Sozialverträglichkeit - was ist das?

  • Das ist ja mal ein interessantes Thema.


    Es ist tatsächlich so, dass es ja die unterschiedlichsten Meinungen zu diesem Thema gibt.


    Snoop gehörte eine Weile zu dem Beispiel Nr. 2

    Zitat

    Fall2: unkastrierter Rüde - geht keiner Rangelei aus dem Weg - provoziert gern, lässt den Macho raushängen und schaut, wie weit er gehen kann - aber alles geht ohne Verletzungen ab


    Ich fand das allerdings nicht besonders sozialverträglich. Deshalb haben wir da ein bisschen dran gearbeitet.


    Er provoziert jetzt selten, ist gelassen, hat mehr Sicherheit. Jetzt ignoriert er die meisten Hunde. Wenn einer aufdringlich ist, hat er ein bisschen mehr Geduld als früher und kommt auch schon mal zu mir, damit ich mich drum kümmere.
    Es läuft jede Hundebegegnung friedlicher ab, als füher.


    Allerdings, wenn ein Hund Snoops Sprache nun gar nicht verstehen will, und auf den Hinweis, dass er nervt, nicht reagiert, dann wird Snoop ihn früher oder später maßregeln.
    Nicht immer hab ich die Möglichkeit, das zu übernehmen.


    Und dann gibt es Besitzer, die entschuldigen sich dafür, dass ihr Hund genervt hat und es gibt Besitzer, die schimpfen, mein Hund sei gefährlich.


    Ich würde aber in so einem Fall meinen Hund als sozialverträglich hinstellen (da er kommuniziert und berechtigt gehandelt hat), und deren Hund eher als nicht (weil er auf Snoops Einwände nicht reagiert hat).


    Grundsätzlich finde ich Hunde sozialverträglich, die angemessen handeln (das kann auch eine Maßregelung beinhalten, ich bin nicht der Ansicht, dass ein Hund keinen fremden Hund maßregeln darf) und wenn es nicht zu Verletzungen kommt.


    Lg Christine

  • Ich bin der Meinung man kann das pauschal so nicht sagen. Es kommt ja auch auf das Alter des Hundes an.


    Zum Beispiel ist es normal das ein pupertiernder Hund gerne austestet und andere Hunde anpöbelt.


    Und ein Zuchtrüde wird immer seine hohe Position einhalten wollen und ist deshalb nicht gleich unverträglich.


    Ich kenne bis jetzt einen einzigen Hund der wirklich unsozial ist und das ist ausgerchnet noch ein Husky. Aber wir arbeiten momentan an der Sozialisierung mit Beißkorb.


    Er geht auf alle Hunde los, selbst au eine läufige Hündin :irre:
    Aber ich bin guter Dinge und arbeite fleißig daran

  • Ich denke, die Beispiele die du aufgezählt hast, sind für mich nicht sozialverträglich.
    Denn da die Hunde mit uns Menschen zusammenleben müssen sie nicht nur die sozialen Standards untereinander erfüllen, sondern auch die von uns Menschen.
    Und ich persönlich hätte ein Problem damit, wenn mein unkastrierter Rüde andere anpöbeln würde.


    Ich denke man sollte das "eine" spezielle Verhalten immer mit dem von anderen vergleichen. Wenn ich keinen Rüden kennen würde, der ohne anpöbeln an anderen vorbeigehen kann, dann ist das der Standard.
    Wenn ich aber nur einen kennenlernen würde, der genau das nicht tut, dann würde ich daran arbeiten, das meiner das auch nicht tut.


    Und genau das gilt auch für alle anderen Fälle, die du aufgezählt hast. (Außer vielleicht Fall 5, wobei man da dann auch wieder die Verhältnismäßigkeit sehen muss.)

  • Zitat

    Ich denke, die Beispiele die du aufgezählt hast, sind für mich nicht sozialverträglich.
    Denn da die Hunde mit uns Menschen zusammenleben müssen sie nicht nur die sozialen Standards untereinander erfüllen, sondern auch die von uns Menschen.
    Und ich persönlich hätte ein Problem damit, wenn mein unkastrierter Rüde andere anpöbeln würde.


    Naja, die Standards von uns Menschen müssen Hunde meiner Ansicht nach nicht immwe erfüllen. Die Vorstellung der meisten Menschen ist ja leider die, dass Hunde sich immer vertragen müssen.
    Je mehr artgemäße Kommunikation ich meinem Hund ermögliche, desto sozialverträglicher wird er.


