Meideverhalten, dass Mittel der Wahl bei schwierigen Fällen

  • Danke erstmal für eure Beiträge .... ich finde eure Gedankengänge sehr interessant.

    LasPatitas
    Mit seinen Hunden geht er auch ganz klar um und duldet keine Faxen. Allerdings machen sie auch nicht viele Faxen. Sie laufen fast durchgehend frei, weshalb ich denke, dass es da kein Problem der Leinenaggression gegeben hat und wenn, dann hätte er schon den Ansatz im Keim erstickt.

    Er ist in der Tierhilfe tätig und hat auch öfters schwierige Hunde bei sich (deshalb sein Angebot Max für ne Woche aufzunehmen, wobei ich Max nicht als schwierigen Hund einschätze :D) ... er hat mir von 2 Beispielen erzählt ..

    Ein Dobermann der nie zur Ruhe kam .... dem hat er ein Platz beigebracht, wo der Hund wie festgetackert war (wie habe ich nicht hinterfragt).

    2 Hunde die nicht miteinander auskamen (Alt- und Neuhund). Den Hunden hat er alle Resourcen entzogen (alles Spielzeug, da der eine sehr Spielzeugfixiert war und den ganzen Tag nur gespielt hat). Er hat sich überhaupt nicht um die Hunde gekümmert und ihnen nur Fressen gegeben. Die Hund sind am Ende wie zusammengeschweißt gewesen und der eine ging ohne den anderen nirgendwo mehr hin.

    Das mit dem Dobermann mag ich nicht beurteilen, weil ich die Vorgehensweise dort nicht kenne aber das mit den 2 Hunden hört sich für mich durchaus schlüssig an.

    Was mich primär bei ihm überzeugt ist, dass seine Hunde ein top Verhältnis zu ihm haben, was definitiv nicht auf Angst beruht.

    Er hat seinerzeit, wo Max null leinenführig war und ich mich auf die Schnute gelegt habe, sich ihn geschnappt (ich war damals etwas verdattert aber aufgrund meines Sturzes auch nicht sonderlich gut drauf) und hat ihn innerhalb von wenigen Minuten ordentlich an der Leine laufend gehabt ... er hat keinerlei Ausbrechen seinerseits akzeptiert und ihn immer wieder an seine Seite geholt. Er meinte damals zu mir, dass es nicht angehen könnte, dass ich mir die Knochen breche, weil mein Hund meint er müsse sich in die Leine hängen.
    Max ist ihm daraufhin aus dem Weg gegangen... ob es Angst war ... ich weiß es nicht ... auch bei zukünftigen Treffen hat er sich scheinbar sein Gesicht gemerkt und hat eher einen Bogen um ihn gemacht. Sprich hier würde ich behaupten war das Vermeideverhalten eher kontraproduktiv.

    Wir sind dem Beispiel damals nicht gefolgt und haben über den schnöden Richtungswechsel gearbeitet, was uns auch sehr schnelle Erfolge brachte.

    Es ist auch so, dass er Max aktuell nicht mehr richtig kennt. Ich meinte, dass der Dobermann einer eher sensibler Hund ist und ich denke bei ihm wären solche Methoden eher kontraproduktiv, worauf er meinte, dass Max alles andere als sensibel ist.
    Es ist so, dass wir viel mit dem Bekannten gelaufen sind, wo Max ca. 2-8 Monate alt war. Wir haben dann unser Freilaufgebiet geändert und sehen den Bekannten nur noch sporadisch, weshalb er auch nicht wirklich die ganzen Fortschritte sieht die wir im großen und ganzen mit Max gemacht haben. Ich denke nicht, dass er das Verhalten von Max wirklich beurteilen kann.

    Ich denke er hat einfach Erziehungsmethoden die aus anderen Zeiten stammen, kombiniert mit den aktuellen. Ich sprach ihn z.B. darauf an, dass er immer wieder die Praktiken von Animal Learn publiziert und empfiehlt aber das diese ja nun gar nicht konform gehen mit einigen seinen Handlungsweisen.
    Er meinte, dass er die ja nur einsetzt bei schwierigen Fällen, bei seinen Hunden z.B. wäre das nicht notwendig, weil die von Anfang an die richtige Führung erfahren (frei übersetzt). Von daher denke ich nicht, dass sein kompletter Ansatz falsch ist. Nur nicht zwingend empfehlenswert, da man wissen muss, wann und wie man agiert und auch in der gesamten Körpersprache richtig handeln muss.

