Altes Foxhound-Paar und deren fehlende Bindung zum Menschen

  • Ja aber dann ist die Ausgangslage doch gar nicht so bescheiden, wie Du befürchtest. Diesen Kontaktwillen würde ich doch ausnutzen – wie schon vorgeschlagen zunächst wirklich nicht "draußen", sondern in reizarmem Gebiet. Da ist ja, vor allem mit der Vorgeschichte, wohl die totale Reizüberflutung und großes Hunde-Kino angesagt.
    Zuwendung gibts erstmal nur für Mitarbeit.

  • Also Berny war Anfangs so (er war 4 und die Ex-besitzer haben ihm alles durchgehen lassen, inklusive Streunern und Wildern). Auch Roots muss noch einiges lernen, nachdem er ja in einem 30-Hunde Rudel aufgewachsen ist und sich deswegen einfach deutlich mehr um andere Hunde als um Menschen schert (auch wenn er mit Menschen nur gute Erfahrungen gemacht hat).


    Mit Berny bin ich damals fast verzweifelt, weil ich einfach überhaupt nicht mit so was gerechnet hab. Und auch nicht wusste, was ich tun soll (war 15 Jahre alt). Berny hat immer und überall Leinenpflicht (er jagd wie blöd). Am Anfang haben wir vor allem drinnen geübt. Kommen, wenn ich rufe, Sitz, Platz. Dann auch clickern und allerhand Tricks lernen. Draussen war es sehr zäh. Click for Blick brauchte ich da gar nicht anfangen, ihm war alles egal (nicht sehr verfressen). Bei ihm hat irgendwo das generelle Trick+Hier/Platz/Fuss Training so angeschlagen, dass es auch draussen immer besser funktionniert hat. Er hat aber auch heute noch (nach 8 Jahren!!) die Tendenz zu "wandeln" anzufangen, also einfach stur vor sich hin zu trotteln und sich nicht darum kümmern, was ich tu. Er ist aber sofort wieder da, wenn ich ihn rufe (wie gesagt, nach 8 Jahren Training!!).


    Mit Roots war alles viel leichter, weil ich selber schon viel besser vorbereitet war. Ich erwarte draussen erst mal gar nicht, dass er auf mich konzentriert ist. Herr Gott, er ist 8 Jahre alt und kennt das einfach nicht! Ich will aber, dass er ohne ziehen an der Leine geht, und da mach ich einfach ganz normale Richtungswechsel. Er schaut mich deswegen nicht mehr an, aber er zieht nicht, und das reicht. Zusätzlich tu ich daheim alles, um eine Bindung aufzubauen. Ihm das Herkommen beibringen, ihm das Kuscheln schönfüttern und ihn aufmuntern auch mal in meiner Anwesenheit die Sau rauszulassen (mit Daika spielen, ihre Spielsachen untersuchen, sich in die Hundekörbe legen).


    Inzwischen kommt er draussen sogar, wenn ich ihn rufe (er ist aber auch nur in eingezäuntem Gebiet ohne Leine), das ist aber auch mehr der Verdienst der Vorbesitzerin als meiner. Denn wo er Anfangs distanziert war, orientiert er sich jetzt immer mehr an uns, er kennt das also schon. So richtig ohne Leine spazierengehen werde ich mit ihm wohl nie. Das macht aber auch nix, denn er tobt sich entweder im eingezäunten Park aus oder im Zuggeschirr (also angeleint).