    Kleines Beispiel: Wir hatten zu Hause Besuche von einem fremden unkastriertem Rüden und zwei Hündinnen (die Hündinnen gehörten zusammen, Snoop kannte sie. Der Rüde kannte noch niemanden). Snoop hat alle in Ruhe gelassen, aber irgendwann ist er aufgestanden, ist zu dem Rüden hin und hat ihn geblockt. Der Rüde wollte dann an ihm vorbei, Snoop hat verhalten geknurrt, der Rüde ist gewichen. Das Ganze lief zweimal, dann ist Snoop wieder auf seinen Platz und es war wieder Ruhe.
    Ich denke, das war einfach wichtig für Snoop, die Situation im Wohnzimmer zu klären. Die Hunde haben klar kommuniziert und sich geeinigt. Das nenne ich sozialverträglich.
    Manch einer hätte Snoops Verhalten nicht geduldet, aber ich bin der Meinung, Hunde müssen auch kommunizieren dürfen.


    Aber dass ein Rüde andere Rüden anpöbelt, würd ich auch nicht dulden.
    Ich möchte mich schon unbehelligt mit meinem Hund draußen bewegen können und sorge dafür, dass andere das auch können.


    Dazu gehört für mich, dass sich meine Hündin nicht auf fremde Welpen stürzt und dass mein Rüde nicht andere Rüden anpöbelt.


    Lg Christine


  • Natürlich müssen die Hunde nicht all unsere Standard erfüllen, aber du schreibs ja auch, dass deine Hündin nicht fremde Welpen angreifen soll (das ist dein Standard) für die Hündin ist es aber vielleicht normal, weil es ja fremde welpen sind (das ist ihr standard).
    Aber vom Prinzip her versteh ich schon was du meinst. Ich wollte damit auch nur sagen, dass die Hunde nicht nur die eigenen Standards erfüllen müssen.
    Dein Beispiel find ich gut, das Verhalten von Snoop finde ich auch sozialverträglich. Schließlich hat er die Situation hundemäßig geklärt. Hätte er reden können, wäre er vielleicht hingegangen und hätte gesagt: "Alter, das hier ist meins!" Aber wir hören ja nur knurren :roll:

  • Huhu,
    ich schließe mich Christine an.
    Sozialverträglich heißt für mich vor allem angemessen und nicht aufdringlich/belästigend.
    Gestern hatte ich eine Situation, die sehr grenzwertig war.
    Ich war mit meinem intakten Rüden, 3,5 Jahre alt, bei einer Bekannten, die auch zwei Rüden (1,5 Jahre und 7 Monate) hat. Die beiden von meiner Bekannten sind eher lieb, verspielt, aber auch aufdringlich. Mein Hund hat eher kein Interesse am Spiel, lässt sich aber auch nix bieten.
    Die beiden von meiner Bekannten haben sich natürlich immer gegenseitig verstärkt. Sowohl in Aufdringlichkeit als auch in "Gegenreaktion", wenn meiner dann gebrummelt hat.
    Zuerst ließ sich meiner das Kopf-auf-Nacken-legen oder angedeutetes Aufreiten überhaupt nicht gefallen, später ließ er es sich gefallen, aber es war sone ungute Spannung dabei (totaler Stillstand, keiner der Hunde gab dabei einen Laut von sich).
    Der jüngste Rüde machte das alles aus Spiel, der mittlere (der Hausherr dort) wollte mE doch schon Territorium abstecken.
    Da mein Hund einfach absolut überfordert war, er hat sogar zwischendurch angefangen, zu hecheln, haben wir das dann alles abgebrochen und "das Team" und meinen abwechselnd in eine große Box getan (eigentlich wollten wir nicht-hunderelevante Themen besprechen).
    Denn die beiden kamen immer wieder an und immer wieder standen sie mit erhobener Rute und erstarrt zwischen Sofa und Sofatisch, das war mir dann zu blöd.


    Ein Beispiel dafür, wie es mal nix nutzen kann, wenn alle verträglich sind - der Hausherr pocht auf sein Recht, obwohl er deutlich jünger als der Fremde ist, hat auch noch einen kleinen Gehilfen, der Stress verbreitet, und meiner will einfach nur seine Ruhe haben, das hätte noch lange gedauert...!


    Viele Grüße
    Silvia

  • Hmmm, ich hätte das "Sozial" weggelassen.


