ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Darf man sich hier noch einreihen?

    Ich hab gerade angefangen den Thread quer zu lesen, daher würd ich die Vorstellung kurz hier lassen und dann weiter stöbern.

    Wie sieht es bei euch aus?

    Konsequent ist es nicht. Mio war schon immer weitläufig, sehr eigenständig und ist bereits als Welpe fröhlich in die Welt getapst und wenn man nach links ging, ging er nach rechts.


    Rassetypisch buddelt er gern nach Mäusen, aber merkt sich eher Stellen an denen er schon mal gegraben hat und sucht nicht aktiv neue Nester.


    Im Freilauf ist er ganz normal, fällt über eine Spur oder hört im Unterholz was knacken und dann geht er ab.

    Er verfolgt Wildspuren.

    Geht direkt vor uns ein Reh hoch, gibt es kein Halten mehr. Ein Kaninchen hat er auch schon aufgescheucht. Hat es über den Acker verfolgt, Kaninchen rannte nach rechts und er rannte nach links. Kreiselte dann über den Acker um die Witterung wieder zu finden, hat er aber nicht geschafft.

    Selbiges macht er bei Rehspuren, immer wieder zu dem Punkt kommen an dem er die Witterung gefunden hat und neu ansetzen.


    Wenn er dann fertig ist kommt er Freude strahlend zu mir und wedelt als wäre nichts gewesen.

    Geht das Reh direkt vor uns hoch, gibt es zusätzlich noch wildes Jagdgeschrei.


    Irgendwann gibt er dann auf und kommt in meine Nähe, aber nicht unbedingt mit der Absicht zu mir zu kommen.

    Mitunter zeigt er mir dann ganz dick die Mittelkralle und haut unter Umständen wieder ab.


    Ich weiß nicht ob es Übersprung ist oder Beschwichtigung aber er pinkelt und schüttelt sich mitunter auf den Weg zu mir.

    Wer hat Jäger?

    Ich versteh die Frage nicht. Rufus' großes Hobby ist es Rebhühner aufzuscheuchen, dann kommt er Freude strahlend zu mir und wir gehen weiter. Wenn es ganz arg mit ihm durch brennt rennt er auch mal in einen Schwarm Saatkrähen rein. Aber ansonsten hab ich keinen Jäger gehabt.
    Wie setzt ihr euch mit dem Thema auseinander?

    Komplett blauäugig bisher, muss ich sagen.

    Ich hatte angefangen ein Buch zu lesen, aber irgendwie war das nicht mein Ding. Ich bin es vielleicht auch falsch angegangen, aber mit Mio war es nicht umsetzbar.

    Es ging darum gemeinsam Wildspuren zu suchen und den Hund zu loben wenn er Wild anzeigt.
    Welche Erfahrungen musstet/ durftet ihr machen?

    Wir laufen so durch die Gegend, beide Hunde bleiben stehen und schauen in Richtung von einem Gebüsch und daraus bricht ein Reh hervor. Rufus ließ sich abrufen, Mio war weg.

    Später noch mal gleiches Spiel.

    Heute ist die Schleppleine gerissen und er war weg.


    Sicher nie mehr als 5 Minuten, reicht trotzdem.


    Gefühlt sucht er sich immer wieder Ablenkung. Am schlimmste wenn ich abgelenkt bin.


    Wo entstehen Probleme?

    Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Strenge? Fröhlich flötend locken. Wenn er auf Distanz ist wie dring ich zu ihm durch?


    Ich weiß nicht ob er nicht will oder nicht kann. Also ob er bockig ist oder ich zu langweilig oder ob der vom Kopf her so im Tunnel ist das er nicht kann.

    Wie und was trainiert ihr?

    Mit dem Futterdummy haben wir angefangen, aber er lässt sich schnell ablenken. Auch mit den Bällchen spielen wir und das macht er auch gut mit, da darf aber nix dazwischen kommen.

    Einfache Suchspielchen kennt er auch. Aber alles nur für kurze Zeitspannen.


    Ich würde gern mehr Unterordnung machen, aber wir diskutieren oft. Wie gehe ich damit um...ich lese diesen Thread noch quer.
    Wo sind eurer Meinung nach die Grenzen des AJT?

    Also gedankenverloren durch die Gegend dröseln geht nicht, das weiß ich. Ich glaube auch nicht an 100%ige Kontrolle. Aber vielleicht lässt sich alles in kontrollierbare Bahnen lenken.
    Wart ihr euch von Anfang an bewusst, was ihr euch mit eurem Hund "eingebrockt" habt?