  • Es bewegt sich was... ;)
    Ich hab die letzten Tage damit verbracht jeden Blickkontakt einzufangen und mit Leckerchen zu bestätigen. Und ja...sie fangen langsam an zu gucken...insbesondere der Rüde! Der ist heute ne ganze Zeit lang wie ein Polizeihund " bei Fuß" gegangen und hat mich dabei die ganze Zeit angehimmelt...ich hätte ihn knutschen können. Ok, er war nur aufs Leckerchen scharf, aber gerade bei der Vorgeschichte finde ich es umso schöner, dass sie langsam anfangen mit mir zu kommunizieren. Bisher lief das alles noch völlig ohne Kommandos, ich wollte ja erstmal die entsprechenden Handlungen festigen, da der Rüde selbst an der 5-Meter-Leine nun allerdings nach dem Blickkontakt schon relativ zuverlässig zu mir kommt (um sein Leckerchen abzuholen) werd ich wohl so ganz langsam mal ein Rückrufkommando einflechten.
    Mit der Hündin ist es allerdings noch schwierig...sie ist draußen immer noch so mit Schnüffeln und Wild aufstöbern beschäftigt, dass meine Trainingseinheiten für sie doch eher lästig sind, allerdings orientiert sie sich sehr an dem Rüden und wenn er zu mir kommt läuft sie meist mit...und dann gibts natürlich ne Extra-Party... ;)
    Wobei sie sich heute das allererste Mal am Ende der 5-Meter-Leine zu mir umgedreht hat und spontan schwanzwedelnd auf mich zulief...vielleicht scheint der Groschen nun auch langsam bei ihr gefallen zu sein.
    Parrallel versuche ich gerade Sitz zu etablieren...bisher auch noch ohne Kommando, aber wenn sie sich ihre Leckerchen abholen gibts erst welche, wenn sie sitzen. Das hat übrigens die Hündin sehr schnell verstanden und nach zwei, drei Wiederholungen sehr schön umgesetzt. Hier tut sich dafür der Rüde um so schwerer, der kaspert lieber rum und springt an mir hoch als mal den Hintern runter zu nehmen!
    Insgesamt scheinen wir auf einem guten Weg zu sein und ich bin fest entschlossen diesen beiden Hunden irgendwann mal Freilauf (zumindest teilweise) zu ermöglichen!

  • Nur vorab zur Info:


    Beide Hunde sind stubenrein.
    Beide Hunde verstehen sich ausgezeichnet mit Emma und Janosch.


    Trotzdem bekommen wir ein Problem:
    Wenn ich die Hunde mittags abhole und meine Hunde dabei habe, begrüßt der Rüde kurz Emma und Janosch und fängt dann an zu markieren...in der Wohnung... :shocked:
    Genauso wenn ich alle vier Hunde mit zu mir nehme...der Rüde markiert...bzw. er versucht es ständig!
    Warum macht er das? Ist es die reine Anwesenheit eines anderen Rüden, die ihn dazu verleitet?
    Irgendwelche Tipps, wie man das am effektivsten unterbindet? Ja...ich weiß...läuft wohl drauf hinaus ihn erstmal keine Sekunde aus den Augen zu lassen.



    EDIT: Das Thema scheint ja sowieso nicht sooo... großes Interesse hervorzurufen, aber ich wollt dann doch nochmal kurz ein update posten.
    Die ersten Tage mit den Hunden waren echt stressig und ich hab mir viele, viele Gedanken gemacht...wahrscheinlich mal wieder zu viele... ;)
    Die beiden Hunde haben in den letzten Tagen so einen riesigen Sprung nach vorne gemacht...reagieren auf Ansprache, orientieren sich an mir und meinen Hunden, dass der Rüde seit gestern die meiste Zeit ohne Leine unterwegs ist und ich mich heute das erste Mal getraut habe auch die Hündin abzuleinen...hat alles super geklappt. OK...vielleicht war/ist das etwas riskant, aber wies heißt es doch so schön: Frei zu laufen lernt der Hund nur im Freilauf!
    Ich bin im Moment wahnsinnig geplättet wie Lern- und bindungsfähig so alte, schlecht sozialisierte Hunde doch sind...

  • Zitat

    Das Thema scheint ja sowieso nicht sooo... großes Interesse hervorzurufen, aber ich wollt dann doch nochmal kurz ein update posten.