  • Mein letzter Hund war ja auch ein Dobi. Sie konnte auch ordentlich rumzicken. Erstmal hätten sie so Sachen wie Rüttelbüchse oder Leinenruck net weiter interessiert, die hätte trotzdem weiter gemacht bzw. erst recht und dann hatte ich immer Angst, dass sie einfach eine Eskalationsstufe weitergeht und anstatt rumzuzicken einfach zubeißt. :ops:

    Nur weil das bei seinen Settern funktioniert und Hunden, die neu, d.h. eh erstmal vorsichtig und zurückhaltender als sonst sind, bedeutet das nicht, dass es bei dir genauso funktionieren wird. Vielleicht eine Weile. Aber was machst du, wenn das Verhalten danach schlimmer ist als zuvor?

    Ich würde eher die jetzige Methode überprüfen, aber trotzdem dabei bleiben. Schreib doch mal eine Belohnungs- und Ablenkungsliste. Also alles aufschreiben, wo er auch nur minimal abgelenkt ist und was du als Belohnung einsetzen könntest.

    Buddeln, Schnüffeln, zu anderen Hunden gehen etc. kannst du auch benennen. Z.B. "Buddeln", "Click", "Buddeln", "Click".

    Was euch bestimmt in Pöbelsituationen was bringen wird, ist der Geschirrgriff. Ich glaube, der wurde auch schon mal im Forum beschrieben.

    Zur Frustrationstoleranz. Nur sehr kurze Übungseinheiten und nicht zu viel. Frust macht auch wieder aggressiv. ;)

    Z.B. bei dem "Leckerchen-in-die-Hand"-Spiel schon dann clicken, wenn er den Kopf gaaaanz leicht weg dreht.

    LG Theresa

  • Zitat

    Danke erstmal für eure Beiträge .... ich finde eure Gedankengänge sehr interessant.

    LasPatitas
    Mit seinen Hunden geht er auch ganz klar um und duldet keine Faxen. Allerdings machen sie auch nicht viele Faxen. Sie laufen fast durchgehend frei, weshalb ich denke, dass es da kein Problem der Leinenaggression gegeben hat und wenn, dann hätte er schon den Ansatz im Keim erstickt

    Ja und genau da liegt der Unterschied. Wenn die Hunde eh anders gehandhabt werden (ohne Leine, weil möglich) dann ist das 1. schon mal was anderes als wenn du auf die Leine angewiesen sein musst (Leinenzwang, Jagdtinstinkt u.f.m.).

    Und wenn mein Hund ein mal einen Hund anschnauzt an der Leine, dann kann ich ihn auch mal meine Meinung sagen :D

    Aber wenn der Hund schon so drin ist, dass ihn nichts mehr interessiert, na dann geht das nich mehr.....teilweise interessiert den Hund dann auch harte Bestrafungen nicht mehr, weil er abstumpft.

    Zitat


    Er ist in der Tierhilfe tätig und hat auch öfters schwierige Hunde bei sich (deshalb sein Angebot Max für ne Woche aufzunehmen, wobei ich Max nicht als schwierigen Hund einschätze :D) ... er hat mir von 2 Beispielen erzählt ..

    Ein Dobermann der nie zur Ruhe kam .... dem hat er ein Platz beigebracht, wo der Hund wie festgetackert war (wie habe ich nicht hinterfragt).

    2 Hunde die nicht miteinander auskamen (Alt- und Neuhund). Den Hunden hat er alle Resourcen entzogen (alles Spielzeug, da der eine sehr Spielzeugfixiert war und den ganzen Tag nur gespielt hat). Er hat sich überhaupt nicht um die Hunde gekümmert und ihnen nur Fressen gegeben. Die Hund sind am Ende wie zusammengeschweißt gewesen und der eine ging ohne den anderen nirgendwo mehr hin.

