ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde
-
-
Zitat
Tuuka:
Es gibt gerade unter Jagdhunden viele Hunde, die blitzschnell "switchen" können zwischen entspanntem Rumhängen mit Zeitung lesen, und Jagdmodus, oder auch einfach nur erhöhter Aktivität. Züchterisch durchaus gewollt, denn diese Hunde können sehr gut regenerieren, fahren sich schnell wieder runter, wenn nix läuft. Aber ich weiss nicht, wie lange man sie im totalen Langeweilezustand halten müsste, bis sie resigniert aufgeben und der Schalter einrostet. Ist für mich auch keine Option, der funktionsfähige Schalter ist der Normalzustand, den gilt es zu ölen und zu tunen, nicht zu blockieren. Ich will keinen abgeschalteten Hund, der in allen Lebenslagen nur noch schnüffelt und trottet, wenn er nicht grad zu einer Aufgabe geschickt wird.Nein, ich will auch keinen Maschinenhund, den man aus und an machen kann wie man will. Ich möchte lebendige Hunde, die da sind, wenn sie "gebraucht" werden und Lust und Freude am Powern haben. (sonst hätte ich mir eine andere Mischung bzw. Rasse gesucht) Aber die auch entspannt durchs Leben gehen können. Die sehr wohl ein gepflegtes Nickerchen auf der Couch zu schätzen wissen. Und die sich, wenn wir draußen unterwegs sind, an mir orientieren.
Für keinen meiner Hunde ist hinten laufen entspannend, es ist Stress.(Joda bietet das ab und zu selber an, für Phelan ist hinten laufen müssen aber eher eine Bestrafung)
Aber in manchen Situationen ist es weniger Stress als vorne laufen.(Ich denke, dass wären bei uns Hundebegegnungen. Und in unübersichtlichem Gelände, da ist es definitiv für mich weniger Stress)
Und manchmal ist es sicherer (heikle Gebigspfade z.B.), da nehme ich keine Rücksicht aufs Stressbefinden.
Aber entspannend ist rumschnüffeln, egal ob sich die Hunde vor oder hinter mir befinden, oder querab.(Meinst du hier das "Zeitung" lesen? Weil ich schon den Eindruck habe, dass Wildspuren erschnüffeln sehr aufregend ist für meine beiden)
Ein Hund, der das draussen überhaupt nicht mehr kann, der hat ein grosses Problem, und den muss man sicherlich mit drastischen Massnahmen runterfahren. Wobei ich das nie über Verbote versuchen würde, die muss man durchsetzen, was wieder Stress verursacht - nicht jeder Hund resigniert schnell und schmerzlos. Entspannung kann man nicht einfordern.Aber einen Hund, der sehr wohl drinnen wie draussen entspannen kann, aber auch schnell aktiv werden kann, würde ich nie versuchen "abzulöschen". Ich will nicht sagen, dass es nicht geht, aber es ist keine Option für mich. Da beeinhaltet normales Verhalten eben auch das Bedürfnis nach körperlicher Aktivität, und die Bereitschaft, der Veranlagung gemäss zu handeln. Auch rennen ist ein normales Verhalten für einen Hund, besonders für einen jungen, tatendurstigen. Darum darf bei mir auch ein nicht perfekt kontrollierbarer Junghund an geeigneter Stelle sein Bewegungs- und Erkundungsbedürfnis leinenlos befriedigen, darf spannende Erlebnisse haben. Er hat ja genügend Zeit zum chillen den Rest des Tages, die richtige Balance macht's. Ich mache damit gute Erfahrungen, aber ich lasse mir und dem Hund auch viel Zeit.
Ich hätte, glaube ich, gerne eine Mischung aus beidem. Dass sich die Hunde ausprobieren können und dass sie sich, wenn ich es einfordere, ohne zu murren "hinten anstellen".
