Will-to-please vs. gute Bindung

  • Meine Definitionen


    Will-to-Please = der angeborene und oft durch Zucht forcierte Wille, dem Menschen zu gefallen; mit dem Menschen zusammen zu arbeiten.


    Bindung = man könnte auch Beziehung sagen. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich durch das Zusammenleben und ggf. das Zusammenarbeiten entwickeln kann.


    Als Außenstehender ist es daher tatsächlich schwer zu unterscheiden, um Bindung zu sehen muss man die Beziehung länger beobachten können.


    Vermutlich ist es wesentlich leichter zu sehen, wenn z.B. keine Bindung da ist: der Hund interessiert sich für alles und jeden, bloss nicht für seinen Menschen.
    Hat der Hund aber eine starke Veranlagung zum Zusammenarbeiten, kann der Mensch den Hund dennoch leicht motivieren irgendwas zu tun, z.B. gemeinsam zu spielen.


    Hunde ohne Will-to-please arbeiten nur zögerlich oder auch garnicht mit ihrem Menschen zusammen, Kommandos werden "überhört" oder erst nach mehrmaliger Auffoderung maulig ausgeführt - bei gleichzeitig guter Bindung interessiert sich der Hund dennoch für seinen Menschen, guckt was der macht und wo er hinläuft, sucht ihn wenn sich der Mensch versteckt etc.


    Müsste ich mich entscheiden, ich würde die Bindung bevorzugen. Denn die kann man positiv beeinflussen.

  • Ich finde die Beschreibung der Bindung in der Wikipedia gar nicht schlecht:



    Quelle: Wikipedia


    Ich würde von meinem Hund auch eher behaupten, dass er zwar eine gute Bindung zu mir hat, das aber sein will-to-please eher geringer ausgeprägt ist.


    Eine gute Bindung an der abrufbarkeit bei Wild auszumachen halte ich für etwas weit hergeholt. Es mag eine gute Vorraussetzung dafür sein, aber das "Abrufen" ist erlernter Gehorsam.

  • Ich hab zwar jetzt keine Erklärung, aber dafür eine andere Frage. =)


    Wenn ich jetzt davon ausgehen, dass will-to-please der (angeborene) Wille zur Zusammenarbeit ist. Ist es dann möglich, dass das ganze durch Gewohnheit soweit überdeckt wird, dass es nicht mehr durchkommt?


    Als Beispiel:
    Der Hund ist zwar so veranlagt, dass er will-to-please hat, lebt aber von klein auf ohne Mensch und muss sich selbst versorgen. Könnte die Gewohnheit dann soweit verfestigt sein, dass Hund doch lieber alleine jagen geht, obwohl er in anderen Situationen die Zusammenarbeit sucht? Also Situationen, die er vorher eben nicht kannte?


    Ist mir beim lesen grad so in den Sinn gekommen. Vielleicht kann`s ja jemand beantworten. Oder hab ich da irgendwelche Zusammenhänge falsch verstanden? :???:

  • Interessant.. :D


    Wie ich mir schon dachte: So wirklich einig ist sich keiner und beinahe jeder versteht unter den beiden Begriffen etwas anderes.


    Ich sehe es so, wie Sleipnir es beschrieben hat oder auch wie von Tucker. Nur hat für mich eine Bindung nichts mit abrufen am Wild zu tun - das ist anerzogen und zumindest bei Ayu war das harte Arbeit.


    Für mich ist Ayu das beste Beispiel: Sie hat keinen will to please.
    Wenn sie nicht 100% weiß WARUM sie etwas machen soll, dann macht sie es nicht. Sie ist unglaublich stur und hört nur, wenn es sein muss (Straße, von der Jagd zurückpfeifen), weil sie die Konsequenzen kennt. So etwas wie Obidience wäre mit ihr unmöglich und ebenso alles andere, wo auf guten Gehorsam geachtet wird.


    Andererseits denke ich, dass wir keine gute Bindung zueinander haben. Ayu vertraut mir und sucht schutz bei mir und ebenso versucht sie auch mich zu beschützen. Sie sucht meine Nähe und ist selbst im Freilauf immer irgendwie bei mir, auch wenn sie 50m weit weg ist. Sie schaut nach mir, sie sucht meinen Kontakt. Wir achten aufeinander und sind ein eingespieltes Team. Auch ganz ohne Kommandos. Selbst wenn sie mittem im Spiel ist und ich einfach weiter gehe, dann folgt sie mir.



    Mal sehen, ob hier noch ein paar Meinungen kommen
    ;)

  • Zitat


    Will to please bedeutet für mich, dass der Hund mit mir zusammenarbeiten will, dass er mir alles recht machen möchte


    Genau so würde ich Pepper beschreiben. Egal was wir machen, auch wenn was ganz neues ist, sie versucht sofort es mir recht zu machen. Dabei ist dieses "weiß warum" vollkommen egal und es ist auch egal, was da vor oder neben ihr ist. Ich will es, also machen wir es. Sie hat das noch nie in Frage gestellt, was allerdings ein anderes Problem ist... Auch das Thema jagen war super einfach bei ihr. Nein es wird nicht gejagt und fertig. Sie hat das sofort akzeptiert :ka:


    Aber ist das wirklich will to please oder hat sie das einfach so durch mich (auch unbewusst) gelernt?? :???:

  • Für mich ist immer wieder eindeutig, dass ein "Wunsch von den Augen ablesen" im Alltag nicht zwangsläufig Will to please bedeutet. Wie schon gesagt, habe ich schon eine Menge Teams gesehen, wo sämtlich Kooperationsbereitschaft nicht mehr vorhanden war.


    Ich habe den Begriff will to please aber auch erst verstanden als ich anfing mit meinen Hunde zu arbeiten.


    Und: Man kann will to please durch "dusseliges" Handeln auch kaputt machen bzw. "verdecken". Denn es handelt sich um eine angeborene Eigenschaft.


    Und damit ist es auch eine rasseabhängige Eigenschaft. Bei vielen Gebrauchshunden wäre er eher hinderlich bei der Arbeit, bei anderen dagegen ist er unerlässlich.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zitat


    Und: Man kann will to please durch "dusseliges" Handeln auch kaputt machen bzw. "verdecken". Denn es handelt sich um eine angeborene Eigenschaft.


    Das glaube ich auch, wenn ein Hund viel will to please mitbringt, aber niemand mit diesem Willen richtig umgehen kann, könnte es eine Art Resignation werden. Der Hund will nicht mehr wirklich mitarbeiten, da ja sein "Mitarbeits-Angebot" nicht wahrgenommen oder beachtet wird.


    Ich könnte mir vorstellen dass das für einen Hund mit viel will to please schrecklich ist, wenn sein angeborenes Verhalten auf wenig bis null Gegenreaktion stösst.

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