    Das mit dem Dobermann mag ich nicht beurteilen, weil ich die Vorgehensweise dort nicht kenne aber das mit den 2 Hunden hört sich für mich durchaus schlüssig an.

    Also als schwierig würde ich jetzt die Fälle nicht bezeichnen, schwierig wäre für mich auch das Umfeld in dem der HUnd lebt+sein Verhalten (Beispiel: Großer Hund der ohne Vorwarnung in einer hohen Kat. beißt und wo kleine Kinder im Haushalt mit leben).

    Aber was haben die zwei Beispiele mit einem Leinenruck und Meideverhalten zu tun?

    Im ersten Fall: vielleicht wurde dem Hund nie begebracht, dass er sich mal entspannen kann (lärmender Haushalt, Aufgabe zum bewachen, nervöser Hundetyp usw.)

    Im zweiten Fall wurden alle Streitpunkte, einschließlich Mensch und deren Zuwendung gestrichen, da gibt es kaum noch was zu streiten.
    Außerdem hatten die Hunde ja gar keine andere Wahl, als sich gegenseitig als Sozialpartner zu akzeptieren, der Mensch hielt dafür nicht her und andere konnten sie sich nicht suchen.
    Und bei Mehrhundehaltung ist in Knackpunkt, das Verhalten des Besitzers zu den Hunden und wenn ich nicht mehr als füttern tu, dann haben die Hunde ja kaum noch Reibungspunkte......wer weiß, wie das aussieht, wenn die zu dem alten Beistzer oder zu einem neuen kommen, der anders mit den Tieren umgeht....

    Zitat


    Was mich primär bei ihm überzeugt ist, dass seine Hunde ein top Verhältnis zu ihm haben, was definitiv nicht auf Angst beruht.

    Wie schon gesagt, hat er denn diese Methoden auch für seine Hunde gewählt?

    Wenn die Hunde dadurch konsequent gelernt haben, was erlaubt ist (und ggf. belohnt wird, womit auch immer) und was verboten ist (bestraft wurde), sind diese natürlich entspannt, wenn sie sich richtig verhalten (sie brauchen ja dann keine Bestrafung zu fürchten).

    Zitat


    Er hat seinerzeit, wo Max null leinenführig war und ich mich auf die Schnute gelegt habe, sich ihn geschnappt (ich war damals etwas verdattert aber aufgrund meines Sturzes auch nicht sonderlich gut drauf) und hat ihn innerhalb von wenigen Minuten ordentlich an der Leine laufend gehabt ... er hat keinerlei Ausbrechen seinerseits akzeptiert und ihn immer wieder an seine Seite geholt. Er meinte damals zu mir, dass es nicht angehen könnte, dass ich mir die Knochen breche, weil mein Hund meint er müsse sich in die Leine hängen.
    Max ist ihm daraufhin aus dem Weg gegangen... ob es Angst war ... ich weiß es nicht ... auch bei zukünftigen Treffen hat er sich scheinbar sein Gesicht gemerkt und hat eher einen Bogen um ihn gemacht. Sprich hier würde ich behaupten war das Vermeideverhalten eher kontraproduktiv.
    .

    Also hat er mit dem Leinenruck an ihm gearbeitet? Na wenn Max ihm aus dem Weg gegangen ist, dann hat er wohl Meideverhalten gezeigt :D
    Und wenn das Verhalten nach dieser Aktion aufgetreten ist, dann war es wohl deswegen

    Zitat


    Es ist auch so, dass er Max aktuell nicht mehr richtig kennt. Ich meinte, dass der Dobermann einer eher sensibler Hund ist und ich denke bei ihm wären solche Methoden eher kontraproduktiv, worauf er meinte, dass Max alles andere als sensibel ist.

    Naja, ich glaub ja das du deinen Hund besser kennst :roll:

    Und den Hund nur mal in bestimmten Situationen/Orten zu erleben, darauf kann man nun keine vollständigen Rückschlüsse ziehen.

    Wenn du meine Kleine draußen erlebst, würdest du nicht denken, dass sie ein Sensibelchen ist.

    Genauso wenig meine Große beim Agilitytraining, da ist sie nen Aktivhund, zu Hause würd sie am liebsten den ganzen Tag schlafen.

