Will-to-please vs. gute Bindung

  • Hallo liebe Foris,


    ich hätte gerne mal eure Meinungen zu den Themen will-to-please und Bindung zum HH.


    Da ich öfters mitkriege, dass die Meinungen dabei arg auseinander gehen wäre es nett, wenn ihr mir folgende Fragen beantworten könntet:


    - Was ist eurer Meinung nach will-to-please?
    - Was ist eurer Meinung nach eine gute Bindung zwischen Hund & HH?
    - Wie kann man will-to-please und eine gute Bindung als aussenstehender unterscheiden?
    - Was sind die Vor- und Nachteile?
    - Bedeutet ein Will-to-please auch gleichzeitig eine gute Bindung?
    - Bedeutet eine gute Bindung gleichzeitig auch will-to-please?


    Ich bin auf eure Antworten gespannt
    :D


    Liebe Grüße
    Romina

  • Sehr interessant... :D
    Ich würde mal behaupten, dass Emma einen wahnsinnig hohen will to please hat, dabei aber eine nicht ganz so hohe Bindung zu mir und bei Janosch ist es genau umgekehrt.
    Will to please bedeutet für mich, dass der Hund mit mir zusammenarbeiten will, dass er mir alles recht machen möchte. Bindung ist da, meiner Meinung nach aber nochmal ne andere Sache...Bindung bedeutet für mich gegenseitiges Vertrauen und die "allgemeine" Orientierung an mir.
    Ich denke schon, dass beide Dinge ein Stück weit zusammenhängen, aber bei einem hohen will to please gleich auf eine gute Bindung zu schließen ist glaub ich etwas zu einfach...
    Ach ja, noch ein Unterschied...der will to please ist angezüchtet und den bringt der Hund, je nach dem wie ausgeprägt, ganz automatisch mit, die Bindung ist aber erworben UND personenabhängig.
    Bin mal gespannt, was sonst noch für Antworten kommen...

  • Ich werd mich mal bemühen, meine persönliche Sicht dazu wiederzugeben...


    - Was ist eurer Meinung nach will-to-please?


    Will to please, ist der Wille zu Gefallen, es dem HH recht zu machen. Man kann aber auch den schönsten "will to please" ruinieren, wenn man nicht in der Lage ist, dem Hund zu erklären WAS einem gefällt- da haperts denn auch meistens.


    Grundsätzlich ist der "will to please" nichts anderes als ein guter Wille, ob was gutes draus wird liegt in des Hundeführers Hand.



    - Was ist eurer Meinung nach eine gute Bindung zwischen Hund & HH?


    Willst du ein Ideal? Idealerweise ist die wirklich gute Bindung von beiderseitigem Vertrauen, auch in schwierigen Situationen geprägt, hier werden keine Kommandos mehr geschnauzt/gebrüllt sondern körpersprachlich und mit wenigen Zeichen und Blicken kommuniziert. Beide sind ein eingespieltes Team, das Gesamtbild zeichnet sich durch Ruhe und Harmonie aus.
    Die Realität: Es gibt viele tolle Paare, sowphl im hochklassigen Hundesport als auch "freizeitmäßig", es gibt auch viele, wo die Hauptbindung vor allem zwischen Hund Napf besteht, ansonsten sieht die Beziehung von beiden schon auf Distanz sehr anstrengend aus...
    Und noch anders: Hunde sind gutmütige Wesen, oft himmeln sie noch den Herrn an der sie schlägt...leider :kopfwand: :zensur: .


    - Wie kann man will-to-please und eine gute Bindung als aussenstehender unterscheiden?


    hehehe... gute Bindung ist, wenn dein Beagle, Dackel, RR etc... frei läuft, was sieht oder in die Nase kriegt und du ihn trotzdem abrufen kannst. "will to please" ist, wenn dein DSH, Aussie, Border, Goldie etc... mit dir durch irgendeinen irrwitzigen Stangenwald hüpft, ne Obedience Prüfung oder dogdance Vorführung mitmacht und dabei auch noch glücklich aussieht... :D


    - Was sind die Vor- und Nachteile?


    ganz klarer Vorteil von guter Bindung: sie hilft dir auch dann, wenn dein hund keinen "will to please" hat ;) .
    Im besten Fall und bei erfahrenen Leuten, erleichtert der "will to please" die Ausbildung erheblich, dafür muss man ihn aber auch sinnvoll nutzen.


    - Bedeutet ein Will-to-please auch gleichzeitig eine gute Bindung?
    - Bedeutet eine gute Bindung gleichzeitig auch will-to-please?


    Weder noch. "will to please" kann ja auch ein Hund haben der keine besonders gute Bindung hat oder sogar fehlgeleitet ist, das ändert ja nichts am grundsätzlichen 2will to please" Potential, oder?
    Ein Hund der keinen "will to please" hat, wird ihn auch durch Bindung nicht kriegen. Er kommt weil er ne Bindung hat, aber nicht weil er gefallen will.



