ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Kommen grad vom Spaziergang...
    Ich glaub die Tiere hier haben alle Tollwut.
    (Die Wildschweine sowieso, siehe: http://www.n24.de/n24/Nachrichte…s-ins-bein.html)

    Hund ist an der 7m Flexi, wir laufen gerade den Radweg zum Dorf raus, sind an der letzten Häuserreihe vorbei. Links gehts nen Hügel hoch und ich hörs da oben schon rascheln und trampeln - ein ganzes Rudel Rehe in Bewegung. Denk mir noch: Na die werden doch nicht....?! Vorsichtshalber den Hund geschnappt und ein paar Meter zurück hinter der Hecke in Deckung gegangen. Ein paar Sekunden später kreuzen auch schon sechs Rehe den Weg, dort wo gerade noch die Flexi zwischen Hund und mir gespannt war.
    Djego ist völlig erstarrt, wie vom Blitz getroffen. Die Rehe hüpfen ein paar Meter weiter über einen Bach, ein paar fallen auch rein, da erwacht der Hund dann aus seiner Starre und fängt das Schreien an, hängt aber nicht in der Leine.
    Ich hab dann gewartet, bis er sich wieder beruhigt hat (ging recht zügig) und ihm meine Notfallscheibe Scheiblettenkäse zwischen die Lefzen geschoben.
    Dann sind wir weiter und der Vorfall war auch recht schnell wieder vergessen.
    Die Rehe haben wir auf dem Rückweg wieder getroffen, diesmal in größerer Entfernung. Hund glotzt wieder und rührt sich nicht. Ich hab ihm leicht die Hand auf den Hintern gelegt und er hat sich sofort gesetzt. Wie in Trance. Hab ein paar mal geklickert, bis er dann auch Leberwurst gelutscht hat, dann sind wir weiter und ich bin ein bisschen mit ihm gerannt. (Spielzeug haben wir nicht dabei, weil er ja noch verletzt ist, sonst hätt ich mit ihm gespielt)

    Jetzt bitte ich euch mal um eure Einschätzung. Was war gut, was war falsch, was hättet ihr anders gemacht?
    Ich weiß ehrlich immer nicht, wie ich mich in so Situationen richtig verhalte.

  • Also ich arbeite ja viel über Futter.

    Bei den "schlimmen" Wildsichtungen, hab ich danach gerne mal ein paar Brocken Futter auf den Boden geworfen. Das geht aber nur, da meine Hunde fast immer Futter annehmen, zumindest wenn das Wild ausser Sichtweite ist.

    Das hat den Vorteil, dass sie durch das Kauen etwas entspannen und sich nicht "feststarren". Ich bin dann meistens an der Stelle stehen geblieben und bin erst weiter wenn sie ruhiger waren und nicht mehr im "ich will heeeeetzen" Modus waren.


    Ich machs aber auch in unserem anderen Alltagstraining (Hundebegegnungen) so. Seh ich eine Situation kommen die für den Hund noch nicht realisierbar ist, werf ich Futter auf den Boden. Das ist dann zwar kein effektives Training, aber das wäre bei einer Reizüberflutung eh kaum möglich.


    Ansonsten wäre ich wohl so ähnlich vorgegangen wie Du. Auch das Rennen danach finde ich gut, damit der Hund Spannung los werden kann.

  • Zitat

    Tut mir leid, ich kann dir da nichts zu sagen, weil ich selber ganz anders arbeite. Ich finde es aber gut, dass er erst was bekommen hat, nachdem er sich etwas beruhigt hat. :smile:


    Hier das gleiche?

    gesendet vom Handy

  • In so Situationen kann die Straße mit Hackbällchen gepflastert sein - das würde meinen Hund nicht interessieren.
    Dem fällt es irre schwer den Blick abzuwenden. Das doofe ist halt, je mehr er schauen darf, desto mehr steigert er sich rein. (Bei Hunden und Wild das Gleiche)
    Manchmal merkt man fast, wie erlösend dann das Kommando "weiter" für ihn ist.
    Wahrscheinlich hätte ich im ersten Fall besser versuchen sollen den Hund aus der "Gefahrenzone" zu bringen, bevor er das Schreien anfängt. Aber ich war selbst auch so: :schockiert:

  • Manu
    Verstehe deine Frage grad nicht.

