Was machen Obdachlose anders?

  • Ehrlich,ich find die Obdachlosen Hunde jetzt nicht soo gigantisch toll erzogen,
    meine Hunde bleiben auch immer bei mir,selbst über den Dortmunder Weihnachtsmarkt hatte ich einen schon unangeleint gehabt (Halsband gerissen,da in einer Tür hängengeblieben.)
    Kein Problem...
    Was ist so besonders an einer starken Bindung?Ich hät Bedenken wenns anders wär...
    Zusätzlich dazu können meine Hunde viel mehr....


    Ich wüsste grade nicht worum ich die Obdachlosen beneiden soll ;)

  • Ich sehe es wie überall: bei dem einen Teil der Obdachlosen hat Hund es gut, bei dem anderen Teil nicht. Aber die verklärte Sichtweise einiger - da frag ich mich echt wo die herkommt...? Wissen, romantische Träume, stille Post?


    Unser Blacky kommt aus dem Tierschutz und hat die ersten ca 12 Monate seines Lebens bei Obdachlosen verbracht.


    Vorteil: er ist Geräuschen draußen gegenüber absolut unerschrocken, super freundlich Menschen gegenüber und verteidigt ihnen gegenüber nichts. Zu Hunden ist er freundlich bis neutral, solange es nicht um Resourcen geht.


    Nachteil: er war in einem katastrophalen gesundheitlichen Zustand, ungepflegt, hat Mülltonnen geplündert und hatte lange starke Durchfälle. Er war unerzogen, respektlos und kannte nicht ein Komando. Die Leinenführigkeit war eine Katastrophe und hätte man ihn gelassen, wäre er kreuz und quer über alle Straßen. Jeden Ball hat er sich geholt, natürlich auch mitten aus Kindergruppen heraus. Er ist extrem futterneidisch allen anderen Hunden gegenüber.


    Über kurz oder lang hätte es auf der Straße sicher Probleme mit ihm gegeben, er wäre überfahren worden, oder man hätte ihn als gefährlich eingestuft.


    Sicher kein repräsentatives Beispiel, aber ein echter Fall.


    Wir sind superglücklich ihn zu haben, aber es war 2 Jahre lang viel Arbeit und ein mühevoller Weg ihn zu einem Hund zu machen, der nun in unserer Siedlung gern gesehen ist.

  • Zitat

    ich denke das siehst du etwas verklärt, oder hast du schon mal einen obdachlosen mit einem richtig alten hund gesehen? ich nicht. :/


    ich denke das ist nichts weiter als ein klischee, das tolle, freie leben auf der straßen mit dem besten freund auf vier pfoten. genauso gut könnte man sagen, die streuner im süden haben ein tolles leben auf der straße :roll:


    Ich schon. Ne Menge sogar. Ich spreche hier von meinen Erfahrungen, und diese Einstellung ist meiner meinung nach nicht verklärt.
    Ich romantisiere das ganze auch nicht o.ä. Ich würde als Hund nur niemals nie bei jemandem landen wollen, der
    mir Signale sendet, aber andere ausspricht (der Klischee-Erziehungsratgeber-Hundehalter.)
    mich die ersten Jahre mit Agility durch die Gegend peitscht und mir Kondition antrainiert, dann ein Baby bekommt, den Job mit den längeren Arbeitszeiten bekommt, damit der Partner Urlaub fürs Kind nehmen kann, und ich mit all meiner Kondition nur noch Sofasurfen kann.
    (oder gleich die Abkürzung überfetteter Gesellschaftshund)
    mich einfach garnicht erzieht, und ich mich bei ihm nicht sicher fühle, ständig aufmucken muss, und alles ankläffe. 24 Std unter Strom stehe.



    Das sind Beispiele, die ich schlimmer finde, als ein Leben aus der Mülltonne (zumal bei uns in der Stadt die Hunde sehr gut durchgefüttert werden, durch Spenden).


    Klar gibts schwarze Schafe, die gibt's überall. Aber nur weil es auch unter Obdachlosen Individuen mit Aggressionsbewältigungsproblemen gibt, heisst es ja nicht, dass alle Hunde die "funktionieren" dorthin geprügelt wurden.


