Komische Erziehungsmethoden?

  • Hallo liebe Foris,


    ich habe gestern eine Freundin (nach längerer Zeit) getroffen. Sie hat einen Kangal (ich denke so ungefähr 3 oder 4 Jahre alt) aus dem TH. Probleme hatte sie damit ihn freilaufen zu lassen und teilweise mit der Aggressivität ggü. anderen Hunden. Jetzt habe ich die beiden fast 6 Monate nicht mehr gesehen und war gestern entsetzt, wie der Hund sich verhält! Er schleicht mit gesenktem Kopf und hängender Rute um sein Frauchen herum, sobald sie einen Schritt zur Seite macht, läuft er mit, traut sich nicht zu schnuppern und sobald er etwas "Verbotenes" macht, fliegen die Wurfketten (nicht nur eine, sondern eine ganze Tasche voll)...


    Der Hund, den ich als stolzen (zwar unerzogenen) Hund kennenlernte, ist jetzt ein "Häuflein" Hund :|


    Auf Nachfrage erzählte sie mir dann von ihrem Trainer (wurde von einer deutschlandweit vertretenen Hundeschule ausgebildet), der sich am Wolfsrudel orientieren würde: Der Chef läuft immer voran, isst zuerst, der "Untergebene" darf nur REagieren und nicht selbst aktiv sein... Mein "Wolfs-Wissen" beschränkt sich ehrlicherweise auf Bloch und Trumler - und ich bin der Meinung, dass es dort u.a. heißt, dass der Alpha-Wolf nicht zwangsläufig immer vorne laufen muss, dass auch ein untergeordneter Wolf sein Futter verteidigen darf und sich durchaus auch mal einen höherliegenden Liegeplatz aussuchen darf...


    Unerwünschtes Verhalten (z.B. Bellen/Knurren/Voranlaufen etc.) wird durch das Werfen von Ketten (viele viele) bzw. Knallerbsen (ja, so bekommt man seinen Hund garantiert nicht schussfest) geahndet...


    Ich finde es auf der einen Seite fut, dass sie sich Hilfe bei der Erziehung geholt hat, andererseits tut mir der Hund wahnsinnig leid, weil ich denke, dass diese Erziehungsmethode mit wahnsinnig viel psychischer Gewalt arbeitet (bzw. nur mit psychischer Gewalt - Hund wird zum Anfang komplett (bei ihr 4 Wochen) ignoriert, außerdem dürfen Leckerchen + Spielzeug in der Erziehung nicht genutzt werden).


    Wie seht ihr das? Darf euer Hund seine "Persönlichkeit" behalten, reicht es euch, wenn er gut hört und euch als "Chef" anerkennt, oder wollt ihr einen unterwürfigen Hund, der nur "kuscht" und sich einzig und allein an euch orientiert?


    Bei uns darf jeder Hund "Persönlichkeit" bleiben, er wird erzogen, er MUSS folgen, er muss selbstständig auf mich achten (davonrennen ist nicht) aber ich möchte einen Hund, der mich fordert, und den ich fordern kann - und dazu gehört mMn auch ein bisschen "Eigeninitiative" des Hundes - wenn ich mir vorstelle, er klebt mir bei einer Wanderung stundenlang am Bein und traut sich nicht weg - erschreckend.


    Verwirrte Grüße
    Lisa + Rudel


    Ach ja: ich wurde dann gleich darauf hingewiesen, dass mein 10 Wochen alter Welpe versucht, den Chef"posten" für sich zu beanspruchen, weil er ein paar Schritte vor mir gelaufen ist :/

  • Ich will einen Hund. Ich will das sie eigene Entscheidungen treffen und ihre Konflikte selber lösen. Sie sollen ihr Hirn benutzen. Klar sollen sie hören, aber dennoch doch bitte, bitte ihren eigenen Kopf behalten!



    Zu der Dame sag ich besser mal nix.....

  • Danke Kathrin! :gott:


    Dachte schon ich bin :irre: - mir wurde nämlich auch schon "vorgeworfen" ich würde meine Hunde vermenschlichen, indem ich ihnen einen eigenen Willen zugestehen würde :kopfwand: - das würden die Hunde gar nicht wollen, sie wollen immer und überall geführt und angeleitet werden...


    Aber der "Dame" das zu erklären ist wohl ein Ding der Unmöglichkeit...

  • Die geschilderte Sichtweise ist mir bekannt.


    Ich habe aber einen Hund bei mir zu Hause und keinen Wolf.
    Vom Wolf stammt er definitiv ab, hat sich aber seit 100000 Jahren vom Wolf weg entwickelt mit ganz Anforderungen und Umweltbedingungen.


    Friederike

  • Zitat

    Der Chef läuft immer voran, isst zuerst, der "Untergebene" darf nur REagieren und nicht selbst aktiv sein...


    wie sollte da ein Rudel überleben können? Bei der Verantwortung und der Planung die dieser arme Wolf betreiben müsste (also Wolf 1 du gehst da hin, Wolf 5 du schleichst dich jetzt von rechts an, ja Wolf 3 du darfst jetzt fressen, nein Wolf 2 du darfst jetzt nicht dahin laufen > ich hab doch gesagt du darfst da nicht hin, ab nach hinten) rechne ich mit einer Lebensdauer von ca 1 bis 2 Jahren. Dann ist der fertig mit der Welt oder sucht sich evtl. doch nen anderen Job. Wie bescheuert ist das denn.


    Zitat

    dann von ihrem Trainer (wurde von einer deutschlandweit vertretenen Hundeschule ausgebildet), der sich am Wolfsrudel


    frag doch mal wie lange der Trainer (bzw. diese Ausbildungsstätte) unter Wölfen gelebt hat und dadurch diese super Erkenntnisse bekommen konnte.

