Windhunde und Windhundmischlinge

  • Zitat


    Also bei uns sind Waldspaziergänge "einfacher" als Feldspaziergänge, denn wenn auf dem Feld unerwartet Wild auftaucht dann ist es viel schlimmer weil es ewig in Sicht bleibt bis es verschwindet, d.h. da ist der Reiz normalerweise viel zu groß um einen Windhund abrufen zu können. Ich finde Wild im Wald deutlich weniger oft sichtbar & wenn dann quert es meist den Weg und ist direkt wieder aus dem Blick, da drehen meine Zwei deutlich weniger hoch.
    Ich denke aber, WENN Windhund, dann muss man sich einfach klar sein dass es kein "ich schlendere mal dahin und mein Hund trabt offline nebenher" ist, sondern dass man meist wirklich 100% Aufmerksam sein muss & mögliches Wild einfach vorher zu sehen oder die Anzeichen fürs Durchstarten beim Hund früh genug zu erkenne.
    Man sollte sich auch überleben ob man, wenn es schlecht läuft, damit leben könnte immer mit Leine unterwegs zu sein & ansonsten eingezäunte Flächen fürs Rennen zu suchen.
    Für jemanden den eine Leine stört und der gerne gemütlich Gassi geht und seinen Gedanken nachhängt ist ein Windi vermutlich nichts.


    Ist bei uns genauso: Wald ist aus den oben genannten Gründen für mich entspannter als Feld. Auf dem Feld haben sie den ganzen Horizont zu scannen und sehen flüchtendes Wild ne halbe Ewigkeit, und solange sie es noch sehen, würden sie auch nicht aufgeben.
    Bei langköpfigen Hunderassen ist der Fleck des schärfsten Sehens übrigens eher horizontal in einem Streifen auf der Netzhaut verteilt und die Augen sind ebenfalls von Sitz her ideal eingepasst, um das Horizontlevel weiträumig abzusuchen, während kurzköpfige Rassen eher einen runden Fleck des schärfsten sehens haben und Objekte in der Nähe besser räumlich wahrnehmen können, da ihre Augen mehr parallel nach vorn schauen, ähnlich wie beim Mensche.
    Also, Windhunde haben auf dem offenen Acker auch einfach einen Sichtvorteil gegenüber vielen anderen Rassen, was wohl ein Grund dafür sein könnte (neben der Windschnittigkeit und der guten Eignung zum gezielten fassen und greifen die so eine lange Schnauze hat), dass alle Hetzhunde einen vergleichsweise langen, schmalen Schädel haben.



    Meine sind mir ein paar Mal durchgebrannt (nie alle zusammen, und nur nen knappe Hand voll Male in inzwischen 8 Jahren) und waren immer sehr schnell wieder da, weil es eben immer Gelände war, wo sie nicht soweit gucken konnten - und wenn das Wild verschwunden ist, sind sie idR wieder abrufbar bzw kommen eh von selber wieder.


    Ich sehe und höre öfter mal, dass sich viele Leute auf die Stoppelfeldsaison freuen, weil der Hund dann auf den Acker darf - uah, nee, never ever!!! Da sind meine wie unter Strom, da fühlen sie sich glaube ich wie in der ukrainischen Steppe oder so.


    Allerdings gibts auch Waldstücke, wo ich nie ableine, weil da doch öfter Mal Wild über den Weg wechselt und es allzu verlockend duftet - wenn die Fährte einigermaßen frisch ist, will zumindest meine Salukihündin auch hinterher und selbst mein früher "nasenblinder" Grey hat da von ihr gelernt.




    Womit man sich vor allem mental auch mal beschäftigen sollte ist, ob man damit leben kann, dass der Hund auch mal was erwischt.
    Fast alle langjährigen Windhundhalter (zumindestens die mit mehreren Hunden) die ich kenne, sind irgendwann mal in diese Situation gekommen. Sei es der worst case (Hase oder Reh draußen auf dem Spaziergang richtig gehetzt und auch gekriegt) oder auch, das der Hund im eigenen Garten oder auf ner eingezäunten Fläche was findet, was sogar ziemlich häufig ist.