    Die Obdachlosen die ich kenne, egal ob alt oder jung, Junkie oder clean, Punk oder nicht, sind vorbildlich. Ich habe mich immer mit welchen unterhalten, die ich oft gesehen habe, oder welche die ne Zeit verschwunden waren, und plötzlich wieder auf der Straße auftauchten. KEINER von denen hätte seinen Hund im Stich gelassen. Einmal habe ich einen -mir bis dahin unbekannten- älteren, betrunkenen Mann gesehen, der sehr grob mit seinem Hund umging, der war aber schnell gefasst und ich habe ihn nie wieder gesehen.


    Ich finde jetzt auch nicht, dass es einen Obdachlosen-Kult gibt (finde ich ehrlich gesagt auch etwas pervers, eine Person, die in einer schwierigen Situation ist zur Mode zur erklären). Ich persönlich kenne eben zu 99% nur positive Beispiele und bin in Gesprächen mit besagten 99% immer wieder davon erstaunt worden, wie sehr man sich in Sachen Erziehung und Wünsche über Hund-Halter Beziehung ähnelt.


    Jeder, der Möglichkeiten hat, Hilfsmittel zu nutzen, oder einen Trainer zu konsultieren soll das auch machen, wenn er das möchte. Habe ich auch gemacht. Ich besitze auch ettliche Kauseile, einen Kong, ein Geschirr, eine Schleppleine, mittlerweile sogar einen Clicker! Aber ich versuche mich davon nicht abhängig zu machen. Trotzdem drücke ich mich oft vor Situationen wie zB Hund mit in die Stadt nehmen etc.
    Ich mache auch große Bögen um andere Hunde, wenn meiner angeleint ist, und frage immer nach Erlaubnis, bevor ich meinen ableine, falls ich einen möglichen Spielpartner sehe.
    Ich bewundere einfach jeden, der da einfach durchstapft! Muss ja kein Obdachloser sein, sondern einfach jeder, der nicht zu Hilfsmitteln flüchtet (Hundepension etc.) sondern sagt "nee. der gehört zu mir. da müssen wir jetzt durch. 24Std am Tag, 7 Tage die Woche, komme was wolle". Denn:


    "Shit happens".
    Es gibt keine perfekten Lebewesen, es kann immer mal was schief gehen.
    Jeder, der vom Pferd fällt, und wieder aufsteigt hat meinen Respekt, wie ich ja bereits sagte.
    Mittellose, oder welche die es schlichtweg alleine gebacken bekommen, ohne soviel Einfluss von anderen, oder Hilfsmitteln, bewundere ich für ihre erhaltene Intuition.
    Genauso wie mich Menschen faszinieren, die es schaffen ein Pferd zu zähmen, ganz ohne Gewalt und Zwang.


    Beim Thema Kindererziehung rollen sich mir auch die Fußnägel hoch, wenn ich sehe, was da alles für ein Terz gemacht wird. Kinderpsychologen, Medikamente, damit die Kids Ruhe geben, antiautoritär oder doch total streng, alles erstmal Googlen bevor man etwas macht. Am besten YouTube Videos und Foren zu Rate ziehen, bevor man sich dafür entscheidet, ob es denn auch pädagogisch wertvoll ist, das Buch XY vorzulesen, und ein Mobilee mit Flugzeugen über dem Kinderbett zu haben, obwohl Wassertiere ja viel beruhigender wirken :irre:


    Es liegt also nicht daran, dass ich finde, Obdachlose seien die besseren Hundehalter, sondern ich finde, die Menschheit bewegt sich allgemein in eine Richtung, in der so etwas wie "Mutterinstinkt" total flöten geht. Meiner Meinung nach geht halt irgendwie durch viel Tra-ra dieses Innere Etwas verloren, dass dir wohlige Wärme bereitet, wenn du einfach -für dich- weisst, was richtig ist.


    "durch ein Übermaß an Genüssen entsteht ein Untermaß an Tugenden"
    bzw: keep it simple, hör auf dein Herz, dat wird schon.
    DAS ist für mich "Kult".

  • Zitat


    Meiner Meinung nach geht halt irgendwie durch viel Tra-ra dieses Innere Etwas verloren, dass dir wohlige Wärme bereitet, wenn du einfach -für dich- weisst, was richtig ist.


    da bin ich völlig bei dir, nur hat das meiner meinung nach mit erziehung und herkunft und dem wissen um seine eigenen wurzeln zu tun, nicht damit ob man durch seine lebensumstände gezwungen wurde, auf der straße zu leben.


    das „ganz-ohne-schnickschnack-auskommen" beim leben mit hund ist ja keine erfindung der obdachlosen, sondern hat etwas mit der persönlichen einstellung des einzelnen zu tun.

