Ich bin der Chef - oder wäre ich's nur gerne...?

  • Eine meiner Hundesitterinnen hat einen Hund, der der Musterschüler in unserer Hundeschulgruppe ist.
    Er "fragt" sein Frauchen grundsätzlich und wenn er etwas unerwünschtes macht, reicht es, wenn sie sich leicht räuspert.

    Wenn er die Erlaubnis zum spielen, toben etc hat, ist der Hund ein ausgesprochen ausgelassenes Tier.

    Sie hat ihn im ersten Lebensjahr sehr konsequent erzogen, weil er eigentlich Blindenführhund werden sollte, was letztlich aus gesundheitlichen Gründen bei ihm nicht möglich war.

    Ich bin immer hin und hergerissen, wenn ich die beiden sehe. Ein wenig Neid schwingt mit, auch die Erkenntnis, dass ich vieles an Konsequenz gar nicht will und vielleicht auch nicht in der Lage wäre, die Konsequenz aufzubringen.

    Bei meiner Hundesitterin ist klar, dass sie alles regelt.
    Sie wehrt unerwünschte Hunde ab, regelt jede unangenehme Situation. Sie hat die "Hoheit" über alle Spielzeuge, geht zuerst aus der Tür, gespielt und gekrault wird nie, wenn der Hund sie auffordert, sonst natürlich schon. Jedes Betteln wird ignoriert. Der Hund betritt das Schlafzimmer nicht. Er würde nie ein Leckerchen von Fremden oder vom Boden nehmen und überquert keine Straße ohne Erlaubnis, selbst dann nicht, wenn wir ihn vergessen und weiter gehen.
    Er lässt sich beim Tierarzt ohne Sedierung Fremdkörper mit entsprechenden medizinischen Geräten aus Nase und Ohren holen.

    Wenn fremde Hunde bei ihr sind, zieht sie ihre Regeln ebenfalls durch. Auch ist dann klar, dass ihr Hund der ranghöhere ist. Er geht zuerst ins Auto, bekommt zuerst sein Futter oder Aufmerksamkeiten.

    Es gibt ganz klare Regeln, die nie - jedenfalls nicht durch den Hund - durchbrochen werden dürfen.

    Sie ist der Chef. Ihr Hund vertraut ihr bedingungslos.

    Wenn ich die beiden beobachte, fühle ich mich manchmal schon ein wenig so, als versagte ich.
    Sammi hat Spielzeuge und ich finde es schön, wenn er damit ankommt. Zwar wird dann nicht immer gespielt, aber manchmal. Auch mag ich es, wenn er ab kurz vor sechs anfängt, Aufmerksamkeit zu fordern, weil es um sechs Futter gibt.
    Stresssituationen mit anderen Hunden lass ich ihn selbst regeln. Nur wenn er an der Leine ist, regel ich.

    Machmal denke ich allerdings, Sammi bräuchte eine klarere Führung. Mehr Distanz zu mir und weniger die Möglichkeit, mich vielleicht zu kontrollieren.

    Wie ist euer Verhältnis zu euren Hunden? Seid ihr klar "Chef"? Und wenn ja, wie funktionierts?

    LG
    Sammis Frauchen, das es eigentlich ganz schön findet, einen Hund zu haben, der auch selbst Entscheidungen trifft, auch wenn einige Entscheidungen einfach Scheiße sind

  • Das hast du gut geschrieben. :gut:

    Mein Hund weiß auch das ich der "Chef" bin, aber manchmal bin ich auch froh das er nicht so ein "Musterschüler" ist.

    Manchmal ist es schon der Neid, wäre mein Hund nicht hin und wieder auch so "einfach" (was ja nur an mir liégt... ich weiß) und perfekt.

    Andereseits ... er ist ein Lebewesen... er darf auch selbst denken. Und in gewissen Situationen auch selbst handeln. Er lässt sich immerhin abbrechen wenn etwas nicht gut ist.

  • Erwischt... volle Breitseite... :lachtot:

    So wie dir geht es mir auch manchmal. Dann erzählt mir eine wirklich gute Bekannte, wie ihr Hund zuletzte begrüßt wird, erst die Familie. Wie er im Körbchen sitzt beim essen etc. etc. etc. PERFEKT... und dann gucke ich mir Lotte an... wenn auch klein möchte ich sie doch "gut" erzogen haben... Lotte hört im großen und ganzen wirklich gut... naja... auf jeden Fall kann ich sie überall mit hinnehmen. "Sie" geht zuerst durch Türen (weiß auch nicht wie ich ihr die Tür aufhalten und zuerst durchgehen soll :???: ) usw.

    Mein persönliches Fazit: Solange es mit ihr/uns überall so gut klappt brauche ich keinen... :???: "super gehorchenden" Hund (werde ich hier jetzt geköpft - büdde nich).

    Es geht uns gut so wie es ist und ich habe beschlossen, dass jeder für sich entscheiden muss, wieviel er seinem Hund beibringt.

    Basta!!!

