Körpersprache

  • Ich habe gestern eine hoch interessante Dokumentation über menschliche Körpersprache gesehen. Es ging in erster Linie um Kommunikationsprobleme die sich durch die Körpersprache ergeben, aber ebenso auch über die Probleme die sich dadurch durch unfreiwillige Mitteilungen an das Gegenüber und durch die Nichtwahrnehmung der Körpersignale ergeben. Es wurde hervorgehoben, das Kinder sehr viel intensiver als Erwachsene, ihre Emotionen durch Körpersprache ausdrücken und das der Mensch ca. im dritten Lebensjahr damit beginnt, Emotionen zu verstecken.


    Wie funktioniert das aber bei der Kommunikation mit Hunden? Erkennen Hunde anhand der Körpersprache des Menschen dessen Dispositionen? Wie groß ist die Fähigkeit des Hundes, hinter die Fassaden zu sehen? Das sie es können, steht nach meiner Erfahrung fest.


    Wenn Hunde tatsächlich schon an der reinen Körpersprache des Menschen, dessen Disposition erkennen, wäre die sichere Interpretation von Körpersprache dann nicht ein "muß" für Züchter und Tierschützer?


    Hat sich schon mal jemand mit dem Thema auseinander gesetzt?

    • Neu

    Hi


    hast du hier Körpersprache* schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!


    • Schon die völlige sichere Beherrschung der eigenen Körperspache in Bezug auf seine Mitmenschen und die Interpretation der Körpersprache seines Gegenübers ist eine Kunst, die kein Mensch zu 100% beherrscht. Wie soll es dann beim Hund klappen?


      Ich denke beim Thema Körpersprache und Gehorsam kann man sich bei der Kommunikation zwischen Mensch und Hund nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.


      Zitat

      Wie groß ist die Fähigkeit des Hundes, hinter die Fassaden zu sehen


      Ziemlich groß, würde ich sagen. Nicht umsonst ist das Thema Therapiehund geradezu ein Modethema. Aufpassen muß man allerdings, daß man die Verhaltensweisen des Hundes nicht allzu menschlich interpretiert.


      Es ist sicher richtig, daß daß Züchter, Tierschützer und Tierhalter sich sehr viel intensiver mit Körpersprache befassen sollten.

    • Hallo,


      ich glaube der Hund orientiert sich stark an seinen Halter und wie er dem anderen gegenüber tritt. Die Hunde beobachten ihre Herrchen und lassen so ihre Reaktion folgen.


      Trittst du jemanden freundlich gegenüber wird dein Hund auch ruhig bleiben, hast du jemanden aber nicht so gerne und begegnest du dieser Person, überträgt sich deine Antipathie zu dieser Person auf deinen Hund.


      Es kann auch sein das einige Personen eine gewisse Aura ausstrahlen und dem Hund ängstlich und aggressiv entgegen stehen, dann gehe ich mal davon aus das der Hund sehr wohl auch die Persönlichkeit oder eventuell sogar eine Bedrohung durch diese Person feststellen kann. :wink:


      Die Kommunikation zwischen Halter und Hund findet ja tagtäglich zwischen ihnen statt und daraus ergibt sich in meinen Augen ein feines Band, wo man dann hinterher meint, der Hund könnte meine Gedanken lesen. Der Hund wird dich ja immer beobachten und deine Körpersprache anfangen zu lernen. :ja:

    • Guten Morgen!


      Ich denke daß gerade bei Hunden die Körpersprache sehr ausgeprägt ist. Sie kommunizieren ja untereinander am stärksten durch Beobachtung des anderen, also auch des Menschen.
      Wenn ein Hund den anderen bergüßt, bedroht, zum Spielen auffordert,... geschieht das zum größten Teil über die Körpersprache. Daher auch oft die Probleme, wenn ein dominanter Hund mit ausgeprägter Körpersparche (fixieren, durchgestreckte Beine, gestellter Kragen) einen anderen bedroht der Körpersprache im Umgang mit anderen nicht gut gelernt hat und das Gehabe folglich ignoriert oder nicht richtig einordnen kann. Wenn der Hund sich dann nicht mit deutlichen Zeichen (wie versteinert liegen bleiben, beschwichtigen) ergibt. Daher ist es ja auch so wichtig, daß jeder Hund früh alle möglichen verschiedenen Hunde trifft und sie "lesen" lernt.