Liebe Grüße
Nele -
- Vor einem Moment
- Neu
Hi
hast du hier ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde schon mal geschaut? Dort wird jeder fündig!*
-
-
Zitat
Das finde ich total toll, und ja, diese herzliche Freude kann für einen Hund mit guter Bindung sooo viel ausmachen. Ich habe es so oft gesehen, wie die Leute sich bemühen, es richtig zu machen mit dem Lob und der Belohnung, aber es bleibt mechanisch.....
danke schön :)genau das habe ich auch gemerkt und es macht einfach mehr Spaß mit ihr zu Arbeiten, und auch Erfolge zu erleben, wenn einem klar wird, was man für einen Hund vor sich hat und was er für Vorteile mitbringt
nur dem stimme ich nicht so ganz zu:
ZitatFür keinen meiner Hunde ist hinten laufen entspannend, es ist Stress. Aber in manchen Situationen ist es weniger Stress als vorne laufen. Und manchmal ist es sicherer (heikle Gebigspfade z.B.), da nehme ich keine Rücksicht aufs Stressbefinden. Aber entspannend ist rumschnüffeln, egal ob sich die Hunde vor oder hinter mir befinden, oder querab. Ein Hund, der das draussen überhaupt nicht mehr kann, der hat ein grosses Problem, und den muss man sicherlich mit drastischen Massnahmen runterfahren. Wobei ich das nie über Verbote versuchen würde, die muss man durchsetzen, was wieder Stress verursacht - nicht jeder Hund resigniert schnell und schmerzlos. Entspannung kann man nicht einfordern.
Kira (ist hier wieder mal kein passendes Beispiel *g*) mag entweder ganz vorne laufen oder lässt sich freiwillig nach hinten fallen, was für sie aber keinen sichtlichen Unterschied macht
aber auch Luna hat in einigen Situationen hinter mir zu laufen und es ist auch ok für sie, sie schnüffelt dann und kommt nach
alles völlig relaxed, ohne jegliche Art von Stress oder Erregung, wieso auch? -
Wenn ich Pippi in einem großen Radius laufen lasse und zu großen Teilen gallopiert er dann auch, schnüffelt er unterwegs, stoppt zum Markieren, kann Kommandos umsetzen und das Erregungsniveau bleibt niedrig.
Wird er nach hinten oder in einen kleinen Radius verbannt, kommt er gar nicht um Markieren, hechelt vor Stress, das Erregungsniveau geht hoch und er steht kurz vorm Explodieren. Und ja, das wurde über einen längeren Zeitraum durchgezogen, für meinen Hund war es alles andere als gut und ich lass mir da nichts mehr einreden.
Als "Trick" haben wir natürlich aufgebaut, kurze Zeit hinter mir zu gehen, wenn der Weg beispielsweise eng wird. Aber eben nur für kürzere Zeit...
-
Zitat
Wenn ich Pippi in einem großen Radius laufen lasse und zu großen Teilen gallopiert er dann auch, schnüffelt er unterwegs, stoppt zum Markieren, kann Kommandos umsetzen und das Erregungsniveau bleibt niedrig.
Wird er nach hinten oder in einen kleinen Radius verbannt, kommt er gar nicht um Markieren, hechelt vor Stress, das Erregungsniveau geht hoch und er steht kurz vorm Explodieren. Und ja, das wurde über einen längeren Zeitraum durchgezogen, für meinen Hund war es alles andere als gut und ich lass mir da nichts mehr einreden.
Als "Trick" haben wir natürlich aufgebaut, kurze Zeit hinter mir zu gehen, wenn der Weg beispielsweise eng wird. Aber eben nur für kürzere Zeit...
hätte ich so einen Hund, würde ichs auch nicht wollen ;-)aber so gestresst sind da ja nicht alle Hunde
wieso sollte es sie eigentlich stressen bzw. stresst es sie?
-
Ich hab irgendwie das Gefühl, ich wurde falsch verstanden...?
Es geht bei meiner Vorgehensweise darum Rennjunkies aus ihrem Stress zu holen. Wenn ein Hund herumrennt und dabei ein normales Erregungsniveau hat - also noch Schnüffeln und Zeitunglesen kann, sowie ohne großes Tamtam ansprechbar ist, dann soll er doch rumrennen - damit hab ich kein Problem.
Das hinter dem Mensch laufen ist ein Zwischenschritt (in einem Trainingsaufbau), der für echte Rennjunkies der Schlüssel zum Runterkommen ist.
Viele Grüße
Corinna -
-
Hallo Corinna,
vielleicht kannst du mir mal einen klassischen Rennjunkie beschreiben? Rennt der wirklich nur die ganze Zeit ziellos durch die Gegend und kriegt nichts anderes mehr mit?
Hab da irgendwie gerade keine Vorstellung.
Phelan rennt gerne, aber sie guckt auch schön regelmäßig, wo ich bin. Das heißt ja, dass sie wenigstens mit einer Faser ihres Hirns nicht ganz abwesend ist.