    Zitat

    Ui, du scheinst viele Züchter zu kennen! Ja, Ares ist ein Rumford- Showgreyhound, T-Wurf :D.


    Naja, gibt ja nicht viele Greyhoundzüchter, und noch weniger die grade vom Zeitraum her einigermaßen passend Welpen hatten. Das ist mMn eine sehr gute Zuchtstätte. Kenne die Züchter nicht persönlich, nur virtuell (und auch da nicht gut), aber sie sind soweit ich weiß sehr engagiert und was ich über die Zuchtplanung, Aufzucht usw weiß hört sich auch tiptop an. Ich denk da hast du dir einen Hund mit besten Startvorraussetzungen geholt! :gut:

  • Ich würde jetzt gerne mal was ganz Blödes fragen: was genau macht eigentlich so große Angst bei einem Hund mit Jagdtrieb?
    Dass der Hund tatsächlich mal ein Karnickel reisst? Das Erfolgserlebnis? Oder dass der Jäger das mitbekommt und kurzen Prozess macht?

  • Also mir macht daran Angst:
    -kann nicht (überall) offline laufen (und das ist mir sehr sehr wichtig)
    -eine Baustelle an der man ständig arbeiten muss. Würde mir man ein Zuchthund hier einziehen, dann würde ich drauf achten, dass es eine Rasse ist die einfach ist und wenige "Problem" von sich aus mitbringt

  • Unsere Angst ist schlicht und ergreifend das der Hund verletzt wird während der Jagd... Von Beinbrüchen (weil über Stock und Stein) bishin dass der Hund vor ein Auto läuft...

  • Zitat

    Ich würde jetzt gerne mal was ganz Blödes fragen: was genau macht eigentlich so große Angst bei einem Hund mit Jagdtrieb?
    Dass der Hund tatsächlich mal ein Karnickel reisst? Das Erfolgserlebnis? Oder dass der Jäger das mitbekommt und kurzen Prozess macht?


    Also, bei mir mit meinem Podi-Mix ist es in erster Linie die Angst, dass er partout nicht stoppt bzw. zu stoppen ist und auf die Strasse vor ein Auto läuft. Erst danach kommt die Angst, dass er was reißen könnte, weil ich mir nicht sicher bin, ob er überhaupt reißen würde oder ob er es nicht einfach nur des Hetzens wegen macht.
    Wir hatten mal den Fall, dass er einen Mopedfahrer auf einem Feldweg "gejagt" hat über mehrere hundert Meter ...der war dann GsD so geistesgegenwärtig und hat einfach angehalten bevor er auf die Hauptstrasse gebogen ist und hat ihn schnüffeln lassen. Lucky hat ihn dann kurz beschnuppert bzw. freudig begrüßt und kam zu uns zurück. Der Mopedfahrer ist dann langsam weiter und war von da an völlig uninteressant. Ja okay, bei Wild ist es wohl noch was anderes, aber wie gesagt, ob er tatsächlich reißen würde, weiß ich nicht ...mags aber auch echt nicht ausprobieren ...eben in erster Linie wegen der Strassen und den anderen Verkehrsteilnehmern :/

  • Zitat

    Ich würde jetzt gerne mal was ganz Blödes fragen: was genau macht eigentlich so große Angst bei einem Hund mit Jagdtrieb?
    Dass der Hund tatsächlich mal ein Karnickel reisst? Das Erfolgserlebnis? Oder dass der Jäger das mitbekommt und kurzen Prozess macht?


    An sich finde ich Jagdtrieb sehr spannend und ein Windhund ohne ordentlich Trieb ist für mich ebensowenig ein Windhund wie ein Retriever noch ein Retriever ist, wenn er nicht apportieren mag. Ich würde auf keinen Fall drauf verzochten wollen, für mich ist das ein ganz wesentlicher Teil vom rassetypischen Charakter.


