Erschrecken als Erziehungshilfe

  • Hallo Zweibeiner.


    Nach der heutigen HuSchu-Stunde kommen mir mal wieder ein paar Fragen in den Kopf, ich schildere kurz die Situation.


    Abbruch-Übung: Bank auf dem Feldweg, Mensch drauf mit Rascheltüte und tollem Futter, der Hund (unangeleint) wird gelockt, rast hin, bekommt etwas. HH läuft weiter, ruft den Hund aus der Szene heraus (während die Person auf der Bank zwar etwas in der Hand hat, aber nicht hergibt).


    Verdammt schwer für Zwerge, also bekommt der Hund, wenn er den HH ignoriert, von einer dritten Person etwas neben sich geworfen, die Schrecksekunde wird vom HH genutzt, um den Hund zu sich zu rufen.


    Dass dies bei ängstlichen Hunden kontraproduktiv ist - klar, darüber brauchen wir nicht zu reden.


    Unsere, es waren heute 3 recht selbstbewusste freche Gurken, haben diese Übung sehr gut gemacht und auch am Schluss noch einmal ohne Schreck. Und ohne Verwirrung oder Verängstigung zu zeigen.


    Wie steht ihr dazu?

  • Ich halte davon gar nichts, denn erstens hat man im täglichen Leben nicht immer einen Helfer, zweitens wäre mir die Gefahr einer Fehlverknüpfung zu hoch.
    Aber so selbstbewußt können ja die Hunde nicht wirklich gewesen sein, wenn sie sich doch vor dem Geräusch erschrekt haben, einen wirklich selbstbewußten Hund hätte das weniger gestört - mein TerrierMix hätte sich den Gegenstand wahrscheinlich geschnappt und wäre damit stiften gegangen, bevor es jemand anderes hat.
    Wenn es nach mehrmaligen Einsatz schon weniger Reaktion in Form von erschrecken oder ähnlichem zeigt, dann schleift es sich ab und man muss größere Geschütze auffahren oder aber der Hund hat das Geräusch damit verknüpft, das er dann zu dir kommen soll. Beides kann ja nicht das Lernziel sein - ist wie mit der Pfeife als Rückruf, du müsstest dann immer, wenn der Hund nicht reagiert, den Gegenstand werfen oder was auch immer, damit der Hund auf dieses Geräusch kommt.

  • Ich finde, das hört sich nach guter Umsetzung in eurem Fall an. Dass es nachher ohne Schreck geklappt hat zeigt, dass sie für eure Signale sensibilisiert wurden. Irgendwann müssen die meisten Hunde lernen, dass es unangenehme Konsequenzen hat, wenn man den HH einfach ignoriert. Ein kleiner Schreck wirkt da ähnlich wie der berühmte "Lärm von oben". ;) Wichtig ist, dass man trotz des Erfolgs den Hund künftig nicht überfordert, ihn also nicht aus zu schwierigen Situationen abzurufen versucht. Man sollte weiterhin über positive Verstärkung arbeiten und den Schreckverstärker gar nie brauchen müssen. Kann sein, dass der Hund es später nochmal testet, aber danach sollte es drin sein....


    Cerridwen, was du beschreibst ist ein planloser Einsatz von akuten Schreckmitteln, die dann zur Abstumpfung führen. Das ist klar abzulehnen. Aversive Absicherung eines Kommandos sollte man aber nur unter kontrollierten Bedingungen machen, damit eben eine korrekte Verknüpfung entstehen kann. Im Ernstfall braucht man dann das Erschrecken gar nicht, es muss ohne funktionieren.

  • Zitat

    Ich halte davon gar nichts, denn erstens hat man im täglichen Leben nicht immer einen Helfer, zweitens wäre mir die Gefahr einer Fehlverknüpfung zu hoch.


    Ja, genau dieses sind auch meine Bedenken.


    Zitat

    Aber so selbstbewußt können ja die Hunde nicht wirklich gewesen sein, wenn sie sich doch vor dem Geräusch erschrekt haben...


    Es war eher eine kurze Ablenkung (es wurde nur eine Leine in die Nähe des Hundes geworfen), und die Hunde sind noch jung (5-7 Monate). Diese Ablenkung /kurze Verunsicherung wurde genutzt, um den Hund zu rufen.


    Zitat

    ...Beides kann ja nicht das Lernziel sein ...


    Das Lernziel ist sicher nicht, dass Hund denkt "Mist, wenn ich dies oder jenes mache, kommt irgendein Komet vom Himmel geflogen."
    Ich denke mal das Lernziel soll sein, das der Hund kapiert, dass unser Einfluss auf ihn weiter reicht als die Länge der Arme...oder?
    So gruselig das Beispiel jetzt ist...Teletakt: "funktioniert" tipp topp.