      Der Mensch wird also vom Hund genauso in jeder Bewegung beobachtet wie seine Artgenossen - nur so kann ja von Hundeseite aus eine reibungslose Kommunikation klappen. Und dann ist es halt schade wenn der Mensch sich noch nie Gedanken darüber gemacht hat, was er seinem Hund durch seine Körperhaltung eigentlich sagt. Klassisch: freudig "Komm" rufen und sich vorne überbeugen um den Hund zu begrüßen: BEDROHUNG für den Hund. Entweder er hat dann sein Herrchen schon so gut kennengelernt, daß er seine Körpersprache versteht, ist so dominant daß es nichts ausmacht oder aber der (vielleicht ängstliche) Hund wird nicht kommen (oder nur geduckt).
      Bei ältern Hunden, mit denen man schon lange zusammen lebt, wird das vielleicht nicht so auffallen weil da eine Gewohnheit da ist und der Hund seinen Menschen kennt, anders ist das bei fremden Hunden oder Welpen.


      Was die beachtung der menschlichen Körpersprache untereinander angeht ist es sicher auch für jeden, in allen möglichen Alltagssituationen sinnvoll, ein wenig davon zu verstehen. Man begreift (oder entlarvt :D ) seine Mitmenschen so oft viel schneller!
      Ist also definitiv ein Thema, mit dem sich nicht nur Züchter und Tierschützer sondern jeder Hundebeitzer auseinandersetzen sollte!


      Habt noch einen schönen Tag!
      Katharina

    • Schon soweit richtig was Ihr schreibt. Ich meinte das aber etwas spezieller.


      So signalisiert das Kauen auf den Fingern/Fingernägeln, dem Blick des Gegenübers auszuweichen eine enorme Unsicherheit.
      Das Bewegen des Fußes eine sehr gut überspielte Unsicherheit unsw.
      Erkennen Hunde dies auch so klar definiert oder stellen sie derartige Dispositionen ohne Analyse dieser Körpersprache fest?

    • Ich glaube, Hunden merken noch viel mehr, als das was du da eben jetzt als letztes angeführt hast - und genau das ist unsere Schwäche.


      Selbst wenn wir unseren Körper wirklich so weit im Griff hätten, daß wir diese kleinen Gesten unterlassen (was ja eh nicht geht, wie ja schon festgestellt wurde), so sondern wir dennoch einfach durch z. B. Stresshormone einen anderen Geruch ab - und schon den nehmen die Hunde wahr und deuten für sich.


      Bestes Beispiel war meine Nachbarin, die Angst vor Hunden hatte. Dennoch waren wir ganz gut befreundet, sie kam regelmäßig, verhielt sich auch völlig normal, da sie über die Zeit ja gelernt hatte, daß Luzie ihr nichts tut. Sie streichelte sie auch usw. Dennoch muss sie völlig unbewußt und auch völlig unbemerkt von mir, "Angstgerüche" ausgesondert haben, denn Luzie ging mit ihr immer völlig anders um, als mit jedem anderen Menschen, der zu uns zu Besuch kam.


      Ich glaube wirklich, wir sind uns dessen gar nicht bewußt, was unser Körper "anrichten" kann in der Kommunikation mit dem Hund.

    • Ich denke, daß solche Verhaltensweisen wie Du schon sagst Signale für Gemütsregungen sind.
      Nur sind sich die meisten Menschen nicht bewußt, daß sie jede Regung wie Nervosität, Ärger, Freude, Trauer, Unsicherheit oder Selbstsicherheit eben durch 1000 kleine Elemente der Körpersprache zum Ausdruck bringen. Und da eben beim Menschen der offensichtlichste Teil der Kommunikation über die Sprache läuft achten die meisten nicht auf diese Zeichen.
      Hunde, die sich in erster Linie auf der Ebene der Körpersprache verständigen, sehen da einfach viel genauer hin und können folglich die kleinsten Zeichen von eben diesen Gemütsregungen viel schneller und eindeutiger deuten als die meisten Menschen. Ein Mensch muß also nicht an den Nägeln kauen, damit sein Hund Unsicherheit mitkriegt, dem gehen schon sehr viele für den Menschen kaum wahrnehmbare Zeichen voraus (leichtes Schwitzen, Körperhaltung, Reaktionszeit, Stimmlage, kleinste Bewegungen,...)
      Also würde ich schon sagen, daß Hunde die Disposition der Menschen sehr genau analysieren, undzwar in einem Affentempo. Nur fallen ihnen eben schon Zeichen auf, die den Menschen noch gar nicht erkennbar sind. Sie sind uns da halt einen Schritt voraus.


      Hattest Du die Frage in diese Richtung gemeint?


      Liebe Grüße, Katharina

    • Hallo Wakan !


      :gut:
      SUPER Thema !!!!!!!!! Echt klasse. Über sowas könnte ich stundenlang lesen, zuhören, lernen und manchmal meinen Senf dazugeben.