    Zitat


    Ich denke er hat einfach Erziehungsmethoden die aus anderen Zeiten stammen, kombiniert mit den aktuellen. Ich sprach ihn z.B. darauf an, dass er immer wieder die Praktiken von Animal Learn publiziert und empfiehlt aber das diese ja nun gar nicht konform gehen mit einigen seinen Handlungsweisen.
    Er meinte, dass er die ja nur einsetzt bei schwierigen Fällen, bei seinen Hunden z.B. wäre das nicht notwendig, weil die von Anfang an die richtige Führung erfahren (frei übersetzt). Von daher denke ich nicht, dass sein kompletter Ansatz falsch ist. Nur nicht zwingend empfehlenswert, da man wissen muss, wann und wie man agiert und auch in der gesamten Körpersprache richtig handeln muss.

    Naja und genau das meine ich:

    Er predigt anderen: "mach das so und so" Aber selber macht er das wahrscheinlich nicht.

    Möchte niemanden was unterstellen, aber es gibt Leute, die Hunde von anderen Personen nicht leiden können (weil ihren angeblich besser sind, in was auch immer) und die dann bei den Tieren mit solchen Methoden arbeiten oder diese empfehlen.... :sad2:

    Und wenn man schon von vorne herein den Hund gut erzieht (Prävention), dann hat man auch nicht solche Probleme.
    Vorsorge ist besser als Nachsorge.
    Aber das ist auch als erfahrener Hundehalter/Trainer schwierig.

    Und gerade bei schwierigen Fällen muss mann eine Verhaltenstherapie machen, die nachher einen sicheren Hund hervorbringt und nicht einer der irgendwie funktioniert weil ich die Hau-drauf-Methode anwende.

    Wie schon gesagt: lieber eine Verhaltenstherapie die länger dauert, aber sicher ist, als die Hau-Drauf-Methode die schnell ist und wo der Hund ggf. nur funktioniert.....

    P.S. Ich würde ihn auch mal fragen, ob er mit seiner "Methode" schon so vielen Hunden geholfen hat, wie P. McConnel mit ihrer (also bei ihr im Training)......*hehe*

  • Wie gesagt es geht nicht konkret um mich sondern mich interessiert nur eure Meinung zur Thematik Erziehung durch Meideverhalten bei "schwierigen Fällen". Das mein "Problem" zum tragen kommt ist natürlich, weil ich mit ihm darüber gesprochen habe. Ich habe jedoch schon einen Weg den ich beschreite der so ganz gut läuft, nicht optimal aber gut :D. Man muss es ja immer in Relation zur Ausgangssituation sehen .. und im Verhältnis dazu sind wir schon um einiges weiter ... auch wenn man selber das Gefühl hat nicht wirklich vorwärts zu kommen.

    In anderen Zusammenhängen hatte ich schon gesagt, dass der Geschirrgriff bei uns überhaupt nicht anwendbar ist ... es gibt unterschiedliche Stärken von Leinenaggression ... in Max seinem Fall, wäre es absolut nicht schlau mit dem Geschirrgriff kommen zu wollen.

  • Ich würde es generell nicht machen.

    Zeigt er Übersprungshandlungen?

    Ich find halt den Geschirrgriff genial. Mein Sittinghund kann ja auch so richtig ausflippen, wenn man ihn lässt und er müsste größenmäßig ähnlich wie deiner sein. Der hört mittlerweile sofort auf, sobald ich ihm am Geschirr festhalte. Ich hab allerdings in der Anfangsphase pro Gassi 50 - 100 Mal ins Geschirr reingegriffen und geclickt. :ops: :D

  • Hier wird immer über sensible Hunde und die Folgen bei verschiedenen "Methoden" geschrieben. Nicht ganz falsch, aber das macht doch einen sooo kleinen Teil aus. Was viel schwerwiegender ist, ist der Halter !