    Bevor ich gesteinigt werde: Stromstöße am Hund gibt`s nur bei blöden Weidezaun-Kontakten.

  • was ich bei solchen Übungen sehr wichtig finde, ist dass der HH seinen Hund nach dem "Schreck" SEHR freudig zu sich ruft (wenn es ums Herkommen geht). Damit lernt der Hund "oh, trotz Schreck ist es bei Herrchen/Frauchen prima toll". Er soll ja dafür belohnt werden dass er etwas richtiges tut. Und er lernt auch gleich, dass er zwar erschrickt, die Welt dabei aber nicht unter geht.
    Natürlich müssen solche Übungen sehr vorsichtig gehandhabt werden und auf den jeweiligen Hund abgestimmt sein. Aber das muss jedes Training, egal was man macht.

  • naijra
    gleichzeitig gepostet, fast. Bin lahm beim Tippen.


    "Aversive Absicherung eines Kommandos", heißt das, der Hund lernt, dass wenn er nicht folgt, entsteht für ihn eine unangenehme Situation?


    wildsurf
    Ja wir hatten vorher schon den Auftrag, so laut zu quietschen wie möglich :D :D , wenn das Hundel angesaust kommt...und es gab dann Calamares. Lacht nicht, war von gestern übrig.

  • Zitat

    naijra
    gleichzeitig gepostet, fast. Bin lahm beim Tippen.


    "Aversive Absicherung eines Kommandos", heißt das, der Hund lernt, dass wenn er nicht folgt, entsteht für ihn eine unangenehme Situation?


    Genau. Wobei "unangenehm" alles mögliche sein kann, von Stirnrunzeln des HH bis zu tierschutzrelevanten Dingen, die absolutes No Go sind. Beim Erlernen eines Kommandos haben sie für mich egal in welcher Abstufung nichts verloren, wozu ich auch das Generalisieren zähle. Aber für Fälle, wo Hund beschliesst, erst mal was Interessanteres zu tun, obwohl man das Kommando registriert hat.....


    Ich stimme wildsurf zu, dass es wichtig ist, blitzschnell auf "freudig" zu schalten, sobald sich der Hund einem zuwendet (wenn man beispielsweise keine Drittperson hat und selber unangenehm geworden ist). Es geht darum, dass der Hund lernt: HH ignorieren ist Sch...., auf HH achten ist toll! :D Hat er das kapiert, gibt es auch keinen Grund, verunsichert zu reagieren.

  • Hallo.
    Finde das sehr problematisch. Es handelt sich um eine Strafe aus dem Nichts. Was soll der Hund dadurch lernen? Menschen, die auf der Parkbank sitzen, sind unberechenbar? Erst geben sie mir Futter, dann plötzlich raschelt es und ich erschrecke mich?


    Macht für mich keinen Sinn. Ich will meinen Hund nicht traumatisieren, damit er sich entscheidet, lieber zu mir zu kommen. Für mich ist das eine Methode für Leute, die keine Zeit oder Geduld haben, mit ihrem Hund Stück für Stück Übungen aufzubauen.


    Zudem: es gibt 2 Sorten von Hunden. Die, die Angst bekommen und die, die sich nach kurzer Zeit auch von dem bisschen Geklapper nicht abbringen lassen. Irgendwann wird das Futter oder der Mensch auf der Bank interessanter sein.


    Wenn der Hund nicht kommt, wenn ich ihn rufe, hole ich ihn.


    LG.

  • Kann die Einwände verstehen, es ist eine heikle Sache, deshalb frage ich nach Meinungen.


    "Strafe" aus dem Nichts, das ist es in der Tat nicht, es war ein Aufmerksam-Machen, ein Ablenkungsmanöver.
    Was soll der Hund dadurch lernen? Die Allgegenwärtigkeit des HH sicher nicht, da er ja aus der unangenehmen Situation (Huch, was ist denn das jetzt?) von diesem "erlöst" wird. Oder doch?
    Ja, ich widerspreche gerade meinem ersten Gedanken, dass der Hund lernen soll, der Einfluss des HH ist größer als die Länge seiner Arme.
    Ihr seht, ich bin etwas verwirrt und unschlüssig.


    Wobei ich nicht glaube, dass der Hund durch eine Leine, die plötzlich 1m neben ihm auf den Boden geworfen wird, in eine allzu unangenehme Situation gebracht wird.


    Traumatisiert wurde heute sicherlich keiner der Hunde.

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