    Das ein Pinscher Jagdtrieb hat, ja das wusste ich aber alle die ich bisher kennen lernen durfte haben das nicht so ausgepackt. Oder es schweigen alle drüber. Mit Buddeln nach Mäusen hab ich gerechnet, aber nicht mit Spurlauten.
    Wann stellten sich Veränderungen ein?

    Noch gar nicht, im Moment wird es eher schlimmer.
    Wie sahen diese aus?
    ------

  • @bad_angel

    Ich denke, das wird bei deinem Hund extrem schwierig bis unmöglich das wieder herauszubekommen, denn das was du schreibst liest sich für mich so, als wenn der Hund schon sehr häufig seine Jagdleidenschaft ausleben konnte.
    Ich bin davon überzeugt, je häufiger ein Hund dazu die Möglichkeit hat, desto intensiver wird sein Verhalten von Mal zu Mal und desto schwieriger wird es, dagegen zu arbeiten .

  • Ja und was soll die Alternative sein? Resignieren und sich seinem Schicksal ergeben?

    Wenn dem so ist, und ich will damit nicht bestreiten das du Recht haben kannst, dann wäre jegliche Arbeit mit Second-Hand-Hunden sinnlos.

    Versuchen will ich es und schaden wird es uns nicht.

    Also es ist nicht so, das er aus dem Auto kommt und direkt weg ist. Es gibt auch Gassigänge da ist nix, absolut gar nix.
    Er steht auch nicht geiernd vorm Wald. Tatsächlich gibt es immer einen Impuls.

    Er lässt sich auch auf Spiel mit mir ein. Auch auf "Arbeit".

  • Hmh jein.
    Finya ist mir auch ein paar Mal abgehauen. Anfangs dachte ich dann jedes Mal jetzt kann ich das mit dem Training vergessen. Irgendwann hab ich mir gedacht "Jo dumm gelaufen. Nächstes Mal wirds besser!"

    Aber ein Hund, der regelmäßig zum Jagen abhaut, hat ja schon verinnerlicht, dass er Frauchen dafür nicht braucht, die macht das Spiel ja nur kaputt indem sie anleint.
    Da ist es schon schwieriger einen Fuß in die Tür zu bekommen, aber nicht unmöglich schätze ich.


    Was ich mir beim Lesen gedacht habe, war, machst du irgendwas um das Jagen zu verhindern?
    Abbruch? Alternativverhalten einfordern? Umlenken? Whatever?
    Kannst du ihn lesen? Siehst du ihm an, wenn er etwas wittert, bevor er losrennt? Kannst du ihn runterregeln, wenn er austickt und in der Leine hängt?


    Futterdummy und Suchspiele sind kein AJT, sondern schlicht Beschäftigung für den Hund. Je nach dem wie dein Hund jagt und wie stark der Jagdtrieb ist, findet er das zwar vielleicht nett, aber mehr auch nicht.
    Wenn er gern mit der Nase jagt, bietet sich Mantrailing an oder auch Fährten. Wenn er auch gern apportiert, kannst du auch richtiges Dummy versuchen.
    Ich bin mir nicht mehr sicher, aber warst du mit Mio nicht bei ner Rettungshundestaffel oder verwechsel ich dich da? :???:


    Es gibt so viele verschiedene Ansätze im AJT und was für euch passt, ist davon abhängig, was dir und Mio liegt, aber auch in was für einem Gebiet ihr unterwegs seid.


    Wenn du dich hier durch den Thread liest, findest du sehr viele Anregungen von erfahrenen HH. Ich hab mir einiges davon mitgenommen, anderes hab ich weggelassen, weil es mir nicht gefällt oder auf meine nicht passt. So hab ich mir letztlich meine eigene Methode zusammen geschustert.

  • Hmmm, ich habe zu Beginn alles mögliche durchprobiert. Immer eine Methode ausprobiert geschaut wie finde ich das, wie reagiert der Hund, kann man Erfolge sehen usw. Natürlich für mehrere Wochen...oder auch ein paar Tage wenn ich es ganz grausig fand (mit der SL den Radius ganz konsequent durchsetzen war so ein Kanditat :hust: ).

