gar nicht so meint und man sich doch lieber Frauchen zuwendet, die hat sogar Futter. Is doch gar nicht schlimm, wenn man nicht zurückbellt.

    Sorry, aber keiner würde seinem Kind an der Hand einen Lolli geben, wenn es aufhört das andere Kind Ars :zensur: zu nennen. Das würde jede Mutter anders regeln :D

    Nur bei unseren Hunden, da muß alles positiv sein, unsere besten Freunde. Da traut man sich nicht, mal deutlich zu werden, die Führung zu übernehmen und auch mal einen Konflikt auszutragen. Das macht man nicht .. man kann doch einen Hund nicht einfach anbinden !!

    Irgendwas läuft verkehrt und so manche Hundeschulkonzepte tragen nicht dazu bei, daß unsere Hunde besser erzogen sind.

    Gruß, staffy

  • Zitat

    Was wäre so fatal, wenn der Hund, die restlichen Jahre seines Lebens lose laufen darf, befreit von Halti, SL & Co., weil er in Zukunft andere Hunde meidet, weil er beim Anblick eines Kaninchens lieber weitertrabt ?

    Und was ist, wenn an dem unangeleinten meidenden Hund ein anderer Hund ran tritt?

  • Zitat

    Und was ist, wenn an dem unangeleinten meidenden Hund ein anderer Hund ran tritt?

    Ein Leinenpöbler ist ja nicht automatisch ein Killer !
    Und nur, weil ich meinem Hund erkläre (wenn ich es denn übers Meiden aufbauen würde), daß man sich an der Leine benimmt, schließt das doch nicht aus, daß er ganz normal kommunizieren kann ??

    Die meisten Hunde haben frei laufend überhaupt keine Probleme. Mein Ziel wäre ja immer ein Hund, der andere an der Leine wahrnimmt, hinschaut, kommunizieren darf, sich aber benimmt.

    Oder willst du den Hund mit z.B. ERG davon abhalten, andere nur anzuschauen. Dann dürfte es eskallieren, aber ich glaube so wird keiner arbeiten !!

  • Was ich mir immer vor Augen führe:

    Ein Hund der an der Leine pöbelt hat bestimmt ein Sch... gefühl (Angst, Frust), wenn er einen Hund sieht, sonst würde er die ganze Show nicht abziehen.

    Und wenn ich jetzt noch über Meideverhalten arbeite, geb ich dem Hund auch noch den Rest, weil er ja den Reiz mit unangenehmen Gefühle verknüpft bekommt (sonst würde er das ja nicht meiden).

    Und was ist, wenn der meidende Hund keine Chance zum meiden hat? Dann wird er irgendwann wieder nach vorne gehen! Na super....

    Und zum Thema Bestrafung bei Leinenagression, mein Dackel hat sich bei Rüdenbegegnungen bewustlos gezogen (deswegen hat er dann auch ein Geschirr tragen müssen) und es war ihm sch.. egal.....

  • Îch verstehe die ganze Hundeerziehung nicht mehr.

    Es wird doch nur noch nach "Begriffen" erzogen. Da hat man für alle Handlungen, ausufernde Erklärungen, da wird um Begrifflichkeiten gestritten und was bringt es dem Hund und dem HH der Hilfe sucht: Nischt.

    Bei jedem Handgriff wird sofort überlegt wie diese Handlung nun heißt, wie der ganze komplexe Ablauf ist und legt der Hund die Ohren zurück und macht einen Schritt rückwärts bricht man vielleicht noch in Tränen aus und kommt sich als Tierquäler vor weil der Hund ins Meiden gerät.

    Das Menschen daraus eine Wissenschaft machen und manche den HH das Leben schwer machen weil jedes Wort auseinander gepflückt wird und jeder es mit seiner Vorstellung interpretiert, nutzt oder ablehnt hilft nun wirklich nicht.

    Was will man denn letztendlich:
    Warum soll Hund an der Leine nicht pöbeln: Ungesund für Hund und HH, Gefahr für die Umwelt (kann sich losreißen, neben einer dicht befahrenen Straße mit engen Bürgersteigen kann Hund "seinen Kopf verlieren" usw.). Jetzt muss man wissen was man will > a) soll Hund verstehen das Pöbeln von HH nicht geduldet oder will man b) das Hund es sein lässt weil ihn etwas Besseres erwartet.