    Es gibt Menschen, die sind (oder lernes es) souverän, die treten selbstsicher auf, können Ruhe und Sicherheit vermitteln, die wissen, was sie wollen und was sie tun. So jemand, der eine Führungspersönlichkeit ist, der kann sich erlauben Regeln aufzustellen, Benehmen verlangen und Verhalten zu korrigieren.
    Dieser Mensch braucht keine Hilfsmittel, kein Spielzeug oder Leckerli, er agiert aus dem Bauch heraus, hat ein gesundes Selbstbewußsein, geht seinen Weg und hat Hunde, die gerne folgen.

    Aber wieviele gibt es, die das nicht sind. Die immer wieder in Panik verfallen, wenn ihnen ein fremder Hund begegnet. Die ihren eigenen Hund weder lesen, noch einschätzen können. Die Angst vor der Reaktion der Umwelt haben, denen ihr Hund peinlich ist und die es einfach nicht schaffen mal "mit der Faust auf den Tisch zu hauen" und die Sache selber in die Hand zu nehmen.
    Wer sich nicht ändern kann, kein Gefühl für Timing hat, seinen Hund nicht führen kann, der ist besser damit bedient, ihn mit Futter ab/umzulenken und zeit seines (Hunde-) Lebens einen Bogen zu laufen.

    Eine Methode ist nur so gut wie der, der sie anwenden soll !!

    Gruß, staffy

  • @ staffy

    Genau :gut:

    Und man sollte bei extremen Strafen auch mal sehen, ob alle Personen das überhaupt machen könnnen.
    Ist ja schön, wenn der "Herr im Haus" dem randalierenden Hund mit auf dem Boden drücken kontrollierne kann, aber können das auch die anderen Familienmitglieder?!

    Meine Meinung: Bei schwerweigenden Fällen, eher auf Verhaltenstherapie setzen und nicht auf Meideverhalten.

  • Ist nicht eigentlich die erste Frage womit man selbst am besten zurechtkommt.

    Nehmen wir mal an es gibt grundsätzlich drei Arten von engagierten Hundehaltern.


    A ist der Typ der mit positiver Bestärkung arbeitet, den Hund am Geschirr führt, clickt, lobt, begrenzt schimpft, seinen Hund insgesamt als Partner sieht und behandelt und sich sehr bemüht.
    Vielleicht auch mal 5 gerade sein lässt und seinen Hund sogar versteht wenn der etwas tut das er nicht tun soll.
    Der hinterfragt warum sein Hund so handelt und mit diesem Wissen versucht dagegen anzuarbeiten.
    Der nicht platt kommandiert sondern alternatives Verhalten anbietet und immer im Auge behält was der Hund leisten kann und was noch nicht.
    Gehorsam fordert aber auf sanfte Art und unter der Prämisse steter Tropfen höhlt den Stein.
    Und das Vertrauensverhältnis das er zum Hund aufgebaut hat niemals gefährden würde und lieber im "Krebsgang" arbeitet als zu schnell zuviel zu fordern.

    B ist jemand der unbedingten Gehorsam fordert und dem jeder Weg dahin recht ist.
    Der seinen Hund nicht per se schlecht behandelt, der aber eine klare Zielsetzung hat und alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzt um dieses Ziel zu erreichen.
    Der voll hinter dem steht was er tut und nicht über Alternativen nachdenkt weil er von seinem Weg überzeugt ist und der Erfolg ihm dazu noch recht gibt.
    Der lieber die knackige aversive kurze Methode wählt statt das langwierige Dutzidutzi-Training das A bevorzugt.
    Dem es egal ist warum der Hund handelt wie er handelt, Hauptsache er handelt so wie er als Halter es will.


    C wäre dann noch der eher selten vorkommende Hundemensch der nur durch sein Auftreten schon etwas ausstrahlt was ihm jeden Hund in jeder Lage zu Füßen liegen lässt, so das er allein dadurch Erziehungsmaßnahmen sehr selten nutzen muss.
    Dem die Arbeit mit Hunden schon in die Wiege gelegt wurde, der jede Situation im Griff hat und immer alles richtig macht.
    Hochachtung vor solchen Hundeführern, ich gehöre leider nicht dazu.

    Ich zähle mich ganz klar zu A.
    Und in dem Moment wo ich mich frage ob ich zu B werden könnte - und ich habe mich das gefragt und gründlich darüber nachgedacht - schließt das die Möglichkeit das ich zu B werden kann schon aus.