      Ich denke, dass wir die Wahrnehmungsfähigkeit unserer Hunde bei weitem unterschätzen. Wer versucht, mit seinem Hund eine Kommunikation aufzubauen, die über kleinste Gesten funktioniert, wird staunen, wie gut das funktioniert.
      Ich kann z.B. Floyd sagen, dass er sich hinsetzen soll, indem ich nur meine Augen leicht bewege.
      Man hat auch festgestellt, dass Pferde sich bedroht fühlen, wenn man ihnen aus 3 m Entfernung in die Augen sieht, nicht aber, wenn man seine Augen aus dieser Entfernung auf ihr Hinterteil richtet. Ich spreche hier nicht von Kopf- sondern von Augenbewegungen.


      Ich denke, dass Welpen, die noch nicht so viel intensiven Kontakt mit Menschen hatten, doch eher auf hündische Körpersprache angewiesen sind und daher auf unbewusste 'bedrohende' Signale, die von uns Menschen ausgesendet werden (z.B. umarmen, über sie drüber beugen, in die Augen sehen, etc.) mit deutlichen Beschwichtigungsgesten reagieren und unsicher sind.
      Mit der Zeit lernen unsere Hunde jedoch, unsere oft zweideutigen und ab und zu konträren Gesten besser zu interpretieren und dementsprechend gelassener darauf zu reagieren. Sie lernen unsere körpersprache wie eine Fremdsprache.
      Und sie lassen sich eben nach einiger Zeit von uns nicht mehr anlügen.


      Floyd reagiert immer viel besser auf meine Körpersprache, als auf gesprochene Worte. Wenn er mir mal nicht 'gehorcht', dann muss ich meistens noch mal nachdenken, was ich intuitiv eigentlich wollte, nicht, was ich rationell 'wollen sollte'. Das klappt.


      Ich persönlich finde es nur schade, dass ich nicht die Fähigkeit habe, Menschliche Körpersignale richtig zu interpretieren und daher Menschen oft völlig falsch einschätze und oft meinen ersten Eindruck revidieren muss. Man kann mich leicht 'betrügen'.
      Mir fällt es viel leichter, Tiere zu interpretieren und zu verstehen, da die nicht 'einfach so' lügen. Sie sind direkter.
      Das ist mir auch bei Menschen sympathisch. Offenheit und direkt sein. Damit kann ich umgehen.


      Ich würde auch mal gerne zu so einem Seminar über menschliche Körpersprache gehen. Vielleicht würde ich dann nicht so oft auf die Nase fallen bei neuen Bekanntschaften :)


      LG
      Chrissi

    • @ Ghosteyed


      Ja, in dieser Richtung hatte ich das gemeint.


      Der Knackpunkt ist aber auch: Sollte eine Analyse der menschlichen Körpersprache aber dann nicht zwingend eine erhebliche Rolle bei der Vermittlung von Hunden spielen. Ein Beispiel: Sollte bei der Vermittlung eines besonders selbstbewussten oder sogar verhaltensauffälligen Hund nicht die tatsächliche Disposition des Bewerbers bewertet werden (können)? Wenn ich also einen solchen Hund vermitteln will/soll, sollte ich dann nicht unabhängig davon, wie selbstwußt oder erfahren sich der Bewerber gibt, die Körpersprache dieser Person interpretieren können, um Rückläufe oder andere Probleme schon im Vorfeld zu minimieren suchen?
      Das wäre natürlich sehr viel verlangt. Auf der anderen Seite trägt man als Züchter und Tierschützer auch eine enorme Verantwortung und sollte möglichst professionell arbeiten. Oder?

    • Wakan
      Ich fände das auch überaus wichtig. Dadurch könnte viel Leid verhindert werden und die Tierheime wären nicht so voll. Man könnte ein entsprechendes Seminar für den Fähigkeitsnachweis oder sowas voraussetzen.
      Leider ist das alles nur Theorie und ich wüsste nicht, wie man die Bürokratie für solche Ideen gewinnen könnte.


      Andererseits: wie ich ja schon geschrieben habe, interessiert mich das Thema Menschliche Körpersprache sehr und ich beschäftige mich viel damit. Schaffe es aber bis heute nicht, dieses Wissen auch anzuwenden. Ich wäre also, trotz Seminar und allem theroretischen Wissen, wahrscheinlich eher schlecht geeignet, Besitzer für Vermittlungshunde auszuwählen.


      Man bräuchte also dann auch Leute, die prüfen, ob das erworbene Wissen auch praktisch angewendet werden kann. Hmmm.........


      Aber ich finde, Du hast hier absolut Recht. In der Tiervermittlung geht es oft viel zu emotional her, da werden Hunde mit problematischer Disposition als 'süsse Teddybären' dargestellt, hauptsache, sie kommen aus dem Zwinger in eine Familie.
      Personen mit objektiver und realistischer Sichtweise und der fähigkeit, die Bewerber richtig einzuschätzen und demnach Hunde richtig zu plazieren, fehlen gerade in diesem Sektor.


      LG
      Chrissi

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