    Lieben Gruß

    okay... Leinenführigkeit usw. üben wir schon noch... da zerrt sie schon noch... aber wir üben es ja auch... :ops:

  • Hihi, Du spricht mir aus der Seele :D . Neidvoll beobachte ich HH, deren Hund so erzogen wurde, dass er sofort immer in jeder Situation adäquat reagiert ;) . Hmmmm, ich bin zwar konsequent, aber eben auch ein "laisser faire" Typ.
    Anouk hat Spielzeug zur Verfügung, springt mich auch mal an, ningelt manchmal auch rum, wenn das Essen nicht schnell genug fertig ist. Das möchte ich aber auch nicht missen, sie ist halt mein kleiner sturer (oft unterschätzer) Terrier-Dickkopf und so soll es auch sein. Eine BH würden wir momentan auf keinen Fall bestehen, aber für mich ist sie (fast-manchmal zweifele ich ein wenig an mir) perfekt. Sie ist ein Familienmitglied und absoluter Wunschhund, der eben manchmal Privilegien genießt, die nicht so ganz p.c. sind.

    Hach, ich liebe meine Samtschnauze einfach so wie sie ist, ein kleiner lustiger Clown...

    PS.: Mir haben schon 2 Hundetrainer unabhängig voneinander gesagt: "Na da haben sie aber eine ganz schöne Prinzessin" :hust: .

  • Mein Hund ist nicht perfekt ;-) - auch für mich nicht.
    Wir haben viele Baustellen, bei denen ich manchmal denke, vielleicht wär's für ihn besser, wenn ich wäre, wie meine Hundesitterin.

    Trotzdem würd' ich ihn natürlich nie hergeben, wobei ich in unserer Anfangszeit durchaus gedacht habe, ich müsse ihn abgeben, weil ich ihm nicht gerecht werde. Aber das ist ein anderes Thema.

    Mich interessiert einfach, was Chef sein ausmacht und vor allem, wie weit man sich bzw ich mich vielleicht auch Stückchen selbst anlüge...

    LG

  • Okay... aus dieser Sicht... meine Sicht dazu.

    Ich möchte meinen, dass ich zu 95 % die Chefin bin. Wo und wann wir irgendwo hingehen, ob sie draußen kommen muß, sich bürsten lassen muß, Futterzeiten (nicht ganz regelmäßig bei uns), womit sie spielen darf (meine Teddys sind tabu) etc. bestimme ich. Wann gespielt wird bestimmt mal sie, mal ich. Finde ICH aber okay. Wenn ICH nicht mit ihr spielen will, kann sie mich noch so oft anstupsen, dann ignoriere ich sie. Ich gehe auch auf sie ein, wenn wir NUR "Geschäft"machen gehen (letzter Gang oder so) und sie alles erledigt hat und nach Hause will... okay... warum MUSS sie dann draußen bleiben. ABER ich finde es dann okay und in dem Sinne "entscheide" ich, dass wir jetzt wirklich nach Hause gehen. Manchmal rufe ich sie auch noch mal kurz ran und DANN gehen wir nach Hause.

    Also Chefin in dem Sinne bin wohl ich auch wenn andere da noch ganz andere Regeln dafür aufstellen (erst ißt Frauchen/Herrchen, erst durch die Tür gehen, erst Menschen begrüßen - dann Hund etc.). Ist wohl auch eine Sichtweise... ein "dressierter" Hund ist Lotte nicht... aber sie weiß... wenn es drauf ankommt gebe ICH den Ton an.

    Hoffe dir hiermit jetzt "wirklich" geholfen zu haben.

    Vielleicht mache ich mir aber auch etwas vor???????? Nein - nicht in meinen Augen, in den Augen anderer vielleicht schon!!!

  • Als ich Deinen Beitrag gelesen habe, da habe ich gleich an Dusty gedacht, sie ist fast genauso :ops:
    Ich nehme jetzt nur mal die Beispiele, die Du aufgezählt hast:

    Aber ich finde nicht, daß Du etwas falsch machst. Du arbeitest noch an vielen Dingen und bist noch nicht fertig mit Eurer Beziehung/Bindung.
    Dusty ist jetzt seit 9 Jahren bei mir und unsere Beziehung ist erst in den letzten Jahren so geworden, wie ich es oben geschrieben habe.