    Ich denke es hilft viel wenn man weiß auf was der Hund genau abgeht. Sind es eher die Spuren, die Bewegung oder sogar der Hunger...
    Shira geht nämlich auf Sicht, bei ihr muss die ganze Action raus.
    Am Anfang wurde mir vom HT geraten mit Dummy wegwerfen usw. Shira umzulenken. Eben weil sie so auf das Rennen abfährt.
    Die Nuss hat sich auch Umlenken lassen und ist dem Dummy hinterher- Solang wie der eben flog dann gings im Bogen dem Wild hinterher :ugly:
    Da gab es dann natürlich keine Erfolge (nur Schulterschmerzen).
    Und so hab ich eben auf eigene Faust das Gegenteil versucht und dieses kurze Vorstehen was sie zeigt geklickert. Die Idee kam übrigens hier aus dem Thread!
    Shira hat am Anfang auch nur ne Sekunde vorgestanden das hab ich geklickert und in der Zweiten schon knallte sie in die Leine. Kam man sich dezent doof vor ;)

    Und mitlerweile läuft das Richtig gut. Nebenbei üben wir mit dem Dummy, legen Fährten machen etwas UO... einfach zur Beschäftigung und dem Spaß, dann kommt meine große Jägerin nämlich weniger auf dumme Ideen :D

  • Regelmäßig wäre für mich mehrmals im Jahr.

    Sowas mit den Rehen passiert halt. Wenn man weiß, dass sowas in manchen Gebieten öfter vorkommt, darf man dort halt nicht mehr ableinen bis man den Hund auch im Freilauf kontrollieren kann.
    Ich weiß in vielen Spaziergebieten auch, wo wir Hasen oder Rehe treffen, wo Wildschweinspuren sind, etc. und dann hänge ich halt einen oder beide an. Ich muss das Risiko ja nicht eingehen, dass mir einer hinterher geht.


    Okay, bei mir käme ein Hund, der mich im Freilauf ignoriert, einfach nicht mehr von der Leine bzw. nur in Gebieten, wo er nicht jagen kann. Ich lass mich doch nicht verarschen :ka:
    Meine Hündin ist ja nicht wirklich abrufbar. Die läuft deshalb im Wildgebiet immer noch viel an der Schleppleine (15m), obwohl sie am Wild inzwischen gut kontrollierbar ist, ABER wenn sie losrennen und auf den Stopppfiff nicht reagieren sollte, dann wäre sie weg und das würden meine Nerven nicht mitmachen. Dort sind zu viele Straßen und die Strafen, wenn man erwischt wird, sind nicht witzig.

    Was heißt, er knallt dir erst recht durch, wenn du ihn abbrechen willst? Er haut ab, weil du zu viel Druck aufbaust?
    Das finde ich normal. Machen viele Hunde.

    Ich würde mir diesen kurzen Moment, wo er stehen bleibt und dich vielleicht sogar anschaut, nutzen und darauf aufbauen. Das ist schon mehr als Finya anfangs angeboten hat. Das ist eine super Grundlage, dass er von selbst einen Moment wartet.


    Wenn er apportieren blöd findet, wirst du ihm das nicht schmackhaft machen können. Da würde ich dann gar keine Energie drauf verwenden. Es soll für ihn ja eine Art Ersatz sein und ihm Spaß machen.


    Du brauchst kein eingezäuntes Gelände, aber für den Anfang wahrscheinlich eine lange Schleppleine, eventuell einen Ruckdämpfer und gutes Timing :D

  • Jo, eine Schlepp hat sich heute verabschiedet. Dann fing das Elend ja heute an. Es ist nicht so das ich ihn bewusst abgeleint hätte.

    Nun hab ich ja diverse Leinen, nur halt nicht alle mit Schlaufe. Hat Pech, muss er sich mit 10m begnügen. Wie lang soll die Schlepp denn sein? Mich schreckt ja immer das Gewicht ab.

    Ich weiß halt im Moment selber nicht wie ich damit umgehen soll. Schon vorm Ende der Leine versuchen zu stoppen, ihn probieren lassen, meckern wenn er den Weg verlässt oder alles unkommentiert lassen? Wisst ihr was ich meine?

    Ach das mit dem Futterdummy ist nichts ernsthaftes. Also zum einen macht er das nur an der Schlepp, ich versuche den Punkt zu finden wo er es ordentlich macht und mit Spaß um es dann zu beenden. Das klappt zu 90%. Dann hat er auch sichtlich Spaß dabei, aber es ist keine adäquate Alternative.
    Wie gesagt, das mit dem Fährten probieren wir erst noch aus.

    Das Buch von P. Gröning kann ja nicht schaden oder?

    Achja "Wege zur Freundschaft" hatte ich angefangen, aber wieder verworfen.

    Das es keinen universellen Weg gibt ist mir doch klar. Wie gesagt ist es aber auch keine Option ihn einfach machen zu lassen oder es nicht wenigstens zu versuchen.

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