    Aber ich hab schon Angst davor, dass mir ein jagender Hund auf die Straße läuft oder erschossen wird (bei letzterem allerdings weniger, die meisten Jäger sind heute doch nicht mehr ganz so schnell dabei).


    Das sie mal was kriegen könnten macht mir so ansonsten jetzt nix aus - ich bin schon sehr vorsichtig, einerseits weil ich nix illegales machen und auch keinen Ärger haben will, andererseits weil Wildtiere eben auch ihre Ruhe verdient haben. Und dann ist es ja auch nicht wirklich schön, wenn ein ungeübter Hund z.B. eine Katze zwischenhat, die sind ja auch nicht immer sofort tot, und da könnte ich ehrlich gesagt SEHR gut drauf verzichten!


    Aber wenn es trotz aller Vorsicht mal passieren sollte, dann ist es halt so. Die Hunde folgen ihrem Instinkt, genau wie das eine Katze tut die einem ne Maus auf die Fußmatte legt. Da wäre ich ihnen nicht böse wegen.


    Wenn man es hierzulande dürfte, ich würde auf jeden Fall auch mit Windhunden jagen gehen - das wäre noch mal eine Motivation, den Jagdschein zu machen... Sowas mal life in Spanien, Irland, den USA oder sonstwo zu sehen ist ein echter Traum von mir.


    Zitat


    -kann nicht (überall) offline laufen (und das ist mir sehr sehr wichtig)


    Da kann man nix gegen sagen, ich nehme an entweder das ist einem wichtig oder halt nicht.
    Ich kenn's nicht anders, ich hatte ja immer nur Windhunde, und mir macht es nix aus die Hunde eben auch mal an der Leine zu lassen. Wobei meine schon täglich uneingezäunten Freilauf kriegen und einen Hund nur an der Leine und im Garten und Sonntags auf dem Auslauf mal laufen zu lassen wäre für mich auch nix.


    Zitat


    -eine Baustelle an der man ständig arbeiten muss.


    Ist es ja nicht. Es ist keine "Baustelle" und kein Problemverhalten, es ist erwünschtes, rassetypisches Verhalten! Da muss man nix wegerziehen, das gehört so. Arrangieren kann man sich damit, wenn man dagegen an arbeitet wird man nie glücklich und auch "Jagdersatz-Training" ist meistens aussichtslose Syssiphusarbeit. Der Hund macht da eventuell mit und hat auch Spaß dran, aber das heißt nicht, dass er bei sich bietender Gelegenheit nicht trotzdem den Felldummy dem echten Hasen vorzieht. :D

  • Zitat


    Womit man sich vor allem mental auch mal beschäftigen sollte ist, ob man damit leben kann, dass der Hund auch mal was erwischt.
    Fast alle langjährigen Windhundhalter (zumindestens die mit mehreren Hunden) die ich kenne, sind irgendwann mal in diese Situation gekommen. Sei es der worst case (Hase oder Reh draußen auf dem Spaziergang richtig gehetzt und auch gekriegt) oder auch, das der Hund im eigenen Garten oder auf ner eingezäunten Fläche was findet, was sogar ziemlich häufig ist.


    Das stimmt allerdings, nachdem Lotte das 1. Mal an der 5 Meter Leine ein Kaninchen getötet hat stand ich erst mal ziemlich geschockt da.
    Dass in der Woche pro Hund ca. 10 Mäuse dran glauben müssen daran hatte ich mich ja gewöhnt, trotzdem etwas Anderes wenn da plötzlich dann ein Kaninchen gebracht wird :(
    Lotte ist erst 1 1/2 Jahre und hat neben den Mäusen inzwischen 2 Kaninchen und 1 Fasan an der Leine erlegt.
    Und das nicht an einer 20m Schleppleine sondern direkt vom Weg aus, einen 2m Hechtsprung in die Wiese, und schon war es vorbei. Als Halter habe ich da keine Chance, wenn ich das Tier nicht sehe und der Hund hört oder wittert es und schlägt sofort um . . . ! Nur zu verhindern an einer 2m Leine und wenn wir nur auf geteerten Wege unterwegs sind, aber bei einem Hund der schon nicht frei laufen kann sind 5-8m das Minimum & normalerweise verlassen sie den Weg auch nicht, aber wenn sie es dann doch tun, dann mit Hechtsprung und ohne Reaktionsmöglichkeit.
    Für ein Reh wären meine zwei hoffentlich zu klein, außerdem können die sich zum Glück schwer im 30cm Gras verstecken.