    Bei a) wird man eine deutliche Ansage machen müssen (weil man es vorher vielleicht schon verpennt hat oder dem Hund die Situation so wichtig ist das er in dem Moment der Führung nicht mehr vertraut). Wie soll Hund es anders mitteilen als das er verstanden hat und dies deswegen Körpersprachlich zeigt? Wie soll es ein Hund zeigen wenn man schon in Panik ausbricht weil der Hund plötzlich merkt: ach da ist ja noch wer, hab verstanden und du bist jetzt mein Mittelpunkt?

    Bei b) wird man sich für den Hund verrenken (die es mit Überzeugung machen sind davon ausgenommen, denn für ist es Alltag und nichts Besonderes) und alles mögliche tun um bloß nicht beim Hund "anzuecken" so daß man einen immer fröhlichen, vor sich hinhüpfenden, lächelnden Hund hat der bei jedem nicht erwünschten Verhalten bestätigt ist, das doch alles nicht so schlimm ist, das HH immer nett ist.

    Und bei beiden wird man an seine Grenzen stossen: bei a) wenn man es maßlos übertreibt, seinen Hund in jeder noch so unwichtigen Situation straft, wenn HH die absolute Macht haben möchte und dies bei jeder Gelegenheit demonstriert, vor allen Dingen bei für den Hund unwichtigen, weil in seiner Welt nicht vorkommenden Handlungen wie die UO und nichts besseres zu tun hat als Hilfsmittel wie Leinenruck, Stachler und Co. zu verwenden;

    bei b) wenn der Hund sich nicht vom Futter abhängig machen lässt (oder Spieli) und seine Wichtigkeit durchsetzt, egal was der HH vollführt (das sind dann auch die "armen Seelen" die anschließen unangemessene Gewalt über sich ergehen lassen müssen, weil man keinen Rat mehr weiß bzw. bekommen diese Hunde das Prädikat "Problemhunde").

    Klarheit hat nichts mit unangemesser Gewalt zu tun. Klarheit, in den einfachen Dingen des Alltags lernend, hilft dem Hund auch in extremeren Situationen Führung anzuerkennen.

    Meiden weil Angst vor Gewalt: nein. Meiden (also unerwünschtes Verhalten einzustellen, darauf wird sich hier ja bezogen) weil HH deutlich macht das er es nicht duldet: ja.

    UO ausführen weil Hund vor unangenehmen Konsequenzen hat: nein. UO gehört für mich nicht zu der Natur des Hundes. Ist reine Menschenwelt. Und da gehört für mich positiver Aufbau und Beharrlichkeit für mich dazu. Alles Andere lehne ich in dieser Sparte ab.

    Training für den Alltag: warum? Hat nicht jeder im Alltag genug Möglichkeiten den Weg seinem Hund zu "weisen"?

    Warum pöbelt ein Hund? Weil er noch nicht verstehen gelernt hat das der HH das nicht will.

    Zitat

    Du kannst das Lernen eines Kindes aber nicht komplett mit dem eines Hundes gleichsetzten.

    Kannst du deinem Hund erklären, wenn er über die Straße läuft ohne zu gucken, dass er von einem Auto verletzt wird?

    In einem bestimmten Alter kann man das Kinder erklären, sie können es sich vorstellen und müssen es nicht erst ausprobieren....


    Und wie regelst du das bis das Kind so "vernünftig" ist? Ein kleines Kind wird dir erst einmal alles glauben solange es den natürlichen Respekt besitzt (Mama, Papa die Größten). Dann kommt das Alter wo die Erwachsenen durchschaut werden und Kind merkt das diese auch nicht alles Wissen. Spätestens ab dem Moment zeigt sich ob das Kind die Erwachsenen soweit respektiert das es auf sie hört, selbst wenn selbst nicht überzeugt ist oder so wenig Respekt hat das es sich nichts mehr sagen lässt. Das sind dann die "Problemkinder" welche den leitenden Faden verloren haben. Vernunft hat auch bei Kindern eine Menge damit zu tun, in wieweit sie Vetrauen und damit auch Respektieren. Was nützt dem Kind/Jugendlichen das Wissen das ein Auto verletzt wenn ihm das Einhalten von Regeln (zur eigenen Sicherheit) wurscht ist?