    Also ich finds interessant :D
    Ist doch toll zu hören, dass da zwei Hunde sich so verändern, obwohl man denkt, dass sie sich nicht für Menschen interessieren.


    Ich les immer schön mit :^^:

  • Zitat

    Ich bin im Moment wahnsinnig geplättet wie Lern- und bindungsfähig so alte, schlecht sozialisierte Hunde doch sind...


    Hey,
    schön zu hören!
    Und klasse, dass die beiden sich so toll entwickeln. :)



    LG, Caro,
    bisher auch nur stille Mitleserin in diesem Thread. ;)

  • hi,
    das ist ja toll, dass sich das so toll entwickelt, und sie den blickkontakt so schnell aufbauen.


    du musst beim freilauf nur aufpassen, dass sie daann nicht doch eine interessante spur kreuzen, dann könnten sie weg sein, alle beide.
    aber vielleicht ist gerade diese reizarme umgebung in der sie aufgewachsen sind für dich anfangs vom vorteil, da sie nicht jagderfolg oder die freude am umherstreifenn ohne dich kennengelernt haben...


    ich weiss nur von meiner hündin, dass sie von einem moment auf den anderen umschalten kann mit einer reaktionszeit, die jeden menschen "verzweifeln" lässt. sie ist sehr ursprünglich im verhallten und schont ihre kräfte, dh. trottet ganz normal in ruhe baut blickkontakt auf, hört auf befehle.... und dann wummss.... kreuzen wir ne spur, und ich hab nen anderen hund, der auf einmal auf 180 ist.


    die selbstständigkeit ist nicht gaz einfach, aber zum glück scheinen sie verfressen zu sein das erleichtert einem das training enorm, meine lässt nähmlich auch die schönste leckerei kalt, wenns ne spur gibt.
    *oder du fütterst sie kugelrund dann kannste sie beim flitzen einholen * :ironie2:


    nein, im grundsatz find ich es toll, dass du dir die mühe machst, mit ihnen zu arbeiten, ich seh da noch potential, wenn ich überlege, wie fortschritte auch so klein sie auch sind ne erleichterung darstellen. foxhounds sind ja auch sooo hübsche biester... :ops:


    mit dem pinkeln in der wohnung, es kann ja sein, dass si trotz der vorhandenen stubenreinheit, aufgrund ihrer vergangenen haltungsbedingungen, weiniger wie soll ich sagen hemmungen in einen raum zu markieren, gerade wenn es für die beiden doch eine grosse zahl an reizen gibt.


    ich halt die daumen warte auf weitere infos lg annia

  • Zitat


    Die beiden Hunde haben in den letzten Tagen so einen riesigen Sprung nach vorne gemacht...reagieren auf Ansprache, orientieren sich an mir und meinen Hunden, dass der Rüde seit gestern die meiste Zeit ohne Leine unterwegs ist und ich mich heute das erste Mal getraut habe auch die Hündin abzuleinen...hat alles super geklappt. OK...vielleicht war/ist das etwas riskant, aber wies heißt es doch so schön: Frei zu laufen lernt der Hund nur im Freilauf!
    Ich bin im Moment wahnsinnig geplättet wie Lern- und bindungsfähig so alte, schlecht sozialisierte Hunde doch sind...


    Ist doch super, was Du in der Zeit bis jetzt schon erreicht hast!
    :2thumbs:
    LG Noora und Jerry

  • Hallo, Björn,


    erst mal :respekt: , daß du in der kurzen Zeit so viel erreicht hast.
    Das Thema interessiert mich schon sehr, aber ich hab´s bisher
    ganz ehrlich überlesen. :gott:
    Ich find es klasse, wieviel Gedanken du dir um "fremde" Hunde machst.
    Und ich freu mich jetzt schon, von weiteren Fortschritten zu lesen.


    Liebe Grüße
    Daggi

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