  • Ich denke, da kommen immer nur Klischees und Einzelerfahrungen bei rum. Einerseits kann man da eigentlich nur mitreden wenn das mal erlebt hat, andererseits gibt es nicht "die Obdachlosen", auch wer kein Dach überm Kopf hat, ist eine eigene Persönlichkeit mit einer eigenen Geschichte und eigener Weltsicht.


    Eines sei aber mal aus meiner Erfahrung beigesteuert: das Leben ist anders, mit Hund oder ohne. Das ist nicht so einfach wie mancher sich das vorstellt und mit "haste mal nen Euro?" kommt man nicht weit, da haperts schon am Essen, von möglichen Tierarztbesuchen mal ganz zu schweigen. Dafür muss man schon ein bissl mehr machen.
    Das ist keine Lagerfeuer- Hippie- freies Leben Romanze sondern ein täglicher Kampf ums überleben.
    Und wenn ich höre "egal ob Junkie oder clean, mit den Hunden ist alles top!" dann stellen sich meine Nackenhärchen.
    Ein Junkie der Stoff braucht ist zu niemandem lieb, dem ist niemand wichtig, auch der Hund nicht! Das ist die traurige Psychologie der Sucht. Mit sojemandem kann es niemand gut haben, auch der Hund nicht, denn die Droge bestimmt über Verfassung und Laune des Junkies.
    Wer so sehr die Achtung und die Wertschätzung vor sich und dem eigenen Körper verloren hat, der sollte erstmal daran arbeiten bevor er Verantwortung für weitere Lebewesen übernimmt.


    Wie gesagt, es gibt Hunde denen es auf der Strasse gutgeht und wo es läuft (siehe mein voriges Post), aber wenn Drogen oder Alkohol ins Spiel kommen gehts meistens nur noch talwärts - auch für den Hund.
    Denn wenn man auf der Strasse halbwegs gut überleben will, braucht man eigentlich einen klaren Kopf!

  • Zitat

    da bin ich völlig bei dir, nur hat das meiner meinung nach mit erziehung und herkunft und dem wissen um seine eigenen wurzeln zu tun, nicht damit ob man durch seine lebensumstände gezwungen wurde, auf der straße zu leben.


    das „ganz-ohne-schnickschnack-auskommen" beim leben mit hund ist ja keine erfindung der obdachlosen, sondern hat etwas mit der persönlichen einstellung des einzelnen zu tun.


    ach herrje... ich hatte schon wieder einen soo langen Text geschrieben, aber irgendwie klang der ziemlich nach Blümchen im Haar, kiffen und Bäume kuscheln...
    Ich versuchs nochmal bisschen unesotherischer:


    Definitiv hat das zum Großteil mit Erziehung,Prägung etc. zu tun.
    Allerdings verlieren viele Menschen dieses "Talent" (im Einklang sein, aufs Innere hören,..) in dem großen Tumult namens Leben.
    Stell dir vor, dieses Talent ist eine Kerze.
    Deine Eltern zünden die Kerze an, und durch eine gute Erziehung nimmst du das Licht und die Wärme wahr. Während deiner Entwicklung baust du ein Windlicht drumherum, das dein Flämmchen vor Brisen schützt.
    Manche suchen sich einfach ein Hobby, das sie erfüllt, andere finden Erfüllung in Glauben, andere machen was komplett anderes um das "Ich" zu stärken.
    Im Laufe der Zeit werden die Brisen aber zu Wind, und ob es nun materielle Verwöhntheit, tragische Ereignisse, ein Abrutschen in falsche Kreise oder zB eine psychische Erkrankung ist: es pustet gegen dein Flämmchen.
    Man fühlt Unsicherheit, schwankende Emotionen, man sucht nach Lösungen
    Irgendwann wird auch dein Windlicht drumherum nix mehr helfen, denn wenn es zu viel wird, wird die Kerze einfach ausgepustet.
    Man fühlt Leere, Depression, Wut, Angst....
    man kann nicht mehr in sich hineinhören, man ist ausser Balance.


    meine Theorie basiert also quasi auf:
    "was einen nicht umbringt, macht einen härter"


    zumindest baut man einen Schutzmantel um sein Kerzchen auf, jedes Mal, wenn man ein Problem (auf seine Art und Weise) bewältigt. Auch wenn man ein Problem nur "akzeptiert und integriert".