    Verträglich ist ein Hund, wenn er nicht mit anderen Hunden streitet. Das ist aber - für mich - nicht gleichzusetzten mit "sozialisiert" oder einem "normalen Sozialverhalten"


    Für mich gibt es keinen Grund, warum sich meine Hunde mit fremden Hunden verstehen müssen.
    Wir sind ein Rudel, wir müssen uns verstehen. Ich erwarte ebenso von meinen Hunden, dass sie nicht an der Leine rumpöbeln, aber sie müssen nicht jeden Hund mögen. (Dürfen sie aber, wenn sie wollen.)


    Es ist z.B. für eine Hündin nicht sinnvoll, das Überleben rudelfremder Welpen zu sichern. Warum auch, sie machen die für die Aufzucht der eigenen Welpen notwendigen Ressourcen streitig...


    Ein intakter Rüde muß keinen anderen Rüden in seinem "Revier" dulden. Mit dem muß er auch keine "Rangfolge" aushandeln. Das ist nur im eigenen Rudel nötig. Fremde Konkurenten werden vertrieben oder (besonders wenne eine "eigene" oder läufige Hündin im Revier vermutet wird) gleich getötet.


    Es ist meine Aufgabe als Halter, meinem Hund klar zu machen, dass diese Verantwortung bei mir liegt. Aber ich muß auch wissen, dass das Verhalten nicht "unnormal" sondern nur von mir unerwünscht ist.


    Hm, ich bin mir nicht sicher, ob klar geworden ist, was ich meine...


    Im Zweifelsfall einfach fragen... :D


    EDIT: Ein schlecht sozialisierter Hund kann die Sprache der anderen Hunde nicht verstehen oder nicht sprechen (Wichtig, dass er viele Hunde verschiedener Rassen kennen lernt und lange genug bei Mutter und Geschwistern ist um sie die Sprache abzugucken) Egal, ob er das "lass mich in Ruhe" nichdt versteht und mit seiner Freundlichkeit den anderen Hund nervt oder dass er Unterwürfigkeit nicht erkennen kann und vom anderen Hund nicht abläßt...

  • Schön, das jetzt doch noch ein paar Meinungen gekommen sind :D Ich finde eure Ansichten wirklich interessant. Ich würde vieles von dem,was ihr geschrieben habt erstmal gerne so stehen lassen, weil es (mir) ja in erster Linie um Meinungen ging.


    Goethe
    Ich gebe dir absolut recht. Wir können hundliches Verhalten nur durch unser menschliches Auge sehen und haben so gar nicht wirklich die Möglichkeit dazu, wirklich zu beurteilen, was hinter einem Verhalten steht und warum Hund in einer Situation nun so reagiert. Wir können hier nur vermenschlichen. Auch dem Rest könnte ich so mich anschliessen.


    Das Buch hab ich übrigens schon ;)


    Snoop
    ich würde das Verhalten von Snoop auch absolut als sozialverträglich einordnen. Je nach Ausmaß finde ich aber auch das Verhalten von Snoop vorher noch irgendwo sozialverträglich.
    Schön, dass Dein Hund so viel souveräner geworden ist und nun manches Verhalten gar nicht mehr nötig hat. :D


    silvi-p
    dem kann ich mich auch anschliessen... Das Beispiel finde ich gut. Ich denke auch, dass Sozialveträglichkeit nicht bedeutet, das man als Halter nie eingreifen muss.


    Trillian
    der Begriff wird aber i.d.R. so verwendet (also mit dem "sozial" davor). Genau so taucht er häufig bei Vorraussetzungen für die Aufnahme in Hundepensionen und Hundeschulen etc. auf. ;)


    Zitat


    Verträglich ist ein Hund, wenn er nicht mit anderen Hunden streitet. Das ist aber - für mich - nicht gleichzusetzten mit "sozialisiert" oder einem "normalen Sozialverhalten"


    Wann beginnt für dich denn Streit unter Hunden? Beispiel: Ein Hund hat sich im Hundeauslauf eine Ressource gesichert (Ball, Stöckchen, Buddelloch etc. ) ein anderer Hund kommt und erhebt Anspruch auf diese Ressource. Ist für dich der erste Hund nur dann (sozial) verträglich, wenn er die Ressource aufgibt? Wie sieht es mit dem zweiten Hund aus?


    **


    Vielleicht nochmal zwei ganz andere Beispiele:


    Fall 6: sehr ängstlicher schüchterner Hund. Verkriecht sich schon bei relativ normlem Verhalten von anderen Hunden im Auslauf unter dem "Rockzipfel" von Frauchen oder anderen Hundehaltern oder flüchtet panisch.