    Allerdings muss ich ganz klar sagen, daß meine Hunde keine Roboter sind und da bin ich auch stolz drauf. Sie sollen auf meine Kommandos hören, wenn es beim ersten Mal nicht klappt, gibt es einen Blick und dann klappt es. Sie sollen nicht wie automatisiert wirken, denn das sind sie nicht. Aber ich bin sehr stolz auf die Beiden und auf meine Große (Dusty) ganz besonders =)

  • Also ich finde, man kann seinen Hund auch ohne sich ständig beweisen zu müssen konsequent erziehen :???: Ich höre auf meinen Hund, und mein Hund auf mich. Was braucht man mehr?
    Ich finde, man muss das Leben zwischen Hund und Halter nicht so ernst sehen - wo bleibt der Spaß? Wenn mein Hund mich anknurrt ist das ein deutlicher Befehl a la "Hey, bis hierhin und nicht weiter", wenn ich zu ihr sage "Aus" gilt dasselbe. Jedoch sollte man alles was dazwischen liegt nicht vergessen, was meiner Meinung nach viel wichtiger ist. Beispiel: Hund fragt mich, ob sie jagen gehen darf, ich frage sie, ob sie mir nicht den Gefallen tun würde sich zu mir auf's Sofa zu legen. So lange es einige wichtige und wirklich immer gut befolgte Kommandos gibt, wozu braucht man dann solche Sachen wie "als erstes durch die Türe gehen" etc?
    Also, ich find's überflüßig, und unnötig. Der Hund muss Kompromisse eingehen, wieso sollte der Mensch es nicht auch? Ich denke auch, dass generell doch öfter mal den Hunden selbst die Entscheidungen gelassen werden sollten (abgesehen von solchen, mit denen manche Hunde überfordert sind, wie zum Beispiel anderen Hundebegegnungen), und auch das versuche ich bei Zoe durchzusetzen. Ich kann mich trotzdem wirklich nicht über ihren Gehorsam beschweren (inzwischen wieder :D ). Auch mein Hund hört direkt mit etwas auf, wenn er das entsprechende Kommando dazu bekommt. Aber sie schläft im Bett, galoppiert als erstes durch die Türe, hat ihr Spielzeug überall rumfliegen, isst wann sie möchte, bettelt auch gerne mal :lol: - ein sehr unerzogener Hund, würde manch einer vielleicht sagen...

  • Dazu muss ich nochmal was gestehen, daß ich viele Dinge nicht von Dusty verlangt habe, sondern, daß die sich so eingeschlichen haben. Das mit der Tür ist so eine Sache, bei zwei Hunden, zwei Leinen und eventuell noch Korb oder was auch immer, ist es einfacher, wenn ich vorher aus der Tür gehe. Das mit dem Spielen ist irgendwie auch komisch, gut, seid Bibo mal wieder krank ist, kommt es selten vor, ich schmeiße mich in ein Körbchen und dann wird gekämpft, die Beiden gegeneinander und ich gegen Beide :lol:
    Draußen ist es einfach so, wenn ich Sitz sage, dann bleibt sie auch sitzen, daß gleiche ist mit Platz, bei Bibo ist das anders, die macht dann auch mal, was sie denkt, aber bei Dusty ist es irgendwie komisch. Sie blieb auch mal auf einer Wiese, ist schon ungefähr 8 Jahre her, sitzen, als alle schon beim Spielen waren, weil sie vorher das Kommando sitz bekommen hat. Sie ist einfach ein einzigartiger Hund und ich bin auf die Maus echt stolz.
    Wir haben keine festen Futterzeiten, die Beiden fressen, wenn ich Ihnen was gebe, ist aber auch gewillt so, weil ich erstens betteln nicht leiden kann und zweitens nicht an Zeiten gebunden sein möchte.
    Und im Bett schlafen beide Gott sei Dank, seit sie Welpen waren nicht mehr, na aber Hallo, da wäre ja kein Platz mehr über und das Geschnarche von Bibo :lachtot: da kriegt man ja kein Auge zu.
    Ich fühle mich schon als Chef im Rudel, aber wie gesagt, daß hat bei uns sehr viele Jahre gedauert, bis auch Dusty mich als "Chef" akzeptiert hat und soviel Vertrauen aufgebaut hatte, daß sie mir in allen Situationen vertraut!! :gott:
    Und für mich als "Rudelchef" ist das Vertrauen, daß mir beide Hunde entgegenbringen, daß Wichtigste und nichts anderes zählt für mich!!

  • Juhu,
    ich denk das ist hundeabhängig, ob man sehr locker sein kann oder nicht. und natürlich solang alles funktioniert, braucht man darauf sicher nicht zu achten ;-)
    die frage ist auch immer, wie die leute es angestellt haben, dass es so gut funktioniert, also ich meine damit methoden/ maßnahmen, die für mich nicht in frage kommen (aber natürlich meine ich jetzt keinen Startzwang!!) das ist sowieso die frage aller meiner Fragen: WIE macht man das? ;-)
    zur zeit hab ich ein bissi den eindruck, dass manche dinge "mode" sind. und in ein paar jahren ist es dann total falsch und man muss es genau anders rum machen.
    wir sind auch nicht perfekt- bei weitem nicht! Mein hund kontrolliert sehr gerne, er checkt alles und regelt alles. das ist nicht immer einfach- für mich. ich finde es auch nicht richtig, er tut es aber er wäre bedeutend entspannter, wenn ich es regeln würde- leider gelingt mir das nur schleppend. da frag ich mich schon, ob ich vielleicht einfach nur unfähig bin :headbash:
    naja wir arbeiten dran, kommen voran auch wenn ich es anstrengend finde- der weg ist das ziel :schildkroete:

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