    Dadurch, dass heutzutage viele Menschen erst recht spät anfangen, Probleme alleine bewältigen zu müssen, wächst meiner Meinung nach dieses Bewusstsein -was tut mir gut? was brauche ich? wie kann ich das Problem lösen?- und diese seelische Selbstständigkeit/Charakterentwicklung je nach Individuum langsamer, anders,... gar nicht?!


    Man schätzt halt einfach mehr, was man hat, wenn man nix hat, man nimmt die Dinge bewusster war (sobald man psychisch in der Lage ist, sie zu erkennen)....
    .... :???: Ach Mensch. ich habs heut nicht so mit verständlichen Formulierungen. Ist ja aber auch komplex.


    Jedenfalls denke ich, dass vielen Leuten das Beispiel Obdachlose so auffällt, da die Kluft einfach so groß geworden ist zwischen den Tugenden und dem ganzen Erziehungswahn.


    Klischee beginnt
    Man selbst kämpft mit fünfzig Accessoires die man dabei hat,Notfallset,Mauli in der Tasche, Dummy, Schleppleine, Clicker, seperates Halsband, Hundepfeife,Ratgeber,Trainingsdisc, der Hund ist ein Leinenpöbler, besser mal einen Termin bei einem Profi machen, alles hektisch, gebelle, überforderung, keine Zeit, schnell Gassi in der Mittagspause, oh oh Durchfall, bestimmt was schlimmes, Tierarzt, zu spät zurück ins Büro, Stress,Stress,Stress.
    Und dann noch alle andern aus der Hundeschule die so gucken: :shocked:
    weil dein Hund beim Obedience immer noch nicht perfekt läuft. /Klischee endet
    dann läuft man an einem tollem Obdachlosen-Hund-Team vorbei und die sitzen da und haben sich lieb "obwohl se nix haben".
    Ich glaube, das nennt man Ironie.


    So entsteht dann dieses Paradebeispiel und man ist auf der Suche nach dem großen Geheimnis. (Womit man sich schonwieder von Außen beeinflussen lässt...)


    konfus alles. Ich hör jetzt auf ;)

  • Habe den Thread nicht gelesen und falls ich jetzt eine Antwort die schon vorkommt wiederhole - Sorry :)


    Aber meiner Meinung nach sind die Hunde von Obdachlosen vor allem meistens so souverän, weil der Obdachlose selber nicht viel auf den Hund eingeht.


    Er ist in erster Linie ein Partner für den Obdachlose in der Regel seinen letzten Cent ausgibt, aber wenn der Mensch aufsteht dann geht er einfach und Hund kann bleiben oder auch nicht...


    So zumindest habe ich es beobachtet.


    Er vewöhnt und vermenschlicht den Hund halt nicht... ;)

  • Ein guter Freund von mir ist Obdachlos, ich war damals in der linken Szene unterwegs.. mit damals meine ich es ist schon ein paar jahre her...


    Er nannte sich Erbse hies eigentlich Danny, sein Hund war sweety eine Bordercollie dame.
    Sie war sehr sehr lieb.. Es sei denn jemand hat sich gestritten oder mal aus spass gekampelt da hatte sie gezwickt weil sie Angst hatte...


    Erbse lebte mit Sweety in einem großen Fabrikgebäude (in Gotha - Thüringen)


    Wenn er mal auf ein Konzert wollte oder woanders hin abends, hab ich sweety meistens zu mir genommen...
    Ich hab ehrlich nochnie einen so lieben Hund bei mir haben dürfen..


    Ich weis leider nicht was aus den beiden geworden ist...
    Ich weis das er sweety jeden Tag!!! (egal ob er kaum was zu essen hatte oder garnix zuessen hatte) dosenfutter gekauft hat, und 2 hat sie mindestens bekommen!


    Ich kann nur meine erfahrungen mit den beiden weiter geben, wie es tatsächlich zu dieser extrem starken bindung kam kann ich nicht sagen, ich denke aber es liegt daran das der Hund niemanden hatte, und für beide war es nicht selbstverständlich das sie immer was zu essen hatten, oder in sicherheit waren!



    Lg
    Leo


    (steinigt mich nicht...)

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