    Warum wird Meideverhalten jetzt nur noch negativ gesehen? Denn wenn ich die Interpretationen richtig verstehen geht es doch um das Einstellen einer unerwünschten Handlung weil der HH sich durchgesetzt hat ("ui, Fraule ist böse mit mir").

  • Jessas.. ich wollte eigentlich gar nicht nochmal schreiben.... man muss doch erstmal wissen was der Grund ist, warum der Hund sich so benimmt. Mal angenommen, er pöbelt aus Unsicherheit. Rumms vonne Mutti fein mit der Leine eins geruckt, 1a Meideverhalten provoziert, denn nicht nur andere Hunde sind gefährlich, die Mutti isses auch wenn andere Hunde in der Nähe sind. VERMEINTLICHER Erfolg: Fiffi pöbelt nicht mehr. Hat irgendetwas die GRUNDSTIMMUNG des Hundes geändert? Nö, ist noch schlimmer geworden.

    Darf jeder mit seinem Hund machen was er will... leider Gottes... und jeder muss entscheiden wie er arbeiten möchte. Aber jeder sollte zumindest wissen was er tut...

    Mein Weg wäre ein anderer... weil das rumdoktern an den SYMPTOMEN (z.B. Leinerucken bei Leinepöbeleien), eben NICHT die Verhaltensänderung bringt, die ich mir für meine Hunde wünsche. Darf jeder für sich selbst entscheiden... leider auch für seinen Hund...

    Und ja, das war überspitzt dargestellt und JA ich weiß dass Arbeiten über Meideverhalten sehr effizient sein kann... nur... der Zweck heiligt eben nicht immer die Mittel...

    aber das ist nur meine Meinung ;)

    liebe Grüße

    Ella

  • Ich denke, ganz entscheidend ist das Maß, mit dem Strafe, aber auch Lob eingesetzt wird.
    Muss man wirklich, um auf das Beispiel des Eingangspostings zurückzukommen, 3 mal ordentlichen Rucken, dass der Hund durch die Luft fliegt, um den notorischen Leinenzerrer zu kurieren? Oder kann nur die "Hand Gottes", wie es hier jemand so blumig umschrieb, den pöbelnden Hund zur Raison bringen?

    Manchmal beschleicht mich in derartigen Diskussionen das Gefühl, es gäbe nichts zwischen massiver körperlicher Einwirkung und exzessivem Leckerlieeinsatz.
    Kann man nicht auch anders deutlich werden, sich durchsetzen, und zwar in einem positiven Sinne?

    Das Argument des ach so befreiten Hundes, auf ewig von seinen Sünden geheilt ;), wird ja auch ganz gerne für den Einsatz eines Teletakts angeführt - lieber ein kurzer Stromstoß, als ein toter Hund.
    Diese Argumentation geht für mich allerdings fehl, denn schließlich ist so ziemlich alles besser, als ein toter Hund, ein leinenpöbelnder Hund, ein zerrender Hund.
    Die Frage ist, muss ich den Hund, um diesen unerwünschten Erscheinungen zu entgehen, erst ins Meideverhalten drängen? Oder kann ich das Problem nicht auch anders in den Griff bekommen?

    Ich möchte einen Hund, der meine Entscheidungen akzeptiert, weil er mir vertraut, weil er mich respektiert, weil er gelernt hat, dass ihm dies einen Vorteil bringt. Ich möchte nicht, dass mein Hund bloß gehorcht, um eine negative Konsequenz zu vermeiden, ebenso wenig, wie ich möchte, dass mein Hund mich bloß beachtet, weil er mit Leckerchen vollgestopft wird.

    LG, Caro

  • DANKE ELLA, GENAU DAVON REDE ICH DIE GANZE ZEIT!!!

    Ich behandeln doch mit Meideverhalten nur das Symptom (Agression) und nicht die Urasche (Angst, Frust)!!!

    Auch wenn ich dem Hund die Agression verbiete, hat er doch immer noch Angst und Frust!

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