  • Ich "durfte" vor nicht allzu langer Zeit genau so einen Hund kennen lernen. Die Wurfkette flog quasi als Allheilmittel immer wieder durch die Luft, einmal sogar direkt auf den Hund drauf. :/


    Zwischen "Führen" und "Unterwerfen" besteht ein himmelweiter Unterschied. Natürlich ist eine gewisse Führung für den Hund im alltäglichen Zusammenleben wichtig. Aber die Folgen, die durch ständiges Unterdrücken, Unterwerfen, Strafen für ein intelligentes Lebwesen verursacht werden, haben damit absolut nichts mehr zu tun.
    Führung wird nicht durch eine Reihenfolge beim Laufen, Essen, Spielen vermittelt, sondern durch Verlässlichkeit und Vertrauen.


    Aber das ist wohl eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen muss: möchte ich einen funktionierende Befehlsempfänger - oder ein eigenständiges Lebewesen als Kameraden.


    Schlimm nur, wenn solche Methoden auch noch als "artgerecht" gepriesen werden - als Ersatz für die eigene Unfähigkeit zu Reflektieren, wird dann immer auf irgendwelche längst überholten Wolfsstudien verwiesen. Welcher Art ist es gerecht, dass sie in ständiger Unterdrückung lebt?


    Ich frage mich, was man als Hundebesitzer von so einer gebrochenen Seele hat? Ist man noch stolz auf den Gehorsam? Oder erkennt man überhaupt nicht, wie (oder dass?!) der Hund hierbei fühlt?


    Viel zu oft hört man von solchen Hunden.


    Grüße, Caro

  • Hallo, wir sehen das wie Du. Unsere Antwort : der arme Hund und das bei einem stolzen, denkenden, eigenständig handelnden Kangal. Sie wird sich mit der Zeit wundern..........


    Ich schließe mich an, zu der Dame sag ich auch nix.....nicht hier, der würde ich aber gern mal persönlich begegnen.

  • Ich bin zwar auch nicht sonderlich begeistert von diesen Erziehungsmethoden, gebe aber mal zu bedenken, dass es sich um einen 3-4 jährigen Kangal mit ungewissem Vorleben aus dem TH handelt.


    Erziehen im klassischen Sinne muss bzw. kann man HSH eigentlich kaum, sondern das eigentliche Erziehungsziel ist, sie auch als Erwachsene unter Kontrolle zu haben. Wenn Deine Freundin das mittels Wurfketten usw. hinkriegt, warum also nicht. Wenn es dem Hund zu bunt wird, wird er sich sicherlich artgerecht wehren und Deine Freundin spätestens dann einsehen, dass sie übers Ziel hinausgeschossen ist. :D


    Übrigends ist das langsame Rumlaufen mit hängendem Kopf und Rute bei HSH nicht unbedingt ein Zeichen von Aufgabe oder Resignation, sondern auch wenn sie relativ entspannt sind, nichts aufregendes ihrer Meinung nach passiert bzw. passieren wird, trotten sie so dahin.


    Aber Terry, selbst Besitzerin eines HSH, darf mir gerne widersprechen. ;) (Alle anderen natürlich auch!)

  • Hmmm, Kimani ist erst 5 Monate alt, aber ein paar "Regeln" haben wir festgelegt- kein Sofa, erst an seinen Futternapf, wenn ich das ok gebe, ignorieren wenn er was angestellt hat (ca. 5-10 Min.), keinen Schlaf- bzw Liegeplatz an Stellen im Haus, die sein Territorialverhalten verstärken könnten, ab in sein Korb wenn es an der Tür klingelt usw.


    An der Leine muss er entweder bei Fuß gehen oder darf ein wenig voraus laufen, das entscheide ICH, je nachdem. Ohne Leine darf er auf mein Kommando "Lauf" lospreschen- hält aber immer einen Radius von ca. 5 m ein- ok, er hat noch den Folgetrieb und Verlustängste, aber auch als großer Rüde wird vor mir laufen dürfen, er soll ja schliesslich Spaß am Hundsein haben!!


    es hat nicht lange gedauert, ihn an diese Regeln zu gewöhnen und er kämpft nicht dagegen an...


    Das zuerst durch die Tür gehen haben wir nie durchgesetzt- vielleicht wird es uns eines Tages leid tun, aber momentan sehe ich den Sinn darin nicht. Er ist nicht aufmüpfig, er hört sehr gut, akzeptiert unsere Regeln und lernt schnell, gerne und willig. ich steige auch über ihn rüber, wenn er im Weg liegt- da raufen sich Einige bestimmt nun die Haare, aber ich denke, manche Hunde sind dominanter und müssen vermehrt in ihre Schranken gewiesen werden. mag ja sein, dass er in seiner Rüpelphase ein Halbstarker wird, aber von anderen RR-Besitzern und der Züchterin habe ich nur positives gehört, und keiner von ihnen geht zuerst durch die Tür....

  • Ich bin zugegebenermaßen sehr penibel, was den Gehorsam meines Hundes angeht - und Gehorsam macht meinem Hund Spaß, vielleicht, weil´s ein mali ist, vielleicht, weil´s bei uns paßt: Ich arbeite gern mit ihm, er gern mit mir.


    Aber wer sich einen HSH holt, kann keinen schäferhündischen gehorsam erwarten, dafür sind sie zu selbständig.


    Ein bedauerliches Geschöpf - das ist kein Gehorsam, sondern Angst und Verunsicherung :hilfe:

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