    @Pirschel
    Mir ist immer wichtig, dass mein Hund lernt, mir Entscheidungen zu überlassen. Ich bin da nicht in dem Bereich "Du bekommst eine Belohnung, wenn du ein Kommando ausführst" unterwegs. Sondern in dem Bereich: Lass es und beruhige dich, denn ich entscheide das hier anders als du es würdest. Der Punkt ist, dass man aber nicht in den extremen Situation anfangen kann. Das wäre ziemlich unfair für den Hund und man müsste ihm auch entweder massiv wehtun, damit was ankommt, oder es käme (je nach Hund) nicht mal dann an. Das arbeite ich im Alltag und ohne Leckerlie. Ist mir etwas zu komplex, das en detail hier zu beschreiben - denn wichtig: Der Alltag besteht deswegen nicht nur aus Verboten. Aber in jedem Fall daraus, dass mein Hund mich fragt, wenn es um wichtige Sachen geht und auch akzeptiert (das heißt auch: ruhig wird und sich damit abfindet), dass meine Entscheidung anders aussieht als seine. Im Idealfall brauchts auch nicht sehr viele Korrekturen dafür, wenn man fair bleibt aber klar ist. Wenn man nicht aggressiv, laut oder brutal, sondern eindeutig ist. Nichtsdestotrotz lernen meine Hunde im Alltag, mir Entscheidungen zu überlassen. In den wichtigen Situationen, können sie die deswegen auch akzeptieren.

    In der Kurzform: Wenn Theo (und der ist nun ein "echter" Jagdhund) Wild sieht, guckt er zu mir. Ich geb ihm das Abbruchsignal und er lässt es dann gut sein. Entweder er dreht ab zu mir, oder er schnüffelt woanders weiter. Manchmal wenn es ihn arg frustet, nimmt er sich nen Stock und zerbeißt den. Aber das ist selten. In 999 von 1000 Fällen geht er dem Wild nicht hinterher, suchen tut er es gar nicht mehr. Die Quote reicht mir aber auch völlig.

  • Zitat


    In der Kurzform: Wenn Theo (und der ist nun ein "echter" Jagdhund) Wild sieht, guckt er zu mir. Ich geb ihm das Abbruchsignal und er lässt es dann gut sein.


    Beneidenswert.
    Wir sammeln noch Erfahrungen.
    Die Situation ist natürlich zum Üben Mist gewesen, mir gings auch eher darum, wie man so eine Situation noch irgendwie retten kann.

  • In so einer Situation bleibt eigentlich meiner Meinung nach nur Management und wenn man die Zeit hat, abwarten bis der Hund sich wirklich wieder beruhigt hat. Das dann wertschätzen und weitergehen. In den Überraschungsmomenten ist kein Training möglich. Entweder man greift auf Bekanntes und Gefestigtes zurück, oder man muss Management betreiben mMn.

    PS: Ich hatte mir Hilde dazugeholt - nicht nur weil ich schon immer einen Schäferhund wollte, sondern auch, weil es arg "langweilig" mit meinem Opa geworden war - von der Seite "mit dem Hund arbeiten". (Außerdem ist Theo gerne gesellig). Tatsächlich hat er seit der Welpe da ist, seine Ohren (oder "Antennen") zeitweilig wieder mehr abgeschraubt. Sehr interessante Entwicklung. Insofern habe ich gerade jetzt auch wieder etwas mehr Auge darauf, wann seine Erregung höher geht. Aber kontrollieren kann ich es noch. Aber klar - es war Training - allerdings hauptsächlich im Alltag.

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