    Logo ist es praktisch wenn beides zusammen kommt. Ich persönlich arbeite gerne mit Hunden mit viel "will to please". Trotzdem ist mir die Bindung wichtig. Ich möchte, dass mein Hund gerne mit mir arbeitet, nicht nur weil er eben diesen "will to please" hat.
    Es gibt aber auch kaum Hunde die gar keinen "will to please" haben, in gewisser Weise wurde jeder Rasse das angezüchtet, auf ihrem jeweiligen Spezialgebiet. Vermutlich gibt es kaum einen hund der an einer Fährte soviel "will to please" zeigt wie einen Beagle oder Dackel...
    Es ist auch immer etwas die Frage wo der "will to please" herkommt und wie stark es beim einzelnen Hund ausgeprägt ist.
    Ich würde den "will to please" niemals der Bindung vorziehen, er ist sozusagen nur das Sahnehäubchen.
    Allerdings muss man auch sagen, das viele Hundehalter gerade bei den Moderassen mit dem "will to please" oft heillos überfordert sind. Sie wissen gar nicht damit umzugehen.
    "will to please" ist nicht als unbedingt und ausschließlich positiv anzusehen!
    Um Gefallen zu können braucht der Hund nämlich erstmal ne Aufgabe, sucht er sich selbst eine, ists mit dem Gefallen meist nicht weit her...


    lg Susanne

  • Euch beiden ein ganz dickes Lob :D


    Das habt Ihr super erklärt und vom Sachlichen ist dem nichts hinzuzufügen


    Bei unseren beiden kann ich den Unterschied sehr deutlich sehen.


    Dago ist ein Hund mit no will to please, ihm ist das auf Deutsch gesagt Sch.....egal. Er hat es von seinem Naturell her scheinbar nicht nötig, sich einen abzubrechen, um mir/uns zu gefallen.
    Doch ist seine Bindung sehr ausgeprägt.


    Attila jedoch hat einen hohen will to please, was er mir in vielen Situationen zeigt. Er ist ein Hund, der mir/uns immer alles recht machen möchte.
    Seine Bindung allerdings ist auch sehr stark.

  • Ich kann mit dem Begriff Bindung immer wenig anfangen. Dafür aber mit Will to please. Denn ich denke, das einer der missverstandensten Begriffe überhaupt.


    Will to please zeigt für mich die Bereitschaft des Hundes in einer hohen instinktgesteurten Lage noch mit dem Mensch zusammenarbeiten zu wollen. Wenn man sich den Ursprung des Begriffs anschaut, dann findet man ihn aus dem Bereich der Gebrauchshunde für die Jagd oder Arbeit am Vieh. Und in dieser jagdlichen Handlung braucht man den Will to please, also die Bereitschaft trotzdem noch mit dem Mensch zu kooperieren.


    Daher ist für mich im normalen Alltag der tatsächliche Will to please eines Hundes gar nicht zu erkennen.


    Ich habe es auch schon häufiger erlebt, dass Hunde, die dort unheimlich kooperativ und willig gehorsam zu sein erschienen, an den Schafen ihr Ding durchgezogen haben... Null Tendenz mehr zur Zusammenarbeit.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Schöne Erklärungen!


    Also Dobby gleicht den großen Mangel an will-to-please durch übermäßige Eigeninitiative, eigenständige Problemlösung und einem großen Mangel an Gefallsucht aus =)


    Ich habe eine Bracke, der will-to-please war bei diesen Hunden nie eine Eigenschaft auf die Wert gelegt wurde, da muss man also ganz klar Abstriche machen.
    Für mich heisst bei diesem Hund "gute Bindung" auch etwas anderes als vermutlich bei anderen - wenn er nach einer Jagd und 2 Stunden selbstständigem Arbeiten zu MIR zurückkommt mit einem Strahlen im Gesicht weiß ich, dass unsere Bindung stimmt. ;)


    Da schließe ich mich Corinna an, im normalen Alltag spielt der will-to-please eigentlkich eine untergeordnete Rolle.

  • Ich würde den "will to please" auch als Kooperationsbereitschaft einstufen.
    Bindung = Kontrolle? = Anhänglichkeit? =Abhängigkeit? ist eher was Schwammiges.


    LG

  • Ist das auch ein "will to please"?


    Mein Hund guck mich immer an ist das normal..?


    Er warte immer bis ich ihn was sage..und wenn es nur Sitz ist



    machen das unsere Hunde auch?


  • Wenn ich mir deine Erklärung so durchlese, weiß ich nicht so recht, ob Pepper das tatsächlich besitzt, auch wenn ich es bisher dachte. Sie läßt sich aus dem hetzen heraus abrufen, ich kann sie (wenn sie vorsteht) mit flüstern ablegen oder stehen lassen (was sie so draussen eigentlich nicht kennt) und sie ist definitiv "bei mir" vom Kopf her (keine 100% aber ich würde sagen so zu 50%, der Rest ist beim Wild). Aber ist das will-to-please oder ist das gelerntes Verhalten :???:

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