    Denn wenn man sich diese Frage stellen muss heißt das, das einem die B Methoden nicht im Blut liegen, man nicht davon überzeugt ist.
    Und sie deshalb auch nicht wirklich wird umsetzen können.
    Sonst hätte man ja, rein aus dem Gefühl raus, schon nach B trainiert.
    Und gar nicht mit dem ganzen, viel komplizierteren anderen A-Firlefanz angefangen.

    Denn B fragt sich nicht ob das gut ist, obs schadet, ob es der richtige Weg ist.
    B sucht keine sanften Alternativen und liest sich auch nicht zwingend in die Tiefenpsychologie des Hundes ein.
    B ist von seinem Ding überzeugt und lebt es ohne zu zweifeln.

    Das wird A nicht können.
    A wird sich zu Bs Methoden zwingen müssen, erst recht wenn A sich nicht dort hin entwickelt sondern beschließt ab sofort anders mit seinem Hund umzugehen.

    Was würde also passieren?

    A würde sich permanent verstellen müssen, sich ununterbrochen kontrollieren, sich bei jeder Entscheidung hinterfragen ob das nun eine Situation für die B Variante ist und dazu wohl ein ständig schlechtes Gefühl und Gewissen haben.
    Und As Hund wäre vermutlich mehr als verwirrt weil sein Halter nun plötzlich eine völlig andere Linie fährt und würde noch dazu spüren das sein Mensch im Grunde nicht natürlich sondern unsicher und aufgesetzt handelt und dabei nicht mit sich selbst im reinen ist.

    Es wäre einfach nicht "rund".

    LG
    Tina

  • Obwohl ich mich eher zu den Wattebäuschenwerfer zähle, halte ich es durchaus für nicht verwerflich, oder gar gefährlich im Sinne eines Vertrauensverlustes, dem Hund mal eine klare Ansage zu geben. Dazu muss man weder brüllen noch schlagen, im Gegenteil, es geht vielmehr um ein souveränes, "autoritäres" Auftreten, das keinen Widerspruch duldet, aber gleichzeitig dem Hund Sicherheit vermittelt. Ich finde es schwer zu beschreiben :hilfe:, da es viel mit einer inneren Einstellung zu tun hat, die man aber ausstrahlt und dem Hund somit vermittelt, dass man alles im Griff hat.
    Das ist gewiss nicht einfach, und auch hat nicht jeder von Natur aus die Gabe der "Führungspersönlichkeit", aber ich bin absolut der Meinung, dass die allermeisten Hundehalter dies lernen können, auch ohne sich ständig verstellen zu müssen. Denn wenn man nicht einmal im Ansatz dazu fähig ist, dem Hund Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln, wird man mit keiner Methode weit kommen, ganz gleich, ob man nun mit Leckerlies oder der Wurfkette wirft!

    Allerdings sollte ein Hund durch eine solche klare Ansage im obigen Sinne nicht ins Meideverhalten fallen.
    Und genau das ist der wesentliche Unterschied!

    Um ein Meideverhalten zu bewirken, muss man entsprechend heftig einwirken, damit ein entsprechender Lerneffekt erzielt wird. Hier besteht meiner Meinung nach durchaus die Gefahr, dass die Mensch-Hund-Beziehung darunter leidet. Denn es geht hier nicht darum, dass der Hund "freiwillig" dem Menschen die Einschätzung der Situation, die Lösung eines Konflikts etc überlässt, weil er ihm und seiner Führungsqualitäten vertraut, sondern Meideverhalten bedeutet schlicht und einfach, dass der Hund Angst vor den Konsequenzen hat.
    Auch gibt es Hunde, die sich von Schreck- oder Schmerzreizen nicht sonderlich beeindrucken lassen, weil der zu unterdrückende Trieb bzw der das unerwünschte Verhalten auslösende Reiz schlichtweg stärker ist, susami hat es ja schon angesprochen.

    Daher wäre eine Arbeit über Meideverhalten für mich nicht das Mittel der Wahl, auch nicht bei "schwierigen" Fällen.

    LG, Caro

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