    Fall 7: Hund zeigt kein wirkliches Interesse an anderen Hunden. Geht nie von sich aus zu fremden Hunden hin (ohne das dies so trainiert wurde), fremde Artgenossen werden wenn sie auf ihn zukommen sehr deutlich verscheucht.


    Was haltet ihr davon? Sind die sozialveträglich oder nicht? Habt ihr sonst noch strittige oder eindeutige Beispiele?


    In wie weit würdet ihr normales Verhalten mit Sozialverträglichkeit gleichsetzen? :???:

  • Ich denke, wenn man die Fälle so sieht, dann kann man noch sagen, dass sie sozialverträglich sind.
    Die frage ist doch eher, sind sie es in ernstfällen immer noch?


    Was hätte zB Snoop getan, wenn der andere Rüde nicht so schnell klein beigegeben hätte?
    Wäre es dann in eine Beißerei ausgeartet oder hätte er ihn nur unterworfen? Oder hätte er sich in seinem Revier unterwerfen lassen, wenn er körperlich unterlegen ist?


    Genauso bei fall 7: was macht der Hund wenn seine verscheuchungstaktik nicht wirkt? ist er dann ein angstbeißer?


    Ist der Hund in fall 6 denn noch verträglich, wenn er flüchtet?
    wenn er sich schon bei normalen verhalten verkriecht, dann hat er anscheinend die hundesprache nicht gelernt, sonst wüsste er, dass er nix zu befürchten hat... oder hat er vielleicht als welpe/junghund schlimme erfahrungen gemacht und ist deshalb so?


    ob ein hund wirklich verträglich ist, weiß man erst in extremsituationen...
    und ich finde, mein hund kann noch so verträglich sein wie er will, wenn er von einem anderen Hund massiv bedrängt wird, in wie weit darf er sich wehren?


    besipiel: meine hündin, damals 5 monate alt, hat mit einer labbihündin gespielt und die hat sich dann auf meine draufgesetzt. da hat meine geknurrt, das war das erste und bis jetzt einzige mal wo ich sie knurren gehört habe. die labbihündin ist trotzdem nicht von ihr runtergegangen. ich denke, wenn der halter sie nicht von ihr genommen hätte, dann hätte meine auch zugebissen. Ist sie deshalb nicht verträglich?

  • Naja, sozial heißt ja im Prinzip gemeinsam. Und alleine verträglich sein dürfte keine Schwierigkeit darstellen ;)


    Die Frage ist ja eher, ob Hunde miteinander verträglich sind.


    Meine Lotte ist zum Beispiel sehr verträglich (geht neugierig auf andere Hunde zu, spielt gerne mit ihnen, hat keine Angst, keinen Futterneid) aber wenn ein Quietschie im Spiel ist, kann ich sie mit keinem Hund zusammen lassen.


    Unsere Trudi ist sehr ängstlich, wenn sie ihre erste Unsicherheit überwunden hat, versucht sie die anderen Hunde unterzubuttern, das läuft allerdings ohne großes Theater ab. Sie akzepiert auch den Ausgang. Dem Hund meines Vaters begegnet sie mit dem allergrößten Respekt. Lotte hingegen hat sich im Prinzip Trudis Wünschen zu fügen und tut das auch. Aber bei Trudi muß man aufpassen, daß kein Futter im Spiel ist.


    Hauptproblem ist in meinen Augen die unterschiedliche Spezialisierung der Hunde. Wenn beispielsweise ein sehr territorial veranlagter Hund (Hoverwart) auf einen Hund mit sehr gering ausgeprägtem territorialen Bewußtsein trifft, kann es ja eigentlich nur zu Schwierigkeiten kommen.


    Der andere Punkt ist das Halter ihre eigenen Hunde oft nicht einschätzen können. Ich weiß, wenn ich Lotte mit anderen Hunden Spielen lasse, dann ohne Quietschies oder Bällchen. Trudi füttern wir getrennt. Daran halten sich alle, auch wenn die Hunde mal im Urlaub bei meinen Eltern sind.


    Übrigens auch Fynn konnte sich in das Rudel meiner Eltern ohne Probleme einfügen. Er war der "unverträglichste" Hund den ich kannte. Aber eben völlig "gesund" in seinem Sozialverhalten. Trotzdem habe ich ihm selten erlaubt, mit fremden Hunden zu spielen.


    Um so mehr ich darüber nachdenke, desto mehr denke ich, ein Hund alleine kann gar nicht verträglich sein.


    Das kann nur eine Gruppe von Hunden miteinander...

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