Wahrscheinlich ist sie ganz normal. Mit einem etwas überdurchschnittlichem Jagdtrieb.
Aber ich wäre sehr interessiert an einer Beschreibung.Liebe Grüße
Nele -
ich beschreib mal , wie´s bei paula aussieht. dann kannst du ja nochmal ´ne einschätzung geben, ob sie ein rennjunkie ist.
sie will halt die ganze zeit traben und nutzt immer den vollen radius ihrer leine. sie ist dabei nie hinter mir, weil ich logischerweise immer zu langsam bin. sie ist ständig auf "sichtungen" aus und in hohem erregungslevel, aber schon immer ansprechbar.
wenn ich sie zu mir rufe, kommt sie schnell und rennt dann aber auch schnell wieder nach vorne.
ich befürchte halt, dass ich ihren stresslevel noch erhöhe, wenn ich das mit dem hinter-mir-laufen durchziehe.
(zuhause kann sie übrigens wunderbar entspannen.)
die leinenführigkeit (an kurzer leine) ist eine weitere dauerbaustelle. bei ihr nützen stehenbleiben oder richtungswechsel null. sie geht immer nach vorne. -
Zitat
nur dem stimme ich nicht so ganz zu:
Kira (ist hier wieder mal kein passendes Beispiel *g*) mag entweder ganz vorne laufen oder lässt sich freiwillig nach hinten fallen, was für sie aber keinen sichtlichen Unterschied macht
aber auch Luna hat in einigen Situationen hinter mir zu laufen und es ist auch ok für sie, sie schnüffelt dann und kommt nach
alles völlig relaxed, ohne jegliche Art von Stress oder Erregung, wieso auch?
Kein Problem, ich habe mich ja nur auf meine zwei Hunde bezogen, das sind nicht alle Hunde dieser Welt......Stress ist es, wenn ich dem Hund fast im Sekundentakt verbieten muss, vorzugehen, also in Dauerkorrektur bin. Oder, um eben diese Dauerbestrafung zu vermeiden, so massiv werde in meinen "Ansagen", dass der Hund extrem gedeckelt wird, und nur noch meidet.
Dass muss nicht bei jedem Hund so sein, nur ich habe hier extreme Hartnäckigkeit/Sturheit gepaart mit grosser Sensibilität, was dazu führt, dass ich unendlich deckeln müsste. Der Hund hat, weil mit starkem Umweltinteresse ausgestattet, alle paar Sekunden einen neuen guten Grund, zu überholen, was ich, da im strafbasierten Arbeiten, immer sofort ahnden muss. Also immer wieder aversive Einwirkung. Dummerweise ist so ein Hund, wenn er grad nicht abgelenkt ist und daher empfänglich, sehr sensibel, und dann sind die Massnahmen, die ihn am Vorgehen hindern, viel zu massiv, und er geht ins meiden. Und das soll kein Stress sein, diese dauernde aversive Einwirkung, die manchmal auch viel zu stark ist?
-
Zitat
Ich hab irgendwie das Gefühl, ich wurde falsch verstanden...?
Es geht bei meiner Vorgehensweise darum Rennjunkies aus ihrem Stress zu holen. Wenn ein Hund herumrennt und dabei ein normales Erregungsniveau hat - also noch Schnüffeln und Zeitunglesen kann, sowie ohne großes Tamtam ansprechbar ist, dann soll er doch rumrennen - damit hab ich kein Problem.
Das hinter dem Mensch laufen ist ein Zwischenschritt (in einem Trainingsaufbau), der für echte Rennjunkies der Schlüssel zum Runterkommen ist.
Viele Grüße
Corinna
Ja, da habe ich dich tatsächlich falsch verstanden, und ich habe mich auch gewundert über die extremen Verhaltensregeln....Wobei ich mich erstens tatsächlich frage, was denn nun ein echter Rennjunkie ist. Und zweitens, ob bei einem solchen die Verbotsschiene immer sinnvoll ist. Oder ob man da nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreibt, weil bei gewissen Hunden zur Durchsetzung so stark aversive Massnahmen notwendig sind.
-
Zitat
Und das soll kein Stress sein, diese dauernde aversive Einwirkung, die manchmal auch viel zu stark ist?
hab ich ja nicht gesagt ;-)doch, für mich klingt es sehr nach Stress, so extrem kenne ich es hier nicht, daher die Frage
-
- Vor einem Moment
- Neu
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!