  • Zitat

    Und dann ist es ja auch nicht wirklich schön, wenn ein ungeübter Hund z.B. eine Katze zwischenhat, die sind ja auch nicht immer sofort tot, und da könnte ich ehrlich gesagt SEHR gut drauf verzichten!


    Vor diesem Problem stand ich mit Lottes Kaninchen. Sie hat es geschnappt, brachte es aus der Wiese und auf ein "Aus" hat sie es abgelegt, aber man hat den Kaninchen angesehen dass sie schon zu viel abbekommen hatte, ich hab Lotte dann nochmals dran gelassen & sie hat es dann gezielt getötet. Für mich humaner als dass es qualvoll irgendwo verendet. Aber trotzdem alles andere als schön :(

  • Zitat


    Ist es ja nicht. Es ist keine "Baustelle" und kein Problemverhalten, es ist erwünschtes, rassetypisches Verhalten! Da muss man nix wegerziehen, das gehört so. Arrangieren kann man sich damit, wenn man dagegen an arbeitet wird man nie glücklich und auch "Jagdersatz-Training" ist meistens aussichtslose Syssiphusarbeit. Der Hund macht da eventuell mit und hat auch Spaß dran, aber das heißt nicht, dass er bei sich bietender Gelegenheit nicht trotzdem den Felldummy dem echten Hasen vorzieht. :D


    Und das kann man garnicht oft genug sagen: Es ist typisches Verhalten!
    Wer einen Hund haben will der möglichst wenig Jagdtrieb hat der muss sich eben eine der vielen passenden Rassen aussuchen, aber keinen Jagdhund!


    Form follows function, alles an den Windhunden ist auf die Hetzjagd ausgerichtet. Das ist es was sie so schnittig, so elegant macht, so edel vom Äußeren. Und auch ein gewisser Schneid, den zum Glück noch viele Whippets haben, gehört dazu.
    Einzigartige Hunde, mit denen man entweder leben kann oder es eben lässt.


    Für mich war von Anfang an klar: Fängt Hamilton das Hetzen an kriegt er hier keinen Freilauf mehr. Einfach weil ich weiß das hier viel Wild ist, auch wenn ich es nie sehe.
    Aber ich habe einen Garten und wichtiger, eine wirklich große eingezäunte Hundewiese in der Nähe zu der wir grade jetzt während der Brut- und Setzzeit eh fast jeden 2ten Tag fahren.
    Hamilton kann also täglich rennen, im Garten die Sprünge und kurzen Sprints, auf der Wiese die langen Runden.
    Könnte ich das nicht bieten würde hier vermutlich kein Windhund wohnen.


    Denn zumindest mein Whippet findet Spaziergänge an der Leine so sinnvoll wie der Fisch das Fahrrad. Er schnuppert und ist danach auch müde, ja. Aber wenn der einige Tage nicht rennen konnte wird er unglücklich und das merkt man ihm auch an.



    Der trägt seine Ohren auch nie korrekt, der Kerl. :roll:

  • Ich habe ja keinen Windhund, eben auch weil Jagdtrieb für mich ein großes Problem wäre.


    Wieso gibt es für den Hund nicht einfach einen Maulkorb?!? Finde es total schlimm, dass zwei Kaninchen und ein Fasan drauf gehen mussten :(

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!